Es grünt so grün
Test: Danelectro Fifty Niner Long Scale Bass Jade
von Jogi Sweers, Artikel aus dem Archiv
(Bild: Dieter Stork)
Der Danelectro Longhorn Bass dürfte bei weitem der Bekanntere sein, aber schon in den 50ern gab es daneben noch einen Shorthorn, der die Korpusform der Gitarre übernahm, die Jimmy Page auf etlichen Led-Zeppelin-Songs spielte. Bei der Wiederbelebung der Marke in den 90er Jahren wurde auch dieses Modell wiederbelebt – und modernisiert!
Statt mit nur einem Pickup ist der neue Shorthorn Bass namens „DC” nun auch mit zwei Lipstick-Pickups ausgestattet, vor allem aber wird er jetzt als Long Scale gebaut. Mit der gleichen Schaltmimik wie der bereits getestete Red Hot Longhorn steht der Testbass in sattem Grün vor mir. Ein Frühlingsbote?
(FAST) SO SIMPEL WIE IMMER
Durch die perfekt aufgetragene, offenbar recht dünne Lackierung sieht man bei richtigem Lichteinfall die Struktur der cremefarben eingefassten Decke. Das sieht nicht wirklich nach Holzmaserung aus, weil es auch nicht wirklich Holz ist. Stattdessen sind Decke und Boden aus Masonit, einer vor 100 Jahren von Mr. Mason erfundenen und unbescheiden nach ihm benannten Pressplatte aus druckbehandelten Holzschnitzeln.
Im Gegensatz zu Sperrholz wird bei der Herstellung kein Kleber verwendet, trotzdem ist das Material robust. Und preiswert, was für Nat Daniel bei der Herstellung der ursprünglichen Danelectro-Modelle ein wichtiger Faktor war, wollte er doch die etablierten E-Gitarren- und Basshersteller konsequent unterbieten. Masonit auf einem Rahmen und Mittelblock aus Pappel war eben günstig zu produzieren.
Der Kultfaktor hat sich gehalten, und so folgt auch der Fifty Niner diesem Bauplan. Allerdings hat er, wie schon der Red Hot (Test in Gitarre & Bass 01/2025), ein F-Loch bekommen, was Einblicke in schwarz lackierte Hohlräume zulässt. Auf ein Schlagbrett, wie es der reguläre DC-Bass hat, wird verzichtet, was einerseits die Farbe noch mehr herausstellt, andererseits die Pickups mehr glänzen lässt.
Auch diese gehören zur Danelectro-Tradition und werden „Lipsticks” genannt, weil sie in den Anfängen in günstig aus Überproduktionen erworbenen Lippenstifthülsen steckten. Die damalige krude Wickeltechnik ist mittlerweile modernisiert, unter Beibehaltung des grundsätzlichen Klangcharakters. Auch hier gibt es, wie beim Red Hot, griffige Regler für Volume und Tone und einen satt rastenden Dreiwegschalter.
Die saubere Lötarbeit an Letzterem lässt sich nach Abnehmen des E-Fach-Deckels auf der in freundlichem Braun lackierten Rückseite begutachten. Rückseitig sitzen auch die Schrauben zur Höhenverstellung der Pickups. Der Hals ist mit vier Schrauben montiert, nicht ganz so freistehend wie beim Longhorn, aber dank der 24 Bünde bis zum 20. Bund immer noch locker zugänglich.
Der Hals und die Kopfplattenvorderseite mit dem typischen vertikalen Logo sind hochglänzend in einem dunklen Farbton lackiert, der aus einiger Entfernung deckend schwarz erscheint, sich bei näherem Hinsehen aber als transparentes, tiefes Schokoladenbraun entpuppt. Vier kleine Mechaniken im Vintage-Kluson-Stil bringen die Saiten auf Zug. Auch wenn sie aus dem Gitarrensortiment stammen und sich die kleinen Flügel ungewohnt anfassen, tun sie das gleichmäßig und zuverlässig.
Das Plastikplättchen über dem Zugang zum Stahlstab schließt an den sauber gearbeiteten, ans Griffbrett geschraubten Sattel aus Alu an. Das Griffbrett selbst ist aus Palisander und hätte etwas besser vom Schleifstaub gereinigt werden können. Dafür gibt es weder an den Dots noch an den 24 mittelgroßen Bünden etwas zu meckern. Gut abgerichtet und poliert lassen sie sich schnarrfrei bespielen, auch nachdem ich die Brücke noch tiefer eingestellt habe.
Die basiert auf dem Originalentwurf, der im Gegensatz zur Fender-Ur-Version nicht mal ein Blechwinkel war, sondern nur ein Blech mit einem Holzstreifen als Steg. Hier hat man dagegen vier Metallreiter, die einzeln in der Höhe verstellt werden können, auch die Oktave ist individuell einzustellen. Die Gesamthöhe und Neigung ist nach wie vor mit drei direkt in den Korpus gehenden Schrauben einzustellen. Das ist etwas krude, funktioniert aber gut. Die Saiten werden durch das dicke Ende der Brücke gezogen, ab Werk sind gute D’Addarios drauf.
Das könnte dich auch interessieren