Bass-Klassiker – Made in Japan!

Japan Vintage: Squier JV Jazz Bass von 1982

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(Bild: Lothar Trampert)

Erinnert sich noch jemand? ,Made in Japan‘ hieß ein Live-Album der britischen Hard-Rock-Band Deep Purple, die damals in der legendären Mark-II-Besetzung mit Sänger Ian Gillan, Gitarrist Ritchie Blackmore, dem Organisten Jon Lord sowie Ian Paice und Roger Glover an Drums und Bass aktiv war.

Die Doppel-LP mit Aufnahmen vom August 1972 aus Osaka und Tokio sollte zunächst nur in Japan erscheinen (als ,Live In Japan‘), wurde dann im Dezember 1972 in Europa und im Mai 1973 in den USA veröffentlicht – und dann im Rest der Rock-Welt. Heute ist ,Made In Japan‘ eine Ikone der Rock-Musik, insbesondere, was Live-Alben angeht.

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MADE IN JAPAN!

Nicht nur britische Musik, auch amerikanische Gitarren und Bässe waren in Japan extrem beliebt, und auch in diesem Bereich nahm man bekanntlich einige Dinge selbst in die Hand und kopierte die Klassiker. Während Gibson sauer war und in den 80ern immer schlechtere Gitarren baute, war Fender zwar auch sauer, wurde aber aktiv, und baute seine besseren Instrumente ab 1982 in Japan – erst als Squier-JV-, -SQ-, -E-Serie etc., dann auch als Fender-Japan-Modelle. Der Mitbewerber zog dann 1989 mit den hochwertigen „Orville by Gibson“-Eigenkopien nach, die bis Ende der 90er-Jahre ebenfalls in Japan produziert wurden – in Fabriken, die vorher für andere Auftraggeber Kopien angefertigt hatten. Die Produktion der Originale besorgten also jetzt die Meisterfälscher.

Fender Japan wurde im März 1982 gegründet und basierte auf einer Kooperation von Fender USA, dem japanischen Fender- und Gibson-Vertrieb Yamano Music Instruments und dem Greco-Vertrieb Kanda Shokai. Die qualitativ hochwertigen Greco-Kopien wurden bis dato in der Fabrik von Fujigen-Gakki gebaut, und hier wollte jetzt auch Fender fertigen lassen, und zwar Reissues ihrer legendären Pre-CBS-Modelle. So gesehen waren die zwischen 1975 und ‘80 entstandenen, sehr guten Greco-Strats und F-Bässe die Prototypen der ersten Squier- und Fender-Japan-JV-Modelle.

Erstklassiges Handwerk, beste, abgelagerte Hölzer, detailgetreue Umsetzung und perfekte Endkontrolle – als diese Instrumente Anfang/Mitte der 80er-Jahre in deutschen Musikgeschäften auftauchten, war was los! Und mit ca. 800 D-Mark kosteten diese fast-Fender-Strats, -Jazz-Bässe und -Teles nur halb so viel wie die damals oft megaschweren oder geschmacklich grenzwertig gefinishten Originale. Es lief bei Squier! Und Greco, Tokai, Burny, Fernandes, Maya, Matsumoku usw. ritten weiter mit auf dieser Welle.

Der Hersteller Fujigen-Gakki hatte schon damals modernste CNC-Fräsen am Start und kopierte für den neuen Auftraggeber dessen Gitarren und Bässe, vorzugsweise Modelle der 50er- und 60er-Jahre, perfekt. Man bekam hier neue Instrumente, die in allen Details den traditionellen Vorbildern entsprachen, aber weder runtergenudelt noch teuer waren – und besser als die meisten neuen Varianten von Strat, Tele, Precision oder Jazz Bass.

Manche Hardware-Parts, wie z.B. Bridges oder die legendären Stratocaster-Pickups mit der grauen oder roten Basis (Grey-Bobbin, Red-Bobbin), kamen zeitweise noch aus den USA; manche Squier-JV-Strats hatten sogar Aufkleber mit entsprechenden Hinweisen auf dem Pickguard. Ab Mitte der 1990er-Jahre ließ Fender dann bei Tokai produzieren. Von hier kamen immer noch sehr gute Instrumente, aber die Kultphase mit den extrem hochwertigen Japanese-Vintage-Instrumenten (JV), den aktuelleren 70s-Kopien (SQ) und den späteren A- und E-Series-Modellen war vorüber.

Nur echt & komplett mit der braunen Kunstledertasche, der JV-Nummer auf der Neckplate und diesen Headstock-Details.

