Lightweight & Heavysound

Test: Schecter Diamond Series C-1 FR S Silver Mountain

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(Bild: Dieter Stork)

Mit gleich zehn neuen Gitarren aus der C-Modell-Reihe bedient Schecter alles was das Metaller-Herz erfreut und legt das interessante Silver Mountain Finish gleich noch oben drauf. Rundherum Silber-Metallic-Kleckse auf schwarzem Grund, das Ganze spiegelglatt poliert. Cooles Teil, auch für‘s Auge.

Die Silver-Mountain-Reihe rekrutiert sich aus den Modellen C-1 (Hardtail), C-1 FR S (FR-Vibrato und Sustainiac-Elektronik), C-7 Multiscale (7-String Hardtail mit Fanned Frets), C-7 FR S (7-String, FR-Vibrato, Sustainiac) und C-8 Multiscale (8-String Hardtail mit Fanned Frets). Der Clou: Das komplette Quintett gibt es auch als Lefties! Eine echte Kampfansage an Hersteller, die Linkshändergitarren immer noch als Nischenprodukte betrachten. Konsequenter geht‘s sicherlich kaum, denn aktuell zählen insgesamt 75 (!) Lefthand-Gitarren und 34 -Bässe zum Schecter-Lineup.

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LEICHTGEWICHT

Eines fällt sofort positiv auf: Die C-1 FR S bringt trotz ihrer üppigen Ausstattung gerade mal 3,12 kg auf die Digitalwaage. Grund dafür dürfte u.a. das für die Elektrik und Sustainiac-Elektronik entsprechend groß gefräste E-Fach sein. Auch für die separate Kammer der 9-Volt-Batterie – hier ein praktisches Schnellwechselfach mit strammen Federkontakten – musste der Body Holz lassen. Kunststoffplatten mit Graphit-Optik decken die Vibrato-Federkammer und das E-Fach präzise Oberkante bündig ab.

Batteriefach mit Direktkontakten (Bild: Dieter Stork)

Mit Ausnahme des Ebenholzgriffbretts wurde die Silver Mountain komplett aus Mahagoni gefertigt. Der Body besitzt eine flache Decke, die zu den schwarz eingefassten Rändern hin stark abfällt und in einer dezenten Hohlkehle endet. Eine rückseitige Konturfräsung erhöht den Tragekomfort. Der tief geschnittene untere Cutaway gewährt in Zusammenspiel mit dem ergonomisch fließenden Übergang des verleimten Halses barrierefreien Zugang bis in die höchsten Lagen. Die zuverlässig packende Klinkenbuchse wird von einem ovalen Zargenblech gehalten.

Fließender Halsübergang (Bild: Dieter Stork)

24 extra-fette, vorbildlich bearbeitete und polierte Edelstahlbünde verteilen sich über das Griffbrett. Deren Bundkanten hat man penibel verrundet, sodass schnelle Lagenwechsel nicht ausgebremst werden. Schlanke parallelogramm- bzw. trapezförmige Perloid-Inlays und fluoreszierende Luminlay-Sidedots markieren die Positionen.

Top bearbeitete Edelstahlbünde und fluoreszierende Sidedots (Bild: Dieter Stork)

Auf optimale Saitenlage über dem ersten Bund eingepasst, führen der frontseitig montierte FR-Klemmsattel und der Niederhalter die Saiten zu den geschmeidig und präzise arbeitenden Grover-Mechaniken. Den Übergang zur schwarz eingefassten Kopfplatte stabilisiert ein rückseitiger Kragen. Vorne verschließt ein Plastikplättchen – ebenfalls im Graphit-Look – den Zugang zum Zweiwege-Halsstab.

Kunststoffdeckel im Graphit-Look (Bild: Dieter Stork)

Von drei Federn gehalten und an zwei Schraubbolzen schwebend aufgehängt, bietet das Floyd-Rose-1500-Vibrato dem Saitenzug Paroli. Entsprechend unterfräst und mit Moosgummi ausgelegt, schwebt das Vibrato parallel zur Decke. Der Hebel wird gesteckt und rotiert spielfrei in einer Kunststoffmuffe, deren Gängigkeit sich über eine seitliche Madenschraube einstellen lässt. Alle Klemmschrauben – auch die des Sattels – bestehen aus rostfreiem Edelstahl, die Feinstimmer aus geschwärztem Messing.

Beide Pickups, der Sustainiac in der Halsposition und ein Schecter Sonic Seducer am Steg, hat man höhenjustierbar direkt im Korpusholz befestigt. Kontrolliert werden sie per Dreiwegschalter, Master-Volume und Master-Tone. Der dritte Regler variiert die Sustainiac-Intensität, ein Minikippschalter aktiviert den Sustainer, der andere wählt die Betriebsarten Fundamental (ohne Obertöne), Harmonic (mit Obertönen) und Mix.

