Q&A of today: Warum klemmen dicke Saiten in meinem Floyd Rose fest?

Unterschiede bei Floyd Rose Systemen

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Humbucker

Q: Ich spiele seit Langem mit großem Vergnügen eine Caparison Dellinger 7. Die Gitarre ist ab Werk mit Dean Markley NickelSteel 2502C Light (.009-.042+54) Saiten und einem Floyd Rose FRTSS200 ausgestattet. Ich spiele sie nun seit einigen Jahren mit D‘Addario .010-.059. Mit diesem Wechsel bekam ich zusehends Probleme, die tiefen E- und B-Saiten klemmen in den Reitern. Die Zugkraft ist so stark, dass ich die Böckchen voll anknallen muss, damit sich die Saite nicht schon beim Stimmen wieder löst. Das brachte natürlich weitere Probleme mit sich, die darin gipfelten, dass ich beim letzten Wechsel den Reiter mit noch eingeklemmter Saite ausbauen musste, um unter Zuhilfenahme von Öl und einem feinen Schraubendreher das völlig verkeilte Böckchen zu lösen und so die Saite austauschen zu können. Jetzt liegt es nahe, die betroffenen Reiter regelmäßig zu tauschen und mit dem erhöhten Verschleiß zu leben. Nun spiele ich aber auch mit dem Gedanken, noch stärkere Saiten aufzuziehen. Ist dieses Floyd Rose überhaupt vom Werk her für solche Zwecke gedacht? Gäbe es Alternativen? Der Markt scheint mir in der Richtung eher dünn gesät.

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Sebastian Müller

 

A: Unter dem Handelsnamen Floyd Rose werden heute mehrere Serien von Locking-Trem-Systemen in höchst unterschiedlicher Qualität und zu ebenso unterschiedlichen Preisen produziert. Die meisten Varianten sind optisch fast gleich und für den Laien kaum mehr auseinanderzuhalten. So ist das FRTSS02000 Floyd Rose ein koreanisches und soll in der Floyd-Rose-Hierarchie das Made-inGermany-Produkt ersetzen (= ähnlicher Preis). Dennoch hat diese Serie dasselbe Problem wie alle preiswerten Serien: Die mangelhafte Materialqualität! Und diese macht sich in der Hauptsache daran bemerkbar, dass sich Schrauben wie Wachs in das (weiche) Material einschrauben lassen und sich nach zwei- bis dreimaliger Neuverstellung kaum mehr richtig festziehen lassen, weil die Gewinde ausgerissen sind oder die Schrauben z. B. in den Reiterchen regelecht versinken. Oder die Saiten kerben sich tief in den Klemmsattel ein. Diese Probleme treten bei den Systemen der preiswerteren Floyd-Rose-Special-Serie sogar schon bei neuwertigen Instrumenten auf und machen diese nach kurzer Zeit nahezu unbrauchbar. Sollte eine solche Variante bei deiner Caparison tatsächlich zur Verwendung gekommen sein, wundern mich deine Probleme nicht. In dem Fall würde ich dir mittel- oder längerfristig zu einem Austausch mit dem besseren Made-in-Germany Floyd Rose FRTS200 oder – besser noch – FRTCS200 raten. Sollte es eines Tages das Schaller Lockmeister mit der gehärteten C45-Stahlplatte auch in einer 7-Saiter-Variante geben, dann würde ich dieser den Vorzug geben.

Das Floyd Rose 1000 Series Vibrato
Optisch kaum vom Original zu unterscheiden: Floyd Rose 1000 Series Vibrato

Ein generelles Problem aller original Floyd-Rose-Serien sind die Saitenklemmblöckchen in den Saitenreitern. Bei zu festem Zudrehen werden diese häufig regelrecht zerquetscht. D. h. sie bekommen einen Riss und verklemmen sich im Saitenreiter. Es treten die von dir beschriebenen Probleme auf. Man bekommt weder das Böckchen selbst, noch die Saite aus dem Reiter. Hier hilft es, das Blöckchen mit Hammer und Schraubenzieher nach dem Abbau vom Tremolo und dem Entfernen der Saitenklemmschraube aus dem Reiterchen nach unten hin herauszuschlagen. Das dabei herausgefallene Messingplättchen kann man danach wieder einsetzen – oder auch darauf verzichten. Dann ein neues Blöckchen (Klemmstück) einsetzen (die von Schaller für die Schaller-FR oder Schaller Lockmeister produzierten sind identisch und kosten kaum mehr als einen halben Euro pro Stück). Danach das Reiterchen wieder einbauen und neu besaiten. Hierbei die Schraube zwar fest, aber mit Gefühl anziehen! Gewalt zerstört das Klemmböckchen und die Saite hält auch nicht besser. Die Saitendicke spielt dabei eher keine Rolle.

