(Bild: Dieter Stork)
Was braucht ein Pedal mit Dutzenden von Funktionen, Untermenüs und doppelt belegten Knöpfen? Richtig! Ein Display, das zu jeder Zeit anzeigt, was Sache ist. Das liefert Walrus Audio nun mit der MKII-Neuauflage ihrer Mako-Serie.
Seit 2020 sorgten Walrus Audio aus Oklahoma (USA) mit der Mako-Serie für Furore – bot doch bis zu diesem Zeitpunkt kein anderer Hersteller Multi-Effektgeräte mit Midi-Funktion, Stereo, zwei Fußschaltern und vielen weiteren Features in einem Format, das nur in etwa so groß wie ein Standard-MXR-Pedal ist. Doch die geringe Größe gebar auch gleich ein Problem: Mangelnde Transparenz bei den Einstellungen.
In unseren Tests der MKI-Versionen von damals hatten wir wenig zu bemängeln – doch die etwas schwierige Bedienbarkeit ob der mangelnden Übersicht gehörte zu den Negativpunkten.
Nun hat Walrus offenbar die Rufe aus der Fangemeinde vernommen. Die MKII-Versionen wurden aber nicht etwa vergrößert, was ein bisheriges Hauptverkaufsargument ja zunichte gemacht hätte. Nein – vielmehr ist es Walrus gelungen, die Mako-Pedale mit einem Display auszurüsten. Und das ist in diesem kleinen Format (!) erneut (fast) konkurrenzlos …
Da wir die MKI-Versionen bereits in verschiedenen Ausgaben getestet haben (D1 in 03/2020, R1 in 04/2021, ACS1 in 06/2021, M1 in 07/2022), beschränken wir uns in diesem Artikel im Wesentlichen auf den Test der neuen Features.
KONSTRUKTION
Rein optisch wurden die Mako-Geräte nur behutsam aufpoliert – erst ein direkter Vergleich zeigt die Unterschiede. Gehäuse-Größen wie auch Verarbeitungsqualität sind gleich geblieben – letztere ist erneut über jeden Zweifel erhaben, die Teile wirken edel und wertig.
Leider sind erneut die platzraubenden Ein- und Ausgänge (insgesamt vier für Stereobetrieb) sowie der 9V DC-Anschluss (braucht laut Angaben 300mA) an den Seiten – das gibt trotz des kleinen Formats Abzüge in puncto Pedalboardfreundlichkeit. Midi In und Out sowie ein USB-C Port fürs Firmware-Update (Google Chrome benötigt!) liegen stirnseitig – Platz für die anderen Anschlüsse wäre da noch gewesen, die Konkurrenz macht es ja teilweise vor, wenn auch bei insgesamt etwas größeren Formaten.
Wer sich für die Mako-Serie also aus harten Platzgründen entscheidet, sollte bedenken, dass überstehende Kabelenden auch ihren Platz brauchen und sich der Unterschied in der Breite des Geräts zur Konkurrenz (z.B. den Pedalen von Universal Audio) dadurch nivelliert.
Nichts geändert hat sich an der Ausstattung des Pedals mit Midi-Funktionalität – die erweitert die Speicherplätze von den neun im Gerät auf insgesamt 128. Einen „Live-Modus” haben die Pedale nicht, man befindet sich also immer in einem Preset. Das bedeutet: Schaltet man die Presets um (beide Fußschalter drücken), entsprechen die Potistellungen nicht dem Sound, den man hört.
Erst ein kurzes Bewegen der Potis bringt sie mit dem zu hörenden Resultat in Einklang. Hat man eine Einstellung gefunden, die einem gefällt, und schaltet auf ein anderes Preset um, ist sie „weg”, wenn man weiterschaltet. Man muss mit sich seine Lieblingseinstellung entweder gut merken (was bei einem Dutzend Parameter schwierig sein dürfte), aufschreiben – oder einen der neun Speicherplätze auf dem Gerät überschreiben (es sei denn, man nutzt Midi).
Der offensichtlichste Unterschied (neben einigen neuen Features) zu den MKI-Vorgängern ist natürlich das Display. Dieses liegt in der Mitte der Oberseite des Pedals, unter den sechs Potis. Trotz der geringen Größe ist das Display mit weißer Schrift auf dunklem Grund sehr gut ablesbar – wer also dieses Beige-Grau von alten Casio-Uhren erwartet hat, sei beruhigt.
