Edelbass-Interpretation mit klarer Linienführung
Revival: Peavey Cirrus 5 Flame Maple im Test
von Jogi Sweers, Artikel aus dem Archiv
(Bild: Dieter Stork)
KEIN WÖLKCHEN AM HIMMEL
Trocken gespielt kann ich bei beidem nicht klagen, im Gegenteil – genau die Ansprache, die ich von einem Edelbass erwarte. Das Pickup-Format ist dafür unerwartet. Die alten Peavey VFLs (Vertical Flux Loading) übten angenehm wenig Zug auf die Saiten aus, ihre Oberseite folgte der Griffbrettwölbung und sie hatten einen breitbandig-dynamischen Ton. Aufbauend darauf sollen die neuen Modelle das Design gar verbessern, ohne dass beschrieben wird, wie. Auf jeden Fall sind sie jetzt zugekauft, die vergossenen Pickups sind von G&B. Dahinter verbirgt sich kein lukrativer Nebenerwerb unsererseits, sondern ein großer koreanischer Hersteller. Geregelt wird mit Volume, Balance und aktivem Dreiband-EQ, ohne Batterie geht also nichts.
(Bild: Dieter Stork)
Das gesamte E-Fach füllt eine Platine aus, was sehr sauber wirkt, im Servicefall aber nicht ganz einfach sein dürfte. Im Hier und Jetzt wiegt schwerer, dass der Deckel des Batteriefaches ebenfalls aus Holz ist, aber zum einen nur mit kleinen Holzschrauben befestigt ist und sich zum anderen so präzise einpasst, dass er sich kaum herausnehmen lässt. (Ein kleiner Saugnapf schafft Abhilfe!)
(Bild: Dieter Stork)
Pluspunkte gibt es für das entspannte Gewicht und die sehr gute Balance am Gurt. Das eher flache D-Profil lässt sich mühelos durch alle Lagen bespielen – auch der allerhöchste Bund steht frei vom Korpus und ist ohne Verrenkungen erreichbar. Meine anfängliche Skepsis gegenüber den weniger originell wirkenden Pickups löst sich am Amp in Wohlgefallen auf. Der akustische Breitbandton findet seine elektrische Entsprechung mit tiefen Bässen, starken Mitten und einem feinen Lispeln in den Höhen, die den Cirrus, wie schon das ursprüngliche US-Modell, in Richtung Ken Smith befördern. Klar, mit glockigem Obertone, und Slap-bar bis runter auf die H-Saite – das ist schon beeindruckend! Ich kenne die aufgezogenen Nickelplated-Saiten eigentlich als eher mild, hier knallen sie mit reichlich Zing. Auch beim Tschechen klingt das auf angenehmste Weise „vorproduziert”, damit kann man bei Aufnahmen direkt etwas anfangen. Und Variationen des Themas bietet der Bass ja auch noch. Der Balanceregler arbeitet feinfühlig, die Klangregelung hat keinen extremen Hub und darf auch kräftiger zum Nachwürzen genutzt werden. Wenn man die Höhen komplett herausnimmt, erhält der Halspickup einen etwas zurückhaltenderen Charakter, der trotzdem weder Präsenz noch Präzision vermissen lässt, während der Stegpickup ziemlich immer von mehr Bassfundament profitiert. Das bleibt in allen Pickup-Kombinationen immer klar und wird entsprechend leistungsfähiger Anlage vorausgesetzt nie schwammig. Ich glaube, Mike Porcaro hätte auch dieser Cirrus gefallen.
RESÜMEE
Als ich anfing, mich für Bässe zu interessieren, hatte Peavey den Ruf, entweder innovative, aber extrem schwere Instrumente wie den T-40 oder solide, aber etwas langweilige Arbeitsgeräte wie den Foundation zu bauen. Davon war beim Cirrus schon bei seiner Einführung nichts mehr zu spüren. Zwar brauchte mein Testbass anfangs eine Menge Zuwendung (das – sagen wir mal – originelle Setup des Testbasses schreiben wir mal dem Montagsmodell zu), doch dann entpuppte er sich absolut überzeugend als eigene Edelbass-Interpretation mit klarer Linienführung und ebenso klarem Ton. Sustain, Ansprache und Obertöne sind ebenfalls großartig, was sich allerdings im Preis niederschlägt … dennoch zum Antesten sehr empfohlen! ●
Plus
● Sounds
● Elektronik
● Bespielbarkeit
● Spielgefühl
● Mechaniken
● Pickups
Minus
● Setup Testbass
● Deckel Batteriefach
● Platzierung Schrauben Stahlstabdeckel
● Einstellprozedur Brücke

(erschienen in Gitarre & Bass 10/2025)
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