Warum brauchen die Foo Fighters 3 Gitarristen?

Chris Shiflett: Der Lead-Gitarrist der Foo Fighters

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Dave Grohl mag der unangefochtene Boss der Foo Fighters sein, doch Hauptgitarrist des Quintetts aus Los Angeles ist ganz klar Christopher Aubrey Shiflett (43), ein kleines drahtiges Männchen, das eigentlich aus dem Hard- und Punkrock stammt, gerne lange Soli spielt (aber nicht darf) und sich allein deshalb mit zig Neben- und Hobby-Bands vergnügt. Trotzdem: Auf ,Sonic Highways‘ ist der 43jährige genauso stolz wie auf den aktuellen Status der Foos. 

Chris Shiflett mit Gitarre

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Chris, wie war es mit Legenden wie Rick Nielsen, Joe Walsh und Joan Jett, aber auch Newcomern wie Gary Clark Jr. zu spielen?

Chris Shiflett: Es war cool, all diese Leute zu treffen. Wobei gerade Rick und Joe regelrechte Veteranen sind, die uns enorm beeinflusst haben. Und solchen Musikern zu begegnen, ist ein Riesenspaß. Joe kannte ich bis dahin gar nicht, aber er war unglaublich relaxt und witzig. Während Gary Clark Jr. ein umwerfender junger Spieler ist, wirklich sehr talentiert.

Als wir mit der Session fertig waren, konnte ich es mir nicht verkneifen ihn zu fragen: „Hey, Mann, zeig mir ein paar von deinen Licks. Gib mir ein bisschen Unterricht.“ Was er getan hat. Und was ich wahnsinnig nett fand. Wobei die spannendste Begegnung ganz klar die mit Allen Toussaint in New Orleans war.

Es war früh am Morgen, ich saß da mit einem Kaffee und habe versucht, wach zu werden. Plötzlich steht Allen neben mir und ich war einfach sprachlos. Nach dem Motto: „Oh, mein Gott.“ Alles, was ich hervorgebracht habe, war: „Guten Morgen, Mr. Toussaint, schön sie zu treffen.“ So etwas in der Art.

Dann sind die Foo Fighters also inzwischen ein gutes Vehikel, um seine Helden zu treffen?

Chris Shiflett: Ohne Frage. Und wir sind ja schon einigen begegnet. Ich meine, die Liste wird immer länger. Und es ist toll, also ich möchte das nicht missen. Es ist nur so, dass es nicht immer leicht ist, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten. Es gab da zum Beispiel eine Phase, in der wir öfter auf Jeff Beck getroffen sind – einfach so, bei irgendwelchen Veranstaltungen. Und es ist nun mal so, dass jeder Gitarrist denkt, Jeff wäre Gott. Weshalb ich dann zwei oder drei Mal vergeblich versucht habe, mich vorzustellen und ihn zu treffen. Doch es war ganz offensichtlich, dass er nur seine Ruhe wollte. (lacht)

Kannst du erklären, wofür die Foo Fighters drei Gitarristen brauchen? Und solltest du nicht ursprünglich der zweite neben Dave sein – bis Pat Smear 2006 zurückgekehrt ist? Hast du dir da keine Sorgen um deinen Job gemacht?

Chris Shiflett: Doch natürlich – sehr sogar. Ich habe damals zu Dave gemeint: „Hör mal, ich habe manchmal das Gefühl, dass hier nicht genug Raum für zwei Gitarristen ist – geschweige denn für drei.“ (lacht) Wobei ich dazu sagen muss, dass ich Pat gar nicht kannte. Ich hatte ihn zwar ein paar Mal getroffen seit ich ihn ersetzt habe, aber ich wusste nicht wie er tickt.

Und natürlich habe ich mir Sorgen gemacht, denn Bands sind fragile Konstrukte – und ich muss meine Kinder ernähren und die Hypothek auf meinem Haus abstottern. Eben realer Erwachsenen-Scheiß. Von daher war ich schon etwas besorgt. Aber es hat sich alles ganz schnell entspannt und quasi von selbst erledigt.