André Waldenmaier

Produkt: Gitarre & Bass 3/2024
Gitarre & Bass 3/2024
IM TEST: Gibson Les Paul Modern Figured +++ Seymour Duncan Hyperswitch +++ Baboushka Guitars More Glitter, Baby +++ Fender Aerodyne Special +++ Soldano Astro-20 +++ Mooer GTRS S900 +++ Harley Benton BZ II NT Deluxe +++ Tech 21 Street Driver 48 Frank Bello Signature +++ Boss RE-202, SDE-3000EVH & DM-101

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Ich sag nur Schaller Lockmeister ! Da hat der Autor absolut recht.
    In Punkto Qualität und Preis gibt es nichts besseres und stimmstabil sind sie sowieso. Ich wundere mich oft nach Wochen wie perfekt meine Gitarren mit den Lockmeister Systemen noch gestimmt sind.

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  2. Sehr unterschiedliche Meinungen und teilweise recht harsche Kritiken verfolgen das Floyd Rose Original seit jeher.
    Bekannt ist das Floyd Rose System unter Insidern,bzw. Gegnern leider auch als „Freud´ los System“.Man(n) mag es,oder meidet es,denn dazwischen gibt es nichts,dies ist Fakt.
    Fürwahr ist das besagte FL seit seinem Erscheinungsdatum jedoch bis heute noch immer auf dem Markt.Und diese Wahrheit spricht eher für das FL.
    Ich besitze noch ein originales älteres Floyd Rose,das ab Werk auf einer relativ alten 1992er Fender Floyd Rose Classic U.S.A. Stratocaster montiert wurde.Es war damals bereits werkseitig absolut top eingestellt,und macht bis dato überhaupt keinerlei Probleme!
    Weder so genannte Dive Bombs,noch der häufige Gebrauch mit stets gleicher Saitenstärke brachten dieses System jemals aus seiner Fassung.
    Es scheint wohl noch eines der ersten soliden Originale vom Erfinder und Tüftler Floyd Rose zu sein,das zu jener Zeit brandaktuell war.
    Es ist allerdings in der Tat anfänglich recht gewöhnungsbedürftig,und unterliegt in der Regel auch einer gewissen Pflege/Wartung,damit es so perfekt funktioniert,wie es vom Hersteller vorgesehen ist.
    Es darf hierbei auch nie vergessen werden,daß es sich beim FL um ein Objekt der Feinmechanik handelt,das logischerweise nur präzise arbeiten kann,wenn es vorab fachmännisch eingestellt wurde.
    Unbestreitbar ist,daß es damalig extrem revolutionär und absolut einzigartig im Vergleich zu vielen anderen herkömmlichen Standart Tremolo/Vibratosystemen war!
    Es ist somit zweifellos ein Teil der Gitarrengeschichte.

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  3. Es stimmt. Ich habe eine lag beastmaster mit einem FR aus dieser. Zeit 1992. Es ließ und läßt sich perfekt einstellen. Top Qualität.
    Bei mehreren Esp f-200 war es schon schwieriger das ist aber schon etliche Jahre her vom Material waren diese FR gut. Nur schwieriger einzustellen.

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  4. Das System als solches ist von der Funktion her nach wie vor unschlagbar. Dummerweise verwendet FR bei dem Special für die Saitenreiter sowie den Block ein ziemlich weiches Zink/ALU Gemisch, da ist große Haltbarkeit nicht zu erwarten. Entweder lebt man mit Stringpoping, oder man hat nach kurzer Zeit das Gewinde ruiniert wenn man es fester anzieht. Abhilfe schaffen hier die Saitenreiter von Schaller, welche aus gehärtetem Stahl bestehen, somit wesentlich mehr aushalten und die Saiten bombenfest halten. Klanglich gewinnt die Klampfe dadurch marginal an Kontur im Klangbild. Sollte man sich also warum auch immer für eine Gitte mit dem Special entscheiden, sollte man diese Investition gleich mit einplanen. Werde noch den Block gegen einen aus Stahl oder Messing austauschen, mal sehen ob das klanglich noch was bringt. Aber die Sättel sollte man auf jeden Fall gegen bessere austauschen.

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