Rennmoped

Yamaha RS720B im Test

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Das im Rahmen der Revstar-Series vorgestellte Modell RS720B mutet von der schnittig konservativen Formgebung her und mit seinem so altmodisch wie coolen Bigsby-Vibrato irgendwie klassisch an, will aber den entscheidenden Schritt in die Moderne gemacht haben … roaaahr!

(Bild: Dieter Stork)

Die Optik der aktuellen Revstar-Serie soll sich auf die Street Racing Motorbikes der englischen Cafe Racer der 60er-Jahre beziehen. Mit den unverkleideten, auf das Wesentliche reduzierten Naked Bikes lieferten sich die rebellierenden Rocker gefürchtete Straßenrennen und natürlich waren die Maschinen vor allem auf Leistung frisiert, somit schnell und mit Sicherheit auch laut – Eigenschaften, die wir bei den neuen Yamaha-Gitarren vielleicht ebenfalls vermuten dürfen.

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Solidbody mit Filtertron-Style Pickups

Konstruktion, Holzwahl, Stil und Anmutung sind bei der Yamaha RS720B unmissverständlich klassisch. Der am Halsansatz gut 43 mm starke Double-Cutaway-Korpus besteht demgemäß aus Mahagoni mit einer aufgesetzten Decke aus Flamed Maple. Eine leichte Kontur im Bereich der Armauflage der ansonsten plan belassenen Decke und eine Anlagebucht am Boden oben gewähren eine komfortable Handhabung. Dem traditionellen Muster folgt auch der eingeleimte Hals aus Mahagoni mit seinem eingebundenen Griffbrett aus Palisander (350 mm Radius), dessen Griffbretteinlagen im Split- Parallelogram-Stil sich an historische Yamaha Inlays anlehnen. 22 fette Jumbo- Bünde zeigen klaglos gute Verarbeitung. Bemerkenswert ist neben dem aus funktional- haptischer Sicht perfekt abgeglichenen Halsfuß auch der über eine Volute herausgeführte, elegant gestaltete Kopf mit seiner eingebundenen mattierten Front. Satinierte Die-cast Locking Tuners runden das Bild perfekt ab.

Die Saiten laufen vom Sattel aus glattem Kunststoff mit einer Mensurlänge von 628 mm zur Tune-o-matic Bridge hinüber, um dann vom Bigsby B50 gekontert zu werden. Die Elektrik besteht aus zwei Filtertron- Style VT5+ Pickups mit Satin Nickel Covers, die sich mit einem 3-Position-Pickup- Schalter allein oder zusammen anwählen lassen. Kontrolle gewähren Master- Volume und Master-Tone mit griffigen Knöpfen. Letzterer verfügt über eine Push/Pull-Funktion, den sogenannten Dry Switch, der für einen klaren Ausdruck ohne Lautstärkeverluste sorgen soll. Bleibt noch das stilsicher gestaltete und weit vorn platzierte dreischichtige Pickguard zu erwähnen. Die in Summe sauber gebaute Gitarre ist in attraktivem Ash Grey lackiert, was mit der mattierten Hardware sehr schön harmoniert.

Gute Handhabung – Crispe Sounds

Die RS720B bestätigt prinzipiell den guten Eindruck, den schon das zuvor von uns getestete Flaggschiffmodell der Revstar- Reihe RSP20CR hinterließ, stellt sich aber mit einer differierenden Klangauslegung vor. Die Gitarre ist mit 3,8 kg nicht sonderlich leicht, trägt sich aber am Gurt vollkommen ausgeglichen. Der nicht zu klein dimensionierte und mit schöner Rundung im Rücken einfach sehr gut proportionierte Hals spielt sich sofort lässig gut. Die Saitenlage wurde nicht unbedingt auf Briefmarkenstärke getrimmt, lässt aber dafür nebengeräuscharme Tonentfaltung, also freies Schwingverhalten der Saiten zu. Der akustische Klangtenor ist von silbrig-klarem Ausdruck geprägt, die saubere Saitenseparation bildet Akkorde plastisch ab. Elektrisch überzeugen die VT5+ Filtertron-Style-Pickups mit schmissig drahtigen Klangfarben, die den erwarteten Jingle-Jangle-Sound in Szene setzen.

Elegante Kopfplatte mit Die-cast Locking Tunern (Bild: Dieter Stork)

Der Humbucker am Hals kommt typgerecht mit klarem, höhenreichem Ausdruck an den Bühnenrand, steht also tatsächlich gut vorn im Raum und lässt es nicht an crisper Attitüde fehlen. Der Anschlag wird demgemäß knackig umgesetzt, mit dem Plektrum lässt sich folglich leicht und effektvoll Perkussion erzeugen. Akkorde sind im Aufbau klar gegliedert, bleiben stets transparent und knusprig im Ausdruck; Linien können sich auf die pointierte Umsetzung des Anschlags stützen, was ihnen markante plastische Darstellung verschafft.