Schon am ersten Tag, als Pat zu den Proben kam, hatten wir einen Heidenspaß. Wir haben über Alice-Cooper-Platten und über die Kämpfe von Sugar Ray Leonard gesprochen, und es war alles in Ordnung.

Und wie entscheidet ihr, wer was in einem Song spielt?

Chris Shiflett: Das ist immer anders und entscheidet sich erst während der Proben. Denn normalerweise ist es so, dass Dave mit einer SongIdee aufwartet, die er zu Hause als Demo festgehalten hat. Die verteilt er dann innerhalb der Band, und jeder hört sie sich an und macht sich Gedanken dazu. Und so viel ich weiß, gab es da nie Diskussionen oder Probleme. Sondern ich überlege mir halt, was da zwei weitere Gitarren machen könnten, und übernehme dann halt einen Part davon.

Warum weisen Foo Fighters-Songs kaum Soli auf?

Chris Shiflett: Das ist nicht meine Entscheidung, Mann. (lacht)

Das heißt: Du würdest wenn du könntest?

Chris Shiflett: Absolut! Ich meine, nichts gegen die Band oder Dave, denn es ist seine Band und er ist die treibende Kraft dahinter, was ich auch respektiere. Aber seit den 80ern gibt es halt diese merkwürdige Aversion gegen Gitarrensoli, die in den frühen 90ern dazu führte, dass sie regelrecht verpönt waren. Als würde es sich dabei um musikalisches Masturbieren oder etwas in der Art handeln. Aber ich sehe das eben nicht so.

Klar, gab es ein paar lächerliche Bands, die Spandex getragen, ziemlich bescheuert ausgesehen und echten Scheiß gespielt haben. Aber für mich hat alles seine Berechtigung und seinen Platz. Und wenn ich Gitarrensoli von Angus Young, Jimmy Page oder wem auch immer höre, besitzen sie für mich nicht nur eine wunderbare Melodie, sondern auch eine Wahnsinns-Energie.

Was selbst für Yngwie Malmsteen oder Eddie Van Halen gilt. Wenn ich diese Jungs höre, sträuben sich mir die Nackenhaare und ich bin total begeistert. Es ist also kein Gitarren-Gewichse. Zumindest nicht in meinen Ohren.

Rick Nielsen von Cheap Trick spielt ja auch in dieser Liga…

Chris Shiflett: Auf jeden Fall. Ich würde sagen, jeder der eine gute Lead-Gitarre spielt. Und ich selbst spiele wahnsinnig gerne Lead. Das ist mein Ding: Ich bin ein Lead-Gitarrist. Das kriege ich besser als alles andere hin. Und ich höre auch anderen gerne dabei zu.

Wobei ich das Gefühl habe, dass sich die Sichtweise da langsam ändert und Leute sich durchaus wohlwollend daran erinnern. Denn da sind ja Albert Hammond Jr. von den Strokes, Jack White oder Dan Auerback von den Black Keys, die die Lead-Gitarre wieder cool machen.

Also besteht auch bei den Foo Fighters Hoffnung – in dem Sinne, dass es in Zukunft vielleicht ein bisschen mehr werden könnte?

Chris Shiflett: Ja, und live ist das auch schon der Fall. Einfach, weil ich da die Freiheit habe, das Ganze ein bisschen zu strecken. Aber ich fürchte Dave und Butch Vig sehen Soli immer noch als ein Relikt aus einer verflossenen Zeit. (lacht) Und das sehe ich anders.

Und wie bist du zur „Shifty“ SignatureTelecaster gekommen, die ja dein Markenzeichen ist?

Chris Shiflett: Ich habe mir vor Jahren eine alte Telecaster Deluxe gekauft. Und ich mochte die Art, wie sie sich anfühlt. Wobei ich allerdings nie ein Fender-Typ war. Einfach, weil ich nicht mit diesen Singlecoil-Pickups klargekommen bin. Also mit denen habe ich mich nie sonderlich wohl gefühlt.

