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Test: PJD Guitars Woodford Elite

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(Bild: Dieter Stork)

PJD Guitars gelingt es mit seinen Crossover-Designs ehemalige Gegensätze in Harmonie zu vereinen: Swamp-Ash-S-Style-Body mit Flamed-Maple-Decke, Schraubhals mit T-Style-Kopfplatte und als Clou noch P-90-Pickups obendrauf. Trotzdem kommt man gar nicht auf die Idee, dass da was nicht stimmen könnte.

Zu viele Zutaten unterschiedlichen Ursprungs verderben gelegentlich den Charakter, und am Ende kann man sich nicht sicher sein: Ist das nun schon Fisch oder noch Fleisch? Leigh Dovey gelingt es auf wunderbare Weise, diesem Problem aus dem Weg zu gehen, indem er verschiedene bautechnische Details konsequent der erwünschten Funktion unterordnet und gleichzeitig für eine optisch-gestalterische Eleganz sorgt. Nichts wirkt befremdlich an seinen Designs, alles erscheint rundum schlüssig.

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So ist auch sein Modell Woodford Elite die logische Fortschreibung des elektrischen Gitarrenbaus im Rahmen durchaus bewährter Methoden, aber mit unkonventionell lockerem Mix bereits bekannter Komponenten. In der gewählten Kombination führen die verschiedenen Design-Elemente, so wenig überraschend sie im Einzelnen auch sind, bei der Woodford Elite sogar zu so etwas wie eigenständiger Klasse.

Die Details: Der Double Cutaway Swamp Ash Body kalifornischer Anmutung besteht aus drei Teilen, dem Mittelblock wurden oben und unten Flügel angeleimt. Auf diese Eschenbasis ist über ein Mahagonifurnier als Zwischenlage die plan belassene Decke mit gerundeten Außenkanten aus Flame Maple aufgesetzt. Understatement: Die attraktive Flammenmaserung des Tops wird durch das Solid-White-Finish fast verdeckt. Das geschah, wie auch die Wahl spezieller Pickups, auf Kundenwunsch (Hardline Music Wuppertal, wo dieses Instrument auch zu haben ist) – Standard sind offensiv ausgestellte Riegelahorndecken.

(Bild: Dieter Stork)

Der oberhalb des 16. Bundes in den Korpus eingebrachte Hals mit Standard-C-Shape aus Quartersawn Maple (in sehr schöner Riegelqualität!) ist mit vier in Hülsenmuttern geführten Senkkopfschrauben im weich abgerundeten vorderen Korpusbereich in seiner perfekt angepassten Halstasche höchst solide befestigt. Dieser Hals blieb hier entgegen dem eigentlich üblichen Standard ungeröstet, ebenfalls auf die bereits erwähnte Order hin – der Kunde ist König bei PJD.

Geschmeidiger Hals-Korpus-Übergang (Bild: Dieter Stork)

Das kräftig dimensionierte Griffbrett aus Indischem Palisander (10″-12″ Radius) beherbergt 22 Nickel-Silber-Bünde mit auffällig perfekt verrundeten Kanten (Jescar 55090, vergleichbar mit Dunlop 6105); kleine rahmenförmige Inlays markieren die Lagen. Die parallel herausgeführte Kopfplatte im TeleStil trägt 6-in-Reihe montierte SD-91- Vintage-Style-Tuner von Gotoh. Ein Stringtree sorgt für den nötigen Andruck der hohen Saiten E und B auf den Sattel aus Knochen. Vom Sattel aus werden die Saiten in einer Mensurlänge von 648 mm hinüber zur Gotoh-Hardtail-Bridge (SB-5115-001) mit verstellbaren Einzelsätteln und Strings-thru-Body-Saitenkonterung geführt. Die Halsjustage lässt sich über den eingelegten Halsstab vom Kopf her vornehmen.

Elektrik: Verbaut sind zwei P-90-Singlecoil-Pickups von Cream T mit angelehnt klassischen Widerständen (Neck 6,2 kOhm; Bridge 7,6 kOhm), die extra für das Woodford-Elite-Modell angefertigt wurden. Cream T ist spezialisiert auf die authentische Reproduktion von Vintage-Pickups. Firmenchef Thomas Nilsen hat Tonabnehmer für Billy F. Gibbons, Keith Richards, Derek Trucks u.a. gewickelt. Angewählt werden die Tonabnehmer ganz konventionell mit einem 3-Wege-Schalter.

Zur Verwaltung der Elektrik stehen dann noch bestens platzierte generelle Volume- und Tone-Regler zur Verfügung, deren leichtlaufende schwarz-silberne Top Hat Knobs sich auch optisch gut machen. Ein Blick ins Elektrofach, das wie der aufgeschraubte Deckel aus Riegelahorn mit Kupferfolie abgeschirmt ist, zeigt den sauber verarbeiteten Einsatz seriöser Komponenten: CTS-Potis, Orange-Drop-Kondensator, textilummantelte Litzen. Die in allen Aspekten tadellos gefertigte Woodford Elite ist mit einer Satin-Nitrolackierung rundum dünn versiegelt.

