Swingin´Gibsons: Byrdland, Super 400 & Co.

6 Gibson Jazz-Gitarren im Vergleich

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Der gute Ruf, den Gibson weltweit als großartige Gitarren-Manufaktur genießt, fußt nicht zuletzt auf einer Reihe bewährter und berühmter Jazz-Gitarren. Die wurden nicht ohne Grund seit Anbeginn von legendären Musikern der Welt von Swing bis Fusion und Avantgarde bis Easy Listening gespielt. Im Gibson-Programm von heute finden sich heute neben den All-time-standards immer wieder auch limitierte Auflagen von besonderen Modellen oder Signature-Gitarren aus dem Custom Shop.

Gibson Logo
(Bild: Gibson)

Wir wollten einmal einige gewichtige und erfolgreiche Exponate vergleichend betrachten. Was eint, was trennt die zum Teil durchaus unterschiedlichen Konstruktionen?

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Zur Runde der Auserwählten gehörten eine Byrdland mit dem eher seltenen spitzen Florentiner-Cutaway, eine Super 400, eine L-5 Wes Montgomery mit vollem Korpus, alternativ dazu eine L-5 CT Custom mit schmalem Korpus, eine ES-175, das einzige Instrument in dieser Reihe mit Ahornkorpus und, last but not least, die luxuriöse Le Grande mit einem Floating-Pickup. In einem geräumigen Konferenzzimmer scharten sich die Schönen um einen einzelnen Test-Amp, den Gibson GA-15 RV mit 1×12″-Speaker, der mit trockener Festeinstellung die klingenden elektrischen Ergebnisse lieferte und somit den interessanten direkten Vergleich unter den Protagonisten ermöglichte.

Vorab aber schon lässt sich feststellen, dass trotz aller Verwandtschaft doch deutliche Unterschiede in Sound und Handling der ungleichen Schwestern zu konstatieren waren. Das jedoch ist so schlecht nicht, da mit den verschiedenen Ausprägungen auch entsprechend viele musikalische Stile, allgemeine Klangvorstellungen und spieltechnische Vorzüge befriedigt werden können.

 

Byrdland

Byrdland
(Bild: Archiv)

Die Byrdland entstand 1955 auf Wunsch der beiden Gitarristen Billy Byrd und Hank Garland, deren beider Namen für dieses frühe Artist-Modell fusioniert wurden. Eine L-5 mit kleinerer 23″-, also nur knapp 60 cm langen, Mensur, dafür aber mit 22 Bünden (zwei mehr als auf der L-5) sowie flachem Korpus (ca. 5,2 cm Zargentiefe) war der Auftrag für die Gibson-Gitarrenbauer. Wie die L-5 verfügt die attraktiv ausgestattete Byrdland über eine ausgearbeitete massive Fichtendecke mit parallel verlaufender kräftiger Beleistung und in der Regel einem sehr schön geriegeltem Ahornboden. Der Hals ist nicht nur der kurzen Mensur wegen eher zierlich geformt, sondern auch insgesamt sehr handlich dimensioniert.

Da der zur Verfügung stehende Platz auch wegen der zusätzlichen Bünde eher knapp ausfällt, stehen zudem die Humbucker etwas enger als bei Standard-Modellen zusammen. In der Summe sind diese Details neben ihren Auswirkungen auf die Spielbarkeit auch für eine andere Tongebung der Byrdland verantwortlich. Byrds Name verlor übrigens nach seinem Ausstieg bei Ernest Tubb’s Band 1959 schnell an Bedeutung (er starb im vergangenen Jahr), Garland wurde 1961 durch einen Unfall aus dem Geschäft geworfen und die Byrdland blieb daraufhin sozusagen verwaist zurück. 1957 bekam sie zwei Humbucker und damit ihre bis heute übliche Grundausstattung.

Ab 1960 gab es sie dann mit spitzem Cutaway; heute sind beide Varianten erhältlich. Das Modell verzeichnete zwar keine besonders aufregenden, dafür aber gleichmäßig konstante Produktionszahlen. Nicht zuletzt deshalb blieb sie un gebrochen im Programm bis heute. Wegen ihrer speziellen Bauweise und Klangeigenschaften findet sie nach wie vor ihre Liebhaber, die gerade in den speziellen Gegebenheiten ihre Entsprechung suchen.

