Shredder‘s Delight

Test: B.C. Rich Mockingbird Legacy STQ Hardtail & ST Floyd Rose

Anzeige
(Bild: Dieter Stork)

B.C. Rich wurde 1969 von Gitarrenbauer Bernardo Chavez Rico in Los Angeles gegründet und feierte daher im vergangenen Jahr sein 50. Jubiläum, zu dem es natürlich auch einige Anniversary-Modelle gab. Der Hersteller lässt es sich jedoch nicht nehmen, auch auf den Kopfplatten der neuen Legacy-Gitarren das bekrönte 50-Emblem abzubilden.

Die Mockingbird Legacys werden wahlweise mit FR-Vibrato oder Hardtail und den Finishes Trans Red, Trans Purple, Honey Burst und Black Burst angeboten. Ausnahme: Honey Burst ist für die Mockingbird Legacy Hardtail nicht vorgesehen. Produziert werden die Spottdrosseln in Korea. Dass man auch dort auf höchstem Qualitätsniveau fertigen kann, dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben.

Anzeige

ZWEIEIIGE ZWILLINGE

Bis auf Finishes, Gewicht, Sattel und die Ausstattung mit Hardtail bzw. Floyd Rose Vibrato und den damit stegseitig variierenden String Spacings sind beide Gitarren zu 100% identisch. Daher werde ich mich im Folgenden mit der Singularform begnügen. Der aus drei Ahornstreifen längs gesperrte Hals reicht bis zum Korpusende, was durch das hochglänzend und spiegelglatt polierte Transparent-Finish gut zu erkennen ist.

Die Body Wings aus Nyatoh Palaquium hat man über 10 mm dicke Ebenholzbinder mit dem Hals verleimt. Nyatoh – nicht zu verwechseln mit Nato – stammt von südostasiatischen Arten der Pflanzenfamilie der Sapotengewächse (Palaquium spp.) und hat wenig mit Mahagoni zu tun, auch wenn es diesem optisch ähnelt. Intensiv gemasertes Wölkchenahornfurnier, von den Bindern unterbrochen, setzt die Decke in Szene. Mal mehr mal weniger stark facettierte Kanten verleihen dem Korpus eine ergonomische Form und gewisse Eleganz.

B.C. Rich bezeichnet den Halsübergang als „No Heel“, also „ohne Halsfuß“, was man wörtlich nehmen kann, denn der Übergang ist wunderbar fließend gestaltet, was selbst den 24. Bund komfortabel bespielbar macht. Klasse! Während ein zargenseitiges Stahlblech die Klinkenbuchse trägt, verschließen Kunststoffplatten die rückseitige Federkammer und das üppig bestückte E-Fach Oberkante bündig. Security-Lock-Pins, deren Gegenstücke zum Lieferumfang zählen, dienen als Gurtknöpfe.

No Heel“-Halsübergang für optimale Erreichbarkeit der hohen Lagen (Bild: Dieter Stork)

24 nicht übermäßig hohe, makellos bearbeitete und polierte Jumbobünde bevölkern das Griffbrett aus indischem Ebenholz, auf dem Split Diamond Inlays und Sidedots aus Perloid die Lagen markieren. Auf optimale Saitenlage und mittig ausgerichtet, führen der GraphTech- bzw. der frontseitig montierte FR-Klemmsattel die Saiten zu den smooth und präzise arbeitenden Grover-Rotomatics-901-Tunern. Ein dreieckiges Kunststoffplättchen verschließt den Zugang zum Zwei-Wege-Halsjustierstab. Die beiden unteren der drei Schrauben wurden leider so platziert, dass vor dem Entfernen der Abdeckung H- und A-Saite gelöst werden müssen.

Kopfplatte mit Logo und Jubiläumsgrafik (Bild: Dieter Stork)

Zur Montage des FR-Vibratos hat man die Decke entsprechend ausgefräst, um extreme Up- wie Down-Bendings zu ermöglichen. Die Basis wurde parallel zur Decke justiert, per Schraubmuffe kann das Drehmoment des Steckhebels variiert werden. Das B.C. Rich Quad Hardtail ähnelt prinzipiell der seit den 70er-Jahren beliebten Badass Bridge von Glen Quan und Leo Malliaris (Leo‘s Music), die oftmals das nur grob justierbare Gibson Wrap Around Tailpiece ersetzte. In zwei Schraubpfosten eingehängt, lassen sich hier Oktave und Saitenlage grob und über die einzelnen Reiter präzise einstellen.