Walrus hat da eine volle Transparenz-Offensive gestartet. Klar braucht man für den Livebetrieb Adleraugen, um das kleine Display abzulesen, oder muss auf die Knie; dennoch klappt alles nun einfach schneller und einfacher, wie wir gleich sehen werden.
PRAXIS
M1 MODULATION
(Bild: Dieter Stork)
Erneut wartet das M1 mit sechs verschiedenen Modulations-Soundgruppen auf: Chorus, Phaser, Trem, Vibe, Rotary und Filter. Diese sind wiederum in drei Untermodi gegliedert, deren Auflistung hier zu weit führen würde – verschiedene Chorus-Typen, Leslies, Tremolos und vieles mehr.
Wer bei der MKI-Version einen Flanger vermisst hat, wird sich freuen: Er befindet sich nun als Variante in der Chorus-Gruppe, stattdessen gibt es keinen Dual Chorus mehr. Ebenfalls aus dem MKI übernommen wurden die Lo-Fi Features, mit denen sich der Klang „altern” lässt (klingt wie eine knisternde, leiernde alte Schallplatte).
Nun zum Display: Dieses ist grundsätzlich dreigeteilt. Links wird die Anzeige vom darüberliegenden Poti gesteuert. Mit Druck und Dreh an diesem Knopf bewegt man sich durch die Unter-Sounds und Ton-Einstellungen, deren Veränderung mittels eines Balkens dargestellt wird.
In der Mitte sieht man, in welcher Effektgruppe man sich befindet; hier werden auch die Beats Per Minute (BPM) angezeigt, die man mit dem rechten Poti über dem Display haargenau einstellen kann. Wer also die BPMs des Songs kennt, braucht nicht rumzutappen. Das ist auch im Studio super, denn gerade bei Tremolo oder Vibrato will man, dass die Effekte auf der Aufnahme exakt auf den Beat passen (sofern man sie mit aufnimmt und nicht ein Plugin auf die Spur zieht).
(Bild: Dieter Stork)
Das rechte Poti steuert auch durch extra Effekte wie „Noise” (mit dem sich ein gewisses Rauschen einstellen lässt, sofern gewünscht) sowie „Space” (ein Halleffekt) und andere Tweak-Möglichkeiten.
Klanglich ist das M1 MKII wie schon sein Vorgänger über jeden Zweifel erhaben, die Sounds sind von allererster Güte – wohlig-dicker Chorus, ein genau einstellbares Tremolo, ein blubberndes Vibe. Auch Effekte, die tendenziell bei günstigeren Pedal nervig klingen können, wie der Flanger oder der Filter, klingen hier sehr fein abgeschmeckt, ja geradezu edel. Hier gibt sich Walrus keine Blöße, auch angesichts des Preises.
D1 DELAY
(Bild: Dieter Stork)
Wandern wir in der Effektekette mal weiter zum D1 Delay. Auch hier ist der größte Unterschied zum Vorgänger das Display. Mit „Grain” hat sich noch ein neuer Soundmodus hinzugesellt: Dabei werden die Delays zerhäckselt und wieder zusammengesetzt. Das klingt interessant, ein bisschen nach kaputtem Robot-Gemurmel im Abklang – und stammt vermutlich aus dem hauseigenen „Fable”-Effektpedal (Test G&B 02/24), welches auf diesen Effekt und seine vielen Möglichkeiten spezialisiert ist. Da bietet es sich anscheinend an, eine abgespeckte Variante im D1 zu verwursten.
Geopfert wurde die Attack-Funktion des MKI – mit ihr konnte man die Delays zu einem weichen „Swoosh” abschwächen. Stattdessen lässt sich nun die Wellenform der Modulation auf den Delays einstellen – und das eben sehr transparent mit dem Display, dass ich hier erneut als Geschenk des Himmels erweist. Ton, Alter des „Bandes”, der „Spread” im Stereo-Betrieb, die Tap Division-Abteilung – alles sehr schön mit Balken ablesbar.
