Basics Deluxe

Test: Vahlbruch FX Chorus, OptoTrem, SpaceTime & Xroads

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(Bild: Dieter Stork)

Es ist schon beinahe unheimlich, wie sehr der Entwickler, Hersteller und Namensgeber sich und seine Person in den Hintergrund stellt und ausschließlich die Qualität seiner Effekt-Pedale für sich sprechen lässt. Dr. Henning Vahlbruch ist Quantenphysiker am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik in Hannover und Gitarrist – jede weiterführende Recherche würde an Stalking grenzen. Allerdings lassen genau diese beiden Eigenschaften, in einer Person vereint, schon ahnen, zu welchen Ergebnissen das Wissen um Sounds und ihre Anwendung, gepaart mit Erfindergeist, Akribie und Präzision, führen kann.

Gleich vier Pedale aus dem umfangreichen Line-up der Effekt-Manufaktur von Dr. Henning Vahlbruch stehen zum Test bereit. Ich beginne ganz von vorne: Nach dem Öffnen der vier schwarzen, hochwertigen Schachteln mit edel eingearbei­tetem Logo, kommen die im passenden Schaumstoffausschnitt platzierten Pedale in jeweils einer dezenten Sparkle-Lackierung zum Vorschein. Das ist schon mal ein sehr gutes Opening.

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MAGTRAB

Kommen wir schon direkt zum ersten absoluten Highlight – einer Innovation von Dr. Henning Vahlbruch: Ein völlig neuartiges Schaltkonzept zum Ein- und Ausschalten der Effektpedale. Mag­TraB steht für „Magnetic Transducer Button“ was so viel bedeutet, dass im Inneren des Fußschalters ein Magnet sitzt, der sich bei Betätigung des Schalters (der als Taster ausgeführt ist) auf einen Sensor im Pedalgehäuse zubewegt. Die veränderte Position wird von dem Sensor kontaktlos erfasst und über einen Mikrocontroller an Halbleiter-Relais weitergeleitet, die den jeweiligen Schaltvor­gang steuern – in diesem Fall also das Pedal aktivieren oder deak­tivieren. Das Ganze passiert super soft, ohne mechanischen Wider­stand und vor allem geräuschlos. Darüber hinaus verspricht der Hersteller eine nahezu unendliche Lebensdauer dieser Fußschal­ter, mit bis zu Millionen von Schaltzyklen. So viel Zeit hatte ich lei­der nicht – glaube es aber! Ein weiteres hilfreiches Feature ist, dass man durch einen sehr einfachen Programmiervorgang mit dem MagTraB-Schalter festlegen kann, ob das Pedal beim Einschalten grundsätzlich direkt an- oder ausgeschaltet sein soll.

CHORUS

(Bild: Dieter Stork)

Die speziell entwickelte Schaltung des Vahlbruch Chorus-Pedals ist komplett analog um einen New Old Stock MN3007 BBD IC (Bucket Brigade Delay/Verzögerungskette) aufgebaut. Mit drei Reg­lern für Speed, Depth und Mix können die Parameter Tempo, Tiefe und Effekt-Anteil geregelt werden. Mit einem kleinen Kippschalter kann das Pedal vom Chorus- in den Vibrato-Modus gebracht wer­den. Während beim Chorus-Effekt die Modulation zum Input-Signal hinzugefügt wird, wird dieses direkte Signal wiederum im Vibrato-Modus stummgeschaltet, sodass nur die Modulation zu hören ist.

Eine permanent pulsierende LED zeigt die eingestellte Geschwindigkeit der Modulation an. Eine weitere LED leuchtet, wenn das Pedal aktiv ist. Zu Beginn des Tests habe ich das Chorus-Pedal in der Signalkette direkt zwischen der Gitarre und einem clean eingestellten Amp platziert. Im ausgeschalteten Zustand hat es das Gitarrensignal in keiner Weise hörbar beeinflusst.

Um mir ein Bild davon zu machen, wie sich Henning Vahlbruch den ultima­tiven Chorus-Sound vorstellt, habe ich alle Potis mittig – in diesem Fall auf 12 Uhr gestellt, einen vollen, offenen Akkord gespielt, und dann den Effekt eingeschaltet. Dadurch, dass ich beim Treten des Schalters keinen Widerstand gespürt oder gehört habe, hat sich die Modulation unmerklich und völlig homogen um den Sound gelegt, und so eine subtile Tiefe und Wärme erzeugt. Die Modulati­onskurve ist weich und klingt natürlich. In diesem Setting fällt der Effekt erst richtig auf, wenn man ihn wieder ausschaltet – denn man möchte ihn am liebsten sofort zurückhaben!

