Yamaha THR10 im Test

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Desktop-Stereo-Modeling- Amp im Retro-Design von Yamaha
(Bild: Dieter Stork)

 

„Off Stage Amps“ nennt Yamaha eine neue Verstärker-Reihe, die das Ziel hat, auch leise richtig gut zu klingen. Ein interessantes Konzept verbirgt sich hinter dem mobilen THR10, einem schmucken Desktop-Verstärker für E-, A- und Bassgitarre, mit Stereobasisverbreiterung, Amp-Modellen, Effekten und USB-Audio-Interface.

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Lange war es still um Yamaha in den Sparten Gitarren-Amps, Effekte und Modeling. Bis zur Gitarre & Bass Ausgabe 07/2004 muss man zurückblättern, um dort den Testbericht des Magicstomp Multieffekt-Pedals zu lesen. Der THR10 – und ebenso der kleinere THR5 – kommt mit wahlweise Netzoder Batteriebetrieb, neu entwickelten Verstärkermodellen, Effekten aus den Yamaha-Mischpulten, einem Anschluss für mp3-Player, und all das in einem Wohnzimmerkompatiblen Design.

 

Konstruktion des Yamaha THR10

Möchte man einen Übungs-Amp mit ins Wohnzimmer nehmen, so scheitert dieses kühne Vorhaben bekanntlich oft an der holden Lebenspartnerin, „da dies ja kein Proberaum sei“, und „das Ding da“ auf keinen Fall ins Wohnzimmer komme! Diese Schwelle dürfte der nobel dreinschauende Yamaha THR10 leichter überwinden, dessen adrettes Design mit dem verchromten Metallgriff eher an ein modernes Stereo-Kofferradio erinnert.

Das Chassis, an dem die Verstärkereinheit hängend befestigt wurde, besteht aus abgekantetem Stahlblech, Seitenteile, Rückseite und Boden mit Batteriefach aus Kunststoff.

Die Gesamtkonstruktion wirkt stabil. Allerdings ist nur der metallene Klinkeneingang mit dem Gehäuse verschraubt, Kopfhörer- und AUX-In-Buchse bestehen aus Plastik und sind nur mit der Platine verlötet.

 

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Kompressor und Noise Gate nur über THR-Editor erreichbar (Bild: Dieter Stork)

 

Hinter den Lautsprecherschlitzen verbirgt sich auch die Elektronik, die in Zusammenarbeit mit Yamahas HiFi-Abteilung entwickelt wurde. Schließlich soll nicht nur die Gitarre über den THR10 ansprechend klingen, sondern via AUX-In oder USB eingespieltes Begleitmaterial ebenfalls. Eine HiFi-Endstufe mit 2x 5 Watt Ausgangsleistung treibt zwei 8-cm-Fullrange-Speaker an, zwei kleine Reflex-Öffnungen lassen sich hinter dem Gitter ebenfalls erkennen.

Fünf Speicherplätze sind vorhanden, mit je einem eigenen Drucktaster. Darunter gibt ein rundes Display Auskunft über die Preset-Nummer oder die Stimmfunktion. Fünf E-Gitarren-Amp-Modelle und je ein Setting für E-Bass, Akustik-Gitarre und Keyboards etc. können mit einem Raster-Poti angewählt werden. Dann geht’s weiter mit Gain, Master, 3-Band-EQ, Effect-Poti (Chorus, Flanger, Phaser oder Tremolo), es folgt ein separater Hall/Echo-Bereich mit Tap-Tempo-Funktion für die Delays. Den Schluss bilden je ein Lautstärkeregler für den Gitarrenbereich, sowie für die Signale der AUX-In- und USB-Anschlüsse.

Ein international nutzbares Schaltnetzteil mit erfreulich langem Kabel liegt dem Yamaha THR10 bei, darüber hinaus je ein USB- und Stereo-Miniklinkenkabel, eine deutsche Bedienungsanleitung, sowie eine DVD-ROM mit Cubase AI als Recording-Software.

 

Der Yamaha THR10 in der Praxis

Nach dem Einschalten des THR10 gaukeln zwei orangerote LEDs als nettes Gimmick im Inneren des Gehäuses das wohlige Glimmen einer Röhrenschaltung vor. Am sinnvollsten platziert man diesen Yamaha- Combo auf dem Schreib- oder Wohnzimmertisch, oder man bestückt ihn mit acht AA-Batterien und macht den Henkelmann auf diese Weise mobil. Die E-Gitarrenverstärkermodelle klingen und reagieren erstaunlich gut, auch lassen sich Ton und Verzerrungsgrad ausgezeichnet zusätzlich mit dem Master-Volume-Regler formen. So wird beispielsweise aus dem glasklaren Clean-Modell ein richtig amtlich angecrunchter California-Sound. Einziger Ausreißer ist das ACO-Modell für E/A-Gitarre, es ist einfach nicht empfindlich genug. Selbst wenn man den aktiven Preamp an der Akustik-Gitarre voll aufdreht, muss man Master- Volume und Gesamtlautstärkeregler am THR10 fast voll aufreißen, um einen einigermaßen brauchbaren Pegel zu erhalten. Hier sollte Yamaha noch einmal den virtuellen Lötkolben schwingen.

 

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Alles im Blick: Speicherplätze, Amp-Modelle und Stimmfunktion mit Display (Bild: Dieter Stork)

 

Dank der dynamischen Sounds und des kräftig zupackenden 3-Band-EQs macht das Einstellen immer neuer Settings richtig Laune, und so lässt sich stundenlang bei gutem Klang relaxt spielen. Und das von richtig leise bis hin zur satten Zimmerlautstärke. Sogar gut hörbare Bässe hat der Yahama THR10 drauf, in gewissem Rahmen natürlich. Und wenn es lautlos zugehen soll: der Kopfhörerausgang ist frequenzkorrigiert und klingt prima.

