GAS-707B NG, GAS- 808B NG, GAS-728B+ NG, GAS-789B NG

Rodenberg Amplification Basspedale im Test

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Bassfuß am Gas!

Wenn man über hochwertige Zerrer aus deutscher Fertigung spricht, kommt man an den GAS-Pedalen von Ulrich Rodenberg nicht vorbei. Die handgebauten Edel-Treter wurden vor Kurzem komplett überarbeitet und kommen nun mit einem ganzen Haufen neuer sinnvoller Features – Grund genug einen genaueren Blick auf das neue Bass-Pedal-Lineup zu werfen!

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(Bild: Dieter Stork)

Unter Bassisten sind Rodenberg-Pedale schon längst kein Geheimtipp mehr, schließlich vertrauen Tiefton-Größen wie Marcus Miller, Stanley Clarke oder Victor Wooten auf den natürlichen Sound und die bewährte Qualität der Tretminen aus Fulda. Die vier neuen Pedale sind allesamt mit dem Kürzel NG – „Next Generation“ – gekennzeichnet und wollen ihren Job noch besser machen als ihre erprobten Vorgänger.

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Konstruktion

Was auf den ersten Blick nach einer Menge Regler, Lichter und Schalter aussieht, lässt sich eigentlich ganz einfach aufdröseln: Das zentrale Pedal ist zweifellos das GAS- 808B NG Bass-Overdrive, welches es mit einem ähnlichen Poti-Layout auch als Clean-Booster namens GAS-707B NG gibt. Bei den anderen beiden Tretern handelt es sich lediglich um Kombinationen dieser beiden: Das GAS-728B+ NG beherbergt das 808B und 707B in einem großen Gehäuse, das fette GAS-789B NG hat zusätzlich noch ein 909B mit mehr Gain an Bord.

Die Typenbezeichnungen deuten schon die Verwandtschaft zu Ibanez‘ alten TS808 Tube Screamer an, welcher grundsätzlich auch am Bass eine wirklich gute Figur macht, für viele Bassisten jedoch zu arg die Tiefbässe beschneidet. Dem Rodenberg-808B sollen diese Probleme fremd sein: Wie schon beim Vorgänger ist sein Voicing speziell an den Bass angepasst, außerdem hat die neue Version mit dem Deep-Schalter einen zusätzlichen Bass-Boost für noch mehr Tiefendruck an Bord. Ein zweiter Schalter befördert das Pedal in den bereits erwähnten 909B-Modus, welcher etwa dreimal mehr Gain bereitstellt und durch den Wechsel der LED-Farbe angezeigt wird.

Neben den zwei großen Reglern für Level und Drive gibt es noch das obligatorische Tone-Poti, mit dem sich der weite Voicing-Bereich von gutmütig-bedeckt bis spitz und bissig durchstimmen lässt. Das cleane 707B ist ähnlich aufgebaut, verzichtet jedoch auf den Drive-Regler und ersetzt den zweiten Zerrmodus, mit einem schaltbaren +20-dB-Boost, mit dem sich so manch ein Röhren-Amp schön in die Sättigung fahren lässt. Es ist mehr als eine Art Sound-Veredler gedacht, den man nicht mehr ausschalten will – so nutzt es unter anderem auch Stanley Clarke.

Steckt man die beiden Pedale wie beim 728B+ in ein gemeinsames Gehäuse, ergeben sich weitere Schaltmöglichkeiten: Der Bolt-Switch ermöglicht es beispielsweise, zwischen den beiden Pedal-Hälften mit einem einzigen Fußdruck hin und herzuschalten, die Reihenfolge der Pedale im Signalweg lässt sich außerdem mit dem <-827->-Schalter umkehren, was wiederum ganz neue Sounds ermöglicht. Wird der GO!-Modus aktiviert, arbeitet die 808B-Seite nur bei durchgedrücktem Fußtaster, was durchaus seinen Reiz hat – z. B. wenn man die Zerre nur für kurze Fills braucht. All diese Funktionen lassen sich beim 728B+ über sechs beleuchtete Wippenschalter abrufen, die unter der vorderen Gehäuse-Kante montiert sind.