E-Fach mit Sustainiac-Platine (Bild: Dieter Stork)

Im E-Fach stehen auf der Sustainiac-Platine drei Trimmer zur Verfügung, von denen einer den Output des Hals-Pickups an den des Steg-Humbuckers anpasst, der zweite den Sustainer-Pegel, der dritte den des Harmonic Mode kontrolliert. Während die kontinuierliche Regelcharakteristik des Volume-Potis präzise, feinfühlige Gain- und Pegelkontrolle ermöglichst, zeigt Master-Tone erst auf den letzten Millimetern eine Höhenabsenkung. Das perfekt auf die werksseitigen 10-46er-Ernie-Ball-Saiten eingestellte Floyd-Rose-Vibrato arbeitet sowohl nach extremen Up- wie auch Down-Bendings absolut stimmstabil.

BESPIELBARKEIT, SOUND UND …

Die Schecter C-1 Silver Mountain zeigt am Gurt und auf dem Bein leichte Kopflastigkeit, die sicherlich dem Materialverlust durch die Korpuskammern zuzuschreiben ist. Hinsichtlich Ergonomie und Handling erzielt die Gitarre dagegen Bestnoten, schmiegt sie sich doch angenehm an meinen Körper, und meine Hand kann auch die höchsten Lagen völlig ungehindert bespielen, da Cutaway und Halsübergang reichlich Platz bieten. Da der Hals null Neigungswinkel besitzt, verlaufen die Saiten nicht übermäßig hoch über der Decke und gestatten damit eine relaxte Haltung der Anschlagshand.

Mit nur wenig mehr als 41 mm rangiert die Halsbreite am Sattel deutlich unter dem Durchschnitt. Dennoch sorgt das nicht allzu dünne C-Profil dafür, dass ich genügend Masse in der Hand habe und den Hals komfortabel bespielen kann. Der Zugang zu den Reglern Master-Volume und Tone wird durch den Vibratohebel ein wenig behindert. Immerhin bieten die gerändelten Knöpfe reichlich Grip, sodass sich die sahnig weich rotierenden Potis bequem drehen lassen.

Das Mahagonikonstrukt gibt sich ausgesprochen schwingfreudig und dynamisch und zeigt hohes Sustain-Potenzial. Mit einem ausgewogenen, kraftvollen, warmen und spritzigen Klangbild, das zudem von einem breiten Obertonspektrum gekrönt wird, lässt die C-1 schon im Unplugged-Mode aufhorchen.

Der Sustainiac-Hersteller Maniac Music bietet den Driver-Pickup sowohl im Singlecoil- als auch im Humbucker-Format an. Technisch sind beide identisch, da der Humbucker keine Stegspule besitzt. Dennoch sind die Sustainiacs klanglich Strat-Einspulern bzw. PAF-Humbuckern nachempfunden. Der Sustainiac unserer Schecter Silver Mountain zeigt eindeutig die Klangqualitäten eines passiven Hals-Humbuckers.

Mit warmem aber dennoch luftigem Klangbild, saftigem Schmatzen, samtiger Brillanz und reichem Obertongehalt kommt er bereits bei Cleansounds dem Charakter eines vintage PAFs ziemlich nahe. Sein insgesamt schlankerer Ton simuliert sogar die stegwärts verschobene Position eines 24-BundHalses. Am zerrenden Amp verliert der Sustainiac nicht viel vom Charakter seines Vorbilds, macht sich jedoch auch durch leichtes Brummen bemerkbar. Einzeltöne lassen sich leicht formen und liefern fette singende Leadsounds.

Der Wechsel zum Schecter Sonic Seducer Humbucker vollzieht sich ohne großartige Pegelveränderung. Bei Bedarf kann der Output des Sustainiacs per Platinentrimmer angepasst werden. Obgleich der Sonic Seducer mittiger ausgerichtet ist, liefert er am cleanen Verstärker kraftvolle, detailreiche Klangbilder mit straffen knackigen Bässen, prägnanten Mitten, klaren Höhen und breitem Obertonangebot. Richtig wohl fühlt sich der Steg-Humbucker jedoch bei Crunch- bis High-Gain-Sounds, wo er sich mit druckvollen, fetten aber stets transparenten Powerchords und bei intensivem Anschlag mit bissigen, aggressiven, durchsetzungsstarken und sustainreichen Leadsounds Gehör verschafft.

Die Kombi beider Pickups zeichnet sich im Clean-Betrieb durch charaktervolle, eigenständige, glasklare, glockige Rhythmus- und Arpeggio-Klänge aus, denen der Hals-Pickup seine Wärme, der Steg-Humbucker seine straffen Bässe und klaren silbrigen Höhen verleiht. Auch bei Leadsounds zeigt das Pickup-Pärchen eine exzellente Performance.

