Goldstück

Test: Magneto Guitars Eric Gales Signature RD3

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(Bild: Dieter Stork)

Das ehemalige Blues-Wunderkind aus Memphis/ Tennessee konnte schon als Elfjähriger auf Wettbewerben begeistern. Eigentlich ist Eric Gales Rechtshänder, spielt jedoch eine Righthand-Gitarre mit Standardbesaitung wie ein Linkshänder, die E6-Saite also quasi unten. Da wird einem bereits beim Zuschauen schwindelig …

Obwohl Gales seit 2011 mit dem Hersteller Magneto Guitars zusammenarbeitet, hat dieser dem Blues-Rocker erst kürzlich ein Signature-Modell mit dessen Spitznamen „Raw Dawg“ (rauer Kumpel) gewidmet. Mmh, dabei sieht die RD3 doch eher elegant und edel aus, oder?

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ROASTED NECK

Linde/Basswood hat sich im E-Gitarrenbau als Korpusholz seit den 80er-Jahren etabliert. Dass der RD3-Body hälftig gefügt wurde, gibt der Hersteller in seiner Specs-Liste freimütig zu, erkennen lässt das die perfekte Lackierung und Politur jedoch nicht. Das modifizierte Design eines Strat-Bodies zeugt von Geschmack: Verkürzte Cutaway-Hörner, das rundere Korpusende und etwa 2,5 mm mehr auf den Rippen. Bellycut, Armschräge und Kantenrundungen hat Magneto klassisch belassen, lediglich den Übergang zum Hals stufig und leicht abgeschrägt verjüngt, um die Bespielbarkeit der obersten Lagen zu optimieren.

Halsübergang mit zusätzlichem Gurtpin (Bild: Dieter Stork)

Mit Ausnahme der Klinkenbuchse trägt das verspiegelte goldene Kunststoff-Pickguard die gesamte Schaltung. Das mit zwei kleinen Alpha-Potis und einem budget 5-WegSchalter bestückte E-Fach hat man sorgfältig mit Kupferfolie ausgekleidet, die Schlagplatte mittels Alufolie abgeschirmt. Beides besitzt Massekontakt. Drei Strap-Pins im Vintage-Style geben dem Gurt gewohnten Halt. Drei?! Ja, denn hinter dem Halsfuß gibt es einen dritten Pin, der nur dann Sinn macht, wenn die RD3 als „Lefty“ zum Einsatz kommt. Mangels Platz passen hier aber auch maximal 2 cm breite Gurte.

Vier Holzschrauben und ein gelasertes Konterblech halten den Ahornhals in seiner strammen Aufnahmefräsung. Der dunkle Teint des Halses resultiert aus einer Hitzebehandlung, die ihn stabiler und widerstandsfähiger gegen Temperatur- und Witterungsschwankungen macht und ihm zudem bessere Resonanzeigenschaften verleihen soll. Das Palisandergriffbrett trägt 22, inkl. der Kanten, vorbildlich bearbeitete schmale Bünde. Während Perloid-Punkte und Sidedots die Lagen markieren, prangt zwischen den Bünden 11 und 13 Eric Gales’ Signatur.

Gotoh Tuner (Bild: Dieter Stork)

Hinter dem perfekt abgerichteten Knochensattel überqueren die Saiten den Zugang des Double-Action-Trussrods, der sich, wie der Name erkennen lässt, in zwei Richtungen justieren lässt. Ein Butterfly-Stringtree drückt das E1/H2-Saitenpaar in ihre Sattelkerben, geschmeidig und präzise arbeitende Gotoh SG-360 Tuner garantieren stressfreies Stimmen. Am anderen Ende ist ein Goth-Custom-Vintage-Style Vibrato mit stählernen Schraubhebel, Bridges und Basisplatte am Start. Passend zum Pickguard verschließt eine verspiegelte, goldene Kunststoffplatte die rückseitige Federkammer.

Griffige Potiknöpfe aus Elfenbein-Imitat (Bild: Dieter Stork)

Drei Magneto Metro-Poles Custom EG1 Singlecoils, die per 5-WegSchalter, Master-Volume und Master-Tone verwaltet werden, übernehmen die Wandlung der Saitenschwingungen. Die Reglerknöpfe bestehen aus Elfenbein-Imitat, ein eingesetzter gerändelter Gummiring verleiht ihnen komfortablen Grip. So lassen sich die etwas zäh rotierenden Potis mit nur einem Finger komfortabel bedienen.

