Ein-Kunststück-Fisch

Test: Trickfish Minnow Bass Preamp

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(Bild: Dieter Stork)

Sehr solide im Stahlgehäuse kommt der Preamp aus dem Karton. Klein ist er nicht gerade, dafür muss man die Regler nicht mit spitzen Fingern anfassen und auch die Fußschalter können recht sorglos betreten werden.

In der oberen Reihe finden sich der mit einer LED als Aussteuerungshilfe versehene Gain-Regler und der Master. Die vier Potis darunter sind die Klangregelung: Bässe und Höhen sind shelving, also mit Kuhschwanzcharakteristik. Der Bass ist fest bei 40 Hz zu regeln, die Höhen können zwischen 4 und 8 kHz umgeschaltet werden. Umschaltbar sind auch beide Mittenbänder, Lo Mid zwischen 333 und 473 Hz, Hi Mid zwischen 1 kHz und 1,8 kHz.

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Unten und mit etwas Abstand sitzen die beiden Fußschalter, von denen der linke zwischen Bypass und dem eingestellten Sound wählt, während der rechte das Pedal mutet. Ausgenommen davon ist der Tuner-Klinkenausgang, der wie alle Anschlüsse an der Stirnseite sitzt. Neben Input und Output sind das auch noch der DI-Ausgang als XLR, bei dem mit einem Schiebeschalter eine eventuelle Brummschleife aufgetrennt werden kann, während der andere Pre oder Post für den Signalabgriff wählt.

Der Netzanschluss benötigt ein (nicht beiliegendes) 12V/500mA-Netzteil mit innenliegendem Minus, also nichts Besonderes. Eine blaue LED zeigt an, dass Minnow betriebsbereit ist. Gain einzustellen ist dank der von Grün auf Rot wechselnden Clip-LED kein Problem. Der Master hat genug Spiel, um jeden eingestellten Sound entweder an den Bypass anzugleichen oder auch ordentlich zu boosten.

(Bild: Dieter Stork)

ALLES WIRD BESSER

Die Klangregelung hat zwar jeweils Anhebungen und Absenkung zu bieten, die Neutralstellung ist aber nicht mit einer Mittenrastung markiert, da muss man einfach nach Optik und letztlich Gehör einstellen, wobei alle Reglerstellungen gut abzulesen sind. Was mir da zu Gehör kommt ist … einfach fantastisch. Der Equalizer schafft das Kunststück, gleichzeitig so sensibel zu sein, dass kleine Potibewegungen deutliche Veränderungen bringen, andererseits ist er so gut abgestimmt, dass praktisch der gesamte Regelweg nutzbar ist. Gut, den Bass drehe ich selten raus, aber in geringen Dosen kann auch das Sinn machen. Lo Mid klingt auch in Vollanhebung mit beiden Frequenzen nicht nölig, bei Hi Mid habe ich gute Auswahl, an welcher Stelle ich im Band-Gefüge mit meinen Hochmitten sitzen möchte.

Oder eben andersrum: Eine kräftige Absenkung bei 1 kHz mit leichtem Boost in Bass und Tiefmitten und deutlicher Anhebung der Höhen gibt einen sauberen, dezenten Fingerstyle-Ton, der geslappt klassisch und edel kommt. Mit dem niedrigeren Einsatzpunkt werden die Höhen bei Boosts offensichtlicher bearbeitet, mit dem höheren wird es luftiger. Im Minusbereich klingt 4 kHz verblüffend nach guter, passiver Höhenblende am Bass, 8 kHz nimmt nur ganz oben weg und entschärft z. B. Plekgeräusche, unterschlägt sie aber nicht völlig. Eine gute Variante, wenn man Gitarren und Becken aus dem Weg gehen möchte.