Handhabung & Sound:

Der kleine, relativ schmale und kurze Hals hat zur Folge, dass sich auch dicke Saiten noch bequem spielen lassen.Große Hände bekommen wohl ein Problem mit dem knapp bemessenen Platz zwischen den Bundstäbchen, kleinere bis durchschnittliche jedoch mögen gerade darüber froh sein. Akkord-Voicings mit Überstreckungen sind so natürlich leichter herzustellen als bei größerer Mensur, kleine Hände kommen einfach besser zurecht, ohne dass besonders bemerkenswerte Klangeinbußen hinzunehmen wären. Voll und angenehm rund tönt der Hals-Pickup, aber auch die Zwischenposition und sogar der Steg-Tonabnehmer machen eine sehr gute Figur.

Verglichen mit den üppigen Schwestern ist die Byrdland etwas schlanker in ihrer Klanggestalt, aber das macht sie ja vielleicht gerade reizvoll. Die Byrdland kann folglich als ein relativ flexibel einsetzbares Instrument gelten, so dass neben den Jazz-Musikern selbst Rocker wie Ted Nugent mit ihr bekanntlich bestens zurecht kommen.

 

Super 400

Super 400
(Bild: Archiv)

Die große Super 400 ist so etwas wie die Mutter der Jazz-Gitarre. Schon seit 1934 ist sie im Geschäft und damals überraschte Gibson die Konkurrenz mit einer bis dahin ungekannten Größe (18″), einschließlich luxuriöser Ausstattung, hoher handwerklicher Kunstfertigkeit und einem entsprechendem Preis. Von Anfang an sollte die Super 400 Maßstäbe setzen und damit Gibsons Position als Top-Hersteller manifestieren – was ihr auch gelang. Sie prägte den akustischen Ton ihrer Zeit, gab den populären Jazz-Orchestern, aber auch bekannten CowboyStars eine neue Stimme. Don Gibson schrieb und sang Hits wie ,Oh, Lonesome Me‘ oder ,I Can’t Stop Loving You‘ zu seiner Super 400. Später – in ihrer elektrischen Ära – scharte sie berühmte Gitarristen wie Kenny Burrell, Merle Travis, Joe Maphis oder auch Bill Haley um sich.

Sie war also zumindest in früheren Zeiten durchaus immer auch mehr als nur eine reine Jazz-Gitarre. Die Super 400 durchlief seit ihrer Einführung 1934 verschiedene evolutionäre konstruktionstechnische Wandlungen. Zunächst gab es sie mit X-Bracing, aber schon 1939 wurde die parallele Decken-Bebalkung und auch das Cutaway eingeführt. Kriegsbedingt musste die Produktion 1941 eingestellt werden, und bei der Wiederaufnahme der Herstellung 1947 zeigte sich Gibson erneut auf der Höhe der Zeit mit einer elektrischen Version der damals bereits berühmten Gitarre. Auf den Punkt gebracht war sie dann 1951 unter dem Modellnamen Super 400 CES (Cutaway Electric Spanish) mit zunächst zwei P-90-Pickups, ab 1954 mit Alnico-V-Tonabnehmern und ab 1957 dann mit Humbuckern im Handel.

1960 gab es sie mit spitzem Cutaway, das aber gegen Ende des Jahrzehnts wieder gegen ein gerundetes venezianisches getauscht wurde. Immer aber verfügt sie über eine superbe massive Fichtendecke und ebensolchen Boden aus Riegelahorn, beide gut gewölbt, sowie die auffällig große Kopfplatte mit charakteristisch geschwärzter Rückseite auf einem Hals aus zwei-, später dreigeteiltem Ahorn mit Ebenholzgriffbrett.

Handhabung & Sound:

Heute fühlt sich eine Super 400 fast schon unzeitgemäß groß an. Sie stammt halt noch aus jener Zeit, als mit der Korpusgröße um einen gleichberechtigten Gitarrenton in einer immer lauter werdenden musikalischen Umwelt gekämpft wurde. Aber natürlich ist sie sehr imposant, klingt auch akustisch schon entsprechend fett und voll – sie ist einfach in jeder Hinsicht groß. Man muss sich zunächst an die relativ weiten Wege zum Griffbrett, aber auch zum PU-Schalter und zu den Reglern gewöhnen. Kraft und Wärme strahlt sie aus, vermittelt über ihren Hals-Pickup voll klingende Grandezza, aber auch mit zusammengeschalteten Pickups, ja gar mit allein betriebenem Steg-Pickup liefert sie souveräne Ergebnisse. Kein Wunder also, dass neben den bekannten Jazz-Musikern der vielleicht prominenteste und einflussreichste Spieler der 50er Jahre, Elvis Presley-Sideman Scotty Moore, im Studio und auf der Bühne meistens eine Super 400 spielte und damit Musikgeschichte schrieb.

