Ein echter Geheimtipp!

Unscheinbares Kraftpaket: Baroni Doug Aldrich DLA 120 Amp

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(Bild: Dieter Stork)

Ugo Baronis „Baroni Lab“ ist in Italien als der führende Hersteller von Gitarren-Amps im Pedalboard-Format bekannt und entwickelte für Doug Aldrich den DLA 120 Signature Amp, der uns zum Test vorlag. Es wurde richtig laut …

Der ehemalige Whitesnake-Gitarrist Doug Aldrich hat schon bei den Aufnahmen zum letzten Album seiner aktuellen Band The Dead Daisies auch einen 100 Watt Baroni Mini Amp benutzt. Hier liegt uns nun zum Test die auf bis 120 Watt Leistung an 4 Ohm Primärimpedanz hochgezüchtete Variante des Amps als „Mini Amp Doug Aldrich Signature 120“ – kurz DLA120, DLA für Douglas Layng Aldrich – vor. Laut Hersteller ist es Baroni Labs mit der aktuellen Class-D Endstufe in ihren Pedalen gelungen, eine sensationelle Verbesserung des Frequenzgangs, des erzielbaren Attacks und des damit einhergehenden Spielgefühls zu erzielen… Das macht neugierig! Und auch, dass ein traditioneller Marshall-Röhren-Verstärker-Liebhaber wie Aldrich diesen Class-D-Amp wirklich gerne benutzt.

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(Bild: Dieter Stork)

HARDWARE

Der DLA 120 bietet zwei fußschaltbare Kanäle, einen seriellen Einschleifweg und einen frequenzkorrigierten, analogen DI Out an. Der Amp kommt mit nur fünf Potis, vier Klinkenbuchsen, einer 30-Volt-DC-Buchse für das externe Netzteil, das sich selbstverständlich im Lieferumfang befindet, und einem Fußtaster aus. Der Amp sieht mit seinem schwarzen Gehäuse aus Aluminium ausgesprochen unscheinbar aus und man könnte ihn glatt mit einem Overdrive Pedal verwechseln.

(Bild: Dieter Stork)

Schon beim Auspacken fällt allerdings ein kleiner gelber Sticker am externen Netzteil aus. Es wird darum gebeten, das Netzteil zunächst an den DLA 120 anzuschließen und erst danach das rückseitig angeschlossene Kaltgerätekabel mit der Steckdose zu verbinden, da bei einer Spannung von 30 Volt DC am Eingang des DLA 120, schon die Funken fliegen, wenn man die Produkte andersherum verbindet. Das lässt sich der Schreiber dieser Zeilen nicht zwei Mal sagen und probiert es selbstverständlich gleich aus. Und tatsächlich – es funkt(-ioniert)!

Beim Anschließen des 30-Volt-Netzteils ist Vorsicht geboten! (Bild: Dieter Stork)

Für Raucher und Fans von Wunderkerzen ist dieses Feature klasse, aber ich bin mir sicher, dass es auch Gitarristen gibt, die ein integriertes Netzteil bevorzugen würden und auf dieses Tischfeuerwerk verzichten können. Wenn man sich an die empfohlene Reihenfolge hält, ist aber alles OK.

SOUNDS

Sobald man den durch das externe Netzteil mit 30 Volt DC versorgten Baroni DLA 120 an eine Box angeschlossen hat, liegt direkt ein Signal am Speaker an, da auf einen Power- oder Standby-Schalter verzichtet wurde. Das ist allerdings überhaupt kein Problem, denn der Amp verhält sich im Clean-Kanal bemerkenswert ruhig. Die Endstufe rauscht nahezu gar nicht und auch mit offensiv eingestelltem Equalizer und hohem Gain und Volume sind die Nebengeräusche durch die hohe Verstärkung fast unhörbar leise.

Dieser erste, sehr positive Eindruck wird auch durch den Klang des Clean-Kanals in keiner Weise getrübt. Schon nach den ersten Akkorden wird klar, dass Baroni mit dem DLA 120 ein ganz heißes Eisen im Feuer haben, denn aus dem benachbarten Raum fragt der ebenfalls Gitarre spielende Kollege, ob denn der neue Fender Amp auch einen Federhall habe. Nein, den hat der Amp leider nicht. Es ist auch kein Fender, der hier ertönt, aber der DLA 120 klingt sehr ähnlich und die Kompression fühlt sich beim Spielen auch so an, als würde man einen ganz traditionellen Non-Master-Volume-Verstärker spielen. Das ist wirklich beeindruckend.