So, und nun kommt die Kirsche auf der Torte: Freilich bietet auch das D1 eine BPM-Anzeige (wie das M1). Das, meine Damen und Herren, wäre für mich ein „instant” Kaufargument bei einem Delay. „Aber man kann doch auch eintappen!”, höre ich die Unkenrufe erschallen. Ja, das stimmt – Tappen ist möglich – wer’s mag. „Aber so eine BPM-Anzeige haben doch auch andere Delays!”, ruft man mir weiter zu. Ja, auch das stimmt.
Aber eben nicht in diesem kleinen Pedalformat – meines Wissens nach bietet das bislang auf diesem schmalen Fußabdruck nur das Kodex Audio GFX-91W Digital Delay. Alle anderen Delays (und so viele gibt es da gar nicht) mit digitaler BPM-Anzeige sind größer, und nehmen damit mehr Pedalboard-Real-Estate ein.
Wer die BPMs des jeweiligen Songs kennt und seine Delay-Geschwindigkeit danach ausrichten will, weiß um die Vorzüge einer digitalen Anzeige – die Einstellung ist damit nun mal deutlich, deutlich präziser als das Drehen am Poti und bange Horchen (damals, vor dem Line 6 DL4 und den großen Boss/Roland-Teilen), oder das hektische Eingetappe im Live-Gefecht.
Unschlagbar, wenn man Delays als Teil des Riffs nutzt, und nicht nur zum Andicken des Sounds. Für mich ein klares Kaufargument für das D1 MKII. Mal abgesehen von den Features ist das D1 ein hervorragendes Delay mit großer Klanggüte. Ob crisp und klar, oder analog-dunkel – auch die „Standard”-Delays klingen edel, ohne störende Nebengeräusche oder digitales Klirren.
R1 REVERB
(Bild: Dieter Stork)
In unserem Test des R1 MKI bemängelte ich damals die nicht eben einfache Bedienbarkeit des Hall-Pedals. Und erneut spielt Walrus hier die Stärke des Displays aus. Neue Soundmodi gibt es allerdings beim Nachfolger nicht – dafür eine verbesserte Swell-Funktion mit EQ zur Einstellung des Feedbacks, sowie eine Duck-Funktion, mit der man die Hallfahne für schnelleres Spiel einstellen kann.
Erneut ist die untere Reihe der Potis doppelt belegt: Hier lassen sich abseits der „normalen” Einstellmöglichkeiten eines Reverbs viele weitere Parameter anwählen – Modulation, Diffusion, Duck, EQ und so weiter. Wie schon beim MKI gefallen mir die speziellen Modi BFR (Riesenhall), RFRCT (Refract) und Air (Shimmer-Reverb) am besten. RFRCT ist quasi die Hallvariante des „Grain”-Effekts im D1. Wie schon im Vorgänger ist vor allem das ein Modus, in dem richtig viel interessante „Bewegung” in der Hallfahne steckt, und den Walrus meines Wissens nach mehr oder weniger als Alleinstellungsmerkmal anbietet.
Das sind Effekte, mit dem man sich stundenlang auf eine Reise in unendliche Weiten begeben kann. Doch auch die „Standards” im R1 überzeugen mich so sehr, dass dieser Vertreter der Makos für mich der Geheimtipp bleibt. Kein Wunder, konnten sich Walrus ja in den vergangenen zehn Jahren vor allem mit Hall-Effektpedalen wie dem Slö etablieren. Spring „plitscht” schön, wie man das von einem Federhall erwartet; Hall zieht das ganze auf eine schaurig-schöne Größe; und Plate fügt dem ganzen eine leicht silbrige Note hinzu, die mich immer an die Rock-Alben der 1970er erinnert.
