History

150 Jahre Epiphone: Von Europa in die neue Welt

Anzeige
1958 Epiphone Zephyr (Bild: Franz Holtmann)

1961

John Lee Hooker nimmt den Song ‚Boom Boom‘ mit einer Epiphone Zephyr im Natural-Finish auf, bis in die frühen 70er Jahre seine wichtigste Bühnen- und Studiogitarre, und landet damit einen Crossover-Hit der Popmusik. In den frühen 1960er Jahren wird der von zahlreichen britischen R&B-Acts gecovert. The Animals hatten 1965 einen Hit damit und selbst auf ‚La Grange‘ von ZZ Top sind noch eindeutige Spuren dieses einflussreichen Songs zu hören. 2018 gedachte Epiphone Hookers 100. Geburtstag mit einem Reissue der 1961er Zephyr im Natural-Finish.

Epiphone Professional: Mit der von 62-66 hergestellten Gitarre ließ sich der zugehörige 35-Watt-Amp steuern. (Bild: Epiphone)

1964

Die Beatlemania erreicht die USA. Der erste TV-Auftritt der Fab Four aus Liverpool am 9. Februar 1964 in der beliebten Ed Sullivan Show mit sagenhaften 73 Millionen Zuschauern löst landesweite Hysterie aus und wird zu einem Meilenstein in der Geschichte des Rock’n’Roll, auf den sich viele spätere amerikanische Rockstars beziehen werden. Im selben Jahr noch erwirbt Paul McCartney als erster Beatle ein Epiphone-Casino-Modell, um mit einer Feedback-fähigen Hollowbody-Gitarre seinen Vorbildern aus der schwarzen Blues Community nachzueifern. Sein Exemplar, eine Standard-Ausführung von 1962, spielt er als Linkshänder upside down, also mit den Potiknöpfen oben. Er setzt sie dann auch umgehend auf Beatles-Recordings wie ‚Ticket To Ride‘ oder ‚Drive My Car‘ ein. George Harrison und John Lennon bekommen ihre Epi Thinlines 1965. Vor allem John macht die Casino schnell zu seiner Hauptgitarre und bleibt ihr für den Rest seiner Beatles-Karriere treu.

Anzeige

Anzeige zur Limited Edition John Lennon Casino (Bild: Epiphone)

1965

Bis Mitte der 1960er-Jahre ist der Anteil an Epiphone-Instrumenten auf ein Drittel von Gibsons Gesamtproduktion gewachsen. Das ist natürlich nicht zuletzt auch den Beatles zu danken, die ab 1964 mit den Epiphone-Casino-Thinlines zu hören und zu sehen sind. Auch den Evergreen ‚Yesterday‘ spielt McCartney auf seiner Epi-Acoustic Texan von 1964. Gegen Ende der 60erJahre gehen die Umsätze dann aber stark zurück.

1969

Die Norlin Company übernimmt Gibson. Das vom Instrumentenbau unbeleckte Management verordnet der Traditionsfirma schmerzhafte und das Image beschädigende Sparmaßnahmen.

1970

Der Norlin-Konzern verlagert die Produktion von Epiphone-Instrumenten wegen unzureichender Verkaufszahlen nach Japan. Die nun von Matsumoko gefertigten Instrumente weisen kaum mehr Ähnlichkeit mit den beliebten und bewährten Epiphone-Designs auf. Interesse beim Publikum kann man damit nicht mehr wirklich wecken.

1983

Die Produktion wird aus Kostengründen dann nochmals verlegt. Gitarren unter dem Label Epiphone entstehen nun bei der Samick Company in Korea.

1986

Finanzinvestoren übernehmen unter der Leitung von Henry Juszkiewicz Gibson. Henry, von einigen Zeitgenossen als Firmenleiter durchaus auch kritisch betrachtet, ist es ein Anliegen, die alten Designs wiederzubeleben, welche Gibson einst berühmt machten. Epiphone dagegen hat seinen einst so guten Ruf verloren, spielt wegen des großen Imageverlusts bei diesen großen neuen Ambitionen zunächst auch keine Rolle, läuft quasi nebenher, und doch gelingt auch hier eine Reanimation, die sich innerhalb von fünf Jahren im Umsatzwachstum um ein Vielfaches niederschlägt.

1992

Mit Jim Rosenberg tritt ein Mann mit Ambitionen auf den Plan. Unterstützt von Dave Berryman, einem der Gibson-Investoren, verhilft er Epiphone mit konsequenter Modellpflege, verbesserter Fertigungskontrolle, und modernen Image-Kampagnen zu neuem Selbstbewusstsein. In Asien gefertigte Gitarren verlieren durch das gesteigerte Qualitätsbewusstsein ihren Ruch von Minderwertigkeit und das Publikum öffnet sich zunehmend den gut gemachten und erschwinglichen „kleinen Gibsons“, also Les Paul, SG und Co. unter dem Epiphone-Label. Nach und nach werden aber auch jene alten Designs wieder ins Programm aufgenommen, die sich von Gibson-Gitarren unterscheiden. Im Rahmen der Masterbuilt Collection bekommen klassische Designs wie Texan, Frontier und Excellente neues Leben eingehaucht.

