Ibanez RGR465M-CA & -SOB im Test

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Zwei E-Gitarren von Ibanez, rot und blau, stehend

 

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Der Weltmeister der Produktpflege präsentiert nicht nur zur alljährlichen Musikmesse zahlreiche neue Gitarren- und Bassmodelle, sondern ist auch übers Jahr kontinuierlich mit Frischware am Start. So hat die RG-Serie mit der R465M Zuwachs bekommen, die schon allein durch ihre reversed Kopfplatte und spezielle Pickup- Ausstattung auffällt.

 

 

Die RGR465M wird in den Metallic-Lackierungen Candy Apple und Soda Blue angeboten. Als optischen Gag hat Ibanez die Griffbrettmarkierungen auf die jeweilige Farbe abgestimmt.

 

Konstruktion der Ibanez RGR465M-CA & -SOB

Der Linden-Body kommt im klassischen RG-Design mit tief geschnittenen Cutaways, schlanken Hörnern, sparsam verrundeten Kanten, großzügiger Ergo-Fräsung hinten und Armschräge vorne. Tadellos lackiert und poliert spiegeln sich die Oberflächen von Korpus und Kopfplattenfront im Licht, während der Ahornhals naturfarbenes seidenmattes Finish bietet. In der Zarge steckt eine stramm packende Rohrklinkenbuchse mit separater Kammer.

Das E-Fach hat man sorgfältig mittels Graphitlack abgeschirmt, der ebenso wie die Alufolie des Deckels Massekontakt besitzt. Bliebe noch die Federkammer des Ibanez Edge III Vibratos, die wie die anderen Fräsungen von einer Kunststoffplatte Oberkante bündig abgedeckt wird. Zwei Schlitze bieten direkten Zugang zu den Feder-spannschrauben, durch eine Bohrung erreicht man die Höhenjustierung des steckbaren Hebels.

Den Hals hält eine stramm gefräste Tasche sicher in Position, für endgültige Stabilität sorgen vier einzeln unterlegte Schrauben. 24 Jumbo-Bünde finden auf dem separat aufgeleimten Ahorngriffbrett Platz, allesamt rund abgerichtet, an den Kanten sorgfältig verrundet und poliert. Je nach gewähltem Finish erleichtern rote bzw. blaue Kunststoffpunkte die Orientierung auf dem Griffbrett, schwarze Mini-Dots übernehmen das an der Sichtkante. Da drei in Längsrichtung gesperrte Ahornteile dem Hals hohe Stabilität verleihen, konnte auf den obligatorischen Kragen verzichtet werden. Ein optimal eingepasster, von vorne montierter Klemmsattel führt die Saiten zu den präzise arbeitenden Mechaniken. Dank entsprechender Kopfplattenneigung konnte auf ein String Tree verzichtet werden. Ibanez’ neue Halsstab-Abdeckung lässt sich einfach zur Seite klappen. Ganz ohne Werkzeug, simpel und genial zugleich.

Als Steg fungiert ein Ibanez Edge III Vibrato, dass schwebend in seiner Moosgummigedämmten Deckenfräsung lagert. Ab Werk wirken drei am Vibratoblock fixierte Federn dem Saitenzug entgegen. Eine Kunststoffmanschette führt den Steckhebel, dessen Höhe und Gängigkeit einstellbar ist.

Die RGR465M ist mit zwei DiMarzio-Humbuckern ausgestattet, von denen die Singlecoil-formatige Version des Air Norton die Halsposition einnimmt. Am Steg haust ein ebenfalls mit Keramikmagneten bestückter D-Activator. Verwaltet werden die Pickups per Fünfwegschalter, Master-Volume und -Tone. Folgende Spulenkonstellationen bieten eine breite Klangpalette:

Position 1: Hals-Humbucker

Position 2: Hals-Humbucker, Spulen parallel

Position 3: Hals- + Steg-Humbucker

Position 4: Stegspule Hals- + Halsspule Steg-PU

Position 5: Steg-Humbucker

 

Praxis

Die Bespielbarkeit einer Ibanez RG ist bereits zigfach beschrieben worden, und so punktet auch die RGR465M mit bester Ergonomie und optimaler Balance. Möglicherweise wird das flache D-Profil des Wizard-II-Halses nicht jedermanns Geschmack treffen, da meist eine Lücke zwischen Handfläche und Halsrücken klafft. Wer allerdings primär Barré-Akkorde greift und den Halsrücken oder die obere Rundung beim Solieren als Daumenstütze nutzt, wird mit dem Formel-1-Profil trefflich klarkommen, zumal die vorbildlich verrundeten Bundkanten den Spielkomfort beträchtlich erhöhen. Das Edge-III-Vibrato, dessen Hebel völlig spielfrei rotiert, bleibt auch nach härtester Beanspruchung absolut stimmstabil. Beide Potis reagieren kontinuierlich, präzise und dynamisch, ihre Gängigkeit ist praktikabel.

