Modern und Vintage: Das Beste aus beiden Welten?

Ultraoriginal und ultragut: Fender American Ultra II Precision Bass im Test

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(Bild: Dieter Stork)

DER ELEFANT IM RAUM

Moderne Konstruktion ist ja schön und gut. So wird aus einem Preci immer noch kein Alembic. Doch was ist, wenn man „die eine“ ungeschriebene Regel ignoriert und aus dem simplen und bodenständigen Preci einen Aktivbass mit nicht nur einer sondern gleich zwei Batterien macht?

Dann erhält man den Precision Bass der Ultra-II-Serie. Hier kommt gleich eine 3-Band-Elektronik zum Einsatz, um eine möglichst breite Palette an Eingriffsmöglichkeiten bereitzustellen. Zwei Batterien werden hier genutzt, um die Elektronik mit 18V versorgen zu können, was die Aussteuerungsreserven bedeutend erhöht und so sicherstellt, dass der verbaute Preamp keine negativen Auswirkungen auf die Dynamik hat. Auch nicht bei impulsstarken Stilen, wie einer geslappten E-Saite oder kräftigen Anschlägen mit dem Plek. Als Tonabnehmer kommen zwei „Vintage“-Split-Coils zum Einsatz, wobei der Bridge-Pickup dabei in klassischer J-Bauform ausgeführt ist. Durch die Split-Coil-Konstruktion sind beide Pickups brummfrei. Sowohl Pickups als auch Elektronik sind selbstverständlich aus der hauseigenen Fertigung.

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SOUND & PRAXIS

Natürlich stellt sich die entscheidende Frage: Klingt der Ultra II damit immer noch wie ein echter Precision Bass? Die Antwort lautet: Ja, aber mit mehr Möglichkeiten.

Durch Drücken und Ziehen des Volume-Potis lässt sich die Elektronik in den Bypass versetzen, wodurch nur noch die Höhenblende auf das Signal wirkt. In diesem passiven Modus klingt der Bass nach genau dem, was man von einem guten P-Bass erwartet: Fette, druckvolle Mitten, definiertes Attack und warmes Low-End – perfekt für Rock, Pop, Blues oder alles, was nach einem soliden Fundament verlangt. Für einen knackigeren, drahtigeren Sound kann der J-Style-Tonabnehmer mittels Pickup-Blende stufenlos hinzugemischt werden. Der Einsatz eines Blend-Potis gefällt mir deutlich besser als die bei traditionellen Bässen sonst oft anzutreffende Ausstattung mit zwei Volume-Potis. Für sich genommen, also ohne den P-Pickup, liefert der Bridge-Pickup den typischen, nasalen und etwas bassarmen Sound wie man ihn von Jazz-Bässen kennt. Dank der Konstruktion aus zwei separaten Spulen herrscht in dieser Einstellung jedoch trotzdem angenehme Stille ohne störendes Singlecoil-Brummen.

So weit erfüllt der Ultra II alle Ansprüche und Erwartungen.

Der aktive Modus bringt eine weitere Dimension ins Spiel. Fender verbaut eine 18V-Aktiv-Elektronik mit einem 3-Band-EQ, mittels derer sich der Klang flexibel anpassen lässt. Gerade bei der erwähnten Einstellung mit nur dem J-Pickup gehört eine dezente Anhebung der Bässe zumindest für mich quasi zum Pflichtprogramm. Dadurch, dass dies nun direkt am Bass möglich ist, spart man sich den Gang zum Verstärker oder ein EQ-Pedal und kann die verschiedenen Grundsounds der möglichen Pickup-Kombinationen direkt am Bass praxistauglich abrufen.

Dass die verbauten Pickups die Bezeichnung „Vintage“ tragen, soll keineswegs heißen, dass sie schlapp oder dumpf klingen. Sie sollen lediglich ihren Vorbildern aus der „guten alten Zeit“ im Klang entsprechen. Wer trotzdem noch mehr Brillanz im Sound sucht, etwa für drahtige Slap-Sounds, erreicht dies ganz leicht unter der Zuhilfenahme des aktiven Höhenreglers. Der Regelweg ist gut kontrollierbar, sodass mir beim Testen nicht sofort die Ohren abfallen und auch das zusätzliche Rauschen begrenzt sich auf ein sehr überschaubares Maß.

Für das richtige Maß an Fülle im Mix sorgt der Mittenregler. Über den kleinen Kippschalter kann dessen Einsatzfrequenz vom Hoch- in den Tiefmittenbereich verschoben werden. So lässt sich beispielsweise eine gute Abstimmung mit den Gitarren im Mix treffen. Die passive Höhenblende ist auch im aktiven Modus im Signalweg und bietet so das Beste aus beiden Welten. Wer also die Wahl zwischen traditionellem und modernem Sound haben möchte, wird hier bestens bedient.

(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Fender präsentiert hier seine moderne Top-Serie und das merkt man. Von der Qualität der einzelnen Komponenten bis zur Umsetzung und Verarbeitung ist alles auf dem hohen Niveau, das man von einem „Made in USA“-Fender erwarten würde.

Plus

  • Verarbeitung
  • Klassische und moderne Sounds
  • Spielbarkeit
  • Ausstattung


(erschienen in Gitarre & Bass 05/2025)

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