E-Fach: Sorgfältig mit Kupferfolie ausgekleidet (Bild: Dieter Stork)

WAS GEHT?

Erwartungsgemäß macht sich schon bei der ersten Kontaktaufnahme Strat-Feeling breit. Die 3,5 kg hängen ausgewogen am Gurt und zeigen auch auf dem Bein beste Balance. Das Body Shaping bietet angenehmen Tragekomfort, der verschlankte Halsübergang gestattet stressfreien Zugang zu den höchsten Lagen. Dank seines mittelstarken C-Profils und den verrundeten Kanten schmiegt sich der Hals förmlich in meine Hand, während seine seidenmatte Oberfläche warmen, holzigen Grip bietet.

Schalter und Potis hat man praxisorientiert angeordnet. Aus ergonomischer Sicht also schon mal alles bestens, zumal das Werks-Setup mit 10-46er-Saiten keine Wünsche offen lässt, es sei denn man präferiert ein schwebend eingestelltes Vibrato. Bei unserer Protagonistin liegt die Basisplatte auf der Decke auf, und zwar so, dass sie nur bei extremen Finger Bendings minimal abhebt, die Federspannung aber dennoch entspannte Down Bendings mit der Stimmstabilität eines Vintage-Systems ermöglicht.

Akustisch gibt sich die RD3 kraftvoll, warm, vollmundig und ausgewogen: Satte, definierte Bässe, prägnante, perkussive Mitten und seidige Höhen prägen ihr differenziertes Klangbild, das von einem breiten Obertonspektrum gekrönt wird. Ihre Schwingfreude zeigt sich in direkter, akzentuierter Ansprache, quicklebendiger Tonentfaltung und lange anhaltendem Sustain in nahezu allen Lagen. Die hauseigenen Metro-Poles Custom EG1 Pickups, die man durchaus als moderne Strat-Singlecoils mit Vintage-Ambitionen bezeichnen kann, übertragen die akustischen und dynamischen Eigenschaften der Magneto RD3 in vorbildlicher Manier.

Klanglich und pegelmäßig praxisgerecht aufeinander abgestimmt, liefern sie etwas mehr Output als Vintage-Strat-Einspuler und sind durch die Bank spritziger, transparenter, brillanter und obertonreicher, sogar in den nasalen Zwischenpositionen. Hier unterdrückt der Mittel-Pickup vom Typ Reverse-Wound/Reverse-Polarity vor allem im Overdrive-Betrieb Störgeräusche. Je nach Pickup-Wahl liefert das Metro-Poles-Custom-EG1-Set am cleanen Amp wunderbar offene, spritzig perlende Akkorde, zeigt dabei präzise Saitentrennung, vollmundig straffe bis knackig drahtige Bässe, runde bis perkussive Mitten und samtige, twangy Höhen. Wem der Twang des Steg-Singlecoils zu aufdringlich sein sollte – mir jedenfalls nicht –, kann mit Hilfe des fein dosierenden Höhenfilters beliebig korrigieren.

Neben ihren Clean-Qualitäten überzeugt die Magneto RD3 auch im Crunch- und Overdrive-Einsatz, wo sie mit fetten aber stets definierten Basslinien und Powerchords, transparenten Vollakkorden und sustain-reichen Leadsounds auf sich aufmerksam macht. Dabei sind hinsichtlich der Dynamik kaum Einbrüche festzustellen. Auch auf die Arbeit mit dem gleichmäßig arbeitenden Volume-Poti reagiert die Gitarre vorzüglich.

Gotoh-Vibrato: Basis und Reiter aus Stahl (Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Mit der Eric Gales Signature RD3 beweist der Hersteller Magneto Guitars, dass man im Preissegment knapp unter 1000 Euro exzellente, professionelle Instrumente fertigen kann. Nicht nur klanglich kann die RD3 voll überzeugen, sondern auch hinsichtlich Bespielbarkeit, Verarbeitung und Design. Wer eine sehr gute Gitarre für Blues, Blues-Rock, Indie u.ä. sucht, sollte diese unbedingt auf seiner Checkliste haben.