B.C. Rich Quad Hardtail Bridge (Bild: Dieter Stork)

Zwei passive DiMarzio D-Activator Humbucker wandeln die Saitenschwingungen, ein reichhaltig bestücktes Bedienfeld bietet umfangreiche Möglichkeiten der Klangbearbeitung. Standard sind zwei Volume- und ein Master-Tone-Regler sowie der Dreiweg-PU-Schalter. Den Pegelsteller des Steg-Pickups hat man direkt neben Selbigen angeordnet. Von drei Minikippschaltern deaktivieren zwei die Stegspulen der Humbucker, einer kehrt die Phase des Hals-Pickups um.

Den Varitone-Schaltkreis, dessen verschiedene Kondensatoren vier zusätzliche Klang-Presets liefern, kennen wir von Gibsons ES-345 und ES-355, die jedoch fünf Positionen plus Bypass bieten. Um die Settings leichter reproduzieren zu können, wäre eine U-Scheibe mit Zahlenskala wünschenswert. Ganz im Uhrzeigersinn gedreht, befindet sich das Varitone im Bypass Mode.

Umfangreiches Bedienfeld inkl. Varitone-Schalter (Bild: Dieter Stork)

KLANGVIELFALT

Während die Mockingbird Legacy auf dem Bein beste Balance zeigt, hängt sie kopflastig am Gurt. Trotz ihres markanten Designs bietet sie hohen Tragekomfort, und der fließende Halsübergang gewährt stressfreien Zugang zu den höchsten Lagen. Zwar liegt der flache Hals mit seinen gerundeten Griffbrettkanten angenehm in der Hand, gewöhnungsbedürftig sind allerdings die so gut wie nicht zunehmende bzw. streckenweise sogar abnehmende Dicke des „Shredzilla“- Halses. Kontinuierlich zunehmende Halsprofile erleichtern ein wenig die Orientierung beim Blindspielen. Zudem muss man sich daran gewöhnen, dass man bei der Hardtail trotz des um 4,4 mm geringeren String Spacings die Halsbreite des FR-Modells übernommen hat.

Somit ist bei Ersterer ungewohnt viel Platz zwischen den E-Saiten und den Griffbrettkanten, was sich natürlich in den hohen Lagen verstärkt bemerkbar macht. Obwohl DiMarzio die D-Activator auch mit F-Spacing anbietet, verwendet B.C. Rich beim Vibratomodell Humbucker mit Standard Spacing. Sparmaßnahmen? Wohl kaum, denn die Preise beider Pickup-Modelle sind identisch. Abweichende Fräsungen? Nope, die Maße der Basisplatten und Montagewinkel sind ebenfalls gleich.

Schwingungstechnisch tun sich vernehmbare Unterschiede auf. Obgleich beide Mockingbirds sehr intensiv und deutlich spürbar resonieren, spricht die Hardtail direkter und spontaner an, zeigt schnellere Tonentfaltung und auch stabileres Sustain. Sie gibt sich insgesamt spritziger und lebendiger, während die FR diesbezüglich etwas verhaltener daherkommt. Zugegeben, wir reden von Nuancen, wenn auch hörbaren.

Auch im unverstärkten Klang sind Unterschiede festzustellen, obgleich die Klangbilder hier wie dort eine gesunde Balance aufweisen. Im direkten Vergleich tönt die FR mittiger, insgesamt wärmer, vielleicht etwas belegt, während sich die Hardtail straff, knackig, frisch, transparent und obertonreicher präsentiert. Erwartungsgemäß liefern die mit Keramikmagneten bestückten DiMarzio D-Activators am Verstärker reichlich Output, der deutlich über dem vintage-orientierter Humbucker liegt.

Dennoch fühlen sich die Mockingbirds nicht nur im beinharten Metal zuhause, wo sie sich mit definierten Bässen, druckvollen Mitten und bissigen Höhen im Band-Gefüge behaupten, sondern fahren sowohl runde, transparente, lebendige Clean-, wie auch mittiger orientierte Classic-Rock-Sounds auf und überzeugen dabei mit guter Dynamik. Vom Sustain getragen, wechseln beim Solieren einzelne Noten auch gerne in ihre Obertöne, von denen vor allem die Hardtail Mockingbird ja reichlich zu bieten hat. Im Simultaneinsatz brillieren die beiden D-Activators mit glockenklaren Arpeggien und klarem Rhythmusspiel, glänzen aber auch mit punchenden Powerchords und singendem High-Gain-Lead.

Die aufwendige Schaltung hält ein breites Klangangebot bereit, dessen Vielfältigkeit sich vorrangig – aber nicht ausschließlich – am cleanen Verstärker zeigt. So liefern die Coilsplits geschmackvolle Singlecoil-Klänge, die bei Distortion-Sounds naturgemäß von Brummen begleitet werden. Die Phasenumkehr hält brillante, honky-nasale Klangfarben bereit und zeigt erst dann Wirkung, wenn beide Pickups in Voll- oder Singlecoil- bzw. einer in Voll-, der andere in SC-Betrieb sind.