Jeden Saitenanschlag quittiert die Gitarre mit intensiv schwingendem Korpus und Hals und einem kraftvollen, ausgewogenen, obertonreichen Klangbild. Die RGR465M spricht direkt und akzentuiert an, zeigt schnelle, spritzige Tonentfaltung und entwickelt achtbares Sustain. Kurzum, ein sehr lebendiges Instrument mit sehr guter Dynamik.

In der Halsposition liefert DiMarzios Air Norton S nahezu die Klangfülle wie auch das -spektrum eines Full-Size-Humbuckers, tönt sehr ausgewogen, warm und transparent und lässt dank seiner straffen, definierten Bässe Wummern und Undifferenziertheit außen vor. Der Schmalspur-Humbucker reagiert ausgesprochen dynamisch auf variablen Anschlag, kann mitunter auch akzentuiert schmatzen und gibt sich sehr obertonfreundlich. Tieffrequenten Riffs und Powerchords verleiht er kraftvollen Schub, Crunch- und High-Gain-Akkorde zeichnet er präzise ab und verliert dabei weder an Transparenz noch an Dynamik. Beim Solieren greift er dem Sustain effizient unter die Arme.

Das Klangbild der zweiten Schalterposition, bei der die Spulen des Air Norton S parallel betrieben werden, lässt deutlich den Hals-Pickup einer Strat erkennen, hier ein wenig schlanker zugleich aber auch luftiger, lebendiger und wunderbar bluesig. Ein klasse Sound, der auch im Zerrbetrieb Qualitäten zeigt. Aktiviert man beide Humbucker gleichzeitig, dringt der typische glockig perlende Klarklang ans Ohr, den man von dieser Konstellation erwartet: Glasklar, von natürlicher Wärme durchzogen, nicht ganz so basslastig sondern perkussiver und spritziger als zwei Full-Size-Humbucker und damit sowohl für cleanes Rhythmus- und Arpeggio-Spiel wie auch für Zerr-Sounds empfehlenswert. Die Kombination beider Humbucker-Coilsplits kehrt weitestgehend die Tele heraus, klingt jedoch schlanker, ein wenig nasal, seidig brillant, sehr transparent und lebendig, mitunter auch bissig. Diese Kombi kann zwar ordentlich crunchen, eignet sich jedoch eher für cleane Klangteppiche und Rhythmus- wie Singlenote-Spiel.

Der bei DiMarzio unter „High Power“ rangierende D-Activator legt pegelmäßig noch gut einen drauf, glänzt mit reichem Obertongehalt und lässt beinahe jede Note singen. Sowohl im Clean- als auch im High-Gain-Betrieb und allen Zwischenfacetten zeigt er hohe Transparenz und Definition, macht mit prägnanten Bässen unten herum gut Druck, reagiert präzise und schnell auf variierenden Plektrum-Anschlag und unterstreicht damit seine exzellente Dynamik. Sämtliche Schaltungsvarianten agieren höchst nebengeräuscharm.

 

Resümee

Erfreulich, dass Ibanez mit der RGR465M eine Gitarre ins Rennen schickt, die diese spezielle Pickup-Bestückung bietet. Oftmals ist uns Gitarristen ein Standard-Hals-Humbucker ja vor allem im High-Gain-Bereich zu fett und zu wummerig. Dieses Manko bügelt der DiMarzio Air Norton S nicht nur aufs Feinste aus, sondern hält im Parallelbetrieb seiner Spulen auch Strat-Sounds und in Kooperation mit dem kraftvollen Steg-Pickup noch weitere tolle Klangfarben bereit. Der D-Activator übernimmt am Ende dann die Hard&Heavy-Abteilung mit vollem Brett, hohem Durchsetzungsvermögen und ausgezeichneter Dynamik. Die RGR465M präsentiert sich als klanglich flexible Gitarre mit erstklassigen Sounds, glänzt mit guten Resonanzeigenschaften und ausgezeichneter Dynamik, wurde vorbildlich verarbeitet, bietet hohen Spielkomfort (auch wenn das Halsprofil nicht jeden Geschmack treffen wird), ein tadellos funktionierendes Vibrato und nicht zuletzt auch was fürs Auge. Unterm Strich noch ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis, was wollen wir mehr?

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