Teil 1: Jochen Lody

Die Mini-Röhren-Revolution: Nutube Pedale!

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Nutube(Bild: Dieter Stork)

Mit der Nutube hat Korg eine neue Art der Röhre ins Rennen geschickt, die zahlreiche Vorteile mit sich bringt. Sie benötigt weniger Spannung, wird nicht heiß, ist flacher in der Bauform und da Nutubes verschleißfrei sind, müssen sie auch nie getauscht werden. Im Rahmen unserer Nutube-Aktion haben wir, in Zusammenarbeit mit KORG, VOX und der Facebook-Gruppe „Pedalboard“ nach ambitionierten Pedal-Bauern gesucht, die sich zutrauten, das volle Potential der Nutube zu entfesseln.

Wir waren gespannt auf Pedale jeder Art – ob Hall-, Echo-, Tremolo-Effekte, oder Metal-Zerrer. Die Ergebnisse stellt euch G&B-Autor und Pedal-Nerd Marc Oliver Richter im Detail vor, den Anfang macht in dieser Folge ein zweikanaliges Low-Gain-Overdrive von Jochen Lody.

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im test

Nutube(Bild: Dieter Stork)

Jochen Lody hat den Korg 6P1 in einen Low-Gain-Verzerrer integriert. Ja, das macht bereits auf den ersten Blick Sinn. Sind es doch gerade die leicht angezerrten Sounds, die mit herkömmlichen Transistorschaltungen nur schwer zu realisieren sind. Und die wenigen Röhrenverzerrer im Halbleiter-Meer zeichnen sich v. a. durch ihre Qualitäten im Crunch-Bereich aus. Wenn man sich den Ton von Keith Richards, John Mayer und Eric Clapton als Referenz setzt, könnte die Nutube-Schaltung gerade recht kommen. Aber vor dem Hören schauen wir erst mal.

Hier wird die Nutube auf Herz und Nieren getestet.
Am Arbeitsplatz wird das Innenleben im Gehäuse verbaut.

Das Pedal ist zweikanalig konzipiert. Das legen bereits die beiden Fußschalter nahe. Der rechte Schalter ist der Bypass für das gesamte Pedal, der linke ist mit Lead beschriftet und schaltet eine zweite Vorstufe hinzu. Die Regler für den reinen Nutube-Betrieb sind auf der rechten Seite. Über Verzerrungsgrad (Gain) und Lautstärke (Volume) sowie in Höhen (Treble) und Bass wird der Grundsound des Pedals eingestellt.

Wird der Lead-Kanal dazugeschaltet, kommen die linken Regler Gain, Volume, Treble und Bass zusätzlich ins Spiel. Die rechten Regler bleiben weiterhin aktiv, da der Lead-Sound kaskadiert wird. Eine weitere Besonderheit ist der Mix-Regler, der im Nutube-Kanal das behandelte und das unbehandelte Signal mischt. Eine Idee, auf die Jochen Lody durch die Info kam, dass Keith Richards einen angezerrten und einen clean eingestellten Verstärker gleichzeitig nutzt.

Im Vergleich: Der erste Prototyp (rechts) in konventioneller Bauweise und das fertige Pedal (links) mit SMD-Bauteilen.
Im Vergleich: Der erste Prototyp (rechts) in konventioneller Bauweise und das fertige Pedal (links) mit SMD-Bauteilen.

Technisch ist der Lody-Nutube schon mal sehr interessant. Die Optik des Pedals ist aber eher rustikal: ein Arbeitsgerät eben. Einziges Schmankerl ist eine Aussparung in der Mitte des Pedals, damit man der leuchtenden Nutube bei der Arbeit zuschauen kann. Aber wir hören ja nicht mit den Augen – daher auf zum Klangtest!

Bereits nach wenigen Akkorden ist klar, dass hier ein exzellentes Pedal kreiert wurde. Die Mittelposition der Potis ist schon mal ein guter Einstieg, um dem Nutube-Kanal eine sehr angenehme leichte Verzerrung zu entlocken. Aber auch bei voll aufgedrehtem Gain bleibt der Nutube im Crunch-Bereich. Der Grundsound ist warm und weich. Um etwas mehr Spritzigkeit und Attack hinzuzufügen, betätigt man den Mixregler und mischt das trockene Signal unter. Im Zusammenspiel mit Gain und Mix sind bereits so viele Low-Gain-Facetten möglich, dass man sich kaum entscheiden mag.

