Transparenz-Offensive

Test: Walrus Audio Mako Serie MKII M1, D1, R1, ACS1

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R1 REVERB

 

(Bild: Dieter Stork)

In unserem Test des R1 MKI bemängelte ich damals die nicht eben einfache Bedienbarkeit des Hall-Pedals. Und erneut spielt Walrus hier die Stärke des Displays aus. Neue Soundmodi gibt es allerdings beim Nachfolger nicht – dafür eine verbesserte Swell-Funktion mit EQ zur Einstellung des Feedbacks, sowie eine Duck-Funktion, mit der man die Hallfahne für schnelleres Spiel einstellen kann.

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Erneut ist die untere Reihe der Potis doppelt belegt: Hier lassen sich abseits der „normalen” Einstellmöglichkeiten eines Reverbs viele weitere Parameter anwählen – Modulation, Diffusion, Duck, EQ und so weiter. Wie schon beim MKI gefallen mir die speziellen Modi BFR (Riesenhall), RFRCT (Refract) und Air (Shimmer-Reverb) am besten. RFRCT ist quasi die Hallvariante des „Grain”-Effekts im D1. Wie schon im Vorgänger ist vor allem das ein Modus, in dem richtig viel interessante „Bewegung” in der Hallfahne steckt, und den Walrus meines Wissens nach mehr oder weniger als Alleinstellungsmerkmal anbietet.

Das sind Effekte, mit dem man sich stundenlang auf eine Reise in unendliche Weiten begeben kann. Doch auch die „Standards” im R1 überzeugen mich so sehr, dass dieser Vertreter der Makos für mich der Geheimtipp bleibt. Kein Wunder, konnten sich Walrus ja in den vergangenen zehn Jahren vor allem mit Hall-Effektpedalen wie dem Slö etablieren. Spring „plitscht” schön, wie man das von einem Federhall erwartet; Hall zieht das ganze auf eine schaurig-schöne Größe; und Plate fügt dem ganzen eine leicht silbrige Note hinzu, die mich immer an die Rock-Alben der 1970er erinnert.

ACS1

 

(Bild: Dieter Stork)

Kommen wir zum letzten Glied der Kette – dem ACS1 MKII, einem Amp/Cab-Sim-Pedal. Mit ihm kann man direkt aus dem Pedalboard ins Recording-Interface oder die Venue-Anlage gehen und sich das Mitschleppen eines Amps mit Box sparen. Man sollte nur vorher mal nachfragen, ob der Club Monitor-Boxen auf der Bühne hat, wenn man nicht eh mit In-Ear-Monitoring arbeitet. Oder ob sie überhaupt eine Anlage haben. Das kann sonst für böse Überraschungen sorgen …

Die MKII-Version wartet mit der wohl umfangreichsten Erweiterung an Features der gesamten Serie auf: Statt nur drei Amp-Simulationen bietet es nun sechs! Neben den bisherigen Verstärkern „Fullerton” (Fender Deluxe Reverb), „London” (Marshall Bluesbreaker) und „Dartford” (Vox AC30) befinden sich nun auch die folgenden drei High Gain-Neuzugänge im Angebot: „Red” (Peavey 5150), „Citrus” (Orange Rockerverb) „Tread” (Mesa Boogie Dual Rectifier). Damit wendet sich die MKII-Version nun auch an Freunde modernerer und härterer Sounds.

Diesen Verstärkermodellen wurden, wie schon beim Vorgänger, jeweils zwei verschiedene Lautsprecher-Simulationen spendiert – insgesamt stehen im Pedal also nun zwölf zur Verfügung. Man kann auch zwei Amps gleichzeitig auf die Stereo-Ausgänge schicken und diese aufnehmen, oder Live so richtig einen auf dicke Hose mit „zwei Amps” machen. Mittels USB-C lassen sich auch andere Impulse Responses (IRs) ins Gerät laden, falls einem die von Walrus gebotenen nicht gefallen. Wie bei den Schwestern der Serie stehen neun, mit Midi insgesamt 128 Speicherplätze zur Verfügung.

(Bild: Dieter Stork)

Statt nur einem hat die MKII Version nun auch drei Hall-Modelle an Bord: Room, Spring und Hall, die sich mittels der doppelt belegten Potis der zweiten Reihe einstellen lassen. Das erweitert die Soundpalette der MKII-Version nochmal erheblich, auch wenn die feinsten Klangunterschiede der Hall-Arten wohl vor allem bei Recordings zur Geltung kommen und im Live-Geballer untergehen.

Für die High-Gain-Amps steht ein Noise Gate zur Verfügung (macht Sinn); entsprechend ihrer Natur liefern sie weitaus mehr Gain-Reserven als ihre Vintage-Kameraden. Für mich klingen sie sehr überzeugend, dynamisch und nicht nach „digitaler” Verzerrung (die Zeiten sind aber heute in dem Preissegment auch wirklich vorbei). Die „alten” Sounds überzeugen ebenfalls mit hervorragender Qualität; selbst das bei digitalen Modellern immer etwas schwierige Vox-Derivat ist hier gelungen. Ansonsten sind die Einstellmöglichkeiten gleich geblieben, nur dass man sie jetzt eben bequem im Display ansteuern und ablesen kann.

RESÜMEE

Beim Nachlesen unserer Tests der MKI-Versionen fiel mir auf, dass wir in unterschiedlichem Ausmaß immer wieder die Bedienbarkeit der Pedale bemängelt hatten. Und genau dieses Manko der Mako-Serie (sorry, musste sein) hat Walrus nun mit Bravour ausgemerzt. Zwar muss der geneigte Nutzer immer noch Lust auf Untermenüs mit sehr, sehr vielen Einstellmöglichkeiten mitbringen. Doch geht das alles dank deutlich mehr Transparenz nun viel leichter und intuitiver von der Hand.

Ob die MKII-Versionen damit nun flugs zu Live-Geheimwaffen werden, zweifle ich zwar immer noch an – da würde ich nach wie vor zum Arbeiten mit Midi-Presets raten. Doch in der Vorbereitung eines Gigs, oder einfach nur zuhause und im Studio, fällt die Arbeit mit den Makos nun sehr viel leichter.

Zusätzliche Features wie vor allem die BPM-Anzeige beim D1 oder die drei High-Gain-Modelle beim ACS1 sind weitere starke Kaufargumente. Allein, der Preis der Geräte ist erneut nicht von schlechten Eltern und sogar noch deutlich gestiegen – absolute Top-Qualität und nun auch tolles Handling bekommt man für die den Batzen Geld auf jeden Fall.

Plus

● Klang
● Verarbeitung
● Einstellmöglichkeiten
● Display bei kleinem Format

Minus

● seitliche Anschlüsse erfordern mehr Pedalboard-Space
● kein Live-Modus (nur Presets)

(erschienen in Gitarre & Bass 07/2025)

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