(Bild: Dieter Stork)
Einige Jahre kooperieren Sadowsky und Warwick nun schon: Neben Bässen aus NYC gibt es Sadowskys, die Warwick in Deutschland fertigt, sowie eine MetroExpress-Reihe, die im chinesischen Werk entsteht. In dieser stetig wachsenden Modellpalette hat auch der Modern Bass seinen festen Platz – nomen est omen – als modern ausgelegter 24-Bünder.
Seit dem letzten Update ziert nicht mehr das RSD-Logo (für Roger Sadowsky Design) die Kopfplatte, sondern das „richtige” Firmenlogo. Das strahlt nicht nur Wertigkeit aus, alle, denen ich den Bass gezeigt habe, schätzten ihn auch deutlich teurer ein. Kann er im Test überzeugen?
AUFBAU
Der Korpus des MetroExpress Modern ist aus Okoume, einem leichten Holz, das hauptsächlich in Gabun wächst. Er ist ähnlich geschnitten wie ein Jazz Bass, mit der typischen Offset-Silhouette, aber etwas kleiner und mit tieferen Cutaways, angepasst an die zusätzlichen Bünde.
Die hochglänzende Lackierung in „Solid Sage Green” ist perfekt ausgeführt, auch an den Rändern der Pickup-Fräsungen. Zur modernen Ausrichtung gehört auch der Verzicht auf ein Schlagbrett und eine Control Plate. Stattdessen wird die Elektronik von hinten mit einer Fräsung eingesetzt.
Die Nähe zu Warwick beschert dem Sadowsky ein Warwick Easy Access Cover für das E-Fach, natürlich mit Sadowsky-Logo. Ohne Werkzeug zu benötigen, gelangt man so schnell an die Batterie, die in ihrer eigenen Nische liegt. Was sich beim Blick ins Innere ebenfalls zeigt: Abschirmung wird sehr ernst genommen! Während ich bei anderen Marken nur ein paar Pinselstriche schwarzer Farbe finde, die vielleicht noch mit einer Lötöse an Masse gelegt sind und sich beim Durchmessen als nichtleitend und damit wirkungslos erweisen, gibt es hier eine saubere Auskleidung mit Kupferfolie.
(Bild: Dieter Stork)
Sie ist korrekt in der gesamten Fräsung verlegt, mit der Masse verbunden und entsprechend wirksam – sehr gut! Die sonstige Verarbeitung gibt auch keinen Grund zu Beanstandungen, die verbaute Elektronik ist die übliche chinesische Version des 2-Band-EQ.
Das heißt, dass Volume und Balance zur Verfügung stehen, dazu Bässe und Höhen als Boost-only. Absenkungen sind Sadowsky-typisch nicht vorgesehen, auch auf die Vintage Tone Control, also eine passive Höhenblende, wird verzichtet. Durch Zug am Bassregler gelangt man in den passiven Modus.
Passend zur modernen Ausrichtung setzt der MetroExpress Modern auf Humbucker im Soapbar-Format, die beide auffällig nah an der Brücke positioniert sind. Ahorn ist das Holz der Wahl, sowohl für den Hals selbst als auch für das Griffbrett. Die Torrefizierung aka Röstung sorgt für einen gleichmäßigen, angenehmen Farbton, der sehr schön mit dem Korpus harmoniert.
(Bild: Dieter Stork)
Die 24 Bundstäbchen sind nicht nur akkurat abgerichtet und verrundet, sondern auch mit „Invisible Fret Technology” eingesetzt. Dieses Warwick-Patent bedeutet, dass keine Bundschlitze von Kante zu Kante gesägt werden, sondern eine Nut, die beidseitig ca. 2mm stehen lässt, in die dann die entsprechend gekürzte Haltezunge des Bundstäbchens eingepresst wird.
Das bringt zusätzliche Stabilität, sieht exzellent aus und die Enden werden garantiert nie aus den Griffbrettkanten rausgucken. Nicht, dass ich mir da bei der gebotenen Qualität samt Röstung Gedanken machen würde … Die Mechaniken sind leichte Ausführungen im Hipshot-Stil, die ordnungsgemäß ihren Dienst tun.
Auf dem Weg zum Sattel bekommen die hohen vier Saiten durch einen Niederhalter den nötigen Anpressdruck, praktischerweise können sie beim Aufziehen einfach eingehängt werden. Ein weiteres praxisnahes Detail ist der „Just-A-Nut III”-Sattel, der ganz ohne zu feilen auf den perfekten Abstand von Saite zum ersten Bundstäbchen gebracht werden kann.
Das (gute) Werkzeug dafür liegt ebenso bei wie die Gurt-Gegenstücke für die Security-Lock-Gurtpins und das nötige Werkzeug für den Steg. Auch dieser ist eine China-Variante, bei der die Saiten ohne Durchfädeln eingehängt werden können. Einstellen lassen sich hier die Saitenlage und die Oktave.
(Bild: Dieter Stork)
ZEIGT PRÄSENZ
Bevor ich mich wieder dem Bass widme, noch ein paar Zeilen zum Zubehör: Zum Lieferumfang gehört neben dem Werkzeug auch eine Anleitung. Meistens ist so etwas sehr allgemein gehalten und praktisch nutzlos, hier wird jedoch wirklich hilfreiches Material an die Hand gegeben.