Die Effekte sind von beachtlicher Qualität, das wird besonders bei den Hallprogrammen und dem flexibel einstellbaren Chorus deutlich. Reverb und Delay können auch gemeinsam verwendet werden, dafür steht ein eigenes Setting zur Verfügung. Zusätzlich zu den am Gerät selbst einstellbaren Effekten verfügt der Yamaha THR10 noch über einen Kompressor und ein regelbares Noise Gate. An diese Funktionen gelangt man jedoch nur, wenn man sich den kostenlosen kleinen THR-Editor für PC oder Mac von der Yamaha-Website herunterlädt. Mit diesem Tool lassen sich auch die virtuellen Lautsprecherboxen austauschen, sowie Presets auf dem Computer abspeichern, und später via USB in den THR10 übertragen.

Erstaunlich wie groß und voluminös der Winzling doch kling! Besonders wenn Hall oder Chorus mit im Spiel sind, entsteht eine beachtliche Klangfülle, -Breite und -Tiefe. Dafür verantwortlich ist die integrierte Stereobasisverbreiterung. Diesem Effekt stehe ich zunächst generell skeptisch gegenüber, man findet ihn auch in praktisch jedem modernen Fernseher. Dabei wird ein phasenverdrehtes Signal zugemischt, welches einen Eindruck von Weite und Tiefe vermittelt, jedoch meist auch das Signal in der Mitte nach hinten schiebt und dieses zu leise wiedergibt. Nicht so beim Yamaha THR10, hier bleibt das Instrumentensignal voll erhalten. Auf via AUX-In oder USB eingespielte Backing-Tracks wirkt der Effekt ebenfalls, aber so dezent und gekonnt, dass auch hier keine klanglichen Einbußen festzustellen sind. Puristen können diesen Raumklangeffekt jedoch auch abschalten.

 

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Praktischer Zugriff auf acht Effekte mit zwei Reglern (Bild: Dieter Stork)

 

Alternativen

Als Stereo-Modeling-Amp für den Desktop und unterwegs empfiehlt sich auch der Roland Mobile Cube (ca. € 159, Test in Ausgabe 10/2008), er hat ein Kunststoffgehäuse und einen zusätzlichen Mikrofoneingang, ist allerdings erheblich kleiner als der Yamaha THR10 und daher längst nicht so voluminös im Sound. Mehr Dampf als der Mobile Cube macht der stereofone Roland Micro Cube RX (ca. € 239, Test in Ausgabe 08/2008), mit eingebautem Mini-Drumcomputer. Einen anderen Weg beschreitet das Vox JamVox-System (ca. € 178, Test in Ausgabe 12/2008). Im Set ist hier ein Stereo-Desktop-Verstärker enthalten, das Amp- und Effekt-Modeling erfolgt jedoch per Software für PC oder Mac. Zusätzlich gibt’s hier integrierte Backing-Funktionen und mitgelieferte Begleit-Songs. Der eingangs bereits kurz erwähnte Yamaha THR5 (ca. € 237) unterscheidet sich von unserem Testkandidaten THR10 durch den Verzicht auf 3-Band-EQ (stattdessen einfache Tonblende), die Modelle ACO, BASS und FLAT, die Speichermöglichkeiten, sowie den separaten AUX/USB-Lautstärkeregler.

 

Resümee

Ich habe mich dabei ertappt, länger als geplant über den Yamaha THR10 zu spielen. Es macht halt einfach Laune auch bei gedämpfter Lautstärke diesen Stereo-Amp auf dem Schreibtisch stehen zu haben und dabei einen Sound und eine Fülle zu genießen, die man dieser Konstruktion zunächst nicht zutrauen würde. Der Yamaha THR10 besticht durch gelungene Verstärkermodelle und Effekte, ein tolles Outfit, eine solide Verarbeitung, und durch eine Stereo-Basisverbreiterung, die das Originalsignal in Ruhe lässt. Fernab aller Mini-Tischhupen macht dieser erwachsen klingende Desktop- und Mobil-Amp auch als bi-direktionales USB-Audio-Interface eine super Figur.

 

Übersicht

Fabrikat: Yamaha

Modell: THR10

Gerätetyp: Desktop-Stereo-Modeling-Amp mit Effekten

Herkunftsland: China

Modelle: 8 Amps, 10 Effekte

Speicherplätze: 5

Anschlüsse: Input, Phones, AUX, USB, 15 V DC

Regler: Amp, Gain, Master, Bass, Middle, Treble, Effect, Dly/Rev, Guitar, USB/AUX

Schalter/Taster: Power, User Memory 1 – 5, Tap-Time/Tuner

Maße: 360 x 184 x 140 BHT/mm

Gewicht: ca. 2,8 kg

Mitgeliefertes Zubehör: Anleitung, Netzteil, USB-Kabel, Stereo-Miniklinkenkabel, Cubase AI auf DVD-ROM

Besonderheiten: Stereo-Basisverbreiterung, USB-Audio-Interface, Speicherplätze, Stimmfunktion, virtuelles Röhrenleuchten, Editor-Software

Vertrieb: Yamaha Music

25462 Rellingen

www.yamaha.de

Preis: ca. 356

 

Plus

  • klingt auch leise richtig gut
  • voluminöser, räumlicher Klang
  • Konzept, Outfit, Details
  • Verstärker- und Effektmodelle
  • nebengeräuscharm
  • USB-Audio-Interface

 

Minus

  • ACO-Modell pegelschwach
Produkt: Testbericht: Yamaha SG1801PX Phil X Signature
Testbericht: Yamaha SG1801PX Phil X Signature
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