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Line 6 Relay G10 Digital Wireless im Test

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Ohne den Mitbewerbern an den Karren pinkeln zu wollen, aber Kreativität und Innovationsfreude betreffend, hat Line 6 in Sachen Digital Wireless derzeit die Nase eindeutig vorn.

(Bild: Marlon Stork)

Während das Relay G70/75 – welches ich hoffentlich bald mal unter die Lupe nehmen kann – dank üppiger Ausstattung und zahlreicher Funktionen die wohl derzeit beste Allzwecklösung darstellt, punktet das Relay G10 mit bislang unerreichtem Bedienkomfort. Ob auch dessen Übertragungsqualitäten stimmen, werden wir gleich erfahren.

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Konstruktion

Das pultförmige Empfängergehäuse, dem vier kleine Gummipads ausreichend Bodenhaftung verleihen, besteht ebenso aus Polycarbonat wie das des Senders. Beide machen einen robusten Eindruck. Auf der höheren Stirnseite finden wir die Audio-Ausgänge in Form einer Klinken- und einer symmetrischen XLR-Buchse. Der Mikro-USB-Anschluss dient der Stromversorgung (DC5V/1A) und künftigen Firmware Updates. Für den Pedalboard- Einsatz wäre allerdings ein DC9V-Anschluss Pflicht. In die Gehäuseoberseite wurde eine Stereoklinkenbuchse zur Aufnahme des Senders eingelassen. Hierüber wird nicht nur dessen Akku geladen, sondern gleichzeitig automatisch die stabilste Funkfrequenz gewählt. Ein weiß leuchtender bzw. rot blinkender LEDKranz unter der quadratischen Frontplatte signalisiert den RF-Empfang bzw. den Akku-Status. Auf Anzeigen für Audiosignal und Eingangsübersteuerung hat man verzichtet. Für Betriebsspannung sorgt ein durch verschiedene Adapteraufsätze weltweit einsetzbares DC5V/1A-USB-Netzteil. Dieses zählt ebenso zum Lieferumfang wie ein 1,5 m langes USB/MicroUSB-Kabel.

Aus dem robusten Minisender ragt ein stabiler Stereoklinkenstecker heraus, in dessen Sockel ein winziger federnder Druckschalter integriert ist, den man von älteren Silent Plugs kennt (Klinkenstecker mit Stummschaltung). Dieser nimmt den Sender beim Einstecken in die Instrumentenbuchse in Betrieb, ersetzt gleichzeitig die von vielen Wireless-Systemen bekannte Mute-Funktion und aktiviert im Empfängersockel den Ladevorgang sowie die automatische Frequenzsuche. Eine grün bzw. orange leuchtende LED in der Gehäusekante gibt Auskunft über den Akkuzustand während des Betriebs bzw. des Ladens.

Ein überaus praktisches, vor allem aber Akku-schonendes Feature ist der Sleep Mode, der automatisch den Sender ausschaltet, wenn er vier Minuten lang kein Audiosignal vom Instrument empfangen hat. Sofern der Volume-Regler am Instrument aufgedreht ist, „erwacht“ der Sender beim ersten Saitenanschlag. Klasse!

Praxis

Das geht flugs: Empfänger mit Effektpedalen, Amp und/oder Mixer verbinden, Netzteil anschließen und Sender in Ladesockel einsetzen. Die automatische Suche nach dem optimalen Übertragungskanal dauert etwa 10 Sekunden, macht jedoch erst dann Sinn, wenn alle anderen in der Nähe verwendeten Wireless-Systeme in Betrieb sind. Ist ein Kanal gefunden, blinkt der LED-Kranz des Empfängers drei Mal weiß. Trotz seines feststehenden Steckers passt der Sender in jegliche Form von Klinkenbuchse, sogar in versenkte und/oder schräg eingelassene Zargenoder Deckenbuchsen, kann allerdings auch mit Vibratohebeln kollidieren. Steckt man den Sender in die Klinkenbuchse des Instruments, leuchtet dessen Betriebsanzeige kurz orange und dann dauerhaft grün. Sinkt nach ca. 7,5 Stunden die restliche Betriebsdauer unter 30 Minuten, beginnt die LED orange zu blinken. Auch der Empfänger gibt Auskunft über den Akkuzustand des Senders. Beginnt der LED-Kranz rot zu blinken, beträgt die Betriebsdauer weniger als 30 Minuten.

(Bild: Marlon Stork)

Das Relay G10 beeindruckt mit exzellenter Übertragungsqualität. Erst im übernächsten Raum – durch zwei Wände – sind vereinzelte Dropouts festzustellen, bei Sichtkontakt zum Empfänger arbeitet das System auch noch in 15 Metern Entfernung tadellos. Weder erhöhtes Rauschen noch Brummen mindern den Hörgenuss, und selbst ein aktiver 5-Saiter wird ohne Dynamikeinbußen übertragen. Dass Line 6 dem Klinkenausgang die Simulation eines 3-Meter- Kabels spendiert hat, sehe ich relativ gelassen. Zwar lässt sich diese nicht deaktivieren, beeinträchtigt aber auch nicht den hervorragenden Klang des Drahtlossystems.