2000

Epiphone stellt die Elitist-Reihe vor, mit der das neue Qualitätsbewusstsein demonstrativ herausgestellt wird. Der Gibson-Veteran Mike Voltz macht sich verdient um die Wiedereinführung der Masterbilt-Reihe und der Neuauflage der Paul McCartney 1964 USA Texan im Jahr 2005.

2004

Epiphone eröffnet wegen der großen internationalen Nachfrage nach Epiphone-Produkten eine neue Fabrik in Qingdao/ China − die erste eigene Fabrik übrigens seit Gibson Epiphone 1957 übernommen hat.

2020

Epiphone zielt mit dem Slogan „For Every Stage“ erfolgreich auf das junge nachwachsende Publikum, denn die Nachfrage wächst stetig. Die neuen „Inspired by Gibson“- Modelle sind mit der „Kalamazoo“-Kopfplatte ausgestattet, eine Rückbesinnung auf historische Epiphone-Designs mit Annäherung an Gibsons „Open-Book“- Kopfplatte. Nach und nach kommen in der Artist-Reihe auch Modellversionen unter prominenten Namen heraus, darunter B.B. King, Tony Iommi, Slash, Noel Gallagher, Jerry Cantrell und nicht zuletzt gleich mit mehreren Modellen Joe Bonamassa.

2021

Nach drei Jahrzehnten stellt Epiphone wieder Gitarren in den USA her. Die High-End-Versionen der Acoustics Texan, Frontier und Chris Stapleton Frontier, als auch die der beliebten Casino-Electric werden Seite an Seite mit den Modellen von Gibson USA in den Fabriken in Bozeman und Nashville gebaut.

2023

„Epi“ Stathopoulo würde es wohl gefallen, die von ihm zu Ruhm und Ehre geführte Firma auch 150 Jahre nach den ersten Anfängen und 80 Jahre nach seinem Tod so vital und erfolgreich wie nie am Markt zu finden. Mit Instrumenten mithin, die immer noch seinen Vornamen auf der Kopfplatte tragen und wohl auch noch lange tragen werden. Welch ein großartiges Jubiläum! Wir gratulieren!


(erschienen in Gitarre & Bass 12/2023)

Produkt: Slash Technik Special
Slash Technik Special
Erfahre alles über das Equipment von Slash!

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Besitze selbst zwei Epis, eine Les Paul und eine SG.
    Handling und Sound sind für mich absolut in Ordnung.
    Gute und schöne Gitarren für ein gutes Preis / Leistung -Verhältnis.
    Wer mehr Wertigkeit und Sound will muss kräftig in die Geldbörse greifen.

    Neben meiner Strat Baujahr 1973 und meiner Gibson BFG Gary Moore und einer Duesenberg Starplayer Spezial brauchen sich meine beiden Epis nicht zu verstecken.
    Beste Grüße an alle da draußen…….

    Auf diesen Kommentar antworten
    1. Da möchte ich „Orange“ sehr gerne zustimmen,denn €piphone Gitarren sind sehr wohl richtig schöne Saiteninstrumente mit gutem Klang zu einem absolut fairen Preis! Ich besitze selbst eine limitierte €piphone Joe Bonamassa Flying V Nature aus super leichtem Korina Holz und der Zusatzbezeichnung „Arthur Amos“ mit dazugehörigem Hardshellcase nebst Original Fotokarte von Joe Bonamassa sowie handsigniertem Zertifikat des Musikers. Die komplette Hardware (CTS-Potis u.s.w.) ist übrigens sehr hochwertig,und die besagte Gitarre wurde wirklich akkurat gefertigt! Dieses exklusive Gitarrenmodell gab es vor einigen Jahren nur sehr kurze Zeit bei wenigen ausgewählten Gitarrenhändlern. Wer solch ein Modell besitzt,gibt es garantiert nie wieder her.

      Liebe Grüße aus dem Landkreis Oberhavel/bei Berlin.

      Auf diesen Kommentar antworten
    2. Also ich hatte, habe, einige Epi-Gitarren, ich finde sie ganz ok, aber die jetzige Preispolitik kann ich nicht nachvollziehen. Ich hatte eine Broadway neu für 750E gekauft, heute werden um die 1000 aufgerufen dabei gibt es bei Epiphone nur noch Laurel Griffbretter. Zu damaliger Zeit bekam ich noch ein wunderschönes Palisander Fretboard. Jetzt besitze ich eine Riviera und so langsam stehen die Bundenden vor.
      Ich Grüße Euch alle, bleibt gesund.

      Auf diesen Kommentar antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Das könnte dich auch interessieren