Edelbass-Interpretation mit klarer Linienführung

Revival: Peavey Cirrus 5 Flame Maple im Test

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(Bild: Dieter Stork)

Ende der 90er spielte ich einen TL-6, Peaveys Versuch, in Boutique-Bereiche vorzustoßen (und mein Versuch, mit einem Sechssaiter warm zu werden). Ich wurde hellhörig, als ich erfuhr, dass der von mir sehr geschätzte Mike Porcaro in seinem unermüdlichen Bemühen, sich im dichten Live-Sound von Toto durchzusetzen, nach Ibanez, Status, F-Bass, Alembic, MusicMan und etlichen anderen zum neuen Peavey Cirrus wechselte.

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Dem blieb er bis zu seinem viel zu frühen Tod treu und war neben John Taylor von Duran Duran der auffälligste Cirrus-Botschafter. Zum Test habe ich einen brandneuen Peavey Cirrus 5 erhalten, der weder aus Meridian im US-Staat Mississippi noch aus Indonesien stammt, wie der 2017 hier im Heft getestete, sondern aus Hořovice in Tschechien. Dort sitzt die Firma NBE, die neben eigenen Marken wie Esh und Clover auch im Auftrag fertigt, zum Beispiel für Spector oder eben Peavey.

(Bild: Dieter Stork)

WOLKEN AM HIMMEL

Die erste Begegnung mit dem neuen Cirrus ist … anders. Aus dem Karton ziehe ich einen soliden und schicken Koffer, aus dem ich einen – für meinen Geschmack – sehr schönen Bass ziehe. Eine kurze Sichtprüfung ergibt eine gute Einstellung, also direkt mal an den Amp damit! Und das … kann nicht stimmen. Die Saiten klingen unausgewogen und fühlen sich auch so an. Der Messschieber bringt Klarheit: Die beiden tiefen Saiten sind beide Stärke 115, und die als H-Saite aufgezogene hat die Wucht eines gut abgehangenen Einmachgummirings. Ein komplett neuer Satz Saiten gibt mir nicht nur die Möglichkeit, den Klang realistisch zu beurteilen, sondern auch die Gelegenheit, den Bass von Grund auf einzustellen. Das beginnt mit dem Steg-Pickup, der viel zu tief in seiner Fräsung sitzt und mehr Unterfütterung benötigt, und setzt sich mit der Saitenlage und Oktavreinheit fort. Letztere ist vor allem deutlich zu verbessern – kein Wunder bei dieser seltsamen Zusammenstellung.

(Bild: Dieter Stork)

Wie bei dieser Konstruktion üblich, müssen zunächst die Saiten gelöst, dann die arretierende Madenschraube entfernt und schließlich der Reiter verschoben und fixiert werden. Eigentlich. Frustrierenderweise rückt das Festziehen der kleinen Schraube den Reiter einige Millimeter nach hinten (und beim Lösen nach vorne … ). Nachdem ich das eingeplant habe, bekomme ich die Einstellung endlich hin. Anschließend stelle ich mich der nächsten Geduldsprobe in Form der Halsstellschraube. Die Schraube selbst funktioniert ganz unproblematisch und stellt die Krümmung sauber ein. Um an sie heranzukommen, müssen aber für die drei Schräubchen in der Abdeckung drei Saiten gelöst und beiseitegelegt werden. Gut, die A-Saite muss auch für den Inbusschlüssel weichen, aber die beiden anderen … Da habe ich schon schönere Lösungen gesehen. Dafür ist die Bespielbarkeit jetzt aber extrem entspannt!

Der Korpus mit seinen klaren, schnörkellosen Linien liegt extrem gut an und bietet dank des langen oberen Horns eine optimale Balance. Dass der Cirrus eine verlängerte 35″-Mensur hat, merke ich erst beim Nachmessen. Die Grundlage des Bodys sind Seitenteile aus Erle mit Deckenteilen aus sehr schön gemasertem, geflammtem Ahorn, die den durchgehenden Hals offen zur Schau stellen. Dieser besteht ebenfalls aus Ahorn, allerdings der unauffälligeren Sorte, und ist mit Purple-Heart-Streifen abgesetzt. Insgesamt ein ziemlich helles Kerlchen, es gibt aber auch farbige Finishes oder Wenge als Top. Für das Griffbrett kommt Palisander zum Einsatz, verziert mit einer einzigen, dezenten „C”-Einlage am 12. Bund und natürlich Punkten in der Flanke.

(Bild: Dieter Stork)

Schon der Vorgänger des Cirrus hatte zur Stabilisierung der ebenfalls sehr klar geschnittenen Kopfplatte eine Auflage aus Graphit. Die Power Plate auf der Rückseite ist erst bei den neueren Ausführungen dazugekommen und auch beim Testbass verbaut. Diese Graphit-Einlage ist ein Enkel des Fatheads, einer Erfindung von Aspen Pittman/Groove Tubes. Mit einer großen Messingplatte wollte er hinten auf dem Headstock Deadspots den Garaus machen. Dessen Nachfolger ist der Fat Finger, der immer noch von Fender vertrieben wird. Aber ich schweife ab … Auch die Power Plate soll stabilisieren und für mehr Sustain und Gleichmäßigkeit im Ton sorgen.

Praxistest und Resümee auf Seite 2

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