Ab jetzt haben wir alle Möglichkeiten: Von „Weniger-ist-mehr“ bis hin zu „Viel-hilft-viel“ lassen sich alle klassischen Chorus-Sounds realisieren. Langsame und tiefe Modulation macht bei moderatem Mix-Level den Sound subtil wahrnehmbar breiter. Erhöht man das Tempo und den Effekt-Anteil, lässt jedoch die Modulationskurve tief, bekommt man Leslie-artige Sounds. Erst im Maximalbereich der Regler betreten wir unnatürliches Sound-Terrain und können end­lich unsere Spätsechziger-Weltraum-Odyssee-Klangphantasien ausleben. Gehen wir nun mit Hilfe des Kippschalters in den Vibra­to-Modus. Stehen alle Regler wieder auf 12 Uhr, fällt beim Aktivie­ren des Effekts auf, dass deutlich weniger Pegel aus dem Verstär­ker kommt. Das liegt in der Natur der Sache – in diesem Fall des Effekts. Wie bereits erwähnt, wird im Vibrato-Modus das direkte Signal stummgeschaltet und zu hören ist nur die Modulation. Um den Pegel auszugleichen, muss der Mix-Regler auf 100% gestellt werden. Auch hier gilt: Ab jetzt sind alle klassischen Vibrato-Sounds realisierbar. Auch vor einem angezerrten Amp oder im Effekt-Loop macht das Pedal eine sehr gute Figur.

OPTOTREM

(Bild: Dieter Stork)

Das Bedien-Layout gleicht dem des Chorus-Pedals. Zur Sound-Fin­dung stehen Regelmöglichkeiten für Speed, Intensity und Volume zur Verfügung. Über einen kleinen Kippschalter kann zwischen den Wellenform-Optionen Hard und Soft gewählt werden, was die Bandbreite moderner abgehackter sowie authentischer weicher 60s-Sounds abdeckt. Im Inneren des Pedals sorgt eine individuell abgestimmte Photozelle für eine homogene Modulationskurve. Eine konstant pulsierende LED zeigt zum einen das eingestellte Tempo der Modulation, zum anderen die Intensität des Effekts an.

Das Test-Setting ist wieder gleich: Das Pedal befindet sich wieder direkt zwischen der Gitarre und dem cleanen Amp. Alle Regler auf 12 Uhr. Ich beginne im „Soft“-Modus und habe das gleiche Erleb­nis wie schon beim Chorus: Ein weicher, natürlicher Tremolo-Effekt addiert sich homogen zu meinem Grundsound. Für Variatio­nen stehen die zwei klassischen Parameter (Speed/Intensity) zur Verfügung, die über den gesamten Regelweg keine Tremolo-Wünsche offen lassen. Das Gleiche gilt für den „Hard“-Modus. Hier ändert sich die Wellenform und das Gitarrensignal wird hart abge­schnitten. Dennoch klingt es stimmig und niemals synthetisch.

Anders als beim Chorus-Pedal hat das OptoTrem keinen Mix- son­dern einen Volume-Regler. Dieser regelt die Gesamtlautstärke des Pedals, wodurch sich weitere Optionen bieten. Bei heruntergeregelter Intensity und erhöhtem Volume kann das Pedal als Cleanbooster verwendet werden. Eine andere Möglichkeit ist, sei­nen Tremolo-Effekt für den Rhythmus-Part einzustellen, mit dem Volume unterhalb der 12-Uhr-Stellung zu bleiben, und, z. B. für einen Solopart, gleichzeitig den Tremolo-Effekt auszuschalten und den Lautstärkepegel wieder anzuheben. Oder eben genau anders herum, was vielleicht die gängigere Variante ist: Wenn der Tremo­lo-Effekt in einer Song-Passage hervorgehoben werden soll, pegelt man ihn entsprechend mithilfe des Volumen-Potis. Wie auch das Chorus-Pedal, passt sich das OptoTrem problem- und geräuschlos an jeder Position in der Signalkette, ob vor oder nach der Gain-Stufe, oder in der Effekt-Loop des Amps, perfekt ein.

