Modulierter Rundumschlag

Test: Electro-Harmonix MOD11

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(Bild: Dieter Stork)

Electro-Harmonix gehört schon zu den Dinosauriern der Pedal-Bauer-Szene, aber mit zahllosen und oft einzigartigen Neuerscheinungen sind die Pedale nach wie vor absolut angesagt. Mit dem Mod11 holt Mastermind Mike Matthews nun zum Rundumschlag in Sachen Modulationseffekte aus.

Das Mod11 bietet elf Effekttypen an, darunter so ziemlich jeden Modulationseffekt der vergangenen siebzig Jahre. Mit 238 Gramm belastet es die ausufernden Pedalboards von heute nur wenig. Während sich die 9V DC-Netzteilbuchse an der Stirnseite befindet, liegen die Anschlüsse Input/Output sowie Tap In (für einen externen Tap-Temposchalter) an den Seiten. Für ein eng bepacktes, kleines Pedalboard kann das problematisch sein. Im Lieferumfang befinden sich ein Netzteil sowie eine sehr ausführliche englische Anleitung.

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Bedienung

Grundsätzlich ist das Mod11 sehr einfach zu bedienen, vier Potis bestimmen an der Oberfläche das Geschehen: Depth, Rate, Volume/Color und ein Rotary-Knopf mit elf Positionen. Depth bestimmt die Stärke des Effekts, Rate die Geschwindigkeit der Modulation, Volume in den ersten sechs Modi die Lautstärke, während es für den Rest eher die Funktion eines Resonance-Potis übernimmt. Dazu kommt der „Mode“-Schalter zwischen den vier Potis. Jeder der elf Effekttypen bietet zwei oder gar drei Presets, die mit diesem abgerufen werden. Wer tiefer einsteigen will, kann den Mode-Knopf gedrückt halten, bis er blinkt, und fröhlich die Parameter der Effekte verändern.

Neben dem erwähnten Anschluss für einen externen Tap-Schalter lässt sich das Tempo des Effekts auch mit dem Bypass-Schalter eintappen. Wenn sich das Gerät im Bypass-Modus befindet, kann man durch Gedrückt-Halten des Schalters einen Momentary-Modus aktivieren, der endet, wenn man ihn wieder loslässt.

Sounds

Kehren wir dem Gefummel mal den Rücken zu und widmen uns den Sounds – ich gehe sie der Reihe nach durch.

TREM: Das Tremolo klingt eher rund, nicht zu „choppy“, und dürfte bis auf absolute Digital-Hasser jeden zufriedenstellen. Mittels Mode-Switch können zwei anschlagsdynamische Varianten aufgerufen werden (je härter der Anschlag, desto schneller oder stärker wird der Effekt).

HARM: Dieser Modus will das „Harmonic Tremolo“ alter Verstärker aus den 1960er abbilden. Der Klang geht bereits in Richtung Phaser. Die Qualität kommt nicht ganz an die Wärme des analogen Vorbilds ran, ist aber schön sauber und klar. Die Varianten sind anschlagsdynamisch wie bei TREM.

VIBR: Beim Vibrato wird die Tonhöhe moduliert, nicht die Lautstärke. Klingt schön seekrank! Mode liefert anschlagsdynamische Varianten.

UNI: ein Univibe. Wer beim Bierzelt-Gig auch eine Hendrix-Nummer spielt, wird hier bedient. Mir persönlich fehlt ein bisschen analoge Wärme bei dem Sound. Mode schaltet um in eine Vibrato-Variante, bei der kein Dry Signal mehr ertönt.

CHORUS: Nach Nirvanas „Come as you are” wurde der Chorus von EHX zum Kultgerät, also darf er hier nicht fehlen. Clean, schön, wohlig. Mode bietet hier einen Dreiband- oder Bass-Chorus.

ROTARY: Auch eine Leslie-Speakersimulation bietet das Mod11. Freilich wird keine digitale Nachbildung jemals an das recht unkomfortabel zu transportierende Original herankommen, aber für den kurzen Ausflug in die 1960er reicht es allemal. Mode liefert eine anschlagsdynamische Variante.

FLANGE: Beim Flanger gibt es alles vom leichten Auf und Ab mit Chorus-Anleihen bis zum startenden Flugzeug. Mode schaltet in eine ausgedünnte, vokale Soundvariante.

TZF: Eine Flanger-Variante, bei der der Sound nicht nur zum „Nullpunkt“ der Flangekurve zurückkehrt, sondern sogar darüber hinaus – der Effekt ist also dramatischer als ein normaler Flanger.

PHASE: Auch der alte Phaser von EHX ist mittlerweile Legende. Dieser Modus bietet 4-, 6-, oder 8-Stufen-Phasing.

PITCH: Der umfangreichste Modus. Quinten, Quarten etc. lassen sich zum Dry Signal hinzufügen, mit dem Color-Knob kann man den gesamten Sound nach oben oder unten pitchen, und den hinzugefügten Ton mit Rate eiern lassen. Klingt dann wie eine Laserpistole in Trashfilmen aus den 60ern. Mode schaltet in eine noch abgefahrenere Variante: Ein serieller Arpeggiator wird aktiviert – Techno pur!

FILT: Filter-Effekt, wie man ihn aus alten Synthesizern kennt; im Angebot sind Höhen-, Band- wie auch Bassfiltering. Mode schaltet zwischen diesen Varianten.

(Bild: Dieter Stork)

Fazit

Das Mod11 ist ein gelungener Rundumschlag für alle, die eine große Auswahl an Modulationseffekten im kleinen Format dabeihaben wollen. Für den „Plug-and-Play“-Anwender erfüllt es schnell, umfassend und unkompliziert alle Wünsche nach Tremolo, Chorus etc. pp. Doch damit nicht genug, für experimentierfreudige Gesellen hält es eine enorme Tiefe an Sekundärfunktionen bereit. Gerade bei den Klassikern wie Tremolo, Chorus und Univibe klingt das Mod11 für Vintage-Soundfetischisten meiner Meinung nach etwas zu „kühl“, angesichts der Fülle der Effekte und Möglichkeiten sowie der Qualität geht der Preis aber völlig in Ordnung.

PLUS

  • kleines, leichtes Format
  • hochklassige Sounds
  • sehr einfach zu bedienen
  • enorme Vielseitigkeit

(erschienen in Gitarre & Bass 01/2020)

Produkt: Gitarre & Bass 12/2022 Digital
Gitarre & Bass 12/2022 Digital
Im Test: J. Rockett Uni-Verb +++ G&L Fullerton Deluxe LB-100 +++ Dowina Albalonga GACE HiVibe +++ Nik Huber Bernie Marsden Signature +++ Fender Acoustasonic Player Telecaster +++ Gibson Dave Mustaine Signature Flying V +++ Börjes JB-Custom 5 DLX-Multiscale +++ EarthQuaker Devices Ghost Echo by Brain Dead +++ Blackstar St. James 50/EL34 112 Combo +++ Harley Benton Double Pedal Series

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