Kopflos glücklich

Test: Cort Artisan Space 5

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(Bild: Dieter Stork)

Man könnte meinen, dass Cort mit seinem neuen Bassmodell einem wachsenden Trend folgt. Dabei hatte der Traditionshersteller in den 80ern bereits kopflose Bässe im Sortiment. Kaufgrund für viele: die bessere Ergonomie. Sound und Optik müssen dabei glücklicherweise aber nicht auf der Strecke bleiben.

In den letzten Jahren haben Headless-Bässe ein kleines Revival erlebt. Bis Ibanez mit der EHB-Serie einen kommerziellen Erfolg erzielen konnte, waren neue Instrumente ohne Kopfplatte vorwiegend im Boutique-Sektor zu finden und damit für die meisten aus finanziellen Gründen eher uninteressant. Cort kann auf eine Firmengeschichte voller interessanter Instrumente zurückblicken und will mit dem Artisan Space 5 seinen Beitrag zum Revival leisten.

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ERSTEINDRUCK

Während der Name „Space” als eine Hommage an die früheren kopflosen Modelle der 80er gedacht ist, spricht das Design eine eigene Sprache, die mir persönlich gut gefällt. Die Korpusform spricht mich deutlich mehr an als die doch sehr pragmatisch ausgerichtete, plankenartige Form einiger früherer Kopflosbässe. Bei der Neuauflage des Space hat man sich für ein gefälligeres Design entschieden, das an üblichere Formen erinnert. Auch bei der Bundierung geht man eher klassische Wege. Wer auf der Suche nach Fächerbünden ist, wird hier nicht fündig werden. So bildet das Design eine ansprechende Symbiose aus klassisch und modern.

Diese Designsprache setzt sich auch bei der Holz- und Farbwahl fort. Während der Korpus aus optisch weniger aufregendem Ahorn besteht, ist die gebeizte Decke aus Maserpappel mit der angefasten Armablage ein echter Blickfang. Bis auf ein paar etwas raue Stellen auf der Korpusrückseite ist die Oberflächenversiegelung dabei sehr angenehm ausgeführt. Zum Einsatz kommt eine dünne Satinlackierung, die für eine natürliche Haptik sorgt und ein Klebenbleiben am Hals effektiv verhindert.

Hardwareseitig geht es eher schlicht zu. Hier finden hauseigene Mechaniken Verwendung, ein dazu passendes Kopfstück sowie metallene Potikappen, allesamt in Schwarz ausgeführt. Mit etwa 3,7kg bringt der Space einen nicht nur für Fünfsaiter überaus niedrigen Wert auf die Waage. Für alle, die es etwas leichter mögen, gibt es hier also schon einmal Entwarnung.

Und auch in puncto Ergonomie kann ich dem Bass bereits an dieser Stelle nur Gutes attestieren. Kopflastigkeit gibt es naturgemäß natürlich nicht, doch auch das Handling und die Erreichbarkeit der hohen Bünde sind exzellent. Einzig die Leichtgängigkeit der Mechaniken könnte besser sein, diese haben einen doch recht deutlich spürbaren Moment des „Losbrechens” beim Drehen. Das Stimmen geht dadurch manchmal etwas ruppig vonstatten, funktioniert im Großen und Ganzen aber genau und stabil. Vielleicht könnten nachträglich montierte, kleine Unterlegscheiben aus Nylon oder kleine Kugellager schon Abhilfe schaffen.

Wie bei modernen Headless-Instrumenten üblich, werden die Saiten mit ihren Ball-Ends regulär an der Brückenmechanik eingehängt und am Kopfende mit Madenschrauben festgeklemmt. Beim Kürzen der überstehenden Enden entstehen oft etwas scharfe Kanten, die leicht überstehende Holzkante am Kopfstück verhindert dabei aber, dass die Saiten ungehindert die Innenseite eines Gigbags aufreißen können.

 

PRAXIS UND SOUND

Ich erwähnte es bereits, aber ich möchte noch einmal die Ergonomie des Basses hervorheben. Nicht nur die erstklassige Balance am Gurt, auch die Bundierung ist top ausgeführt. Ich konnte problemlos flache Saitenlagen schnarrfrei einstellen und ohne dass das Sustain darunter leidet. Dank des tiefen Cutaways sind auch blitzschnelle Wechsel in die hohen Lagen gar kein Problem.

