Preiswerte moderne Superstrats

Eigenständige Einstiegsklasse: J&D DX-100 im Test

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(Bild: Dieter Stork)

Der Einstieg in die Welt der E-Gitarren ist heute so preisgünstig möglich wie nie zuvor. Immer mehr Fachhändler bieten – häufig unter einer Eigenmarke – wirklich beeindruckende Instrumente zu einem verlockenden Preis an. Genau diesen Weg bestreitet auch der Music Store in Köln mit seiner hauseigenen Marke Jack & Danny, die mit der DX-100 ein erfrischend neues Modell präsentiert …

Bisher wurden unter dem J&D-Label vor allem recht klassische und eher vintage-orientierte Gitarren angeboten. Mit der DX-100 ändert sich dies nun: Sie bringt knallige Farben, moderne Konturen und eine Ausstattung, die vorrangig auf junge, technisch versierte Gitarrist:innen abzielt. Bedenkt man, dass die Superstrat der späten 70er- und frühen 80er-Jahre aktuell – wenn auch in modernisierter Form – ein Revival erlebt, könnte die J&D hier voll im Trend liegen.

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ZUCKERWATTE

Schon alleine die Farbwahl der drei Testgitarren macht deutlich, wohin hier die Reise geht. Powder Blue, Bubblegum und Mint Green erinnern ein wenig an die Farbauswahl am Zuckerwattestand auf dem Weihnachtsmarkt. Alle drei Farben sind matt gehalten, kommen aber dennoch satt und knallig daher und orientieren sich klar am Zeitgeist der heutigen Superstrats. Die Lackierungen sind durchweg gleichmäßig im Auftrag – lediglich an den Fräsungen für den Hals und das Brückensystem, sind leichte Unsauberkeiten zu entdecken. Alle Gitarren sind bis auf die Farbe vollkommen identisch: Der Korpus aus Erle interpretiert die klassische Strat-Form neu und wurde mit kantigen Konturen versehen, was die DX-100 weniger weich aussehen lässt und ihr einen zeitgemäßen Look gibt.

Auf der Rückseite befindet sich im Bereich der vier Halsschrauben ein großzügiges Shaping, welches das Spiel auf den höchsten der 24 Bünde erleichtern soll. Außerdem gibt es eine Abflachung der Decke zur verbesserten Armauflage sowie das klassische Belly-Cut-Shaping für den Bauch. Der Hals aus geröstetem Ahorn verzichtet auf einen Skunk-Stripe, da der Halsstab vor dem Verleimen des Griffbretts eingelegt wurde. Natürlich wurde Letzteres ebenfalls hitzebehandelt, sodass es farblich identisch mit dem restlichen Holz ist. Zentral zwischen dem 11. und 13. Bund thront das Logo des Herstellers als Inlay im Griffbrett, während ansonsten Offset-Dots in dezentem Schwarz für die notwendige Orientierung sorgen.

(Bild: Dieter Stork)

Die 24 Bundstäbe sind absolut präzise in das Holz eingelassen – leider sind bei der blauen Version der DX-100 Schleifspuren auf dem Griffbrett zu sehen, die beim Abrichten der Bünde entstanden sein müssen. Das erstaunlich kräftig ausgefallene C-Profil des Halses fühlt sich absolut solide an, und das seidenmatte Finish sorgt für ein angenehmes haptisches Erlebnis. Was man von älteren Schraubhals-Gitarren kennt, ist das Phänomen, dass der Hals leichtes Spiel in der Halstasche des Korpus hat, hier am ausgeprägtesten bei der grünen Variante). Das birgt die Gefahr, dass sich bei intensivem Spiel oder einem Neck-Bending die Gitarre verstimmen kann. Nichts, was ungewöhnlich wäre, aber im Zeitalter von CNC-Fräsen durchaus vermeidbar. Ein wirkliches Thema war das vor allem bei den Drei-Punkt-verschraubten Hälsen von Fender in den 70ern. Bei einer Vierpunktverschraubung (wie hier) lässt sich das Phänomen durch gut angezogene Schrauben in den Griff bekommen (aber Vorsicht – nach fest kommt ab!).

(Bild: Dieter Stork)

Die Locking-Mechaniken vom chinesischen Hersteller Der Jung haben einen satten Lauf, und das freischwebende Stainless-2-PointVibrato-System lässt sich einwandfrei bedienen. Natürlich darf man hier nicht die Stimmstabilität eines Locking-Vibratos erwarten: Satte Dive-Bombs sind zwar möglich, gehen aber nicht gänzlich stimmstabil über die Bühne, was aber einfach in der Natur der Sache liegt. Für die Klangübertragung sind zwei kappenlose Custom-Humbucker von J&D zuständig, die bei allen Modellen mit weißen Spulenkörpern ausgestattet sind. Regelbar sind die Tonabnehmer mit einem Master-Volume- und einem Master-Tone-Regler. Schräg unterhalb des Pickup-Wahlschalters, der auf drei Positionen einrastet, befindet sich noch ein kleiner Mini-Switch, der die Tonabnehmer splittet. Durch die reduzierte Elektronik wirkt die DX-100 insgesamt sehr aufgeräumt, auch auf ein Schlagbrett wurde verzichtet.