PLUS

● Strat-Sounds mit Vintage-Ambitionen
● Dynamik & Sustain
● Qualität Hardware & Hölzer
● Roasted Neck
● Magneto Metro-Poles Pickups
● Spielbarkeit
● Verarbeitung
● Preis/Leistung

(erschienen in Gitarre & Bass 07/2023)

Produkt: Fender Stratocaster
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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Es ist durchaus sehr begrüßenswert,daß es mit dieser neuen Magneto Eric Gales Signature Solidbody E.-Gitarre aus China eine preislich erschwingliche,qualitativ hochwertige und top klingende Alternative zu den edlen Stratocaster-Kopien hochpreisiger Gitarren-Manufakturen aus regionaler Handfertigung gibt! Prima Sache.

    Einzig die sehr hausbackene Designform des optisch doch sehr klobig wirkenden Headstocks dieser Magneto Strat sollte schleunigst überarbeitet werden! Der Verkaufspreis knapp unter 1.000,-€uro scheint mir völlig okay zu sein. Es lebe die Konkurrenz!

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    1. wollten wir nicht unabhängiger von China werden, den heimischen Markt, und damit auch das heimische Handwerk, mehr unterstützen, indem wir hier kaufen, wenn auch teurer …

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      1. Das „heimische Handwerk“ hierzulande ist mittlerweile so hochpreisig,daß sich der Großteil der Gitarristen verständlicherweise an günstigere und durchaus gut klingende Gitarren aus Asien orientiert. Zum Beispiel ist Eastman (Handmade Guitars) aus China zweifelsfrei ein Markenlabel,das gegenwärtig mit einem sehr fairen Preis-Leistungsvergleich und obendrein einer sehr guten Verarbeitungsqualität punkten kann! Was bieten hingegen regionale Manufakturen aus Germany? Richtig,hochpreisige Gitarren (generell passende Guitarcases oft mit gepfeffertem Aufpreis!) und häufig edle tropische Hölzer und Hardware aus Asien oder den U.S.A. Ja,liebe Leute,das ist die Realität! Und wenn es dann doch ganz speziell nachhaltige Hölzer Birne,Buche,Ahorn,Fichte etc.) aus der Region sein sollen,dann gibt es noch mal einen saftigen Aufpreis! Da mache ich nicht mehr mit! Nein,danke!

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  2. Eric Gales finde ich cool. Chinesische Gitarren würde ich dennoch nicht spielen wollen. Man lebt schließlich nur einmal….

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    1. Dieses Klischee,daß Gitarren aus asiatischer Fertigung generell einen schlechten Ruf haben,und offensichtlich von einer Minderheit der Gitarristen/-innen (aus welchen naiven Gründen auch immer) leider noch immer nicht akzeptiert werden,nervt ganz gewaltig! Zitat: „Chinesische Gitarren würde ich dennoch nicht spielen wollen….“ dies zeigt doch wohl sehr deutlich auf,daß ihr Gitarren aus China bisher noch nie angespielt habt! Weshalb dann bitte diese absolut ungerechtfertigte,unbegründete,und höchst unfaire Aussage??? Aber klar,lieber erst mal alles schlecht reden,mies machen,und letztendlich absolut keine Ahnung haben! Anscheinend typisch Germany.

      Liebe Leute,ihr vergeßt dabei ganz deutlich,daß heute faktisch beinahe sämtliche Hardwarekomponenten,Hölzer,und stabile Gitarrenkoffer (auch und ganz besonders für deutsche Gitarren!!!) aus asiatischer Produktion stammen!!! Wie naiv,geblendet,und total weltfremd seid ihr eigentlich,wenn ihr die Realität überhaupt nicht sehen wollt?

      Wer ernsthaft behauptet,daß Gitarren aus China absolut nichts taugen,-und dies waren hier ja offensichtlich die Zeilen deiner Aussage,“lieber“ Santana,-,der sollte schließlich als Elefant auch keinen hiesigen Porzellan Laden in Deutschland mehr betreten dürfen! Dieses Übermaß an Arroganz und infantiler Naivität ist ja wirklich nicht hinzunehmen.

      Schöne Grüße aus Berlin-Alt-Tegel.

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