Mayones Elegance Paper 5 im Test

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E-Bass von Mayones im Zeitungspapier-Design, stehend
(Bild: Dieter Stork)

 

Es gibt unauffällige solide Arbeitsgeräte und es gibt Paradiesvögel, absolute Hingucker, die man einmal gesehen, so schnell nicht mehr vergisst. Zu den Letzteren gehört zweifellos der Elegance-Paper von Mayones.

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Natürlich ist es eine ausgefallene Optik, welche die Aufmerksamkeit auf diesen Bass zieht, aber bei dem Elegance Paper 5 geht es nicht um pure Effekthascherei, hier handelt es sich um ein Instrument, das auch in seiner Eigenschaft als Bass ernstgenommen werden möchte. Schließlich handelt es sich hier um ein auf 10 Stück limitiertes Sondermodell der Danziger Firma Mayones, und dass dort seit 1982 erstklassige, handgemachte Instrumente gebaut werden, hat sich mittlerweile weltweit herumgesprochen. NAMM-Show in Anaheim oder Frankfurter Musikmesse, Mayones ist längst überall präsent, schließlich ist man sich der Qualität und Originalität seiner Instrumente bewusst. Das Selbstvertrauen unserer polnischen Nachbarn zeigt sich auch bei dem vorliegenden Fünfsaiter, denn hier wagt jemand etwas.

 

Konstruktion des Mayones Elegance Paper 5

Das spektakuläre Paper-Finish des Mayones ist alles andere als zurückhaltend, schließlich umschließt es wie eine Haut nahezu das komplette Instrument und nur das dunkle Ebenholzgriffbrett lässt Rückschlüsse auf die natürliche Holz-Basis des Fünfsaiters zu. Mit einem Hochglanzlack ist das Finish versiegelt worden und es macht Spaß über die perfekten Rundungen des Korpus zu gehen – alles weich, harmonisch und smooth, besser kann man so etwas kaum machen. Die spannende Collage, bestehend aus diversen Zeitungs-Ausschnitten, die bis zu 100 Jahre rückdatieren und ganz unterschiedlicher Herkunft sind, bietet mit lange vergessenen Schlagzeilen und Anzeigen einen kurzweiligen Lesespaß. The Sun oder Prawda sind ebenso vertreten wie deutsche oder französische Zeitungsausschnitte.

Im Instrumentenbau wurde früher oftmals eine mindere Qualität der Holzbasis mit einem Lederbezug oder einer Celluloid-Ummantelung kaschiert. Im vorliegenden Fall sind selbstredend nur ausgesuchte Hölzer verwendet worden. Bei dem durchgehenden Hals des Mayones Elegance handelt es sich um eine neunstreifige Konstruktion mit fünf breiteren Ahornstücken und vier schmaleren Mahagoni-Trennstreifen. Im Ebenholzgriffbrett sitzen 24 Medium-Jumbo-Frets des deutschen Bunddraht-Herstellers Ferdinand Wagner sowie ein Sattel aus Ebenholz. Die an den Hals angeleimten Korpusteile bestehen aus amerikanischer Esche und haben, wie es bei hochwertigen Modellen von Mayones üblich ist, eine feine Decke aus Ahorn erhalten. Der eingepasste Deckel für das Elektronikfach befindet sich auf der Korpusrückseite, besteht aus Esche und ist gleichfalls mit dem Paper-Finish versehen worden. Die beiden auf der Korpusrückseite angebrachten Batteriefächer sind zwar praktisch, aber das schwarze Plastik der Klappverschlüsse passt hier nicht ganz zu der ansonsten perfekten Paper-Optik.

 

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In Memphis, Tennessee gegründet, ist „The Pig“ eine Supermarkt-Institution in den US-Südstaaten (Bild: Dieter Stork)

 

Anders verhält es sich mit der Vorderseite des Mayones. Das dunkle Ebenholz des Griffbretts und die schwarze Hardware geben dem Fünfsaiter eine sehr wertige, und ästhetisch ausgewogene Ausstrahlung. Die gekapselten M4-Stimmmechaniken, welche in einer 3/2 Anordnung auf der nach hinten abgewinkelten Kopfplatte montiert worden sind, stammen ebenso von Schaller wie die massige, dreidimensional justierbare V2000 Brücke und die allseits geschätzten arretierbaren Sicherheits-Gurthalter.

