Knicken, falten, Kompressor abschalten
Mayones ORI Enji 5 im Test
von Joris Henke, Artikel aus dem Archiv
SOUND & ELEKTRONIK
Akustisch klingt der ORI trocken, straff und sehr definiert – kein Wunder bei einer Mensur von 37 Zoll und einem steifen Hals. Elektrisch wird es mächtig: Drei eigens entwickelte Humbucker mit großen Polepieces liefern über einen Drehregler sechs verschiedene Schaltoptionen: Hals solo, Mitte solo, Brücke solo, Hals + Mitte, Mitte + Brücke und Hals + Brücke.
Ihnen allen ist ein mittiger, durchsetzungsfreudiger Grundcharakter gemein, der eher roh als feinzeichnend ist – genau das macht ihn interessant. Im Hochtonbereich liegt der Fokus vor allem auf Biss und weniger auf Brillanz. Einige Pickup-Settings lassen in den unteren Mitten etwas Bauch vermissen, was sich jedoch über den 3-Band-EQ gut kompensieren lässt.
„Hals solo” klingt am organischsten: rund, warm und mit holziger Note. Je nach Spielweise wird es dabei auch angenehm rotzig. Rotzig und knurrig mit leichten Stingray-Anleihen präsentiert sich der PU an der Brückenposition. „Mitte + Brücke” klingt moderner, etwas klinischer, mit leichter Auslöschung in den unteren Mitten, bleibt dabei aber bissig und druckvoll.
Außer für extreme Einstellungen habe ich den in der Überschrift erwähnten Kompressor kaum benötigt. Das Grundprofil des Sounds ist in allen Einstellungen druckvoll und von Haus aus bereits sehr dicht, sodass ich kaum zusätzliche Eingriffe in die Dynamik benötige. Der ORI hat klanglich eine eigene Handschrift. Trotz offensichtlicher Überschneidungen im Konzept mit Dingwall kommt nie das Gefühl auf, einen Nachbau in der Hand zu haben.
Besonders die Pickup-Charakteristik trägt zu dem einzigartigen Klangbild bei. Praktisch: Die aktive Elektronik verfügt über einen integrierten Akku mit USB-C-Ladebuchse sowie einen AUX-In- und einen Kopfhörerausgang. Als Backup kann auch ein 9-Volt-Block genutzt werden. Der Kopfhörerverstärker treibt auch hochohmige Modelle problemlos an und ist damit ideal zum Üben oder Jammen. Ein Adapterkabel liegt bei.
(Bild: Mayones Guitars)
RESÜMEE
Glücklicherweise bezieht sich die einzige echte Kritik am ORI Enji auf einen Bereich, den man im Optimalfall einmalig einstellt und dann für lange Zeit nicht mehr beachten muss. In den anderen Disziplinen – allen voran Optik und Sound – kann das Instrument hingegen gut punkten und sich so nicht nur als Alternative, sondern in vielen Fällen auch als erste Wahl präsentieren.
⊕ Plus
● Design
● Ausstattung und Lieferumfang
● Gut ausbalanciert
⊖ Minus
● Brücke (siehe Text)

(erschienen in Gitarre & Bass 09/2025)
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