Wer jetzt noch nicht zufrieden ist, sollte die Klangregelung betätigen: Das Treble- und Basspotential, das die beiden Minipotis abrufen, ist enorm. Der Crunch-Bereich kann hier in unglaublich vielen Facetten ausgeleuchtet werden. Die Betätigung des Lead-Schalters hebt das Pedal vom Crunch- in den Mid-Gain und bis fast an Hi-Gain heran. Wo die Reise endet, bestimmt der Gain-Regler des Lead-Kanals in Zusammenarbeit mit der wieder sehr effektiven Klangregelung. Auch hier verhilft uns der Mix-Regler zu scheinbar unendlichen Nuancen. Trotzdem bleibt der Grundcharakter immer warm und weich – ideal für alles von Blues bis Classic-Rock.

Während der Nutube-Kanal mit dem Grundsound unterschiedlicher Verstärker sehr vorsichtig umgeht – die Klangcharakteristiken unterschiedlicher Verstärker bleiben immer offensichtlich –, nimmt sich der Lead-Kanal das Hausrecht und bestimmt den Gesamtklang maßgeblich. Gut so! Denn der Klang stimmt! Ausgesprochen überzeugend klingt das Pedal auch über eine Lautsprechersimulation. Noch ein Beleg für seine Qualität. Und da sein zweikanaliges Konzept auch noch praxistauglich ist, kann man nur hoffen, dass das Pedal von Jochen Lody kein Einzelstück bleiben wird!

jochen lody

Nutube

Unser Nutube-Tüftler Jochen Lody, 54, startete im zarten Alter von 12 Jahren seine Bastlerkarriere. Nach einer Bauanleitung seiner Mutter entstand ein Detektorapparat. Als Jugendlicher baute er fleißig Sperrmüllradios um. Mit Büchern von Hellmut Lemme wurde Jochen etwas zielgerichteter und konstruierte, unter anderem für seine Musik-Abiturprüfung, einen Gitarrenverstärker. Während seines Nachrichtentechnik-Studiums in Kassel ist er mit dem Bau eines Scanner-Interfaces in die Computerwelt abgedriftet und arbeitet bis heute in dieser Branche als EDV-Berater. Kleine Schaltungsentwicklungen machen ihm den Alltag spannender. Vor circa vier Jahren hat Jochen sein erstes Pedal gebaut; das Nutube-Projekt ist sein zweiter Wurf.


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Noch mehr Nutube gefällig?

Nutube

Noch mehr Bilder zu Jochen Lodys Bauprojekt findet ihr in der Pedalboard Facebook-Gruppe unter www.facebook.com/groups/pedalboard!

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Absolut coole Sounds. Und das sage ich nicht nur als glühender Richards-Verehrer. Da wäre es natürlich spannend zu erfahren, ob Herr Lody denn nicht eine kleine Serie auf den Markt schmeißen will 😉

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    1. Ich bin zwar kein Keith Fan, aber der/die Sounds waren schon SEHR nah am Original. Respekt, Respekt, da kann ich nur meinen Hut ziehen. Das Pedal sollte unbedingt zur Marktreife/Serienfertigung weiterentwickelt werden. Ich denke, das Pedal findet einen starken Absatz, auch wenn’s ein paar Euro mehr kostet.

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  2. Bei solchen Soundproben ist es schwierig heraus zu hören was das Teil in der Kette wirklich beiträgt. Ich empfehle daher erstmal die Sequenz ohne den Effekt zu spielen.

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  3. Welche Speaker-Simulation wurden auf den Aufnahmen benutzt. Gruß Peter

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    1. Es wurde keine Lautsprechersimulation benutzt. Die Kette ist Gitarre, Pedal, Amp, Mikrophon, Interface, Rechner. Es fand auch keine Bearbeitung der Aufnahme statt. Der Verstärker ist jeweils clean eingestellt.

      Jochen

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  4. Wo bleibt Teil 2 ?Wo ist der Link?

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  5. Toller Sound!! Ich stelle mich gerne als Tester zur Verfügung 🙂

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