Bei den Tonabnehmern hat der Hersteller zwei passive M5-Soapbar-Humbucker von Bartolini ausgesucht, die mit einer aktiven Aguilar OBP-3 Klangregelung kombiniert werden. Folglich findet man im Bedienfeld vier griffige und sahnig laufende schwarze Dome-Potiknöpfe für Master-Volume, Überblendregler, Mitten und einen gestackten Poti für Bässe und Höhen. Der Mittenregler ist mit einem Zugschalter ausgestattet, womit zwei unterschiedliche Centerfrequenzen, 400 Hz oder 800 Hz, angewählt werden können. Gespeist wird die Aguilar-Elektronik durch zwei 9-Volt-Batterien. Ein Wechsel geht durch die Schnappdeckel schnell vonstatten. Dies ist aber auch dringend notwendig, denn das Instrument kann nur aktiv genutzt werden. Der Verbrauch ist mit 1,73 mA recht maßvoll, was in Anbetracht einer fehlenden Passiv-Einstellung natürlich von großer Bedeutung ist. Switchcraft Klinkenbuchse, Mother-of-Pearl-Dots im Griffbrett und auf der Griffbrettflanke, und dazu noch ein Hardcase für das ganze Kunstobjekt – alles soweit im grünen Bereich.

 

Der Mayones Elegance Paper 5 in der Praxis

Es gibt durchaus leichtere Fünfsaiter, schließlich ist der Longscale Elegance Paper mit 4,9 kg Kampfgewicht ein kräftiges und kerniges Instrument. Allerdings sorgt das ergonomische Design, welches mit abgerundeten Konturen und hohlgewölbtem Body an einen Spector erinnert, für eine direkte Intimität, bei der Instrument und Player auf Anhieb eine Einheit bilden. Am Gurt schmiegt sich der Fünfsaiter stabil und angenehm an den Körper, und Kopflastigkeit ist für den Mayones ohnehin ein Fremdwort, da das Instrument in jeder gewünschten Spielposition unveränderlich der Dinge harrt die da kommen. Ein angenehmes Halsprofil, welches man als modernes C umschreiben könnte, hat eine mühelose Bespielbarkeit zur Folge, zumal eine flache Saitenlage das Gefühl exakter und feinster Tonkontrolle in allen Lagen vermittelt.

Die hochglanzlackierte Halsrückseite mit dem omnipräsenten Paper-Finish ist natürlich Geschmackssache, aber es unterstützt ein optisch einheitliches Bild und ein rasantes, flinkes Spiel wird dadurch eher noch verstärkt. Überhaupt sind alle Töne auf dem Griffbrett mühelos erreichbar, selbst die hohen Lagen sind Dank eines tief ausgeschnittenen unteren Cutaways entspannt und locker erreichbar. Hier kann man sich voll auf das Musikmachen konzentrieren.

Der sehr lang ausklingende, saubere Ton des Mayones ist auf den durchgehenden Hals zurückzuführen. Durch die Ahornanteile der Halskonstruktion werden zusätzlich Obertöne gefördert, sodass auch ausreichend Draht vorhanden ist während das Ebenholzgriffbrett für eine zusätzliche Kompaktheit sorgt. Sehr exakt und diszipliniert, genau und gleichmäßig spricht das Instrument in jeder Lage an. Selbstredend, dass auch die H-Saite in tiefsten Lagen mulmfrei, offen und klar definiert schwingt, und man den Ton jederzeit unter Kontrolle hat.

Verstärkt haben die beiden Bartolini-Humbucker natürlich ihren Anteil am Sound. Durch das breite Abtastfeld werden die Brillanzen etwas abgemildert und ein runder, fetterer Grund-Sound stellt sich ein, bei dem trotz druckvoller Charakteristik die knackigen Drahtanteile nicht verlorengehen.