L-5 Wes Montgomery

L-5 Wes Montgomery
(Bild: Archiv)

Wie die Super 400 kann sich auch die L-5 einer langen Geschichte rühmen, die sogar bis in die frühen 20er Jahre zurückreicht. Lloyd Loar hatte seinerzeit das heute klassische Instrument kreiert und von Maybelle Carter bis hin zum frühen Jazz-Gitarristen Eddie Lang reichte bereits damals die lange Liste einflussreicher Interpreten und Solisten. Die historische Entwicklung vernachlässigen wir etwas zugunsten der modernen Ausprägung, die sich parallel zur Super 400 auch für die L-5 dann im Jahre 1939 mit paralleler Bebalkung und den ersten Modellen mit Cutaway einstellte.

1951 aber kommt die L-5 CES mit 2 P-90-Pickups heraus und markiert damit einen modernen Standard, der nur noch durch die Einführung der Humbucker 1957 modifiziert und damit bleibend aktualisiert wird. Zwar ändern sich noch einige Details wie etwa die Cutaway-Formen und andere Ausstattungsmerkmale, aber das Instrument selbst hat seine bis heute gültige klassische Form gefunden. Ihr 17″-Body mit voller Zargentiefe (ca. 8,6 cm) besteht aus einer geschnitzten Fichtendecke, gut ausgeformtem Boden aus Riegelahorn, einem Ahornhals mit Ebenholzgriffbrett und der bekannten charakteristischen „Flowerpot“- Einlage auf der Kopfplatte. 1965 baut Gibson zwei Modelle mit einzelnem HalsPickup speziell für den seinerzeit sehr populären Jazz-Gitarristen Wes Montgomery, dem Erfinder der Oktav-Technik und großen Vorbild von George Benson. Der Name „Wes Montgomery“ wird damit quasi zum Synonym für die L-5 und 1993 mit Einführung der „Historic Collection“ wird ihm zu Ehren das Wes-Montgomery-Modell mit nur einem Pickup ins Gibson-Programm aufgenommen.

Handhabung & Sound:

Der gemäßigt große Korpus bietet aus heutiger Sicht die klassische Form einer Arch-Top-Jazz-Gitarre und damit beste Spielbedingungen. Auch in Sachen Klang spricht hier die unfehlbare Kompetenz. Schon akustisch klingt die L-5 Wes Montgomery überaus rund und kräftig, dabei durchaus transparent und sonor. Elektrisch zeigt sie jenen großen Ton, den der Freund der klassischen Jazz-Gitarre erwartet. Fast schon definiert sie eine Kategorie, hält jenen weichen und dennoch fetten Sound vor, der den Spieler fast schon unausweichlich zum Swing führt. Mit schnalzendem Ton füllt ihre Gravität den Raum, bietet diesen einen großen Ton, der sich selbst genügt und keine Alternative mehr sucht. Beeindruckend!

 

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L-5 CT Custom

L-5 CT Custom
(Bild: Archiv)

Die L-5 kann sich in ihrer Klasse auf eine große Zahl hochrangiger Spieler berufen, die dazu ein breites Spektrum an musikalischen Stilistiken abdecken. Berühmte JazzGrößen der alten Garde wie Sal Salvador, Herb Ellis, Tony Mottola und der frühe George Benson auf der einen Seite stehen jungen Artisten wie Tuck Andress oder Mark Whitfield gegenüber, aber auch Rocker wie Andy Summers oder Lou Reed hängen sich gelegentlich eine L-5 um den Hals. Schon 1958 baut Gibson dann auf Wunsch des beliebten Entertainers und Komödianten George Gobel ein Modell mit schmalem Korpus, aber im Gegensatz zur bereits existierenden Byrdland, mit Standard-Mensur.

Obwohl diese Version nie in Katalogen auftauchte und auch nicht sehr viele Exemplare gebaut wurden, war doch die L-5 CT geboren, die mit Billy Byrd oder Steve Jordan auch bekannte Spieler fand, deren Produktion dann aber bereits 1961 schon wieder eingestellt wurde. 1983 gab es sie noch einmal als Custom-Shop-Modell und heute wird sie nun wieder auf Anfrage in kleiner Zahl gefertigt. Bis auf den schmalen Korpus mit etwa 6,2 cm Zargentiefe entspricht sie ansonsten der gewohnten Bauweise einer L-5 CES.