ACS1
(Bild: Dieter Stork)
Kommen wir zum letzten Glied der Kette – dem ACS1 MKII, einem Amp/Cab-Sim-Pedal. Mit ihm kann man direkt aus dem Pedalboard ins Recording-Interface oder die Venue-Anlage gehen und sich das Mitschleppen eines Amps mit Box sparen. Man sollte nur vorher mal nachfragen, ob der Club Monitor-Boxen auf der Bühne hat, wenn man nicht eh mit In-Ear-Monitoring arbeitet. Oder ob sie überhaupt eine Anlage haben. Das kann sonst für böse Überraschungen sorgen …
Die MKII-Version wartet mit der wohl umfangreichsten Erweiterung an Features der gesamten Serie auf: Statt nur drei Amp-Simulationen bietet es nun sechs! Neben den bisherigen Verstärkern „Fullerton” (Fender Deluxe Reverb), „London” (Marshall Bluesbreaker) und „Dartford” (Vox AC30) befinden sich nun auch die folgenden drei High Gain-Neuzugänge im Angebot: „Red” (Peavey 5150), „Citrus” (Orange Rockerverb) „Tread” (Mesa Boogie Dual Rectifier). Damit wendet sich die MKII-Version nun auch an Freunde modernerer und härterer Sounds.
Diesen Verstärkermodellen wurden, wie schon beim Vorgänger, jeweils zwei verschiedene Lautsprecher-Simulationen spendiert – insgesamt stehen im Pedal also nun zwölf zur Verfügung. Man kann auch zwei Amps gleichzeitig auf die Stereo-Ausgänge schicken und diese aufnehmen, oder Live so richtig einen auf dicke Hose mit „zwei Amps” machen. Mittels USB-C lassen sich auch andere Impulse Responses (IRs) ins Gerät laden, falls einem die von Walrus gebotenen nicht gefallen. Wie bei den Schwestern der Serie stehen neun, mit Midi insgesamt 128 Speicherplätze zur Verfügung.
(Bild: Dieter Stork)
Statt nur einem hat die MKII Version nun auch drei Hall-Modelle an Bord: Room, Spring und Hall, die sich mittels der doppelt belegten Potis der zweiten Reihe einstellen lassen. Das erweitert die Soundpalette der MKII-Version nochmal erheblich, auch wenn die feinsten Klangunterschiede der Hall-Arten wohl vor allem bei Recordings zur Geltung kommen und im Live-Geballer untergehen.
Für die High-Gain-Amps steht ein Noise Gate zur Verfügung (macht Sinn); entsprechend ihrer Natur liefern sie weitaus mehr Gain-Reserven als ihre Vintage-Kameraden. Für mich klingen sie sehr überzeugend, dynamisch und nicht nach „digitaler” Verzerrung (die Zeiten sind aber heute in dem Preissegment auch wirklich vorbei). Die „alten” Sounds überzeugen ebenfalls mit hervorragender Qualität; selbst das bei digitalen Modellern immer etwas schwierige Vox-Derivat ist hier gelungen. Ansonsten sind die Einstellmöglichkeiten gleich geblieben, nur dass man sie jetzt eben bequem im Display ansteuern und ablesen kann.
RESÜMEE
Beim Nachlesen unserer Tests der MKI-Versionen fiel mir auf, dass wir in unterschiedlichem Ausmaß immer wieder die Bedienbarkeit der Pedale bemängelt hatten. Und genau dieses Manko der Mako-Serie (sorry, musste sein) hat Walrus nun mit Bravour ausgemerzt. Zwar muss der geneigte Nutzer immer noch Lust auf Untermenüs mit sehr, sehr vielen Einstellmöglichkeiten mitbringen. Doch geht das alles dank deutlich mehr Transparenz nun viel leichter und intuitiver von der Hand.
Ob die MKII-Versionen damit nun flugs zu Live-Geheimwaffen werden, zweifle ich zwar immer noch an – da würde ich nach wie vor zum Arbeiten mit Midi-Presets raten. Doch in der Vorbereitung eines Gigs, oder einfach nur zuhause und im Studio, fällt die Arbeit mit den Makos nun sehr viel leichter.
Zusätzliche Features wie vor allem die BPM-Anzeige beim D1 oder die drei High-Gain-Modelle beim ACS1 sind weitere starke Kaufargumente. Allein, der Preis der Geräte ist erneut nicht von schlechten Eltern und sogar noch deutlich gestiegen – absolute Top-Qualität und nun auch tolles Handling bekommt man für die den Batzen Geld auf jeden Fall.
Plus
● Klang
● Verarbeitung
● Einstellmöglichkeiten
● Display bei kleinem Format
Minus
● seitliche Anschlüsse erfordern mehr Pedalboard-Space
● kein Live-Modus (nur Presets)

(erschienen in Gitarre & Bass 07/2025)