Little Jazzbox

Test: Framus Vintage Series 5/51 Studio

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(Bild: Dieter Stork)

Im Rahmen seiner Vintage-Series legt Framus das Modell Studio 5/51 in einer modernisierten Version wieder auf. Bei ihrem Erscheinen etwa 1957 bewarb man die kleine Hollowbody-Archtop noch als „Damen-Jazzgitarre mit Tonabnehmer-Kombination“.

Das Pickup-Modell hieß mit vollständiger Bezeichnung „5/51-49 Studio Electric“, das im damaligen US-Katalog mit $ 86 gelistet war. Eine in etwa vergleichbare Gibson ES-125 kostete 1957 immerhin $ 145. Wie man sieht, war Framus schon in den 50ern ein Global Player.

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LAMINATED WOODS

Decke und Boden der aktuellen 5/51 bestehen aus gewölbtem, 5 mm dickem, fünfschichtigem, die Zargen aus dreischichtigem Ahornschichtholz. Für die äußeren Boden- und Deckenfurniere wird bookmatched Riegelahorn verwendet, den das makellos polierte transparente Finish ansprechend in Szene setzt. Durch die hohe Stabilität der Hölzer konnte auf Beleistung verzichtet werden. Diese ersetzen zwei 25 mm Vierkantstützen zwischen Decke und Boden. Ein ovales Zargenblech trägt die Klinkenbuchse. Zwei große Knöpfe, der vordere unter dem Halsfuß, bieten dem Gurt Halt.

Der verleimte Ahornhals besitzt die für Jazzgitarren typische Verlängerung, die das cremefarben eingefasste Palisandergriffbrett ab dem 15. Bund über der Decke schweben lässt. 21 gut bearbeitete Jumbobünde verteilen sich über das Spielfeld, Punkt-Inlays und Sidedots erleichtern die Orientierung. Die gleichmäßig nivellierten Kerben des Kunststoffsattels lassen noch etwas Luft zur Optimierung der Saitenlage.

(Bild: Dieter Stork)

Auf dem Weg zu den smooth arbeitenden Vintage-Kluson-Style-Tunern überqueren die Saiten das traditionelle, geprägte Messingblech mit Framus-Emblem, welches den Zugang zum 2-Wege-Stahlstab verschließt. Der von Volume- und Tone-Reglern kontrollierte Framus-Alnico-5- Mini-Humbucker ist standesgemäß über zwei Flansche seitlich am Griffbrett verschraubt, dessen Kabel werden darunter in die Decke geführt.

Ein Palisanderfuß trägt den Tune-o-matic-Steg. Wie bei diesem Gitarrentyp üblich, wird der Fuß nur vom Saitendruck in Position gehalten. Ein schlichtes Trapeze-Tailpiece dient als Saitenhalter.

PARLOR-JAZZ

Im Grunde kann man die mit .010 bis .046 Roundwound-Nickelsaiten bestückte 5/51 Studio auch als elektro-akustische Gitarre bezeichnen, denn sie tönt unverstärkt fast so laut wie eine kleine Acoustic, wenn auch drahtig und recht blechern, etwas schwächelnd in den Bässen, dafür aber obertonreich. Fürs Lagerfeuer-Strumming völlig ausreichend, prädestiniert aber für bluesiges Slide-Spiel.

Dank kleinem Korpus, rundherum 79 mm breiten Zargen und dem kurzen Hals, lässt sich die Framus komfortabel bespielen, zumal das C-Profil entspannend in meiner Hand liegt, und die Kleine am Gurt und auf dem Beim bestens ausbalanciert ist. Etwas Probleme bereitet jedoch die korrekte Einstellung des unfixierten Stegs, der sich trotz Spannung der Saiten bei unbeabsichtigter seitlicher Berührung leicht aus der Position bringen lässt.

Möchte man die Saiten auf dem Griffbrett mittig ausrichten, zerrt das etwas schief angebrachte Tailpiece den fragil wirkenden Palisanderfuß mitsamt der Tune-o-matic-Bridge nach rechts bzw. zum unteren F-Loch. Soll die Saitenlage mit den Thumb Wheels abgesenkt werden, was nach Anlieferung zwingend erforderlich war, empfiehlt es sich, die kleinen mit einem Innensechskant versehenen Gewindepfosten mit dem beiliegenden Inbusschlüssel festzuhalten, andernfalls schrauben sich die Gewinde durch den Fuß und heben diesen von der Decke ab. Ohnehin sollte der Steg nach jedem Saitenwechsel komplett neu ausgerichtet werden, was zur Geduldsprobe werden kann. Wie gesagt: Klassisch, aber leider etwas nervig.

(Bild: Dieter Stork)

Eine über Jahre bewährte Lösung: Man markiert nach erster richtiger Einstellung die Position des Stegs an zwei Stellen per dünnem Bleistiftstrich. Andere Variante: feines Schleifpapier unter den Steg kleben, danach sollte man den Steg aber nicht mehr manuell hin- und herschieben. Gitarrenkabel mit Silent Plugs sind mit der verwendeten Klinkenbuchse nicht kompatibel, da die interne Kontaktfeder die Steckerspitze nicht weit genug hineinzieht. Dieses Manko ist übrigens oft bei chinesischen Klinkenbuchsen festzustellen und somit kein Einzelfall.

Der Framus Mini-Humbucker liefert warme, offene, ausgewogene und klare Cleansounds mit gut dosierten Bässen, perkussiven Mitten, samtigen Höhen und Obertönen. Höhengehalt, Attack und Tonbildung lassen sich präzise per Anschlag und Spielweise variieren. Während das Volume-Poti kontinuierliche Regelcharakteristik besitzt, arbeitet das Tone-Poti sehr nuanciert und zeigt seine größte Effizienz erst im untersten Bereich, wo es butterweiche Jazz-Sounds z. B. für die Bigband-Begleitung liefert. Da der Mini-Humbucker wenig anfällig für Feedbacks ist, gestattet er sogar Mid-Gain-Overdrive-Sounds, wobei ungegriffene Saiten wegen der schwingfreudigen Korpuskonstruktion abgedämpft werden sollten.

(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Auch Framus hat offenbar Geschmack an Reissues von Instrumenten seiner eigenen Firmenhistorie gefunden. Seit den 50er-Jahren wurde das beliebte Modell 5/51 Studio immer wieder mal Modifikationen unterzogen. Erst bei der vorliegenden Version verzichtet man gänzlich auf das elektrifizierte Pickguard und montiert die Regeleinheit in die Decke des Hollow-Archtop-Bodies und den schwebenden Pickup am Halsende. Die kleine Jazzgitarre ist aber insgesamt tadellos verarbeitet, lässt sich komfortabel bespielen und liefert ansprechende cleane bis Mid-Gain-Zerrsounds.

PLUS

● Clean-, Blues- und Jazz-Sounds
● Verarbeitung
● Spielbarkeit

MINUS

● Stegfuß: klassisch aber eben auch mit klassischen Einschränkungen

(erschienen in Gitarre & Bass 04/2021)

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