BASS-KLASSIKER

In dieser Ausgabe von Japan Vintage stelle ich einen Squier by Fender Jazz Bass vor, der aus dem ersten Produktionsjahr 1982 stammt. Der JV-62-Bass ist in absolutem Originalzustand, mit beiden Chrom-Abdeckungen, ohne montierte Daumenstütze (die aber mit Schrauben beilag), und sogar mit der originalen Garantiekarte. Dieser Squier-Bass ist ein Domestic-Modell. Das heißt, er war für den japanischen Markt bestimmt, was man bei abgeschraubtem Hals an dem dunkelblauen Stempel in der Halstasche erkennt. Am Halsfuß selbst wurde jeweils mit Bleistift das Verarbeitungsdatum des Instruments vermerkt, auf der Halsbefestigungsplatte ist die Gravur JV23965 zu lesen.

Weitere Features: Erle-Body, 3-Tone-Sunburst-Finish, auf dem Ahornhals mit Trussrod-Zugang am Halsfuß sitzt ein Palisandergriffbrett mit den für die frühen 60er-Modelle typischen, schlichten Punkteinlagen. Alles so weit authentisch, bis auf die Saitenreiter, die hier aus glattem Metall bestehen und mit Inbus-Stellschrauben versehen sind; das Original hatte meines Wissens geriffelte Reiter mit Schlitzschrauben.

Gut zu erkennen: das gestempelte D für Domestic in der Halstasche. Am Halsfuß wurde mit Bleistift das Verarbeitungsdatum vermerkt. Hier ist nur noch 9.82 zu lesen.

Und auch die Flügel der Stimmmechaniken sind etwas größer als bei den 60s-Originalen; sie entsprechen denen der klassischen 70s-Bässe. Angeblich gibt es Squier-J-Bass-Exportmodelle, die auch in diesen beiden Punkten historisch korrekter sind. Dieser Jazz-Bass hat die klassische 34-Zoll-Mensur, er wiegt ca. 4,1 kg und kam, was ich besonders toll fand, in einem originalen, japanischen, dunkelbraunen 80s-PlastikBag. Als zusätzliche und etwas sicherere Aufbewahrungs-Option empfiehlt sich ein Japan-Formkoffer, natürlich mit gelb-orangem Innenleben.

Die Elektronik ist klassisch passiv ausgelegt: ein Lautstärkeregler für jeden Tonabnehmer plus eine Tonblende. Ja, und der Sound ist: Jazz Bass pur! Was heißt: Mit so einem Instrument kann man jede Menge verschiedener Klang-Einstellungen abrufen, und wenn dazu dann noch etwas Flexibilität im Anschlag vorhanden ist und/oder man es auch mal nur mit dem Daumen, mit einem fetten Filz-Plektrum oder einem knackigen Heriba-Plek probiert, kann so ein Jazz-Bass ein Instrument fürs Leben sein!

Nur selten dabei: Die originale Garantiekarte von Squier by Fender.

PREISE

Diese “Squier by Fender”-Jazz-Bass-Kopien von 1982/83 kosten mittlerweile, je nach Zustand, 1400 bis 2000 Euro. Zum Vergleich: ein originaler 1962er Fender J-Bass mit Dot-Inlays wird zwischen 10.000 (refinished) und 22.000 Euro gehandelt. Da wird einem die Entscheidung doch schnell abgenommen! Bis zur nächsten Folge!


(erschienen in Gitarre & Bass 08/2022)

Produkt: Gitarre & Bass 7/2023
Gitarre & Bass 7/2023
IM TEST: Magneto Guitars Eric Gales Signature RD3 +++ Lenz Hot Chili Tube-Head +++ Marshall Guv’nor, Drivemaster, Bluesbreaker, Shredmaster Reissue Pedals +++ Glockenklang Blue Bird Bass-Amp +++ Fender Gold Foil Jazz Bass +++ Walrus Audio Fundamental Reverb und Delay +++ Blackstar Debut 50R Gitarren-Combo +++ Epiphone Adam Jones Les Paul Custom Art Collection +++ Boss Waza-Air Bass Headphones

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Ich käme nie auf die Idee für so ein Teil soviel zu zahlen.Kenne noch die Zeiten, als man für weniger echte Oldies bekommen hat. So habe ich z.B. 1978 für einen moccabraunen Precision Bass von 1964 in Top Zustand gerade mal 600.-DM inklusive Originalkoffer gezahlt! Diese Zeiten sind leider endgültig vorbei, und ich Idiot HAB das Teil natürlich nicht mehr. Aber auch heute kann man noch Schnäppchen machen. Aktuell: Fender Stratocaster, 55er Replica in blau für 1000.-€. Ist bestimmt nicht schlechter als so ein Teil aus dem Custom Shop und original Relic!
    tc

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  2. Das sehe ich genauso. Ich staune immer wieder, wie günstig zB die American Standard Stratocaster aus den späten 80ern zu haben sind, mE ganz wunderbare Gitarren, die man tlw um 1000 Eur bekommt

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