Flexo-Twang-Rocker

Test: G&L Tribute Asat Classic Bluesboy CAR

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(Bild: Dieter Stork)

T-style Electric mit Singlecoil am Steg und Humbucker in der Halsposition? Keith Richards, Andy Summers, Rich Robinson und viele andere mehr wissen sehr wohl, warum sie diese Konfiguration bevorzugen.

Die T-Style Electric mit Singlecoil am Steg und Humbucker am Hals gehört längst zu den klassischen Ausprägungen dieser Kategorie von Brettgitarre. Grund ist der im Verhältnis etwa zum beliebten Hals-Pickup einer Strat nicht ganz so charaktervolle Singlecoil der Tele in dieser Position. Von dem preisgünstigen Asat Classic Bluesboy aus der in Indonesien gefertigten Tribute Series liegt im Übrigen auch noch eine Version in Semi-Hollow-Bauweise vor.

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CLASSIC-PLUS-KONZEPT

Für den G&L Tribute Asat Classic Bluesboy kam Pappel als Korpusholz zur Verwendung, lackiert in der so klassischen wie beliebten Farbe Candy Apple Red. Aus bestimmten Blickwinkeln ist die Linie im Glanzlack zu sehen, wo der Body im oberen Bereich einen zweiten Teil angesetzt bekam. Das würde im Hochpreisbereich als Makel gelten, in dieser Kategorie ist das aber kein Ding. Im Gegensatz zum traditionellen Vorbild finden wir aber erfreulicherweise hinten oben am Body eine Abgleichung (Rear Contour) zur komfortablen Anlage am Spieler.

Der in „Vintage Tint Satin“ griffig versiegelte Hals aus Hard-Rock Maple mit einem Palisandergriffbrett von 9,5″ Radius ist wie üblich aufgeschraubt. Im Griffbrett fanden 22 sauber verarbeitete vernickelte Medium Jumbo-Bünde und Dot Inlays zur Lagenkennung Platz.

Die parallel herausgeführte Kopfplatte ist mit gekapselten Mechaniken ausgestattet, von deren Wickelzylindern aus die Saiten mit geradem Zug über den Sattel aus Kunststoff geführt werden, um dann mit 648 mm Mensurlänge von der Traditional-Steel-Boxed-Bridge mit sechs einzeln justierbaren Messingreitern in String-thru-Body-Manier am Body gekontert zu werden. Aus technischer Sicht bewegen wir uns also grundsätzlich immer noch auf den von Leo Fender gesetzten Bau- und Gestaltungsprinzipien.

Traditional Steel-Boxed Bridge mit sechs Messingreitern (Bild: Dieter Stork)

Elektrik: In der Halsposition sitzt auf das vierlagige Tortoise-Pickguard geschraubt ein von Paul Gagon designte G&L-AS4255C-AlNiCoHumbucker mit Chromkappe, am Steg auf der traditionellen Stahlplatte mit hochgezogenen Rändern der von Leo Fender entworfene G&L-MFD-Singlecoil. Letzterer ist nicht nur „Made in USA“, was in dieser Preisklasse eine Besonderheit ist, sondern bietet auch die Möglichkeit, die Pole Pieces individuell in der Höhe einzustellen und somit natürlich hervorragend die Lautstärke der einzelnen Saiten aneinander anzupassen.

Nach Fender-Manier wurden auch der zur Pickup-Wahl nötige 3-Wege-Schalter zusammen mit generell arbeitenden Volume- und Tone-Reglern auf der Metallplatte positioniert. Die Gitarre ist in modernem Industriestandard klaglos gut verarbeitet und kam professionell eingestellt zum Test.

ZWEI HERZEN SCHLAGEN, ACH, IN MEINER BRUST

Der klassische Bluesboy in Candy Apple Red macht optisch ordentlich was her – keine Frage, aber wichtiger sind uns natürlich die Handhabungs- und Klangeigenschaften. Mit 3,4 kg hat die Gitarre ein gutes Gewicht, vor allem aber macht sich die Body Contour am Boden sofort positiv bemerkbar. Mit 42 mm Sattelbreite fällt uns dann ein schlanker Ahornhals von samtigem Griff und komfortabel gerundetem Medium-C-Profil in die Hand. Die Bundierung im Palisandergriffbrett lässt keine Klagen aufkommen und auch das Setup gefällt mit angenehm flach eingestellter Saitenlage. Die linke Hand findet folglich beste Anstütz- und Spielbedingungen, Saitenziehen ohne Reue inklusive.