Das 789B-Flaggschiff hat den Features seines kleineren Bruders nicht mehr viel hinzuzufügen, bei ihm werden die GO!- Modi der 808B- und 909B-Elemente jedoch mit externen Remote-Fußschaltern gesteuert. Der Bolt-Switch funktioniert wie beim 728B+, bezieht sich hier jedoch nur auf den Wechsel zwischen den 808Bund 909B-Segmenten – der Clean-Boost kann also immer unabhängig geschaltet werden. Anders als beim Einzelpedal verfügt die 808B-Einheit des 789B über keinen Gain-Boost – dafür ist schließlich die 909B-Sektion gedacht, deren Zerre sich zudem per Schalter auf 808B-Niveau drosseln lässt.

Wie man es aus dem Hause Rodenberg nicht anders gewohnt ist, weiß die Verarbeitung bis ins kleinste Detail zu überzeugen: Von den liebevoll gestalteten, absolut unverwüstlichen Alu-Gehäusen über die perfekte Innenverarbeitung bis hin zum traumhaften Druckpunkt der Taster des 728B+ bzw. 789B – hier stimmt einfach alles! Als Sahnehäubchen schalten die Fußschalter des 808B und 707B wahlweise True Bypass oder nahezu geräuschlos elektronisch, wofür man lediglich einen Schiebeschalter im Gehäuse-Inneren betätigen muss.

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(Bild: Dieter Stork)

Praxis

Im Bühneneinsatz erweisen sich die Pedale als absolut praxistauglich: Die Beschriftungen sind gut lesbar, die LEDs sehr hell und die Wippenschalter ausreichend beleuchtet. Den Anfang macht das zivilisierte GAS-707B NG, welches ohne tweaken und schrauben auf Anhieb einen bemerkenswert lebendigen Sound mit viel Tiefe und Dynamik liefert.

Besonders gut kommen Tone-Regler-Einstellungen jenseits von 12-Uhr mit zusätzlich aktiviertem Bass-Boost: Der Ton gewinnt merklich an Größe und bekommt einen fast Röhren-artigen Charakter ohne nach Badewannen-EQ zu klingen – optimal um ein fad klingendes TransistorTop aufzuwerten. Der 20-dB-Boost treibt unserem Testverstärker wie erwartet die Schweißperlen auf die Stirn – das macht sich besonders bei rotzig abgestimmten Röhrenvorstufen gut. Wie auch bei den anderen Pedalen arbeitet der zuschaltbare Bass-Schub außerdem nicht zu übertrieben, sodass man keine Angst vor unkontrollierbaren Subbässen oder fiesen Dröhnfrequenzen haben muss.

Natürlich kann man das Pedal auch ausschließlich zum Ausgleichen von Pegelverlusten in langen Signalketten benutzen, dafür ist es jedoch schon fast zu schade. Wer nicht nur mehr Pegel, sondern auch mehr Verzerrung braucht, wird beim GAS-808B NG fündig. Dabei muss man nicht mal Fan eines bestimmten Genres sein, um mit dem natürlichen Sound des 808B warm zu werden: Wie ein hoch gezüchteter Tube Screamer setzt es den Basston mit saftigem Fundament in Szene, ohne dabei den Charakter von Instrument und Anlage zu sehr zu verfärben.

Die Zerre ist grundsätzlich eher weich, dabei jedoch nicht zu komprimiert und zurückhaltend. Neben einem Bass-Big-Muff wirkt die Gain-Struktur schon fast offensiv und fein, im Vergleich zu modernen Distortion-Pedalen wie dem Darkglass B3K, kommt das Rodenberg hingegen schon fast oldschoolig-mild daher – ein gutes Mittelmaß also. Von leicht knuspernd bis bissig fauchend hat das GAS-808B NG eine Menge durchweg brauchbarer Zerr-Schattierungen auf Lager, die mit zugeschaltetem 909B-Modus in einer echten Gain-Orgie enden. Der äußerst effektive Tone-Regler macht das Pedal außerdem erstaunlich flexibel und sorgt bei Bedarf auch für ein erbarmungslos direktes Attack.

