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Engl Ironball Combo im Test

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Engl Ironball Combo
(Bild: Dieter Stork)

Ich habe schon gedacht es passiert gar nicht mehr. Fünf Jahre sind vergangen seit Engl mit dem Ironball ein enorm fittes Brotbüchsen-Topteil für Metaller und andere Hardcore-Rocker auf den Markt brachte. Erst jetzt, nun endlich, gibt es den auch als Combo.

konstruktion

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Er ist tatsächlich ganz der Alte. Das technische Konzept ist identisch mit dem Head. Außergewöhnlich ist es, weil sich auf kleinstem Raum ein Maximum an Features und Funktionalität versammelt. Typisch Engl, immer prall das Meiste aus den Vorgaben machen. Zwei Soundmodes, Clean und Lead teilen sich eine gemeinsame Klangregelung. Hinzu kommen die fußschaltbaren Funktionen Gain-Boost und Master-Volume-Boost (zwei Master-Lautstärken: der Pegelsprung ist fest eingestellt).

Der IronballCombo hat ferner einen digitalen Reverb, einen seriellen Einschleifweg, einen Kopfhörerausgang und einen symmetrierten Line Output mit Frequenzgangkorrektur für die D.I.-Abnahme zu bieten. Damit nicht genug, gehört zum Konzept auch noch ein die Endstufenleistung „vernichtender“ Powersoak. Full, 5 Watt, 1 Watt, Off sind die vier Funktionsstufen. In dem sehr hochwertig aus Schichtholz gefertigten Gehäuse ist ein Vintage-30- Speaker/Celestion montiert. Der Combo ist hinten offen. Vorne schützt ein hochstabiles, abnehmbares Metallgitter den Lautsprecher.

Laut Engl nutzt die Schaltung im primären Signalweg nirgendwo Halbleiter, sondern ausschließlich Röhren als aktive Bauelemente. In der Class-A/B-Gegentaktendstufe mit statischem Gitterbias arbeiten zwei EL84, dazu vier ECC83. Der digitale Hall zählt nicht zur primären Signalbearbeitung, weil er zugemischt wird.

Engl Ironball Combo
(Bild: Dieter Stork)

halbe portion

Leicht provokante Überschrift für diesen Abschnitt. Aber man muss dem ja auch mal ins Auge blicken: Ein 20 Watt-Combo dieser Größe kann unmöglich auch nur annähernd den Druck erzeugen, den man in einer ernsthaften, also kuschelig lauten Metal-/Rock-Band braucht. Schon die Ausgangsleistung ist schlicht zu gering. Dahingehend sitzen natürlich die anderen Mitbewerber aus der Produktgruppe, Topteile eingeschlossen, mit dem Ironball in einem Boot (wie z. B. der Brent Hinds Terror von Orange, den ich auch gerade in Arbeit hatte).

So ist der Kernpunkt (nicht nur) beim Ironball-Combo: Die Sound-Formung kommt rein vom Klangeindruck her absolut auf den Punkt, inklusive heftigen, überbordenden Gain-Reserven im Lead-Kanal und damit verbunden höchster Sensibilität im Obertonbereich, dies jedoch mit schlanker Dynamik im Bass. Anders ausgedrückt, es klingt fett und heavy, aber der Schall drückt nicht unten herum. (Okay Leute, ich hab da einen Tipp: im Einschleifweg ein Equalizer-Pedal o. ä. benutzen, den 100Hz-Bereich anheben, dann donnern die Bässe gleich ganz anders. Obacht, die solchermaßen zugepumpte Endstufe geht nun früher in die Sättigung.)

Ja, die Physik, so ist das eben. Davon ab kommt der Ironball-Combo allerdings sehr fit aus den Hufen. Der Clean-Kanal ist variabel mit homogenem Übergang in Overdrive. Wäre da nicht das fordernde Grundtimbre in den Hochmitten, könnte der Kanal auch in milderen Musikstilen auftrumpfen.

Der Lead-Kanal verwöhnt mit Tragfähigkeit und komfortabler Ansprache. Er stützt den Spieler, macht es ihm leicht. Aggro-Timbre, offene, intensive Hochmitten und Höhen, über den Vintage 30/Celestion entsteht eine gestochen scharfe und markante Vokalität, die bei aller Offensive noch immer etwas Weiches in sich birgt – Engl eben, bin ich versucht zu sagen. Dank des Gain Boosts hat man zwei sogar etwas unterschiedliche Klangfarben zur Hand. Ein großes Plus des Ironball ist sein elegant funktionierender Powersoak – der spielt auch in dem Combo seine Trümpfe voll aus.