Bliebe noch das Varitone, das mit quäkigen bis hohlen Sounds am Start ist, die z.T. auch den Ausgangspegel reduzieren. Das bietet natürlich Abwechselung, ist Geschmacksache und auch eine Frage der Praxistauglichkeit. Sowohl das Tone- als auch die Volume-Potis arbeiten butterweich gleichmäßig und ermöglichen damit die präzise Kontrolle von Pegel/Gain und Klang.

Die Saitenstimmung bleibt selbst nach extremer Behandlung des optimal justierten Floyd-Rose-Vibratos in der Spur. Während die E-Fach-Abschirmung die Nebengeräusche der Coilsplits bei Klarklängen im Griff hat, muss man sich bei Zerrsounds auf ein deutliches Brummen einstellen, was in der Natur der Sache liegt.

Offenes E-Fach: Viel Platz, aber auch viel drin. (Bild: Dieter Stork)

RESÜMEE

Die atemberaubende Optik der B.C. Rich Mockingbird Legacys können einen schon richtig flashen. Nicht weniger beeindruckend ist deren makellose Verarbeitung. Aber auch klanglich können die beiden Schönheiten überzeugen, vor allem mit deren Standard-Sounds. Wer eine extrem vielseitige Gitarre sucht, deren Klangmöglichkeiten neben Cleansounds und fettem sustain-reichem High Gain auch Raum für Experimente bietet, dürfte an den beiden Mockingbirds Gefallen finden.

Coilsplit-, Phase-Reverse-, Varitone- und Pickup-Schalter gestatten in Kooperation mit den Tone- und Volume-Reglern, Anschlag und Spielweise unzählige Klangvarianten. Für das Hardtail-Modell würde ich mir eine dem String Spacing angepasste (geringere) Griffbrettbreite wünschen.

(erschienen in Gitarre & Bass 01/2021)

Produkt: Gitarre & Bass 6/2023
Gitarre & Bass 6/2023
IM TEST: Harley Benton 25th Anniversary: Special Edition Guitars +++ IK Multimedia ToneX Software & Pedal +++ KMS Saddles & Bridges für Telecaster +++ Schecter Nick Johnston PT +++ Guild Surfliner HH +++ Sandberg Florence Bässe +++ Taylor Guitars 417e +++ Orange MK Ultra Marcus King +++ Fender Rumble 800 Combo

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Optisch zweifelsfrei sehr edle und formschöne B.C.Rich Gitarren,die nun zu 100% aus koreanischer Fabrikation stammen.Aus Korea entstammen heutzutage sehr viele andere hochwertig gebaute Elektrische,dies ist hinlänglich bekannt! So fertigt(e) man(n) z.B. in Südkorea bereits für die Fa. Guild die limitierte Polara (SG) Version in hervorragender Qualität und bester Hardware zu einem sehr fairen Preis! Respekt!
    Zwar gibt es hier bei den BC.Rich Gitarren den ein oder anderen „kleinen“ Kritikpunkt,der optisch z.B. bereits bei dem doch sehr einfach gestylten,-und lediglich,-wohl aufgrund der notwendigen Kostenersparnis,-unauffällig maschinell aufgedruckten „B.C. Rich 50 Years“ Embleme auf dem Headstock,und der Halsstababdeckplatte aus billigem Kunststoff beginnt,dann mit dem Stilbruch eines „modernen“Graph Tech Sattels fortgesetzt,und mit einer untypischen „Trans-purple-Lackierung“ endet.Hier wird man der Besonderheit im Maße einer immerhin „50-jährigen Jubiläums- Edition“ absolut nicht gerecht.Diese besagten,sparsamst verwendeten „Zutaten“,bzw. die werbenden Anbauteile für beide „B.C. Rich Anniversary Mockingbird Modelltypen“ sind besonders für Fetischisten dieses legendären Markenlabels schlichtweg unakzeptabel!