Die zusammengeschalteten Pickups erhöhen unüberhörbar den Silbergehalt in der Klangdarbietung. Der recht stark ausgekämmte Sound wirkt wie hell ausgeleuchtet. Knochentrockene schlanke Bässe und harfenähnliche Akkordöffnung geben allerdings offensiv Charakter. Die perkussive Note bleibt natürlich auch bei diesem attraktiv nageligen Klangderivat prägend.

Altmodisch, aber cool: Bigsby B50 Vibrato (Bild: Dieter Stork)

Schalten wir in die Stegposition, so springt der Sound leicht vor und beißt mit brizzelnder Schärfe gut zu. Die wiederum impulsstarke Anschlagsumsetzung gibt dem Spieler einen durchsetzungsstarken Sound an die Hand, der twangy und irgendwie rattenscharf daherkommt. Sehr schön! Nicht besonders überraschend treten die Sounds der klassisch ausgelegten Filtertron- Style-Pickups in allen Schaltstellungen mit besten Gretsch-Manieren an, haben viel Luft im schlanken, aber keineswegs substanzarmen Ton.

VT5+ Filtertron-Style-Pickups (Bild: Dieter Stork)

Die knusprig offensive Darstellung verlangt allerdings auch nach guter rhythmischer Kontrolle, denn Eckigkeiten im Spiel werden gnadenlos offengelegt und das erst recht, wenn wir den Tone- Regler ziehen. Der aktivierte Dry Switch gestaltet das Klangbild nochmals schlanker, filtert Bässe und untere Mitten heraus und sorgt für höchste Transparenz. Keine Frage, ein Bonus – allerdings gefiel der mir bei Modellen mit den etwas stärkeren regulären Humbuckern durchaus noch besser. Was bleibt zu sagen? Die Regler sind zweckmäßig platziert, arbeiten gut und das Bigsby eignet sich wie üblich zum genüsslichen Schimmern, nicht zu viel mehr.

Alternativen

Der Markt ist nicht grade gespickt mit Solidbody- Gitarren mit Bigsby und Filtertron- Pickups. Auf jeden Fall einen Blick riskieren darf man bei Reverend Guitars. Die Warhawk RT beispielsweise passt ins Beuteschema. Wenn’s ein bisschen hohl sein darf, könnten die Gitarren aus der Electromatic-Reihe von Gretsch in Frage kommen, vorne weg die Double Jet oder (noch hohler) die Center Block. Wer mehr Geld ausgeben möchte kann ja mal bei Nik Huber einen Blick riskieren, die Surfmeister macht mit Bigsby und Häussel Tronebuckers auch einen schlanken Fuß.

Resümee

Yamaha hat mit seiner Revstar Serie das Rad nicht gerade neu erfunden, aber im gesetzten Rahmen doch ganz ordentlich in Schwung gebracht. Das klaglos gut verarbeitete und bestens spielbare Modell RS720B ist mit seinen Filtertron-Style Pickups die Variante mit den etwas crisperen Sounds und die sind keineswegs von schlechten Eltern. Ganz im Sinne der unverkleideten Naked Bikes trumpft auch diese Gitarre mit auf das Wesentliche reduzierter Leistung auf. Die sympathisch gradlinigen und markanten Sounds sind zwar vom Output her nicht besonders stark, zeichnen also präzise und klar, andererseits verfügen sie aber auch über guten Biss für die solistische Aktion und trumpfen für rhythmisch eingestellte Spieler mit ganz wunderbar schnackelnder Perkussion auf. Natürlich und gottlob ist das ein ganz dezidierter Klangcharakter, aber wer es gretschig mag, der kommt auch hier voll auf seine Kosten. Klasse charakterstarke Ergänzung im Programm – gut gemacht Yamaha!

Plus

  • schlüssiges Design
  • Schwingverhalten
  • VT5+-Pickups
  • crispe Sounds
  • toller Hals
  • perfekte Handhabung
  • gute Verarbeitung

 

Aus Gitarre & Bass 11/2016

 

Produkt: Testbericht: Yamaha SG1801PX Phil X Signature
Testbericht: Yamaha SG1801PX Phil X Signature
Die Yamaha SG1801PX Phil X Signature im Test von Gitarre & Bass!

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Ich frage mich welche Gitarre getestet habt?! Ich habe diese Gitarre schon gehabt. Die Beschreibung der Verarbeitung kann ich teilen. Auch die der Bespielbarkeit. Allerdungs ist der Klang alles andere als gretschartig. Sehr muffig klingt sie aber nicht spritzig. Auch andere Modell des gleichen Modells. Die Schaltung mit dem Pushpull Poti erschließt sich mir nicht. Bekannten die Diese Gitarre getestet haben sagen das gleiche. Grüße JS

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