Ich mochte zwar immer das Gefühl der Gitarre, aber nicht ihren Sound. Für Rockmusik war sie mir einfach nicht kräftig genug. Von daher war meine erste Wahl immer eine Les Paul oder Gretsch-Gitarren, die spiele ich ebenfalls gerne und oft. Aber über die Jahre waren es doch meist Gibsons – bis ich diese Tele Deluxe fand und mich aus irgendeinem Grund in sie verliebt habe. Obwohl die Fender- „wide range“-Pickups, die ja nichts anderes als ihre Version eines Humbuckers sind, vielleicht für bestimmte Sachen gut klingen, aber eben nicht für die Foo Fighters.

Von daher habe ich halt ein paar echte Humbuckers in die Tele eingebaut, und den Fender-Schriftzug durch „Shifty“ ersetzt. Eben weil es quasi eine Bastard-Gitarre war. Kurz darauf rief mich jemand von Fender an und meinten: „Hey, wir haben gesehen, dass du deine eigene Kreation spielst. Hättest du Lust auf ein Signature-Modell?“

Mal abgesehen vom eigenwilligen Logo am Hals: Was macht diese Gitarre sonst noch aus?

Chris Shiflett: Sie ist ein bisschen mehr Rock’n’Roll als eine reguläre 70s Deluxe Telecaster. Eben mit Humbuckern, einem Rosewood-Griffbrett und einem Hals, der mit vier Schrauben am Body sitzt. Von daher bin ich sehr glück damit – und natürlich auch sehr stolz darauf. Eben: Wer die Foo Fighters und ihren Sound mag, dem wird diese Gitarre dabei helfen, genau das hinzubekommen.

Wie steht es mit Effekten und welche Amps verwendest du auf dem Album Sonic Highways?

Chris Shiflett: Dadurch, dass wir jede Woche in einem anderen Studio waren, haben wir diesmal nicht wirklich viel verwendet. Was mir gut gefallen hat. Also habe ich meinen Friedman-Amp mitgenommen, der wie ein Plexi ist, aber doch ein bisschen heißer. Dazu die Fender und noch einen Vox-Amp. Eben wirklich nur ein paar Sachen, die wir beliebig untereinander getauscht haben.

Und unser Techniker James hat diesen magischen Beutel mit Effektgeräten. Bei jedem Stück hat er überlegt: „Mhhh… Was braucht die Nummer, was könnte dazu passen?“ Anschließend hat er in seinen Beutel gegriffen und ein paar Sachen hervorgeholt. Was für mich immer der lustigste Momente während des Aufnahmeprozesses war. Nämlich da zu sitzen und so lange mit Sounds herumzuspielen, bis du den richtigen findest.

Wobei die Herausforderung immer darin besteht, das, was du da eine Stunde lang gemacht hast, drei Monate später live zu wiederholen. Da stehst du oft wie der Ochse vor dem Berg und sagst: „Ich hab keinen blassen Schimmer, wie wir das angestellt haben.“ (lacht) Aber du versuchst, dem irgendwie nahezukommen.

 

Das Gear von Chris Shiflett

Gitarren: Shifty Telecaster Deluxe, Fender Chris Shiflett Telecaster Deluxe, Fender Stratocaster, Duesenberg Fullerton TV, Gibson ES-135, ES-347, ES-335, Gretsch Brian Setzer Black Phoenix, Gretsch 59 Nashville Reissue, diverse Gibson Les Pauls, Firebird, Flying V und Explorer, Martin Acoustic
Verstärker: Vox AC30, Fender Bassman, Fender Super Reverb, Friedman BE-100, Mesa/Boogie Road King
Effekte: EHX Micro POG, Fulltone Fulldrive 2 Mosfet, Boss TU-3 Chromatic Tuner/Power Supply, Dunlop DVP1 Volume Pedal, Whirlwind A/B Selector, Line 6 M13 Stompbox Modeler, Boss DS-1 Distortion, ProCo Rat Pedal, Line 6 DL4 Delay Modeler, Voodoo Labs Amp Selector, Line 6 MM 4 Modulation Modeler, Menatone Red Snapper, Electro-Harmonix Holy Grail Pedal, Vox Input Selector/Jumper Switch

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