Schwer in Ordnung

Signature-Twanger: Schecter Signature Nick Johnston PT im Test

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Mix aus Humbucker (mit Split Coil) und Tele-Steg-Pickup (Bild: Dieter Stork)

Erste Akkorde lassen bereits erfreulich schwingfreudige und straff konturierte Sounds aufleuchten. Schon akustisch angespielt zeigt diese PT also Stärken, denn auch das Sustain kann sich absolut sehen lassen und die gute Saitenseparation sorgt für griffig transparente Klangbilder. Gute Grundlagen also! Aber was setzt die verbaute Elektrik davon um?

Der Humbucker in Halsposition liefert ein breitgezogenes Klangbild ab, allerdings fehlt es ihm an der letzten Offenheit. In den Höhen hält er sich doch reichlich bedeckt, aber bitte: mit ihm tanzt man ja sozusagen auch auf zwei Hochzeiten. Nennen wir also seinen Charakter ruhig einmal jazzy, denn es klingt etwas nach runtergedrehtem Tone-Poti. Gut singen ist im Overdrive auch in der Humbucker-Funktion dann natürlich schon noch. Linien kommen vokalstark und samtig.

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Ziehen wir den Tone-Regler – ah, die andere Hochzeit –, so teilen wir die Spulen und hören einen klassisch angelehnten Single-Coil-Sound, und dem fehlt es keinesfalls an Höhen. Hohlwangig und klangfarblich ausgeglichen macht der durchaus Spaß mit seinem profunden Kehl-Sound. Auch steht er immer noch in recht gutem Verhältnis zum Steg-Pickup und bildet damit in dieser Gitarre im Prinzip ein tendenziell traditionelles Tele-Gespann. Den Humbucker könnte man in dieser Konstellation eher als Bonus im Klanggefüge betrachten, als spezielles Extra.

Der Steg-Pickup ist für meine Ohren so etwas wie das Herzstück dieser Gitarre. Er kommt mit einem kraftvollen SC-Sound an den Start, hat Twang und Biss, macht seine Sache gut in der Abteilung Clean, läuft aber dann erst in Gain-Positionen richtig zur Hochform auf. Die Ansprache ist gut, der Ton kommt schnell, drückt bestens, lässt sich leicht modulieren und steht wie eine Eins. Schnell gespielte Linien erscheinen griffig und markant – damit sind solistische Eskapaden leicht zu realisieren. Top!

Bleiben noch die zwei Sounds aus der Kombination beider Tonabnehmer (Mittelstellung des Schalters): zusammen mit dem Humbucker klingt es wiederum leicht höhenmatt, aber schon noch ordentlich; in der Verlinkung der Singlecoils (Tone-Regler gezogen) hören wir schönsten Kombi-Tele-Sound: denk an Keith Richards!

RESÜMEE

Die Signature Nick Johnston PT muss auf die höherwertige Hardware und die USA-Custom-Shop-Pickups ihres Vorbildmodells Wembley verzichten, aber dafür schlägt sie sich richtig gut! Aus spieltechnischer Sicht gib es erst einmal nur Lob: der samtig versiegelte Hals aus geröstetem Ahorn mit Ebenholzgriffbrett und sauberer Bundierung fühlt sich einfach perfekt an. Die Klangausbeute ist ebenfalls erfreulich gut, auch wenn der Humbucker sich etwas höhenschwach gibt. Dafür wartet er beim Coil Split dann aber mit einem richtig ordentlichen Singlecoil-Sound auf. Hervorzuheben ist vor allem der Steg-Pickup!

Mit seiner offensiven, ja frechen Umsetzung von Solo-Sounds in Gain-Positionen unterstützt er virtuoses Spiel optimal. Das schiebt und hat Twang – da kommt so richtig Freude auf! Das Gewicht der vorgelegten Gitarre ist schon etwas hoch, mag aber bei anderen Exemplaren durchaus geringer ausfallen. Diese kleinen Schecters aus indonesischer Produktion haben zu einem erschwinglichen Preis auf jeden Fall echt was zu bieten und die Signature Nick Johnston PT ist in diesem Sinne eine echte Empfehlung. Check mal selbst!

PLUS

  • Design
  • gerösteter Ahornhals
  • Pickups
  • variable Sounds
  • Bundierung, Setup
  • Spieleigenschaften
  • Verarbeitung

MINUS

  • mit 4,1 kg etwas schwer
(Bild: Gitarre & Bass)

(erschienen in Gitarre & Bass 06/2023)

Produkt: Eric Clapton im großen Special
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