Engl Ironball Combo
Üppige Ausstattung (Bild: Dieter Stork)

resümee

Der Ironball-Head hat seiner Zeit den Test souverän bestanden. Das positive Urteil hat auch in der aktuellen Marktszenerie unverändert Bestand. Das flexible Konzept der Vorstufe plus Powersoak und klanglich günstig abgestimmtem D.I.- Line-Out verhelfen logischerweise auch dem Combo zu einem hohen Qualitätsniveau. Gemessen an seiner kompakten Größe ist das Tonvolumen überzeugend. In der Summe seiner Fähigkeiten und Features steht der Ironball-Combo derzeit im Grunde alleine auf dem Markt. Fazit: Ein heißes Eisen, unbedingt empfehlenswert, Preis und Leistung stehen in einem gesunden Verhältnis.

Engl Ironball Combo

Engl Ironball Combo


Hinweise zu den Soundfiles

Für die Aufnahmen kamen zwei Kondensatormikrofone mit Großflächen-membran zum Einsatz, Typ C414 von AKG.

Die Clips wurden pur, ohne Kompressor und EQ-Bearbeitung über das Audio-Interface Pro-24DSP von Focusrite in Logic Pro eingespielt und abgemischt. Das Plug-In „Platinum-Reverb“ steuert die Raumsimulationen bei.

Die Instrumente sind eine Gibson-CS-Les Paul „Leroy Parnell Signature“ und eine Steinberger GL4T.

Ich wünsche viel Vergnügen, und…,  wenn möglich, bitte laut anhören, über Boxen, nicht Kopfhörer! ;-).

Fragen, Anregungen und  ja, auch Kritik sind wie stets willkommen. Nachrichten bitte an frag.ebo@gitarrebass.de. Es klappt nicht immer, aber ich werde mich bemühen möglichst kurzfristig zu antworten.

Text + Musik: Ebo Wagner (GEMA)

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(erschienen in Gitarre & Bass 08/2018)

Produkt: Mark Knopfler: Gear-Special
Mark Knopfler: Gear-Special
Alles über den Gitarristen, dessen Sound immer wieder als Meilenstein gefeiert wird: Mark Knopfler!

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Es ist begrüßenswert,wenn Engl seinen Ironball 20 Watt Combo Valve Amp mit absolut brauchbaren Features in sauberer Verarbeitung und top Bauteilen als Neuheit auf dem mittlerweile sehr heiß umkämpften Markt bester Völlröhren Combo Amps anbietet.Erstaunt war ich neulich jedoch,als mir der freundliche und sehr ehrliche Fachverkäufer eines großen Musikinstrumenten Unternehmens in Berlin mitteilte,daß leider auch der deutsche Hersteller ENGL bei seinen bekannten Tubemeister Amps bereits billigste Poti’s mit Plastikschäften verbaut,und die einstige Qualität bezüglich der Verarbeitung bei eben besagten Tubemeister Modellen heute schon sehr zu wünschen übrig läßt.Da staunte ich erst einmal verdutzt,war schon irgendwie sehr enttäuscht,und nahm logischerweise erst einmal großen Abstand vom Hersteller ENGL.Es passiert ja offensichtlich viel zu selten,daß (noch) sehr ehrliche Verkaufsberater existieren,die glaubwürdig vermitteln,daß der damalig recht hochwertige Qualitätsstandart heutzutage bei so manchen etablierten Amp Fabrikanten erheblich nachgelassen hat.Da wird heute anscheinend eingespart,geschummelt und mit geschickter Marketingstrategie ein Produkt auf den Markt gebracht,das in Wahrheit dann leider doch nur ein echter „Blender“ zu hochpreisigem Kurs ist.Da wird man doch vorsichtiger und kauft nicht sofort „die Katze im Sack“, denn so locker sitzt die Kohle ja auch wieder nicht.Eben.Nebenbei bemerkt,wollte mir der nette Verkäufer weder einen anderen teureren „Ladenhüter“ andrehen,-noch irgendeine „angesagte“ Amp Marke verkaufen,bei der er bestimmt eine lukrative Provision hätte einstreichen können.Stattdessen riet er mir,besser mal Ausschau nach einem alten gebrauchten Vollröhren Combo Verstärker zu halten,der noch qualitativ hochwertige Bauteile eingepflanzt hätte,und in unverbasteltem Originalzustand von privat zu erstehen wäre,was allerdings derzeit leider immer schwieriger zu bekommen ist.Aber etwas Glück gehört eben auch mit dazu.Mein Dank gilt dem anonymen Berater,der offensichtlich bereits viele Erfahrungswerte besitzt,die er mir beichtete,und mich somit vor einen vorschnellen Fehlkauf abhielt.Herzlichen Dank dafür.

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    1. Hallo Hasenpfeffer,
      Tubemeister ist ein Amp von Hughes&Kettner und nicht Engl.
      Soviel Ahnung hatte dein anonymer Berater dann doch nicht.

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