Akustisch angeschlagen, punktet die Asat Classic mit straffer Tonentfaltung und lebhafter Schwingfreude. Akkorde kommen mit guter Geschlossenheit zum Ohr, Ansprache und Dynamik bewegen sich im grünen Bereich – so weit, so gut!

Der Bluesboy präsentiert sich also, was die Pickup-Bestückung angeht, wie manche das nennen, mit der klassischen „Keith-Richards-Konfiguration“ und die verbauten Pickups könnten ja unterschiedlicher kaum sein. Neben dem typischen Tele-Twang des Steg-Pickups soll der Humbucker auch noch fette Chords und singende Sololinien möglich machen.

Wohlan denn: Der Alnico-Humbucker in der Halsposition eröffnet mit dem versprochen saftigen Ton. Er vermittelt in der Tendenz recht dunkel tönende Sounds, nimmt aus der längeren Mensur aber auch noch eine gute Prise an Stringenz und Draht mit. Vollmundig setzt er Akkorde mit warmen Mitten und eher weich gerundeten Höhen in Szene. Die letzte Offenheit fehlt ihm allerdings. Gehaltene Noten intonieren aber dennoch fest und schwingen ebenmäßig aus; schnell gespielte Linien schnalzen dicklippig ineinander. Was da aus den Speakern kommt, erinnert aber eigentlich nur noch recht wenig an typische Tele-Sounds.

Wechseln wir auf den Steg-Pickup, so springt dieser sofort mit dem klassisch trockenen Tele-Twang aus der Box. Schmallippig und angriffslustig spricht die Gitarre über ihn nun wie durch zusammengebissene Zähne zu uns. Dieser charakterstarke, knochige und enorm durchsetzungsfähige Ton gehört nach wie vor zu den grundlegenden Sounds der E-Gitarre und der Bluesboy kann sich da natürlich auf seine guten Fender-Gene verlassen.

Mit saftigem Aufriss geht es in Crunch- und Zerrpositionen zur Sache, Powerchords springen aggressiv gepresst, ja knorpelig bissig vor und hart angeschlagen quiekt es dann wie eine durchs Dorf gepeitschte Sau – Rock’n’Roll! Heyhey, kann man das auch anders ausdrücken? Na klar: Wo der Humbucker sich übt in Schluchzen und Schnalzen, da verdirbt der Singlecoil auch lieblichstes Balzen (hoho). Meint: knochentrocken und kantenscharf haut der Letztere schlicht mitleidlos raus.

Die Sonne geht dann am Ende unserer strapaziösen Klangexpedition noch einmal kurz auf, als wir den offenen Glanzcharakter der zusammengeschalteten Pickups aufrufen. Mit hohlen Wangen bläst uns nun ein frischer Wind ins Gesicht. Der Ausgleich zwischen den beiden Antipoden nimmt einen knackig perlenden Charakter an und das kommt in allen Schaltstellungen des Amps richtig gut.

Effektiver Mix: klangliche Flexibilität durch Singlecoil und Humbucker (Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Mit der Tribute Asat Classic Bluesboy schickt G&L ein erfreulich gut zu spielendes, aber fraglos auch klangtüchtiges Instrument modernisierter klassischer Ausrichtung ins Rennen. Der traditionelle Charakter wird gewahrt, jedoch mit Updates an aktuelle Anforderungen angepasst. Auf der einen Seite verbessert sich durch die Korpuskontur am Boden der Spielkomfort, andererseits erweitert die Pickup-Konfiguration aus gewohntem Singlecoil am Steg und Humbucker in der Halsposition das Klangspektrum.

Der bipolare Tonabnehmer-Mix bietet eine gute Flexibilität für so gut wie jede Musikrichtung zwischen Blues, Pop und Rock. Im Rahmen dieses Instrumententyps natürlich, aber das, liebe Freunde, ist nun keineswegs wenig. Von Twang bis Bäng ist da einiges im Anschlag. Marginale Abstriche sind zwar für die leicht bedeckte Tonumsetzung des Humbuckers hinzunehmen, aber der starke Steg-Pickup gibt dafür als Herz dieser Konstruktion den klassisch bissigen Springteufel und der zeigt uns wieder einmal, warum dieser Sound quasi unkaputtbar ist. Fazit: Mit der G&L Tribute Asat Classic Bluesboy gibt es viel Gitarre fürs Geld!

PLUS

● traditionelles Design, erweitert
● Schwingverhalten
● Pickup-Mix HB+SC
● Basic-Sounds
● klangliche Flexibilität
● Hals/Handhabung
● Verarbeitung
● Preis/Leistung

MINUS

● Humbucker klingt etwas bedeckt

(erschienen in Gitarre & Bass 12/2021)

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