Trotz seiner durchaus vorhandenen Allrounder-Qualitäten fühlt sich das 808B im Classic-/Hard-/Stoner-Rock-, Punk-, Funk- und R&B-Bereich eindeutig wohler als in dem wüsten Gemetzel moderner Djent-Bands. Von Jack Bruce über John Paul Jones und Glenn Hughes bis hin zu Geezer Butler liefert es einen wirklich warmen, organischen und ungeschminkten Ton, der mit den verschiedensten Amp- und Boxen-Kombinationen harmoniert.

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(Bild: Dieter Stork)

Das GAS-728B+ NG und -789B NG bieten ein noch deutlich höheres Maß an Vielseitigkeit: Wer beispielsweise seinen Amp-Sound etwas pimpen will und ab und zu etwas Zerre für eine Solobegleitung braucht, lässt beim 728B+ einfach dauerhaft die rechte Hälfte an, um gelegentlich die 808B-Sektion zuzuschalten. Kehrt man mit dem <-827->-Switch den Signalfluss um, kann man den Clean-Boost auch ähnlich wie ein Solo-Volume nutzen, um einen verzerrten Grundsound für bestimmte Stellen lauter und durchsetzungsfähiger zu machen – ziemlich clever.

Beim großen 789B ist man mit einer weiteren Gain-Sektion noch flexibler: Verschiedene Zerrsounds für unterschiedliche Instrumente oder Stücke sind hier kein Problem, außerdem erzeugen die drei Boost-/Zerr-Einheiten zusammen bei Bedarf so unmenschlich viel Gain, dass plötzlich auch leicht Synth-artige Töne mit Endlos-Sustain machbar sind. Die GO!-Funktion ermöglicht bei beiden großen Pedalen neben coolen Stotter-Effekten eine sehr individualisierbare Bedienung – schade nur, dass sie beim Flaggschiff ausschließlich über das separat erhältliche RemotePedal abrufbar ist.

Resümee

Beim neuen Rodenberg Bass-Pedal-Lineup ist eigentlich für jeden was dabei: Das kultivierte 707B veredelt Langeweile-Verstärker und hilft schwachen Pickups und Preamps auf die Sprünge, während das 808B als flexible Overdrive-Universal-Lösung in den unterschiedlichsten Kontexten glänzt. Die beiden großen Pedale zeigen außerdem, welche Schaltmöglichkeiten auf rein analoger Basis möglich sind. Sicher, mit einem digitalen Preset-System hätte man ein paar Knöpfe und Schalter einsparen können, dafür bekommt man hier unverwüstliche Technik, die auch noch in Jahrzehnten klaglos ihren Dienst tun wird. Es gibt sicher günstigere Pedale auf dem Markt, aber nur wenig preiswertere.

 

Plus

  • warme, unverfälschte Overdrive-Sounds
  • Verarbeitung, robuster Aufbau
  • Dynamik
  • Vielseitigkeit
  • Schaltmöglichkeiten (GAS-789B NG, GAS- 728B+ NG)

Minus

  • GO!-Funktion nur mit Remote-Pedal nutzbar (GAS-789B NG)

 

Rodenberg Amplification_übersicht

Produkt: Gitarre & Bass 6/2022 Digital
Gitarre & Bass 6/2022 Digital
IM TEST: Eastman Romeo LA +++ ESP/LTD Mike Schleibaum Signature +++ Mayones Caledonius Classic 5 +++ Hughes & Kettner StompMan +++ Darkglass Exponent 500 +++ Line 6 Catalyst 100 +++ D'Addario XS Nickel Plated Steel Electric Strings +++ JHS Preamp Overdrive +++ Mooer Preamp Model X & Cab X2

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