Zwischen Silberglanz und Selbstzerstörung

Test: Origin Effects DCX Bass

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(Bild: Dieter Stork)

OVERDRIVE

Im Overdrive-Modus ist der Dynamic-EQ abgeschaltet und die Absenkung der Höhen stattdessen permanent aktiviert. Andernfalls wäre der Sound wohl etwas zu harsch, was aber nicht heißen soll, dass der Grund-Sound jetzt dumpf wäre. Im Gegenteil, im unteren Gain-Bereich präsentiert sich der DCX als präsenter, aufgeräumter Overdrive, der mir insbesondere mit Plektrum viel Spaß macht. Selbst im Bassbereich liefert das Pedal angenehm viel Druck, ohne zu matschen und ich erwische mich immer wieder dabei, Riffs und Licks von Tool zu spielen.

Mit steigendem Gain wird der Charakter zunehmend fuzziger, was – je nach Position des Voicing-Schalters sowie des Höhenreglers – in Klängen zwischen vintage anmutenden, nasalen Fuzzes oder einem rohen Brett à la Black Map bzw. Stoner Metal/Rock resultiert. An Lautstärkereserven mangelt es auch im Overdrive -Modus nicht. Wer möchte, kann so ziemlich jedes Verstärker-Frontend mit dem DCX in die Knie zwingen, zum Guten wie zum Schlechten.

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Einerseits lassen sich gerade Röhrenverstärkern so noch mehr Sounds entlocken, andererseits ist der Regelbereich zwischen „zu leise“ und „knapp über Unity-Gain“ relativ klein, was beim Einpegeln von Transistorvorstufen manchmal etwas Fingerspitzengefühl erfordert. Wer den DCX als Veredler in der Signalkette nutzt, wird das Gerät aber wohl eh nicht ausschalten wollen, wodurch Lautstärkeunterschiede zwischen Bypass und Effektsignal nicht so ins Gewicht fallen.

RESÜMEE

Es gibt einige Booster/Overdrive-Pedal, die in der Basswelt gern als Klangveredler genutzt werden. Xotic RC Booster, Rodenberg 707B, JPTRFX Jive, BB Bass Preamp, EBS Multicomp (im Tubesim-Modus), Solidgold Beta und die Liste ist noch viel länger. Sie alle haben ihre Daseinsberechtigung und bieten unterschiedliche Charaktere und Geschmäcker an Sättigung.

Auffällig ist der DCX in meinen Ohren mit einerseits der großen Bandbreite an Sounds, aber vor allem mit einem prägnanten Obertoncharakter, wie ich ihn mit Studioequipment assoziiere. Viele Pedale neigen zu sehr abrupten Übergängen zwischen Clean und Verzerrt oder sie weisen eine derart weiche Sättigung auf, dass sie dem Ton die Artikulation und Direktheit nehmen. Mit dem DCX ist Origin in dieser Hinsicht ein großartiger Spagat gelungen.

Für die derzeit aufgerufenen € 279 erhält man mit dem DCX Bass Tone Shaper einen erstklassigen Preamp im Pedalformat, der sich hinter großen Rackgeräten nicht zu verstecken braucht. Dank zweier Betriebsmodi ist das Pedal flexibel einsetzbar und deckt die Bandbreite zwischen „unauffälliger Klangveredlung“ und „roher Entstellung“ des Signals ab. Eine effektiv umgesetzte Klangregelung sorgt dabei für eine Klangvielfalt von Metal bis James Jamerson Tribute.

Dass Origin Effects nach wie vor in UK fertigen, und das mit höchster Qualität sowie Detailverliebtheit, spricht mich persönlich sehr an. Den für einen „nur“ Overdrive recht hohen Preis empfinde ich daher durchaus als gerechtfertigt und kann das Pedal guten Gewissens weiterempfehlen.

PLUS

● Funktionen (Höhenregler)
● Sound
● Verarbeitung
● Haptik

MINUS

● Level-Poti teilweise feinfühlig

(erschienen in Gitarre & Bass 11/2023)

Produkt: Gitarre & Bass 7/2023
Gitarre & Bass 7/2023
IM TEST: Magneto Guitars Eric Gales Signature RD3 +++ Lenz Hot Chili Tube-Head +++ Marshall Guv’nor, Drivemaster, Bluesbreaker, Shredmaster Reissue Pedals +++ Glockenklang Blue Bird Bass-Amp +++ Fender Gold Foil Jazz Bass +++ Walrus Audio Fundamental Reverb und Delay +++ Blackstar Debut 50R Gitarren-Combo +++ Epiphone Adam Jones Les Paul Custom Art Collection +++ Boss Waza-Air Bass Headphones

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