SOUND & ELEKTRONIK
Sinn und Zweck der Fächermensur ist es, den Saiten die optimale Länge zu geben, die sie zum Schwingen brauchen. Während tiefe Saiten von langen Mensuren profitieren und klarer klingen, klingen die hohen Saiten bei kurzer Mensur etwas voller. Das derzeit populärste Vorbild dieser Bauart dürften wohl die Bässe des kanadischen Herstellers Dingwall sein.
Hier liegt die Fächerung je nach Modellvariante bei bis zu 37″-34″, was insbesondere bei kleineren Händen einen ganz ordentlichen Spagat der Greifhand erforderlich machen kann. Mit 35″ auf 33,3″ fällt die Fächerung hier sehr klein aus, was sich zumindest im Vergleich auch im Klang niederschlägt.
Die Klarheit und den Punch einer 37″-Mensur sollte man nicht erwarten. Das akustische Klangbild ist recht ausgewogen mit einem etwas komprimierten Charakter. Hier macht sich die starre Konstruktion direkt bemerkbar. Elektrisch geht es im Prinzip genauso weiter, wie sollte es auch anders sein, die Tonabnehmer können ja nur das wiedergeben, was die Saiten produzieren.
Verbaut sind hier zwei Soapbar-Humbucker mit Keramikmagneten, die für einen kernigen und leicht „kehligen” Sound sorgen. Locker luftig ist hier nichts und das ist auch vollkommen in Ordnung.
So kommt der Klang mit Druck, Biss und einem angenehmen Maß an Aggressivität aus den Lautsprechern. Slapping klingt knackig und punchy und dank des recht ordentlichen Sustains und der straffen Ansprache funktioniert auch Tapping, ohne dass man Kompressoren zu Hilfe ziehen muss.
Für die meisten dürften aber die Kernkompetenzen relevanter sein, namentlich Fingerstyle und Plek. Auch hier ist alles im (glitzer)grünen Bereich. Für meinen Geschmack eignet sich der Bass vor allem für die härteren Gangarten. Nicht nur, weil beim Design scheinbar diese Zielgruppe im Blick stand, auch weil der Grundcharakter des Sounds sich einfach dafür anbietet.
Glasig brillanten Hochton liefern die Tonabnehmer nicht, dafür aber prägnanten Biss, der sich gerade für perkussive Spielstile anbietet. Mit ein wenig Zerre drauf spielt sich „Cowboys from Hell” quasi von selbst. Aber auch in einer modernen Big Band oder im Soul hat der kernige Sound durchaus seinen Reiz.
Aus dem Bridge-Pickup lassen sich bei Bedarf noch nasalere und „schmatzigere” Klänge zaubern, wobei hier wie so oft eine leichte Anhebung der Bässe mittels Onboard-EQ nicht verkehrt ist. Das Anheben der Höhen ist mit Vorsicht zu genießen, da der EQ dem Signal dadurch auch hörbar mehr Rauschen hinzufügt.
Die Absenkung hingegen stellt gar kein Problem dar und bietet die Möglichkeit, den Klang runder und weniger bissig zu gestalten. Den zugrundeliegenden, aggressiven Charakter bekommt man dem Bass aber nie so ganz ausgetrieben, auch nicht, wenn nur der Neck-Pickup für bauchigere Sounds herangezogen wird.
RESÜMEE
Ist der MSB-5 ein „Dingwall-Killer”? Nein. Kostet er nicht einmal 15% eines solchen? Ja. Ist der MSB-5 ein guter Bass, auch wenn die Elektronik nicht auf High-End-Niveau spielt? Auch ja. Ist er grün? Ebenfalls ja. In Anbetracht dieser erdrückenden Beweislast gibt es wenig Gründe, diesen Bass bei der Auswahl für den nächsten Neukauf nicht in die engere Wahl zu ziehen. Im Ernst: Wir reden hier von einem 350-Euro-Instrument mit Fächermensur und Edelstahlbünden, das in seinen Kernkompetenzen eine gute Figur macht. Not bad.
Plus
● Preis-Leistungs-Verhältnis
● An den wichtigen Stellen gut verarbeitet
Minus
● Sehr milde Fächerung
● Treble-EQ rauscht etwas

(erschienen in Gitarre & Bass 08/2025)