Wenn der Name nicht Programm ist

Test: .strandberg* Boden Bass Standard 4

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(Bild: Strandberg)

SOUND & ELEKTRONIK

Diese Homogenität trifft auch auf das akustische Klangbild zu, das sich als sehr drahtig und responsiv beschreiben lässt. Zusammen mit der Bespielbarkeit macht das den .strandberg* zu einem sehr agilen Instrument, bei dem auch das Sustain nicht zu kurz kommt. Auf der elektrischen Seite sorgt die derzeit im Trend liegende Kombination aus Fishman-Fluence-Tonabnehmern mit passender Aktivelektronik für den modernen Klang.

Mit dieser Ausstattung sind zig Möglichkeiten zur Klangformung gegeben. Durch das Hochziehen des Volume-Potis lassen sich die beiden Humbucker zu Singlecoils mit Jazzbass-Position umschalten und der zusätzliche Kippschalter drückt den Pickups eine von drei EQ-Abstimmungen auf, die sich jeweils stark unterscheiden.

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Gemein haben alle Varianten einen explosiven und drahtigen Grundsound mit sehr trockenem Bass sowie prägnanten Hochmitten. Im Humbucker-Modus geht der Charakter dabei ins Komprimierte, Kernige, fast schon Sterile über. Für meine Ohren hält der Kippschalter zwei ansprechende Voicings parat: Wenn er nach oben gestellt wird, liefert die Elektronik einen „passiven” Sound, bei dem die Höhen etwas zurückgenommen und die Mitten in den Vordergrund gestellt werden.

Im Vergleich mit der „Full Frequency”-Stellung (Kippschalter nach unten) klingt der Bass hier deutlich belegter, fast schon etwas muffig. Im Bandkontext steht dem Bass das Extra an Mitten jedoch sehr gut. Es sorgt für mehr Durchsetzungsvermögen gegenüber verzerrten Gitarrenwänden. Insbesondere in Kombination mit Verzerrung ist das sehr deutlich. Mit beispielweise einem Darkglass Alpha Omega stellt sich so ein sehr aggressiver und präsenter Sound ein.

(Bild: Strandberg)

Mit dem Kippschalter in der unteren Position ist der Klang deutlich aufgeräumter und hat mehr Punch und Klarheit. Hier entspricht der Sound am ehesten dem, was ich mit einem „typischem Humbucker” assoziiere. Das Ergebnis ist ein drahtig, knurriger Clean-Sound mit einem leichten Loch in den mittleren Mitten und betontem Attack. Gerade perkussive Spielarten kommen hier sehr gut rüber. Mit Verzerrung hat der Sound aber beinahe schon zu viel Schärfe. Die Mittelstellung des Kippschalters liefert den gleichen Grundsound, aber mit zusätzlicher und mir persönlich zu starker Absenkung der Mitten.

Im Singlecoil-Betrieb ist der Klang insgesamt offener und dynamischer sowie auch leiser. Dadurch, dass die Humbucker-typischen Auslöschungen fehlen, zeigt sich der Bass eine ganze Ecke knorziger, lebendiger und trotz mehr Offenheit auch weniger scharf und somit ausgewogener. Klassische Jazz-Bass-Sounds würde ich hier nicht unbedingt attestieren, aber nasale Ausflüge auf dem Bridge- oder holziges Gedengel auf dem Neck-Pickup sind allemal drin. Die Palette an Sounds ist breit, der enorm straffe Grundcharakter des Boden kommt auch im „passiv”-Modus stets zur Geltung.

Die 2-Band-Elektronik arbeitet unauffällig und wie erwartet. Abgesehen davon, dem Bridge-Pickup mit etwas mehr Bassdruck auf die Sprünge zu helfen oder dem verzerrten Sound etwas Schärfe zu nehmen, sehe ich aber keine große Notwendigkeit für ihren Einsatz. Für mich bietet der Bass allein durch die Einstellungsmöglichkeiten der Tonabnehmer eine ausreichend große Auswahl an praxistauglichen Sounds.

(Bild: Strandberg)

RESÜMEE

Gute Verarbeitung und kompromisslose Ergonomie zeichnen den Boden Bass Standard aus. Der Preis erscheint für ein Instrument aus „Massen”fertigung sehr hoch, allerdings ist das Gesamtpaket aus Design, Ergonomie und natürlich auch Sound alles andere als herkömmlich. Unabhängig vom Preis hat .strandberg* hier einfach ein sehr gutes, in sich stimmiges Instrument entwickelt. Chapeau.

Plus

● Exzellente Ergonomie
● Verarbeitung
● Vielseitige Elektronik
● Bereits ab Werk sehr gut eingestellt

Minus

● Hoher Preis gemessen am Herkunftsland

(erschienen in Gitarre & Bass 07/2025)

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