Ein eigenständiger Charakter

Ein Bass wie ein Baum: Baum Nidhogg Bass

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(Bild: Baum Guitars)

SOUNDS!

Was eingestellt werden kann, habe ich gerade geschrieben. Was eingestellt werden muss, ist … nichts. Als hätte ich Baum meine Vorgaben für eine komfortable Bespielbarkeit geschickt, kommt der Bass aus dem Bag. Natürlich drehe ich trotzdem an allem und bin mit dem Ergebnis voll zufrieden. Ähnlich wie beim Rickenbacker verzichtet der Nidhogg auf Shapings, wenn man mal von einer sehr leichten Verrundung des Korpusrückens absieht. Wie sehr das stört, muss man ausprobieren. Ich bin den 4001/4003 gewohnt und komme damit gut klar, was sicher auch eine Frage der (Spiel-)Haltung ist. Leicht zieht es den Bass am Gurt wie auf dem Schoß in die Waagerechte, leicht ist er aber auch. Insgesamt also komfortabel!

Apropos Gurt: Die Pins sind Schaller-Lock-kompatibel, allerdings sind keine Gegenstücke für den Gurt enthalten. Trocken gespielt ordnet sich der Bass klar als Schraubhals-Bass ein. Er hat ein mittellanges Sustain, einen holzigen Ton und eine gute und gleichmäßige, aber nicht allzu zackige Ansprache. Dann mal an den Amp damit! Auch wenn die Regler in der Anordnung nach Rick aussehen, sind sie in der oberen Reihe Volume und Balance (mit einer rastenden Mittelstellung bei ca. 5 auf den nummerierten Knöpfen) und unten einmal passive Tonblende je Pickup.

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Das ergibt zunächst einen Sound, der so klingt, wie der Bass aussieht: eine jazzbassige Attitüde mit guten Bässen, schönen Mitten und klaren Höhen – und einem leichten Mitten-Honk à la Rick. Neben den gut aufeinander abgestimmten Tonabnehmern spielt deren Positionierung eine wesentliche Rolle. Der Steg-Pickup sitzt an der klassischen 60er-Jahre-Position, der Hals-Pickup ist aber gegenüber dem normalen Jazz Bass um drei Zentimeter nach vorne gerückt. Da schwingt die Saite anders, es entstehen andere Obertöne – und im Zusammenspiel ergibt sich der beschriebene Ton. Das Balancepoti entpuppt sich als unsubtil. Einen Mischsound außerhalb der Mitte gibt es nur in einem winzigen Bereich, dann ist nur noch einer der beiden Abnehmer zu hören. Der am Hals klingt dabei offen und recht neutral – ein schöner Breitbander.

Am Steg liegt spürbar mehr Leistung an und es gibt reichlich Mitten, an denen Jaco seine Freude gehabt hätte. Noch vokaler wird es, wenn das Tonpoti weit zugedreht wird. Mit dem anderen Potentiometer wird der Halspickup kompakt abgerundet, er bleibt aber immer freundlich – Precieskes ist ihm eher nicht zu entlocken. Dafür tut sich Überraschendes im angesprochenen schmalen Mischbereich knapp links und rechts der Mittenraste. Wenn ich mit den Höhenblenden spiele und eine davon kräftig herunterdrehe, klingt das nicht nur unterschiedlich – womit das Vorhandensein zweier Regler seine Berechtigung erfährt –, sondern teilweise auch verdammt nach Thunderbird! Obwohl der Korpus aus Mahagoni besteht, ist der Rest so unterschiedlich, dass das für mich überraschend kommt!

(Bild: Baum Guitars)

RESÜMEE

Tolles Gerät, der Weltenbaumwurzelnager-Bass! Bei allen Verweisen, Zitaten und Anlehnungen ist der Baum Nidhogg ein eigenständiger Charakter, der mit seiner Ausstattung und Qualität überzeugen kann – und vor allem mit tollen Sounds, von denen es einige gibt! Dieses Chamäleon (auch eine Art Mini-Drache, oder?) lässt sich zudem sehr gut bespielen und liegt mit seinem guten Gewicht auch bei längeren Proben und Gigs noch angenehm in der Hand. Eine klare Antestempfehlung also – mit dem kleinen Haken, dass man die Instrumente so gut wie nicht in Läden findet und sie direkt bei Baum kaufen muss. Dafür hat man eine 45-tägige Testzeit mit kostenloser Rücksendung innerhalb Europas. Da es auch immer mal Angebote und B-Ware gibt, lohnt sich ein Stöbern auf der Website auf jeden Fall!

Plus

● Sounds

● Bespielbarkeit

● Spielgefühl

● Konzept

● Pickups

● Setup

Minus

● Einhängen E-Saite


(erschienen in Gitarre & Bass 11/2025)

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