Profil

 

Handhabung & Sound:

Die schmale Zarge macht die Gitarre in der Tat sehr angenehm zu spielen, mit guter Aufsicht auf das Griffbrett und allgemein bester Handhabung. Im Sound bietet sie nach wie vor die akustischen Stärken der großartigen L-5-Konstruktion, nun aber, im Vergleich zu dem zuvor beschriebenen Wes-Montgomery-Modell, mit den Vorzügen der Ausstattung mit zwei Humbuckern. Elektrisch hält sie folglich zunächst die volle Bandbreite an JazzSounds parat, die den schmalen Korpus schnell vergessen machen. Darüber hinaus zeigt sie sich jedoch mit Hilfe des zweiten Pickups deutlich flexibler in den Möglichkeiten der tonalen Färbung und allgemeinen Artikulation.

Der lebhafte Jazz-Ton erfährt in der Zusammenschaltung ein facettenreich mischbares Klangspektrum mit spritzigen Höhenanteilen und voller sonniger Darstellung des klanglichen Potenzials. Selbst der allein geschaltete Steg-Pickup stellt durchsetzungsfreudige und bissige funky Sounds zur Verfügung, bleibt dabei aber durchaus rund und angenehm. Die L-5 CT kann in der Summe ihrer Eigenschaften als ein variabel einsetzbares Instrument gelten, das mit lebendiger Klangentfaltung aufwartet.

 

 

ES-175 TD

ES-175 TD
(Bild: Archiv)

Mit der konsequenten Einführung der ES- 175 im Jahre 1949 als eine von Grund auf elektrisch konzipierte Gitarre, setzte Gibson das Fundament für ein zeitgemäßes Gitarren-Design, das heute als beständigstes elektrisches Modell überhaupt gelten kann. Anders als die übrigen evolutionär entwickelten Gitarrentypen, die als ursprünglich akustische Instrumente mit einem Pickup ausgestattet wurden, setzte der erst 1948 in die seinerzeit Not leidende Firma eingetretene Chef Ted McCarty mit neuen Methoden und Zielen zunächst bei der ES- 175 zielstrebig und weitsichtig auf die sich anbahnende musikalische Entwicklung. Schon bald nach ihrer Einführung war die ES-175 dank einer professionellen Auslegung mit den typischen Vorzügen und Tugenden einer Gibson-Gitarre und nicht zuletzt aufgrund ihres moderaten Preises ein großer Erfolg.

Anfangs nur mit einem einzelnen P-90-Einspuler ausgestattet, erschien dann 1953 die ES- 175 D mit zwei P-90-Pickups auf dem Markt und fand ihre letztgültige Form 1957 mit der Montage zweier Humbucker. Die handliche Form mit etwas kleinerem Korpus bei voller Zargentiefe und spitzem Cutaway fand viele Freunde, darunter die bekannten, wie unterschiedlichen musikalischen Größen Joe Pass, Jim Hall, Herb Ellis, Kenny Burrell, Pat Metheny und Steve Howe. Ein Korpus aus laminiertem Ahorn mit florentinischem Cutaway war Ende der 40er Jahre vollkommen neu, bot aber für die elektrische Tonwandlung mehrere Vorteile.

Die Tonabnahme über Pickups verlangte von der Decke ein stabiles, nicht vornehmlich am akustischen Klang orientiertes Schwingverhalten, das vom mehrschichtigen Ahorn mit den gewünschten Wiedergabe-Eigenschaften erfüllt wurde. Erst die elektrische Verstärkung der Gitarre ermöglichte die Ausnutzung der hohen Griffbrett-Positionen und förderte damit das gleichberechtigte Solospiel, begünstigt von dem damals neuartigen Cutaway. Standard war zudem ein einteiliger Mahagonihals mit Palisandergriffbrett, Heimat für 19, später 20 Bünde und die bekannten Parallelogramm-Einlagen, sowie eine getrennte Volumen- und Tonregelung nebst 3-Weg-Schalter.