… SUSTAAIIIIN

Die Sustainiac-Elektronik ist neben dem E-Bow bereits seit 1987 das angesagte Tool für kontrolliertes Feedback und unendliches Sustain. Letzteres zumindest solange die Batterie mitspielt, die übrigens beansprucht wird, sobald ein Klinkenstecker in der Buchse steckt. Der Pickup besteht aus zwei Spulen, nämlich eine für die Diskant-, die andere für die Basssaiten. Technisch haben wir es also tatsächlich mit einem Humbucker zu tun.

Ähnlich dem E-Bow erzeugt die Treiberspule ein Magnetfeld, das die Saiten permanent in Schwingungen versetzt. Während jedoch der E-Bow nur einen Feedback-Ton erzeugen kann, ermöglicht der Sustainiac bis zu sechs Töne. Die durch das Magnetfeld erzeugten Schwingungen werden vom Steg-Pickup übertragen und bei Bedarf von der Sustainiac-Elektronik mit Obertönen versehen (Harmonic Mode).

Im Gegensatz zu natürlichem Feedback, erzeugt durch Interaktion zwischen magnetischen Pickups, Verstärker und Lautsprechern, sind die Rückkopplungen des Sustainiacs unabhängig von Lautstärke und Verzerrungsgrad kontrollierbar, wenngleich die Intensität mit zunehmender Distortion ansteigt. Der Sustainiac bzw. dessen Arbeitsweise ist übrigens auch dann zu hören, wenn die Gitarre nicht am Verstärker angeschlossen ist. Während im Modus Fundamental die Rückkopplungsfrequenz der des gegriffenen Tons entspricht, erklingt das Feedback im Harmonic-Betrieb jeweils eine Oktave höher.

Mix Mode mischt die Rückkopplungen von Original- und Obertönen. Die Feedbacks entfalten sich gleichförmig und klingen stets natürlich. Gleichzeitig lässt sich beliebig zwischen den Betriebsarten wechseln. Der Harmonic Mode generiert zu jedem angeschlagenen Ton oder Akkord zunächst die Oktaven, aus denen sich dann, abhängig von der gespielten Lage, auch Dur-Terzen und Quinten entwickeln können. Während beispielsweise einige Bünde primär Grundtöne generieren, liefern andere mehr zusätzliche Obertöne. Um das Oszillieren frei schwingender Saiten zu unterbinden, dämpft man diese ab.

Kleines Manko: Mit dem Hals-Pickup alleine lässt sich kein Feedback generieren. Daher werden beim Einschalten des Sustainiacs automatisch der Steg-Humbucker aktiviert und der Hals-Pickup deaktiviert, was sich durch höhenreicheren Sound bemerkbar macht. Bei Akkordspiel mit stark zerrenden Sounds können die Rückkopplungen des Sustainiacs zunehmend unkontrollierbar werden. Hier schafft der hintere der drei Regler Abhilfe, der die Feedback-Intensität kontrolliert.

RESÜMEE

Das sechssaitige Floyd-Rose-Modell aus Schecters neuer Silver-Mountain-Serie liefert nicht nur exzellente Sustain-reiche High-Gain-Klänge, sondern punktet auch mit gleichermaßen geschmack- wie charaktervollen Cleansounds. Seine Schwingfreude und die ausgezeichnete Dynamik kommen variablem, ausdrucksstarkem Spiel und Tonbildung zugute.

Die optisch ansprechende Gitarre zeigt auch ohne elektronische Unterstützung allerbestes Sustain, ist perfekt verarbeitet und bietet abgesehen von einer leichten Kopflastigkeit höchsten Spielkomfort. Die Arbeit mit dem Sustainiac-Driver, der kontrollierbare Endlos-Feedbacks ohne gehörschädigende Pegel ermöglicht, bereitet immensen Spaß. Das absolut stimmstabile Floyd-Rose-Vibrato unterstreicht den überaus positiven Gesamteindruck der Silver Mountain.

PLUS

● Sounds
● Dynamik & Sustain
● Sustain/Feedback-Effekte
● Qualität Hölzer & Hardware
● Batterieanschluss
● Verarbeitung
● Spielbarkeit
● Preis/Leistung

MINUS

● leichte Kopflastigkeit
● Regelcharakteristik Tone-Poti

(erschienen in Gitarre & Bass 12/2020)

Produkt: Gitarre & Bass 6/2023
Gitarre & Bass 6/2023
IM TEST: Harley Benton 25th Anniversary: Special Edition Guitars +++ IK Multimedia ToneX Software & Pedal +++ KMS Saddles & Bridges für Telecaster +++ Schecter Nick Johnston PT +++ Guild Surfliner HH +++ Sandberg Florence Bässe +++ Taylor Guitars 417e +++ Orange MK Ultra Marcus King +++ Fender Rumble 800 Combo

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