 

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Eine perfekte Optik, nur die beiden Batteriefächer stören. (Bild: Dieter Stork)

 

Die Stärke des Halstonabnehmers liegt dabei eher im fetten kräftigen Fundament während der Tonabnehmer in der Bridge-Position durchsichtigere und aufgeräumtere Klangergebnisse liefert, sich folglich also eher für solistische Ambitionen anbietet.

Bei neutraler Mittelstellung der Klangregler erlaubt die Aguilar-Elektronik im Handumdrehen effektive und sehr vielfältige Klangformulationen. Bässe, Mitten und Höhen lassen sich durch die EQ-Klangregler abdämpfen oder absenken. Bässe und Höhen sind hier in einem doppelstöckigen Poti untergebracht. Der Bassregler legt ein zusätzliches Fundament nach, ohne dabei in unangenehme Dröhn-Bereiche vorzudringen und auch bei den Höhen steht die geschmackvolle Tonkultur im Vordergrund, selbst bei extremen Anhebungen sind feinsahnige Anteile ohne Schrillfrequenzen einstellbar. Der Aguilar-Mittenregler mit den umschaltbaren Centerfrequenzen liefert bei 400 Hz einen mächtigen, gleichwohl klar definierten Punch, der mächtig in die Magengrube einschlägt, wohingegen die Centerfrequenz von 800 Hz sich mehr für den kultivierten Ton solistisch agierender Bassisten eignet, der dann in Verbindung mit dem Bridge-Tonabnehmer für gesteigerten Durchsatz und Transparenz sorgt.

Insgesamt zeigt sich der Fünfsaiter für alle Eventualitäten des Bassspiels gewappnet, schließlich ist Aguilars 3-Band EQ für seine Wirkungsstärke bekannt. Dieser Bass ist zwar ein Allrounder, aber seine Stärke ist das schöngeistige Musizieren. Jazz, Funk, Fusion, Cover oder Gala stellen geeignete Spielwiesen für den Mayones dar, denn hier kann er Dank seiner Flexibilität richtig zeigen was er drauf hat.

 

Resümee

Natürlich spielt die Optik bei diesem Instrument eine entscheidende Rolle, davon aber einmal abgesehen steht außer Frage: Der Mayones ist ein exzellentes Instrument. Die Verarbeitung genügt höchsten Ansprüchen und das Instrument klingt natürlich auch so präzise, kompakt, direkt und dynamisch, wie man es von einem Edelbass erwartet. Dafür sorgen hochwertige Hölzer, eine aufwendige Holz-Konstruktion, ausgesuchte Hardware und eine erstklassige Elektro-Ausstattung.

 

Übersicht

Fabrikat: Mayones

Modell: Elegance 5 Paper

Typ: fünfsaitiger E-Bass mit Massivkorpus

Herkunftsland: Polen

Mechaniken: schwarz; gekapselte Schaller-M4-Stimmmechaniken, dreidimensional justierbarer Schaller 2000-V-Steg, Schaller Security Locks

Hals: durchgehend; neunstreifig Ahorn/Mahagoni

Griffbrett: Ebenholz

Halsbreite: Sattel 45,93 mm; XII. 64,54 mm

Bünde: 24 Medium Jumbo Ferd Wagner

Mensur: 870 mm, Longscale

Korpus: Eschebasis mit Ahorndecke

Oberflächen: Paper/Hochglanzlack

Tonabnehmer: passiv; 1x Bartolini 72M45C-T, 1x Bartolini 72M45C-B

Elektronik: aktiv; Aguilar OBP-3, Stromverbrauch ca. 1,73 mA

Bedienfeld: Master-Volume, PU-Überblendregler, Mitten (Zugschalter Centerfrequenz), Bässe/Höhen

Saitenabstände Steg: 17 mm

Gewicht: 4,9 kg

Vertrieb: Music Store

51103 Köln

www.musicstore.de

Zubehör: Mayones ABS Case

Preis: ca. 3748

 

Plus

  • Paper-Optik
  • Klangverhalten
  • Bespielbarkeit
  • Verarbeitung
  • Ausstattung
  • Ergonomie

 

Minus

  • kein Passivmodus
Produkt: Gitarre & Bass 11/2023
Gitarre & Bass 11/2023
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