    Die kultigen Merkmale,wie das sehr obligatorische „R“-Logo aus edlem Makassar Abalone auf dem schwarzen Kopfplatten Overlay,sowie der markante Knochensattel,und (nicht zu vergessen!) die Verwendung einer völlig anderen Holzart für die Korpusflügel,die damalig stets aus edelstem Honduras Mahagoni gefertigt,und häufig mit einem fetten Deckenfurnier des endemischen Hawaiian Koa versehen wurden,fanden bei den Korea „Mockingbird‘s“ hier nun keine Verwendung.Das ist sehr bedauerlich,wurde aber bestimmt wegen zusätzlicher Kosten und Arbeitsaufwand gestrichen.
    Einleuchtend,jedoch fällt es mir sofort auf.Das „modernere“ im leicht kursiven Schreibstil gestaltete B.C.Rich Logo steht seit dem Erscheinen bekanntermaßen für die „billigeren“ Modell Serien.Das wissen weltweit alle B.C.Rich Fetischisten.So ist es,und so bleibt es nun mal.Wer würde denn z.B. einen italienischen Lamborghini Luxus Sportwagen mit aufgedrucktem „Rinderkälbchen“ Firmen-Embleme,anstelle des bekannt adulten „Stier-Figur-Markenzeichens“ bei diesem extrem kraftstrotzenden Automobil Boliden dulden? Ich vermute,kein einziger Kunde,der diese teure Automarke gut kennt und liebt.Zugegeben,ein recht harscher Vergleich in Relation zu einem Gitarrenlabel.Aber,doch berechtigt,weil das legendäre „R“ eben schon ewig für die besondere Qualität und den Sound der B.C.Rich Gitarren als obligates Buchstaben Initial Kürzel steht.Weshalb sollten Anniversary Modelle aus Korea derzeit davon ausgenommen sein? Es müsste ja dafür noch nicht einmal bestes Perlmutt eingelegt werden,ein schönes Abalone Imitat (Perloid Kunststoff) wäre viel ansprechender.Sorry,nur mal ein Vorschlag.Es muß ja nicht immer echtes pures Gold sein,was glänzt.

    Sicher,bei diesen beiden Mockingbird‘s aus koreanischer Produktionsstätte setzte man deswegen unweigerlich den notwendigen Rotstift an,dies erklärt auch ohne Umschweife den günstigeren Verkaufspreis,der deutlich sichtbar weit unter dem Preisniveau einer hochpreisigen „Original Limited Anniversary U.S.A. Handmade Custom B.C.Rich“ aus der berühmten Gitarrenmanufaktur dieses Markenlabels liegt.
    Alles eine Preisfrage.Unter dem Strich sind diese zwei hier vorgestellten Made in Korea Mockingbird‘s aber durchaus sehr gut gelungen.Und das für einen Verkaufspreis von rund 1.300.-€ bzw. 1.400.-€ auch bei den Korea Modellen weder ein stabiler Gitarrenkoffer,-noch ein solides Gigbag inklusive ist,scheint bei diesem Gitarrenhersteller bereits üblich zu sein.Schließlich passt solch eine bizarres Korpus-Design (a la Mockingbird ) auch nur in ein speziell ausgeformtes Hardshell Case exakt hinein,das derzeit einzig nur bei einem neuen Zubehör Anbieter/Vertrieb via Internet Kauf ab 350,-€ geordert werden kann.
    Ja,ganz klar,B.C.Rich Gitarren waren bekanntlich schon immer „etwas“ anders,also einzig,-jedoch niemals artig! Da schaut der begeisterte Fan auch gerne einmal darüber hinweg,daß der stets total umständliche Batteriewechsel (mit den nervig fummeligen Mini-Madenschräubchen,die auf der rückseitigen Abdeckplatte immer wieder ins nackte Korpusholz hinaus-und hineingedreht werden müssen,bis diese dann alsbald überhaupt keinen Halt mehr finden!),und desweiteren die extreme Kopflastigkeit sämtlicher B.C.Rich Modelle,sowie das kaum spürbar „ergonomische“ Body Design,bei dem man wahrscheinlich von Anbeginn davon ausging,daß allein die schrille Optik,und viel weniger das perfekte Handling bei allen B.C. Gitarren entscheidend für das Kaufinteresse der fanatischen Kunden entscheidet.Ergonomische Innovationen scheinen da völlig nebensächlich und durchweg unwichtig zu sein.

    Genug geredet,eine B.C.Rich E.-Gitarre wird dennoch immer ihren besonderen „Kultstatus“ beibehalten,sie ist bis dato ein echter Beweis außergewöhnlich bizarrer Formgestaltung und garantiert hochwertigster Verarbeitungsqualität,was demnach anscheinend auch für die Gitarren aus Korea zutrifft! Ich liebe diese außergewöhnlichen „Heavy Metal Äxte“,daran wird sich auch zukünftig nichts ändern.B.C.Rich steht schon immer für „Exotik“ und beispielhaft daher sowieso für eine gewisse „Erotik“,was ja faktisch als eine besondere Art der besonders effizienten Verkaufsstrategie angesehen werden darf.Wieso sind eigentlich die extra vaganten B.C.Rich Werbeposter gänzlich von der Bildfläche verschwunden?

    💋

    Let‘s Rock!

    Auf diesen Kommentar antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Das könnte dich auch interessieren