Teufelsgeige

Mayones Duvell 6 Standard im Test

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Teufel noch mal, da ist der Name wohl Programm. Vor diesen spitzen Hörnern kann einem ja allein schon Angst und Bange werden – wenn da jetzt noch Schweif und Pferdefuß ins Spiel kommen? Das verspricht doch so Einiges – wir jedenfalls lassen uns in Versuchung führen!

Mayones Duvell 6 Standard_01
(Bild: Dieter Stork)

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Bereits seit 30 Jahren baut der polnische Hersteller Mayones in Danzig Gitarren und Bässe, Handarbeit steht dabei immer noch im Vordergrund. Das Programm ist inzwischen umfangreich und vielfältig, dennoch erfüllt Mayones seinen Kunden auf Anfrage auch gerne individuelle Wünsche. Neben der vorliegenden Standard-Ausführung gibt es die Duvell auch noch als Elite-Version und in beiden Kategorien als 7-Saiter.

Konstruktion

Mayones will mit seinem neuen Duvell-Design dem Verlangen und hohen Anspruch des tiefschürfenden Metallarbeiters an eine kompromisslose Kampfaxt gerecht werden. Der Double-Cutaway-Body mit seinen vorspringenden Hörnern hat eine zweiteilig gefügte Mahagoniplanke zur Grundlage, auf die eine leicht gewölbte Decke aus geflammtem Ahorn gesetzt wurde. Großzügige Konturen auf der Korpusrückseite und Abgleichungen in den Cutaways vorn sorgen für hohen Spielkomfort.

Der dreistreifige (nein, zum Teufel, nicht dreischweifige) Ahornhals ist tief in den Korpus eingesetzt und durch sechs in Hülsen gesetzte Schrauben bombenfest fixiert. Die Korpustasche dafür wurde ultragenau gefräst. Im flachen (16″ Radius), unverzierten und ungebundenen Griffbrett aus Palisander sitzen 24 Medium Jumbo-Bünde (Wagner 9665), sauber und kantenrund verarbeitet. Die Griffbrettkanten dagegen fühlen sich für meinen Geschmack etwas scharf an.

Die pointiert gestaltete, leicht abgewinkelte Kopfplatte, die auch Zugriff auf den Halsstab gewährt, ist mit Hipshot Grip-Lock Tunern ausgestattet. Unterhalb des Sattels aus Kunststoff (Graph Tech) verstärkt eine Volute den Winkelübergang.

Mayones Duvell 6 Standard_04
Flacher Kampfjet-Hals mit 24 Bünden (Bild: Dieter Stork)

Am Korpus finden wir die gratfreie Hipshot Fixed Guitar Bridge mit individuell justierbaren Saitenreitern aus Stainless Steel und Strings-thru-Body-Saitenkonterung. Die Elektrik setzt auf zwei Humbucker aus dem Hause Seymour Duncan. Am Hals sitzt der Alnico-5-Typ Sentient und in der Stegposition wartet der heiße Nazgûl mit Ceramic-Magnet auf seinen Einsatz, beides Vertreter der High-Output-Fraktion. Geschaltet werden die Pickups mit einem schlichten 3-Wege Blade Switch; verwaltet von einem einzelnen Volume-Poti, das eine Push/Pull Coil Spit-Funktion beinhaltet – simpel und schlagkräftig!

Bemerkenswert ist auch das sauber mit Kupferfolie isolierte Elektrikfach, dessen Deckelschrauben überdies in Gewindehülsen geführt werden. Die Duvell verfügt über eine 645 mm-Mensur, ist gut verarbeitet und matt versiegelt. Die Farbe der Decke, deren Ränder natürlich hell belassen wurden, nennt sich Transparent Black Matte.

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Pointierte Kopfplatte mit Hipshot Locking Tunern (Bild: Dieter Stork)

Praxis

Die etwa 3,5 kg schwere Duvell hängt gut austariert am Gurt, Strap Locks von Schaller sichern den Einsatz. Das Spielgefühl ist etwas speziell, denn der Hals wurde mit seiner flach-breiten Profilierung, Griffbrettradius von 16″ eingerechnet, auf eine bestimmte Spielhaltung hin ausgerichtet und die ist nicht jedermanns Sache. Kein Problem, denn es gibt ja diesen virtuos eingestellten Spielertypen, der z. B. auch die flachen Ibanez-Hälse liebt. Die saubere Bundierung und die gute Saitenspreizung auf den 24. Bund zu geben den Fingern viel Raum für eine saubere Platzierung und jede Art von Bending.