Handgewickelte P-90-Pickups von Cream T (Bild: Dieter Stork)

HYBRIDES DESIGN – KLARE ERGEBNISSE

Das klassische Double-Cutaway-Body-Design gehört zu den bekannt komfortablen Formgebungen, wobei man bei der Woodford Elite allerdings auf eine Kontur für die Armauflage zugunsten der hübschen Ahorndecke verzichtet hat. Die Deckenränder erhielten aber eine deutliche Verrundung und am Boden finden wir auch die bekannte Anlagebucht oben, was für beste Ausrichtung und perfekte Griffbrettaufsicht sorgt. Der mit seinem Standard-C-Shape sehr schön griffig gestaltete Hals bietet mit abgerundetem Hals-Korpus-Übergang und nicht zuletzt auch der perfekt gemachten Bundierung wegen besten Spielkomfort.

Der Cutaway-Ausschnitt unten ist im Übrigen so gewählt, dass der höchste Bund mit Anschlag der linken Hand erreicht ist. Das allgemeine Sound-Ambiente der Woodford Elite ist deutlich geprägt von den etwas härteren Anteilen in der Holzkombination. Akustisch angespielt gibt sie sich crisp und straff, etwas kühl, aber auch ungemein schwingfreudig. Da kann man durchaus gespannt sein auf die elektrische Umsetzung mittels der speziellen Soapbars.

Die P-90s von Cream T Pickups sind der Low-Output-Kategorie zuzuordnen, was keineswegs mit schwacher Tonwandlung zu verwechseln ist. Wie die guten alten P-90-Singlecoils stehen sie für einen höhensatten und offenen Ton mit besten dynamischen Eigenschaften. Der Kollege in der Halsposition gebärdet sich im Clean-Kanal zunächst einmal kraftvoll trocken, glänzt mit höchster Transparenz. Akkorde werden dank sauber separierter Stimmen tief aufgelöst dargestellt.

Knackig im Bass, plastisch griffig in den Mitten und von glockigen Höhen abgerundet, erscheinen Mehrklänge wie von innen angeleuchtet. Bei forsch geführtem Plektrum tritt dazu ein perkussives Anschlagsgeräusch in den Vordergrund, das dann vor allem im Overdrive-Kanal für ordentlich Kante sorgt. Stramme Powerchords vermitteln nun den charakteristischen P-90-„Growl“, dieses supra-elektrische Brizzeln, das auch im Solospiel verschärft zur Geltung kommt.

Wechseln wir auf den in guter Gewichtung zum Hals-Tonabnehmer stehenden Soapbar am Steg, so zeigt der im Akkord eine stärkere Fokussierung auf den sehr schön holzig und dicht umgesetzten Mittenbereich, eskortiert von nun noch tafferen Bässen mit ordentlich Draht und spritzigen Höhen. Das hat eine Menge Funk und lässt sich auch willig zu frech angeschmutzter Attitüde hinreißen. Was im leichten Crunch-Bereich schon Spaß macht, sorgt im High-Gain-Sektor für helle Freude. Mit prächtigem Aufriss lassen sich Powerchords abpumpen, perkussiv markant springen Sololinien vom Griffbrett. Das hat Sturm, das hat Drang, das rockt!

Mit den Reglern lässt sich das aggressive Sound-Temperament in Zerre dann aber auch noch wieder etwas einfangen, so man das denn will. Der Zerrgrad ist mit zurückrollendem Volume-Regler fein kalibrierbar, die harten Spitzen bricht der Tone-Regler bei Bedarf herunter bis zum von innen durchdrückenden Woman-Tone.

RESÜMEE

Mit dem Modell Woodford Elite schickt PJD Guitars ein originell gestaltetes Instrument ins Rennen, das aus dem Baukasten der elektrischen Gitarrenhistorie in munterem Mix der Komponenten eine neue frische Electric zusammenstellt. Nun, vielleicht nicht wirklich neu, aber immerhin auf interessante Art und Weise anders. Bei hohem spieltechnischen Komfort, den der wirklich top gestaltete „Standard C Shape“-Hals mit super Bundierung bietet, macht vor allem die elektrische Ausstattung den Unterschied.

Wer P-90-Pickups nur aus der Verbindung mit Mahagoni-Gitarren kennt, der mag wohl ein wenig die gewohnte Wärme und das dunkle Knistern vermissen, nicht aber diese Frische, das so wonnig hohlwangig Trockene, welches diesen Pickup so grundsätzlich auszeichnet. Die Woodford Elite tönt im Vergleich trotz der eher klassisch ausgerichteten Cream-T- Pickups etwas heller, dafür aber spritzig-direkt und enorm frisch, was durchaus für eine klangfarbliche Eigenständigkeit sorgt. Fazit: gut gedacht, gut gemacht und das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt auch noch. Eine Empfehlung zum persönlichen Test!

PLUS

  • schlüssiges Crossover-Design
  • Schwingverhalten
  • Pickups
  • kraftvolle, offene Sounds
  • kantenrunde Bundierung
  • Haptik, Handhabung
  • allgemeine Verarbeitung


(erschienen in Gitarre & Bass 07/2022)

Produkt: Testbericht: Yamaha SG1801PX Phil X Signature
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Die Yamaha SG1801PX Phil X Signature im Test von Gitarre & Bass!

Kommentare zu diesem Artikel

  1. “Fazit: gut gedacht, gut gemacht und das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt auch noch.” Wenn man den Preis nennen würde, wäre das hilfreich…

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    1. Hey Joe, der Preis liegt bei ca. € 2499. Mehr Infos findest du in der Übersicht! Grüße aus der Redaktion!

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