Wie so oft bei Cort kommen auch hier die Bartolini-MK-1-Tonabnehmer mit passendem Preamp zum Einsatz. Diese unterscheiden sich insofern recht stark von traditionellen Tonabnehmern, als dass sie einen sehr weit reichenden Hochtonbereich aufweisen und daher eher nüchtern klingen, fast schon piezoartig. Der Klang des Instruments wird also vor allem durch seine Konstruktion bestimmt.

In diesem Fall bedeutet dies einen straffen Klang mit ordentlich Sustain und Druck im Hochbass. Der Tiefbass ist eher weniger stark ausgeprägt, dafür klingt der Space 5 rund mit einer Tendenz ins Hölzerne. Damit bildet er einen guten Gegenpol zu vielen anderen modernen Bässen, die eher in eine aggressive Richtung gehen. Trotz der weit nach oben reichenden Tonabnehmer sind die Höhen nicht spitz oder unangenehm, im Gegenteil. Sie sorgen für eine ausgesprochen angenehme Klarheit im Klangbild.

Akkorde klingen in allen Lagen sauber und lang aus und je nach Stellung der Pickup-Blende präsentiert sich der Space als hölzern und rund oder als dezent näselnd. In Mittelstellung des Potis ist der Klang knackig und direkt. Wer einen modernen, transparenten und präzisen Sound sucht, der dennoch nicht knallhart ist, wird hier fündig werden.

Für die Feinabstimmung bietet eine typische 3-Band-Elektronik effektive Eingriffsmöglichkeiten in den Sound. Aufgrund des eher dezenten Tiefbassbereichs des Instruments steht ihm die Anhebung der Bassfrequenzen mittels Bass-Poti sogar recht gut. Hier gewinnt der Sound noch einmal zusätzlich an Druck und das, ohne ins Matschige abzudriften.

Die sehr offenen Höhen des Grundsounds können über den Höhenregler deutlich reduziert und der Sound so in eine bedecktere Richtung verschoben werden. Es handelt sich hierbei allerdings um ein typisches Kuhschwanzfilter und nicht etwa um eine Tonblende, der Sound wird also nur insgesamt weniger brillant aber nicht wirklich dunkel oder gar dubby. Die Artikulation leidet unter diesem Eingriff nicht. Das Bedürfnis, die Höhen anzuheben, hatte ich während des gesamten Testzeitraums nicht. Mit alten Saiten mag das aber anders aussehen.

So bieten sowohl Bass- als auch Höhenregler praxistaugliche Eingriffsmöglichkeiten. Etwas zwiegespalten bin ich beim Mittenband. Für meinen persönlichen Geschmack sitzt es nicht tief genug, um Tiefmittendruck hinzuzufügen, aber gleichzeitig ist es zu tief, um über zusätzliche Hochmitten Biss reinzubringen. Am ehesten sehe ich es als Möglichkeit, dem Grundsound eine dezente „Badewanne”, etwa für HiFi-artige Slap-Sounds, aufzudrücken. Viel genutzt habe ich dieses Poti allerdings nicht.

Über das Hochziehen des Volume-Potis kann der EQ in den Bypass versetzt werden. Achtung: Bei dem MK-1-Preamp wird dadurch nicht die vollständige Elektronik umgangen, sodass auch für den Bypass-Modus noch eine Batterie notwendig ist. Dies bringt gleichzeitig auch den Vorteil, dass das Signal stets gebuffert ist und damit keiner nennenswerten Beeinflussung durch unterschiedliche Instrumentenkabel unterliegt.

(Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Cort liefert mit dem Space 5 einen bezahlbaren Headless-Bass, der geschmackvolles Design mit ausgezeichneter Ergonomie verbindet. Die Verarbeitung ist von kleinsten Details abgesehen auf einem hohen Niveau, und das geringe Gewicht macht den Bass zu einem der komfortabelsten Fünfsaiter seiner Klasse. Klanglich überzeugt er mit einem offenen, fein aufgelösten Sound, der viele Facetten abdeckt.

Kleine Schwächen wie die etwas hakeligen Mechaniken ändern nichts daran, dass Cort hier ein exzellentes Instrument für all jene geschaffen hat, die auf der Suche nach einem leichten, ergonomischen Headless-Bass sind und das zu einem Preis, der das Boutique-Segment alt aussehen lässt.

Plus

● Ausgezeichnete Ergonomie
● Klarer Sound
● Gute Verarbeitung

Minus

● Mechaniken etwas schwergängig

(erschienen in Gitarre & Bass 04/2025)

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