Der Basisklang der Duvell ist drahtig transparent und stellt auch akustisch angespielt schon das tierische Sustain der Gitarre heraus. Am Amp zeigen die Duncan-High-Output-Pickups natürlich Muskeln. Das Layout ist sowieso auf direkte Klangwandlung ausgerichtet, abgesehen vom Volume-Regler steht einer möglichst unmittelbaren Tonübertragung nichts im Wege. Am Hals finden wir mit dem Sentient einen Alnico-5-Humbucker mit eigentlich maßvollem 7,8-kOhm-Widerstand, aber der ist schon auf Kraft gewickelt, auch wenn er achtbar gute Clean-Sounds mit recht offenen Höhen liefert.

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High Output-Humbucker von Seymour Duncan (Bild: Dieter Stork)

Im Overdrive zeigt er eine gute Stabilität mit straffer Darstellung im Bassbereich. Powerchords drücken mit markant dunklem Schub und Solospiel ist mit sauberer Artikulation und eindringlicher vokaler Kraft effektiv in Szene zu setzen. Gehaltene Noten strecken sich lang im tollen Sustain der Gitarre aus, lassen harmonische Obertöne lässig einschweben. Über den Steg-Pickup lesen wir bei Duncan: „Created for total sonic annihilation, the Nazgûl starts where most passive high output pickups stop. The large ceramic magnet serves up aggressive tones for brutal, drop-tuned, chest punching riffs, while the mid range is specifically voiced to bring out the definition from the low strings.“

Boah ey! Und gar nicht so schlecht beschrieben. Dieser keramische Humbucker geht wirklich steil, springt dich an, überträgt den Anschlag knackig und lässt Obertöne jubeln. Die heftige Aggression macht mächtig Druck. Klasse, der Aufriss nach dem perkussiv herausgestellten Anschlag und natürlich ist auch hier wieder die enorme Standfestigkeit und gleichmäßige Schwingungsentfaltung des Tons zu loben. Pinch Harmonics sind leicht zu provozieren, da quiekt die Sau, wenn du sie durchs Dorf treibst!

Die über den gezogenen Regler aufgerufenen Split-Sounds ergänzen das Repertoire dann noch um einige quirlige Bonus-Klänge. Die erreichen zwar nicht die Klasse der Humbucker, gefallen aber mit unerwartet vitaler Darstellung. Sie zeichnet große Transparenz und eine crispe Schnittigkeit aus, die von der harfen- ähnlich breiten Auflösung des geteilten Pickups am Hals bis hin zur scharfen Bissigkeit des Singlecoils am Steg reicht. Eine Bemerkung noch zur Handhabung: Der Volume-Knopf ist für mein Gefühl nicht optimal platziert. Ich hätte ihn gerne näher am Steg-Pickup, um mit dem kleinen Finger der rechten Hand besseren Zugriff zu haben. Ansonsten lassen sich im Regelweg aber noch gute Farbabstufungen, korrespondierend mit der wechselnden Zerrintensität finden.

Resümee

Mit dem Modell Duvell 6 Standard geht Mayones entschieden auf den virtuos ausgerichteten Spieler härterer Gangarten zu. Das Instrument ist mit einem 24- bündigen, flach-breiten Hals ausgestattet und wartet mit kraftvoller Straight-Ahead-Elektrik auf, deren schlagkräftige High-Output-Humbucker von Seymour Duncan sich aber auch noch per Push/Pull in durchaus attraktiv tönende Singlecoils verwandeln lassen. Wer diese Halsform und großen Tonumfang liebt, der kommt sowieso voll auf seine Kosten. Lediglich der unverständlich weit weg platzierte Volume-Regler trübt das gute Handling der Duvell, aber Mayones ist bekannt für optimale Kundenorientierung und würde auf Zuruf sofort ein Instrument nach gewünschter Manier fertigen. Also: die Duvall ist eine tolle Alternative auf dem Markt für Schnellfingergitarren – let the Devil get you!

 

Plus

  • stimmiges Genre-Design
  • Schwingverhalten
  • Seymour-DuncanPickups
  • Kraft-Sounds mit Coil Split-Bonus
  • gradlinige Tonumsetzung
  • gute Verarbeitung

Minus

  • Position des Volume-Reglers

 

profil

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Kommentar zu diesem Artikel

  1. Super Review, abgesehen von der Kritik an der Positionierung des Volumen-Potis. Das erscheint mir doch sehr subjektiv. Mir zum Beispiel gefällt die Position sehr gut und kann es nicht ausstehen, wenn das Poti zu dicht an der Bridge ist.
    Seid Ihr sicher, dass Ihr eine Duvell mit Nazgûl/Sentient Pickups getestet habt? Die Duvell auf den Fotos sieht nämlich noch wie eine aus der frühen Zeit der Duvell aus. Anfangs wurde die Duvell noch mit einem SH-6 an der Bridge und einem SH-2 in der Halsposition ausgeliefert. Die Nazgûl und Sentient Pickups hätten eine schwarze Grundplatte und einen schwarzen “Seymour Duncan” Schriftzug auf den mattschwarzen Pickups. Die abgebildeten Pickups sehen eher nach SH-6 und SH-2 aus.

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