Handhabung & Sound:

In der Gesamtsicht handelt es sich bei der ES-175 TD um ein sehr funktionales, technisch gut überschaubares und doch hoch professionelles Arbeitsgerät. Ihr heller, perkussiver Klang setzte Maßstäbe und steht heute noch als Trademark-Sound für Arch-Top-Gitarren mit laminiertem Ahornkorpus. Der Ton kommt schneller und auch definierter als bei einer geschnitzten Fichtendecke, stellt zudem den Anschlag mit dem Plektrum stärker heraus, konturiert Linien und Akkorde plastisch und kompakt. Der reduzierte, schlank agierende Bassbereich lässt auch etwas größere Lautstärken zu, ohne vorschnell die Eigenresonanzen der Decke zu provozieren. Flexibel in der Tongestaltung durch zwei Humbucker, die sehr harmonisch zu dem Instrument passen, lässt sich die ES-175 nicht eindeutig einem einzelnen Genre zurechnen, sondern macht in verschiedenen Stilistiken eine gute Figur.

 

 

Le Grand

Le Grand
(Bild: Archiv)

Die Le Grand hieß früher „Gibson Johnny Smith“, war also ein Artist-Modell, zugeschnitten auf den bekannten Jazz-Gitarristen und blieb von seiner Einführung 1961 bis zum Auslauf des Endorsement-Abkommens 1989 das Spitzenmodell unter den viel gerühmten Arch-Tops von Gibson. 1993 wird es unter dem heutigen Namen wieder ins Programm genommen. Es handelt sich bei der Le Grand um ein vollakustisches Instrument mit geschnitzter, gut gewölbter Fichtendecke und X-Bracing, dem ein Floating-Pickup beigegeben wurde. In seinen Abmessungen ist das Instrument der zuvor von Smith gespielten persönlichen „D’Angelico New Yorker Special“ nachvollzogen.

1963 folgte die „Johnny Smith Double“ mit zwei frei aufgehängten Mini-Humbuckern; 1979 bekamen beide Versionen das sogenannte „Six-Finger-Tailpiece“ mit einzelner Saitenaufhängung, die auch auf dem heutigen Nachfolgemodell noch zu finden ist. Alles an diesem Top-Instrument ist Luxus pur, von der Holzauswahl über Ziereinlagen bis zu den Details kommt nur das absolut Beste zum Einsatz, was Materialien und Handwerkskunst hergeben.

Handhabung & Sound:

Mit einer Zargentiefe von ca. 7,6 cm ist die Le Grande etwas schmaler als z. B. die Super 400 oder auch die L-5. Das wirkt sich angenehm auf die Handhabung dieser 17″-weiten Gitarre aus; sie lässt sich dadurch etwas leichter bespielen als vergleichbar große Instrumente. Nun ist die Le Grande eine definitive JazzGitarre, die schon akustisch eine eindeutige Position einnimmt und sich nicht besonders kompromissbereit zeigt. Sie klingt auch unverstärkt anders als die zuvor betrachteten Gitarren, erst recht aber über den (nur am Halsansatz befestigten) Floating-Pickup, der eine spezielle Tonfärbung gibt und nicht auf große dynamische Klangwandlung, eher im doppelten Sinne seines Namens auf fließend rollende Artikulation setzt.

Der Klang ist kraftvoll, rund und von delikater harmonischer Auflösung. Die Le Grande sucht folglich den entwickelten Spieler, der genau diesen Sound sucht. Den allerdings findet man bei den konkurrierenden Modellen tatsächlich so dann auch nicht. Ein Instrument also für den Individualisten mit besonderem Klangbewusstsein. John McLaughlin spielte z. B. ein Johnny-Smith-Modell in seiner „Free Spirits“-Phase.

 

 

Resümee

Wer die Wahl hat, hat die Qual? Nicht wirklich, denn es ist eher ein großes und seltenes Vergnügen, in einem solch erlauchten Kreis seine Vorlieben zu überprüfen. Mit einiger Befriedigung lässt sich allerdings feststellen, dass die verglichenen Gitarren tatsächlich sehr unterschiedliche Charakteristika aufweisen und somit den unterschiedlichsten klanglichen Neigungen entgegenkommen. Dementsprechend ist es auch müßig, ein Urteil über die oben versuchte klangliche Beschreibung hinaus treffen zu wollen, denn jedes Instrument steht für sich und seinen eigenen definierten Bereich.

Die Entscheidung für eine instrumentale Entsprechung zu unserer individuellen „aural skin, we’re living in“ (Neneh Cherry) nimmt uns Spielern einfach niemand ab. Festhalten lässt sich aber allemal, dass Gibson auch heute noch wunderbare Jazz-Gitarren herstellt, Maßstab und Referenz nach wie vor für den künstlerischen Gitarrenbau. Schade, dass die meisten der hier vorgestellten Instrumente für OttoNormal-Jazzer kaum erschwinglich sein dürften.

Dieser Vergleichstest stammt aus dem Gibson Special

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