SPACETIME

(Bild: Dieter Stork)

Seit 2019 gibt es eine neue Version des schon legendären Space­Time Delay-Pedals. Es befindet sich jetzt in einem kleineren Gehäuse, ist wie die anderen Pedale ebenfalls mit einem MagTraB-Schalter ausgestattet, und verfügt nun im Inneren über einen Umschalter, der zwischen den beiden Betriebsarten True-Bypass und Buffered-Bypass wählen lässt. Somit kann es problemlos an jeder Position in der Signalkette platziert werden, gegebenenfalls Pegelverluste durch lange Kabelwege oder große Pedalboards im Buffer-Modus wieder aufholen, oder, wenn es ausgeschaltet ist, im True-Bypass-Modus komplett aus dem Signalweg verschwinden. Als Bedienelemente stehen die Regler Mix-Level, Time und Repeats zur Verfügung. Über einen kleinen 3-Wege-Kippschalter können die Tone-Modi Mellow, Bright und Dark angewählt werden.

Das Besondere am SpaceTime-Delay ist der einzigartige Schalt­kreis, der das Beste aus analoger und digitaler Welt vereint. Das direkte Gitarrensignal wird komplett latenzfrei analog verarbeitet und behält so seine volle Dynamik. Über einen parallelen Signal­weg wird das Delay digital realisiert und dem analogen Signal wieder hinzugemischt, was über den Mix-Level-Regler individuell angepasst werden kann.

Ich habe das Pedal wieder vor einen Clean-Amp geschaltet, alle Regler in die Mittelstellung gebracht und den Kippschalter auf „Bright“ gestellt, um einen ersten Eindruck zu bekommen. Der Delay-Effekt ist gut hörbar und erzeugt hinter dem stabilen Grund­sound der Gitarre einen schönen klaren Raum. Geht man auf die minimale Rate von nur einer Wiederholung, erhöht den Mix-Level ein wenig und findet seinen persönlichen Sweet-Spot im höheren Tempo-Bereich, haben wir im Handumdrehen ein tolles Slap-Delay, oder bei leicht reduziertem Mix-Level einen schönen klei­nen Raum um den Grundsound herum. Bei entsprechend längeren Delay-Zeiten von maximal 660 ms und höheren Wiederholungsra­ten ergeben sich eine Vielzahl schöner Delay-Sounds. Einen ganz anderen Charakter bekommt das Pedal, wenn man in einen ande­ren Tone-Modus wechselt. In zwei Abstufungen kann der Höhenanteil des Delay-Sounds abgesenkt werden, um in die Welt der weichen Analog-Sounds einzutauchen.

Bei vielen Wiederholungen, langsamem Tempo und einem Mix-Level unterhalb der Hälfte, entsteht eine tiefe Ambience, in der Akkorde zu einem Sound-Teppich verschmelzen, der sich immer wieder auflösen lässt, um harmo­nische Strukturen zu verfol­gen. Es fällt auf, dass man in ein und demselben Setting eine Sound-Subkultur kreieren und gleichzeitig melodiöse Akzente setzen kann, was eher an das Spielen mit einem Looper erinnert.

Was für ein analoges Delay-Pedal nicht ungewöhnlich, aber in diesem Zusammenhang eine tolle Möglichkeit zur Sound-Gestal­tung ist, ist die Tatsache, dass alle Potis genau auf dem Wert stehen, der auch zu hören ist. Das heißt, da sich bei Erhöhung des Tempos auch die Tonhöhe der Wiederholungen verändert, lässt sich diese exakt mit dem Poti kontrollieren. Bei Digital-Delays hingegen hat die Stellung des Potis nichts mit dem zu hörenden Effekt zu tun und ein kreatives Spielen mit den Parametern führt gegebenen­falls zu ungewollten Artefakten – die natürlich, wenn man sie wie­derum kreativ einsetzt, auch interessante Klangcollagen ergeben können.

Das Delay-Pedal funktioniert im FX-Loop meines Amps mit Preamp-Gain ebenso gut wie vor dem Amp mit vorgeschalte­tem Overdrive-Pedal. Selbst im umgekehrten Fall: Ist das Delay vor der Gain-Stufe im Signalweg, lassen sich die großen Rock-Lead-Sounds der späten 70er- und frühen 80er-Jahre Live-Alben repro­duzieren, in denen mit abnehmendem Delay-Pegel auch der Amp immer weniger zerrt und der Sound mit jedem Delay-Repeat zunehmend schwächer wird.

XROADS

(Bild: Dieter Stork)

Das Vahlbruch Xroads-Pedal ist ein aktiver ABY-Schalter, was bedeutet, dass ein Instrument mit zwei Verstärkern und einem Stimmgerät verbunden und geschal­tet werden kann. Es können wahlweise Ver­stärker A oder B, oder A und B betrieben werden. Der gepufferte Tuner-Ausgang kann, über seine eigentliche Bestimmung hinaus, auch als D.I.-Out genutzt werden, was zum Beispiel beim Recording hilfreich ist, um für späteres Re-Amping eine D.I.-Spur des Instru­ments aufzunehmen.