Das auf der Korpusrückseite zugängliche E-Fach dagegen sieht von innen nicht ganz so aufgeräumt aus, ist aber – ein Plus für die Split-Sounds – mit Abschirmlack ausgepinselt (wenn auch ein wenig rustikal). Ebenfalls auf der Rückseite der Gitarre befindet sich die Klinkenbuchse. Hier wurde ein klassisches Strat-Style-Buchsenblech verbaut, was zum cleanen Look der Front beiträgt, aber auch zur Folge hat, dass die Verwendung eines Winkelsteckers schwierig ist. Trotz kleinerer Mängel können die Konstruktion und die Verarbeitung der Testgitarren überzeugen, erst Recht, wenn man sich den Preis vergegenwärtigt. Und speziell der Hals mit seiner milchkaffeebraunen Farbe ist ein tolles Highlight.

BEQUEMES SPIEL

Egal ob im Sitzen oder stehend: Alle drei DX-100-Gitarren lassen sich sehr bequem bespielen. Die Korpusform schmiegt sich an den Körper und vor allem das Shaping für den rechten Arm erweist sich als überaus hilfreich. Das flache Brückensystem bietet eine schöne Auflagefläche für die Anschlaghand, sodass ein durchaus kontrolliertes Spiel möglich ist.

(Bild: Dieter Stork)

Überrascht hat mich aber in erster Linie der Hals: Wo viele Gitarren in diesem Preissegment auf extrem schlanke Hälse setzen, sind unsere Testgitarren mit einem zwar kräftigen aber dennoch sehr komfortablen C-Profil ausgestattet worden, das sicherlich den allermeisten Gitarrist:innen wunderbar in der Hand liegen dürfte. Durch das großzügige Shaping im Bereich der Halsaufnahme wird das Spiel in den allerhöchsten Lagen ein wenig erleichtert, wenngleich hier nicht derselbe Spielkomfort zu erwarten ist, den beispielsweise ein durchgehender Hals mit weichem Übergang bietet.

Soundcheck und Resümee auf Seite 2

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Erstaunlich,was da derzeit so an günstigen E.-Gitarren,die mitunter sogar richtig gut bespielbar sind,auf den Markt kommen.

    Wir wären sehr froh gewesen,solche Elektrischen in den späten 1970/80er-Jahren,und auch in den 1990er-Jahren ordern zu können!

    Für knapp unter 300,-€uro erhält man heute Instrumente aus China,die man sich damalig sehnlichst gewünscht hätte zu besitzen.

    Ja,ganz klar,die Zeiten ändern sich,der Anspruch wird auch bei Einsteigern/Anfängern immer höher.

    Zur Erinnerung: ich zahlte Ende der 1980er-Jahre für eine neue B.C.Rich „Warlock“ Copy mit einem deutlich kleineren Korpus vom koreanischen Gitarrenfabrikanten Samick noch satte 850,-DM,die zwar heute ultra selten als Gebrauchte zu finden ist,aber damals für mich relativ hochpreisig für eine nachgemachte Heavy Metal Axt a la’ B.C.Rich mit 2 Humbuckern und extrem fetten angeschäfteten Ahornhals in einem kleinen Berliner Gitarrenshop zu haben war. Ich besitze sie sogar noch heute in sehr gepflegtem originalen Zustand.