Lediglich bei nicht abgeschirmten Aktivschaltungen (z. B. Mitten- Booster im E-Fach, Preamps von Akustik-Gitarren), die in unmittelbarer Nähe der Klinkenbuchse angeordnet sind, fängt sich der G10- Sender, der selbst keine Abschirmung besitzt, Störgeräusche in Form von hochfrequentem Summen ein. De facto betrifft dies jedoch nur wenige Instrumente, vor allem Acoustic-Preamps, die unmittelbar an der Klinkenbuchse montiert wurden und lediglich von Kunststoffgehäusen umgeben sind (z. B. Shadow MSonic). In der oberen Zarge angebrachte Preamps besitzen indes genügend Abstand zum Sender und erzeugen auch ohne Abschirmung keinerlei Störgeräusche. Da der G10-Sender zum Beladen im Empfänger eine Stereoklinkenverbindung verwendet, können bei Instrumenten mit aktiver Elektronik polungsbedingte Funktionsstörungen auftreten. Daher liefert Line6 neuerdings einen Klinkenadapter mit, der zumindest dieses Problem beseitigt. Da dieser jedoch auf die Senderklinke gesteckt wird, vergrößert er den Abstand zum Instrument und damit auch die mechanische Belastung der Ausgangsbuchse.

Resümee

Mit seinem Relay G10 Digital Wireless schießt Line 6 in puncto Bedienfreundlichkeit den Vogel ab. Schneller und simpler lässt sich bislang kein anderes vergleichbares System in Betrieb nehmen und handhaben. Übertragungsqualität, Dynamik und Nebengeräuscharmut überzeugen ebenso wie Design und Verarbeitung. Um jedoch unerwünschte Einstreugeräusche auszuschließen, empfehle ich, vor einem Kauf die schaltungsbedingten Voraussetzungen des Instrumentes auf eventuelle „Verursacher“ zu überprüfen. Schade ist, dass der Hersteller auf einen DC9V-Anschluss verzichtet, und dass der Sender-Akku – Lithium-Ionen hin oder her – nicht austauschbar ist.

Plus

  • Übertragungsqualität
  • Dynamik
  • nebengeräuscharm
  • Sleep-/Wake-Up-Mode
  • passt in alle Gitarren und Bässe bzw. Effekte und Amps
  • Bedienung
  • Preis/Leistung

Minus

  • kein DC9-Volt-Anschluss
  • Akku nicht austauschbar
  • Störgeräusche des Senders (bei nicht abgeschirmten Aktivschaltungen oder Klinkenbuchsen-Preamps)

Aus Gitarre & Bass 02/2017

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Hallöchen
    Ich habe 2 Sender und möchte noch einen Empfänger haben
    Relay G10
    Bis jetzt keine Chance irgendwas zu sehen wo ich eins kaufen kann
    Bitte um Info wenn möglichlich
    besten dank im voraus. manfred
    Übrigens Euer Kommentar ist 100% zutreffend

    Auf diesen Kommentar antworten
    1. Bei Thomann oder Rockshop Karlsruhe. musst vorher anrufen
      und sagen, das du nur einen Empfänger haben möchtest.

      Auf diesen Kommentar antworten
  2. eine ganz große Schwachstelle des Line 6 Relay G10 ist der USB Strohmversorgungsanschluß am Empfänger und Ladegerät.
    Die sehr kleine empfindliche USB-Buchse ist nur durch die mini-kleine Lötpunkte aufder Printplatte befestigt und das ist nicht ausreichend. Das wenig flexible relativ dicke Netzanschlusskabel ist so belastend,
    daß es mit die USB-Buchse nicht lange braucht , daß diese an ihren Lötpunkten abreisst ,was genau mir passierte.Diese Buchse könnte nur mit einer industrieellen Lötvorrichtungen angelötet werden aber auch nur wenn die Leiterbahnen nicht mit abgerissen wurden..

    Auf diesen Kommentar antworten
    1. Kleiner Tipp: Habe in die Buchse einen Adapter für ein magnetisches USB-Kabel gesteckt. Funktioniert problemlos.Durch die magnetische Verbindung mit dem Ladekabel wird die Buchse nicht belastet.

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  3. Wieviel Stunden muss ich den Sender am Empfänger aufladen wenn er neu ist ?

    Auf diesen Kommentar antworten
  4. Ein nicht austauschbarer Akku und dazu eine lächerliche Micro-USB-Buchse zur Spannungsversorgung … sind die denn bei Line 6 bescheuert? Und wie kann irgendein seriöser Tester solche eklatanten Schwachstellen übersehen und nicht darauf hinweisen? Ich würde davor ausdrücklich warnen! Aber wie so oft sind es wir Käufer, die die euphorischen Lobhudeleien der Redakteure wieder ins rechte Licht rücken und die “Traumteile” vom unverdienten Sockel kippen dürfen. Reife Leistung. Bravo!

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