Das Pedal ist mit zwei MagTraB-Schaltern (1+2 und 1/2) ausgestattet, mit denen die angeschlossenen Amps entsprechend geschaltet werden können. Wird der Schalter 1+2 für eine Sekunde gedrückt, werden beide Ausgänge stummgeschaltet um lautlos stimmen zu können oder das Instrument zu wech­seln. Zwei Status-LEDs zeigen an, welcher Ausgang gerade aktiv ist. Über einen kleinen Kippschalter lässt sich gegebenenfalls die Phase zwischen den verwendeten Amps korrigie­ren. Die besonders neben­geräuscharme Sound-Aufbereitung und Impe­danzwandlung gewähr­leistet eine optimale Anpassung an die Instru­menten-Tonabnehmer; ganz gleich ob Piezo- oder magnetische Tonabneh­mer. Die sehr niedrige Impe­danz der Ausgänge sorgt für eine Signalübertragung ohne Verlust von Transparenz und Dynamik des Instruments, auch bei langen Kabelwegen zu den Verstärkern. Die selbstanpassen­de Ausgangsschaltung eliminiert Brummschleifen und macht einen Erdungsschalter überflüssig.

Das Pedal wird mit 9 Volt Netzstrom betrieben, wobei intern die Betriebs­spannung auf 25 Volt erhöht wird, was einen maximalen Dynamikumfang gewährleistet und das Xroads zu einem absolut kompromisslosen High-End-Audio-Tool macht. Durch die beiden MagTraB-Schalter geht das Umschalten zwi­schen den beiden Amps ganz smooth und völlig geräuschlos. Auch hier kann durch die einfache Programmierung mithilfe der Schal­ter festgelegt werden, ob beim Einschalten die Ausgänge gemuted sein sollen, oder ob Amp A-, B- oder beide aktiv sein sollen.

RESÜMEE

Understatement in höchster Ausbaustufe. Natürlich ist ein analo­ges Chorus-Pedal an sich genauso wenig innovativ wie ein Tremo­lo, ein Delay oder ein ABY-Schalter. Henning Vahlbruch hat sich in den Bedienkonzepten und Regelmöglichkeiten auf das Wesentliche beschränkt, aber das kommt genauso vertraut wie selbster­klärend daher. Alle vier Pedale sind kleine Meisterwerke der Inge­nieurskunst, die in Sachen innovativer Schaltungen, Signalstabili­tät, Klangqualität, Dynamik, der einzigartigen MagTraB-Schalter sowie der erstklassigen Verarbeitung ihresgleichen suchen.

Jedes einzelne Pedal wird von Henning Vahlbruch unter Verwendung hochwertiger, in Deutschland hergestellter und handselektierter Bauteile von Hand gefertigt. Um auch diesen Begriff einmal zu bemühen: Es handelt sich hierbei um Boutique-Pedale allererster Güte.

Bis zu dem Moment, wo die Pedale ihren eigentlichen Job machen, sind sie als technisch perfekte Helferlein geräusch- und problemlos in jede Signalkette integrierbar. Wenn sie dann zum Einsatz kommen, geht die Sonne auf. Die Effekte klingen weich und verbinden sich äußerst homogen mit dem Eingangssignal.

Egal ob American-Clean, Britisch-Brett oder alles dazwischen: Die kleinen Vahlbruch-Treter erfüllen alle Wünsche, sind absolut High-End und haben richtig viel Mojo!

PLUS

  • erstklassige Sound-Qualität
  • präzise Verarbeitung
  • einzigartige MagTraB-Schalter
  • innovative Lösungen für klassische Mankos

MINUS

  • Chorus-Pedal: Pegel-Sprung im Vibrato-Modus

(erschienen in Gitarre & Bass 04/2020)

Produkt: Gitarre & Bass 1/2024
Gitarre & Bass 1/2024
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Kommentare zu diesem Artikel

  1. So interessant das Delay auch zu sein scheint, fehlt leider ein essentiell wichtiges feature, auf das ein modernes Delay nicht mehr verzichten kann:
    Die Tapfunktion zum Anpassen des korrekten Timings beim Liveeinsatz.

    Gruß
    T.L.

    Auf diesen Kommentar antworten
    1. Das Delay gibt es auch in einer Version mit Tap Funktion.

      Auf diesen Kommentar antworten

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