Im schnellen Direktvergleich mit den BluGuitar Amp 1 Mercury und Iridium, wie auch dem Milkman „The Amp“, wird dieser Eindruck nochmals bestätigt. Der Baroni DLA 120 deklassiert mit seinem dicken, dichten Clean-Kanal die anderen Produkte sogar beinahe. Wo Licht ist, ist auch Schatten und nach der Aktivierung des zweiten Kanals des DLA 120 per Fußtaster, stellt sich schnell heraus, dass der Aldrich Signature Overdrive sehr eng, etwas spitz und leider auch sehr komprimiert erklingt. Einen behutsamen Übergang von wirklich cleanen Klängen zu leichtem Crunch sucht man hier vergebens. Und auch durch das Herunterregeln der Lautstärke an der Gitarre lässt sich selbst mit einer Telecaster kaum ein nennenswert nutzbarer Sound finden. Es geht in diesem Kanal immer eher um Hard-Rock-Rhythmus und Leadgitarren Sounds, als um das JTM45- Thema.

Mit Pedalen vor dem Clean-Kanal lässt sich der DLA 120 hingegen wunderbar musikalisch gestalten. Röhren-Overdrives wie das Vahlbruch Kaluna Pedal oder der Kingsley Page und auch Amp-in-a-Box-Pedale wie die Box of Rock von ZVEX bieten sich in diesem Fall an. Auch eine digitale Verstärker-Emulation, wie sie in den Line 6 HX Stomp und vergleichbaren Produkten zu finden ist, klingt mit dem DLA 120 Clean Kanal ausgesprochen musikalisch und druckvoll. Der mit einer Boxensimulation ausgestattete DI Out enttäuscht nicht. Hier liegt ein leicht frequenzkorrigiertes Signal an, das durchaus pragmatisch im Mix mit anderen Instrumenten funktioniert. Wer mehr möchte, kann sich mit etlichen IR Loadern von Drittanbietern behelfen.

ALTERNATIVEN

Der Milkman „The Amp“ in der 50-Watt-Variante wie auch mit 100 Watt als „The Amp 100“ sind hochpreisige und dennoch naheliegende Alternativen, sofern man Hall und Tremolo oder Hall und Boost im Pedalboardverstärker integriert wissen möchte. Auch die BluGuitar-Pedal-Verstärker Amp 1 Mercury und Iridium reihen sich in die Reihe der zahlreichen Mitbewerber ein und bieten etwas mehr Flexibilität als der DL120, kosten aber ebenfalls mehr als das Doppelte.

Im Preissegment unterhalb von 400 Euro ist der Baroni DLA 120 derzeit tatsächlich konkurrenzlos gut, sofern man einfach eine Pedalboard-Plattform mit viel Headroom und druckvollen Mitten sucht und keine Komplettlösung

RESÜMEE

Der Baroni DLA ist eine echter Geheimtipp! Zwar ist der Doug-Aldrich-Signature-Crunch-Kanal definitiv Geschmacks-sache und klingt im direkten Vergleich zum Clean-Channel etwas kantig und klein. Er übergeht dabei den leichten Crunch-Bereich zugunsten eines an einen geboosteten Marshall erinnernden Sounds, der nicht ganz mit dem wirklich hohen klanglichen Niveau des Clean-Kanals mithalten kann. Aber genau mit diesem kraftvollen, mittig-fetten Clean-Kanal liefert der DLA eine der derzeit besten Pedalboard-Amp-Lösungen, wenn es darum geht, den Sound grundsätzlich eher mit Overdrive-Pedalen zu gestalten. Ausprobieren!

PLUS

  • sehr kräftiger Clean Kanal
  • wirkungsvoller EQ
  • hoher Schalldruck

MINUS

  • kein echter Crunch-Kanal


(erschienen in Gitarre & Bass 08/2022)

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