Was mich neben dem Verhalten der Klangreglung, die man nur mit „organisch und harmonisch“ beschreiben kann, und der Nebengeräuscharmut beeindruckt, ist, wie Minnow mit jedem Bass umgeht, den ich an den Preamp hänge. Passiv, aktiv, vintage, modern, bundlos, glatter Jazz Bass oder idiosynkratischer Rickenbacker – mit wirklich jedem schaffe ich es in kurzer Zeit mit wenig Potibewegung und gelegentlichem Umschalten der Center-Frequenz den Sound noch besser zu machen, ohne je die Charakteristik des Instruments zu verlieren.

RESÜMEE

Der Minnow Preamp ist in seiner Bedienbarkeit und seinem straighten Aufbau ein absolut einfach handzuhabendes Gerät. Die Klangregelung funktioniert genau so, wie sie soll, leicht zu bedienen und ohne ohnehin nicht nutzbare Extreme. Dabei verfeinert sie jeden Bass, ohne seinen Eigen-Sound zu überdecken. Stattdessen wird das Instrument perfekt angepasst und setzt sich optimal in den Band-Sound, ob unauffällig begleitend oder offensiv nach vorne spielend. Das macht Minnow auf einer Qualitätsstufe, sowohl von der Bauweise als auch den klanglichen Ergebnissen, dass ich wirklich beeindruckt bin. Man merkt, dass mit Mike Pope der – ‘tschuldigung, ich kann mir den nicht verkneifen – Basselektronik-Papst seine Finger im Spiel hatte. Da vermisst man keine zweite Klangebene, keine Zerre, kein gar nichts, der eine Trick, den dieser Fisch kann, reicht zum Glücklichsein – und für alle anderen Bedürfnisse gibt es ja andere Pedale …

PLUS

  • Sound!
  • Regelmöglichkeiten
  • Verarbeitung

(erschienen in Gitarre & Bass 07/2021)

Produkt: Gitarre & Bass 11/2023
Gitarre & Bass 11/2023
IM TEST: Knaggs Guitars Eric Steckel Kenai T/S +++ Fender Limited Edition Tom DeLonge +++ Stratocaster +++ Cort G290 FAT II +++ Guild D-140 / D-140CE +++ Fender Vintera II 60s Precision Bass +++ Captain Black Betty 1x12 Combo +++ Origin Effects DCX Bass Tone Shaper & Drive +++ Strymon Cloudburst Ambient Reverb +++ Boss IR-200

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Im Artikel Basspreamp Trickfish Minnow ist Euch ein Fehler unterlaufen : Der Anschluß fürs Netzteil hat ein innenliegendes Minus, kein Plus – siehe auch Skizze auf der Rückseite des Gerätes über der Netzteil-Buchse. Hoffentlich ist da eine Schutzschaltung drin, die den Stromfluß bei Falschpolung sperrt, sonst habt Ihr das Ableben eines Gerätes auf dem Gewissen, wenn einer Eurem Artikel glaubt.
    Im übrigen würde ich mir solch einen Preamp für etwa ein Viertel des Preises an Materialkosten selbst bauen, 384 Euro sind für dieses triviale Gerät völlig überteuert.

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    1. Zum Materialpreis kommen für den Hersteller ja noch die Herstellungskosten hinzu. Wenn man dann vom VK die Mehrwertsteuer, die brutto Gewinnmarge des Händlers, die brutto Gewinnmarge des Vertriebs und die Transportkosten abzieht geht die Gewinnmarge des Herstellers, der ja auch noch die Herstellungskosten zu tragen hat, völlig in Ordnung.

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    2. Dann bau ihn doch selber! Das Gerät ist made in USA und in Kleinserie gefertigt, dann kommt auf den Einkaufspreis und die Frachtkosten noch der EU-Einfuhrzoll und die Mehrwertsteuer und der Importeur muss ja auch noch daran verdienen, er muss ja z.B die Werbung in Germanien übernehmen. Und es steckt eben ein nicht zu unterschätzendes Knowhow in der kleinen Schachtel, wozu die Wahl der Frequenzen und die Charakkteristik der Filterkurven ebenso gehören wie Klangqualität und die Rauscharmut. Und wenn ich mir die Konkurrenz anschaue, ist der Preis völlig im Rahmen.

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