Für die meisten dürfte das richtig gute Softcase, das sich sowohl für den Transport auf dem Fahrrad als auch mit dem Band-Transporter eignet, noch hilfreicher sein. In diesem ist der Bass bei geringem Gewicht bestens geschützt. Die Brücke schraube ich beim Testbass für meine bevorzugte flache Saitenlage noch etwas runter, was bei der sauber abgerichteten Bundierung schnarrfrei möglich ist. Der Reiter der G-Saite liegt dann auf, was aber kein Problem ist. Schön wären allerdings kürzere Madenschrauben, die jetzt doch recht weit rausstehen.
Noch ein Dreh am Halsstab über das komfortabel zugängliche Speichenrädchen am Griffbrettende, dann kann es losgehen. Sowohl im Sitzen als auch am Gurt ist der mittelgewichtige Sadowsky Modern gut ausbalanciert, mit beherrschbarer Tendenz zur Waagerechten.
Mühelos beschreibt das erste Anspielen sehr gut: Ich muss mich um keinen Ton großartig bemühen, jede Lage spricht mit knackigem Attack leicht und gleichmäßig an – auch auf der H-Saite. Die Haptik schmeichelt dabei dank der Röstung und des eher flach geschnittenen Profils meiner linken Hand so sehr, dass ich die Halsbreite von 48 mm am Sattel dreimal nachmesse.
Die sollte sich nach einer krassen Handvoll anfühlen, tut es aber nicht. Erstaunlich! Die schon trocken gespielte Knackigkeit mit feinem „Zing” in den Höhen wird vom Stegtonabnehmer und dem EQ schon ohne weitere Eingriffe an den Amp transportiert.
Ganz tiefe Bässe fehlen aufgrund der Pickup-Position, dafür fehlt auch jede Schwammigkeit und der Ton klebt straff am Finger. In der Mittelstellung des Balance-Reglers ergibt sich die typische Reduktion in den Mitten, lädt direkt zum Slappen ein und liefert edlen Sound, der genauso im Metal-Kontext funktioniert, oder überall sonst, wo ein sehr klarer Ton gefragt ist.
Richtung Hals gedreht wird Sadowsky-typisch nicht der Hals-Pickup lauter, sondern der am Steg, also „falschherum”. Am ehesten kann man sich das als Lautstärkeregler vom Bridge-Pickup vorstellen: ganz runtergedreht ist er aus (und der Hals-Pickup voll an), ganz aufgedreht ist er voll an, und der andere aus, mit einer rastenden Mittelstellung, die beide gleichberechtigt präsentiert.
Ich hatte mittlerweile genug Sadowskys in der Hand, sodass ich mich instinktiv umstelle, ansonsten findet man im schon angesprochenen Manual eine Umbauanleitung. Obwohl sich die beiden Abnehmer sehr dicht beieinander befinden, sind die Klänge unterschiedlich genug, um eine gute Bandbreite zu bieten.
Die Abstimmung der beiden zueinander wird dadurch erleichtert, dass sie in ihrer Nähe zu den Saiten frei einzustellen sind. Weder ziehen die Magnete übermäßig an selbigen noch werden die Federn unter den Pickups weich – so soll das sein!
Den im besten Sinne unauffälligsten Ton liefert wohl der Halstonabnehmer solo, während der am Steg durchdringend Präsenz in den Mitten und Höhen aus den Speakern drückt, perfekt für Pop/Jazz/Fusion-Licks. Diese Klangergebnisse lassen sich schon rein passiv, nur über die Pickups und die Spieltechnik erzielen.
Aktiv kann das Fundament mit dem Bass-EQ schön angefettet werden, was vor allem dem Bridge-Pickup gut steht, aber dank der trockenen Wiedergabe auch sonst gerne genutzt werden darf. Bassarm ist der Ton aber auch ohne EQ nicht!
Zum Höhenregler greife ich während des Tests eigentlich nur, um seine Funktion zu testen. Er setzt relativ tief an und zieht auch Spielgeräusche mit hoch – was ich für manche Situationen sehr angenehm finde.
Was mich dagegen tatsächlich wundert, ist die Tatsache, dass ich die VTC gar nicht vermisse. Die mag ich zum Beispiel an meinem MetroLine Will Lee sehr, und ich hätte bei einem Bass mit so präsentem Ton gedacht, dass ich die VTC zwecks Zähmung der Höhen unbedingt bräuchte. Der MetroExpress Modern ist aber so gut abgestimmt, dass der reichliche Höhengehalt mich nie nervt.
RESÜMEE
Modern steht drauf, modern ist drin. Wo Sadowsky ohnehin schon für ein moderneres Jazz-Bass-Konzept steht, geht der MetroExpress 24-Fret Modern 5 noch einen Schritt weiter, mit seiner sleeken Optik und mit seinen Pickups, die in puncto Bauweise und Position traditionelles Jott-Terrain hinter sich lassen.
Die Bespielbarkeit und Verarbeitung sind fantastisch und lassen den Bass in einer Klasse deutlich oberhalb seines Preisschilds spielen, was das gute Zubehör noch unterstreicht. Ob die moderne, klare Artikulation inspirierend und für die eigene Spielsituation klanglich passend ist, muss jeder und jede selbst herausfinden.
Zum persönlichen Test kann ich den MetroExpress Modern vorbehaltlos empfehlen!
Plus
● Sound
● Ansprache
● Bespielbarkeit
● Verarbeitung
● Zubehör
● Gigbag

(erschienen in Gitarre & Bass 07/2025)