Ultraleichte Eleganz

Test: Inverse Guitars Manta Bass Fretless

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(Bild: Martin Epding)

 

EINTAUCHEN IN KLANGMEERE

Bei manchen Instrumenten bekommt man schon anhand des Fotos ein Gefühl dafür, wie sie sich wohl tragen. Der Inverse Manta hängt genauso, wie ich es mir vorgestellt habe. Dank Headless-Konstruktion und langgestrecktem Korpus hat der Bass eine perfekte Balance und ist mit seinem geringen Gewicht von 3,2 Kilo prädestiniert für entspanntes Spiel.

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Der Hals hat mit seinem deutlich abgeflachten Rücken ein sehr eigenes, trapezförmiges Profil, das den Daumen fast automatisch führt und erst in den höchsten frei zugänglichen Lagen rundlicher auf Korpusdicke zunimmt. Das Setup ist für meinen Geschmack perfekt – so soll es bei einem Boutique-Bass schließlich auch sein.

Vor allem, wenn ich das Testinstrument persönlich vom Erbauer vorbeigebracht bekomme. Sollte dennoch der Wunsch nach einer Justierung bestehen, ist das unkompliziert möglich. Die Schaller-Brücke ist leicht einzustellen und die Halskrümmung lässt sich über ein Speichenrad am Halsende verändern.

Dann nur noch kurz Stimmen … was dann tatsächlich eine (kleine) Hürde darstellt. Ganz frei liegen die Mechaniken nicht, zudem merke ich schon etwas mehr Widerstand, die Saiten durch die Bohrungen in der Brücke zu bewegen, auch wenn der Zug immerhin absolut gerade ist. Daran habe ich mich aber schnell gewöhnt, außerdem ist der Bass ausgesprochen stimmstabil.

Aufgezogen sind D’Addario Chromes, geschliffene Saiten, die mit dem Griffbrett pfleglich umgehen und dabei reichlich Höhen zu bieten haben. Diese präsentiert der Bass dann auch schon trocken gespielt – und entwickelt dabei eine beachtliche Lautstärke für einen Solidbody ohne jede Resonanzkammer.

Eingestöpselt führe ich das Kabel im Stehen eigentlich immer über den Gurtpin, was beim Manta einen etwas komischen, weiten Schwung ins Kabel bringt. Vielleicht lässt sich das noch anders lösen? Und noch etwas bringt die Korpusform mit sich: Der Bass lässt sich zwar stabil an die Wand lehnen, tut sich aber mit den meisten herkömmlichen Ständern schwer. Zuhause nicht unbedingt das Problem, aber auf der Bühne …

So, weiter im Text/Test. Auch am Amp zeigt der Manta ein gesundes Höhenverhalten. Die Humbucker sind offensichtlich auf feine Zeichnung ausgelegt und nicht auf fetten Output, was angesichts der Gain-Regler in den meisten Verstärkern völlig unproblematisch ist.

Den muss ich gleich noch etwas mehr bemühen, wenn ich per Zug am Poti auf Single-Coil schalte, was den Ton noch feingliedriger macht. Je nachdem, ob ich mit oder ohne Split spiele und welchen Pickup ich splitte, lassen sich schon einige nutzbare Klangvariationen abrufen. Sie werden alle von gutem und gleichmäßigem Sustain in allen Lagen angetrieben. Immer wirkt der Ton sehr nah, detailliert und intim.

Für schnelle Soundwechsel nutze ich den etwas spiddelig wirkenden Kippschalter, für feinere Variationen versuche ich’s mit den Volume-Reglern. Das funktioniert eher so lala. Obwohl sie von guter Bourns-Qualität sind, wirken sie wie Schalter: Drehe ich zum Beispiel den Halsabnehmer leicht zurück, stützt er den Stegabnehmer sehr schön, sodass dieser seine stärkeren Tiefmitten gut in Szene setzen kann.

Noch einen Millimeter weiter gedreht, ist der vordere Pickup dagegen praktisch verschwunden. Mit vertauschten Rollen passiert dasselbe: Drehe ich einen Volume-Regler ganz zu, ist der Bass stumm, wie bei der klassischen Gibson-Schaltung. Damit kann ich durchaus leben.

Ein gleichmäßigerer Regelweg bis zu diesem Punkt wäre allerdings gut. Das ist in einer gepflegten Custom-Schmiede aber kein Problem. Martin kümmert sich darum. Beste Regelcharakteristik legt dagegen der Tone-Regler an den Tag.

Er gibt dem Sound beim Zudrehen eine zunehmend dunklere, mittigere Farbe, die deutlich elektrischer klingt. Zum Humbucker passt das für meinen Geschmack besser als zum Single-Coil, vielleicht wäre ein drittes Push/Pull-Poti mit schaltbaren Kondensatorwerten eine gute Option.

(Bild: Martin Epding)

RESÜMEE

Wenn man sich den Inverse Manta umhängt, sollte man schon einen gewissen Willen mitbringen, auf der Bühne aufzufallen. Dafür bietet der Bass mit exzellenter Bespielbarkeit, absolutem Komfort in puncto Gewicht und Balance sowie außergewöhnlicher Klangentfaltung mit sehr klarer Note beste Voraussetzungen, um sich auch musikalisch auffällig in Szene zu setzen.

Martin Epdings Entwurf ist alles andere als eine x-te Kopie gängiger Modelle – und das ist auch gut so. Man spürt die liebevolle Arbeit an allen kleinen und großen Details – funktionaler wie optischer Natur –, und die umfangreichen Gedanken und Erfahrungen, die in diesen Bass eingeflossen sind.

Und in den nächsten einfließen werden, denn Martin hat bereits Pläne für eine Version mit stärkeren Pickups und weiteren Verfeinerungen, wie runde Aufsätze für die Mechaniken, die das Stimmen deutlich vereinfachen dürften.

Das ist ja das Schöne an einem so kleinen Betrieb, der quasi eine reine Custom-Schmiede ist: Auch wenn der Inverse Manta Bass für mich so, wie er ist, stimmig ist, ist eine Anpassung an den persönlichen Geschmack kein Problem – andere Mensuren, Pickups und Finishes sind überhaupt kein Problem. Wer nun neugierig geworden ist und den Manta persönlich begutachten möchte, sollte sich ein Ticket für den Guitar Summit sichern und dem Stand von Inverse Guitars einen Besuch abstatten!

Plus

● Konzept
● Sound
● Werkseinstellung
● Bespielbarkeit
● Gewicht
● Abschirmung

Minus

● Regelcharakteristik Volume-Potis

(erschienen in Gitarre & Bass 08/2025)

Kommentar zu diesem Artikel

  1. WOW … das ist ja mal eine echte Augenweide …

    Schön, dass es so innovative “Kleinbetriebe” mit ganz großen Würfen gibt!

    Auf diesen Kommentar antworten

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