    Samick aus Korea war ja bereits damals schon einer der weltweit führenden Gitarrenhersteller mit den modernsten CNC-Fräsen und top gebauten Instrumenten,die bis dato im Auftrag für etablierte Markenlabels wie Ibanez,Gibson,Fender/Squier e.t.c. hochwertige Gitarren fertigen.Vielen Leuten war das bis jetzt noch garnicht bewußt.Gitarren aus Süd-Korea wurden damals bereits sauber verarbeitet,klangen durchaus gut,und sind heutzutage mitunter als sehr hochwertige Limited Special Runs (z.B. Guild´s Polara Newark SG) inklusive eines edlen Hardshellcase zum absolut fairen Preis zu kaufen.Egal,ob aus China,Korea oder Indonesien kommend,der asiatische Raum hat sich längst auf den sehr hohen Standard bekannter Marken eingestellt,und liefert beste Qualität zu (noch) bezahlbaren Preisen.
    Die Zeiten,als es noch als Garant für höchste Fertigungsqualität galt,wenn eine Gitarre aus den U.S.A. kam,sind heute schon längst überholt,dies bewiesen selbst Strat-Plagiate der einstigen „Pre Lawsuit Aera“ von Ibanez/Greco aus Japan,die momentan als „Used Vintage Guitars“ unter Sammlerfetischisten kaum noch zu finden sind! Es existieren derweil sogar schon sehr präzise nachgemachte Kopien,die selbst von anerkannten Experten kaum noch von den „Original Plagiaten“ zu unterscheiden sind!
    „Originale Plagiate“ klingt evtl. verwirrend,-gemeint sind hier aber die alten Kopien die erneut aus neuwertigen Teilen fachmännisch zusammengesetzt wurden,und nicht aus Japan stammen.Eine „echte“ betagte,in Japan bei Fujigen Gakki gefertigte „Squier/by Fender“ Stratocaster aus früheren Zeiten zu finden,ist heute völlig aussichtslos! Damals wollte niemand eine einfache Squier Stratocaster aus Japan,heute läßt Fender unter eigenem Label streng limitierte Made in Japan Classic Strats in Japan neu fertigen,die in ihrer Qualität und dem Sound den Strats von damals sehr nahe kommen.Man könnte sie auch als so genannte „Old Vintage Retro Japan Strats“ bezeichnen.Ich besitze selbst eine davon,sie sind haptisch,qualitativ und klanglich schon recht nah an den alten Stratocaster orientiert,aber preislich gesehen bedeutend günstiger zu haben.Da ich desweiteren auch eine alte pechschwarze Greco-Stratocaster Rarität aus Japan in top Zustand in meiner Sammlung habe,deren Body aus Sen-Esche und Big Headstock mit Trussrod Bullet besteht,weiß ich die Klangeigenschaften und die überwiegend noch in Handarbeit geschliffenen und akkurat gefertigten Bodies von den heutigen Neuen zu unterscheiden.Ja,es stimmt,die alten abgelagerten Hölzer,die Hardware und die Singlecoils (von Maxon?) der besagten Greco klingen insgesamt ganz anders,eben kerniger,dynamischer und direkter in der Ansprache.Keine Frage,so sollte eine alte Stratocaster klingen!

    Gut,daß es nun aber auch global brauchbare neue Elektrische zu fairen Preisen für den Einsteiger zu kaufen gibt!

    Die J&D scheint da genau die Zielgruppe der Anfänger zu treffen.
    Prima Sache!

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  2. Abschirmlack ist Quatsch! Und auf das “CE”-Zeichen hätten sie besser verzichtet! Und was soll diese Bemerkung mit dem Winkelstecker?

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  3. Jack & Danny sind definitiv keine Hausmarke vom Musicstore.
    Der Musicstore ist nur der Generalimporteur (European Distributor).
    Jack & Danny = J&D Luthiers, in 1974 von den Brüdern Doug and Joe D’Alessio als J & D Guitar Repair Shop Inc. gegründet und stellen hochwertige Akustikgitarren als Einzelstücke in Familienarbeit her.
    Aufgrund der hohen Nachfrage an Elektro-Gitarren, beauftragten sie ab den späten 1990ern World Sound Music (Huizhou) Co., Ltd. , unter dem Brand Jack & Danny Guitars und J&D Guitars, eine Marktstarke E-Gitarrenreihe herzustellen. World Sound Musik macht und machte Squiers, Strats und Mustangs für Fender, Epiphone Swingster, Sheratons und Les Pauls, Yamaha Pacifias, Einige PRS und andere namhafte oder legendäre Gitarren. J&D profitieren von diesem Know how und in den letzten 3 – 5 Jahren wurden sie immer besser. Auch hochwertigere Komponenten, wie Grover Rolamatic Tuners, Gotoh-Brücken, Artec PUs, Wilkinson PUS und Custom PUS halten immer mehr Einzug in die einzelnen Modelle. Meine Frau spielt einen Bass dieser Marke und ein bekannter Basser, der mehrere teure Markenbässe besitzt, wollte ihn nicht mehr aus der Hand lassen. Mein Sohn spielt eine Strat von J&D und sie ist am guten Amp ein tolles Teil. Meine derzeitige Lieblingsgitarre ist die J&D SA70S-Trem, die leider seit 2 Jahren aufgrund mangelnder Nachfrage nicht mehr hergestellt wird. Das Ding ist nach einem professionellen Setup schlicht ne Wucht. Wir haben Vergleichsmöglichkeiten, ja. Deshalb erwähne ich das Ganze ja erst. Kurz: am Finish wird da noch manchmal gut gespart, wird aber stetig besser. Ein Setup brauchen die meisten, wenn sie aus dem Karton kommen, was aber auch bei Markengitten vor kommen kann. Vom Sound und der Bespielbarkeit, sowie der Langlebigkeit, können sie inzwischen ganz gut mit den “guten großen” mithalten. Einige Modelle sind nach guter einstellung durchaus für den Amatauer oder den Professionellen Gebrauch geeignet. Es darf dem Spieler halt nicht peinlich sein, wenn nicht eine der großen Marken auf der Kopfplatte steht.
    Info-Quelle zu J&D: https://www.musocity.com.au/collections/j-d-luthiers-guitars
    und
    https://www.musicspecialists.com.au/brand/j-d-luthiers/
    und
    http://en.worldsoundmusic.cn/ ,die mir per E-Mail auf Anfrage die eben genannten Fakten bestätigt haben.

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