(Bild: Dieter Stork)
Wir leben in guten Zeiten für Anfängerinnen und Anfänger: Die Auswahl an erschwinglichen Einstiegsinstrumenten ist riesig und die gebotene Qualität teilweise wirklich überraschend gut. Als neue Marke möchte Arrow das bereits umfangreiche Angebot mit in China gebauten und in Polen entworfenen Instrumenten bereichern.
Mein erster Bass war kein Arrow, sondern ein Aria. Genauer gesagt war es ein Aria Diamond EJ320. Es handelte sich also nicht um einen „Besser-als-Fender”-Japaner, sondern um eine Gedächtniskopie mit kruden Mechaniken, einer hübsch-hässlichen Kopfplatte und zwei Tonabnehmern, die eher an P90 erinnerten. Sie versteckten ihre so gar nicht jazzbassige Bauart unter sehr fenderigen Chromabdeckungen.
AUFBAU
Davon kann beim Arrow keine Rede sein. Welcher oft kopierte Bass amerikanischen Ursprungs hier Pate stand, ist nicht schwer zu erraten. Auch wenn Arrow auf ihrer Website davon schreiben, ikonische Korpusformen neu zu überdenken, übernimmt der Pappelbody die Form des Jazz Basses ohne Veränderungen. Mit seinem geschwungenen Umriss und den bequemen Shapings für Bauch und Unterarm gehört der Jazz Bass ja nicht von ungefähr zu den Klassikern und bietet eine erfolgversprechende Vorlage. Hier sind drei Holzstücke zusammengeleimt, von denen sich das obere in Farbe und Maserung etwas absetzt. Pappel ist ohnehin nicht das aufregendste Holz und wirkt durch den Lack nicht so klar wie Esche, sondern eher milchig – das ist aber reine Optik.
Der Hals aus kanadischem Ahorn punktet dagegen mit einem sauberen Maserungsverlauf. Da der Ton eines Basses auch maßgeblich vom Hals beeinflusst wird, ist stabil gewachsenes Holz definitiv von Vorteil. Auch das aufgeleimte Griffbrett ist aus Ahorn. Im Gegensatz zum Korpus ist hier alles matt lackiert. Die Kopfplatte orientiert sich nah genug am gewohnten Look, ist aber weit genug vom Original entfernt, um keine rechtlichen Probleme zu verursachen. Hier arbeiten vier offene Mechaniken, die sich etwas knurpselig drehen. Ansonsten ist das Stimmen aber unproblematisch und die Stimmung hält auch, wenn ich ordentlich an den Saiten reiße. Ein Niederhalter gibt der D- und der G-Saite den nötigen Druck im Sattel, der aus Micarta gefertigt und sauber gekerbt ist.
(Bild: Dieter Stork)
Im Griffbrett sind 21 Bundstäbchen eingesetzt, die sauber bearbeitet sind und deren Enden der Bundschlitze bündig verschlossen sind. Schwarze Dots im Griffbrett und kleinere schwarze Punkte in der Flanke dienen als Orientierungshilfe in den Lagen. Hals und Korpus sind vierfach verschraubt. Die mit dem Firmenlogo geprägte Halshalteplatte ist mit einem Plastikunterleger zum Lackschutz versehen. Ein nettes Detail sind auch die Filzunterleger an den Gurtpins.
(Bild: Dieter Stork)
Die Brücke, durch die die Saiten durchgefädelt werden müssen, ist ein etwas massiverer L-Winkel im Fender-Stil. Sie ist vierfach verschraubt und verfügt über Rillen zur Führung der Saitenreiter. Diese können in Saitenhöhe und Oktave justiert werden. Auch bei der elektrischen Ausstattung gibt es keine Überraschungen: Zwei einspulige Tonabnehmer sitzen an den üblichen Stellen und können jeweils in der Lautstärke und gemeinsam im Ton geregelt werden.
(Bild: Dieter Stork)
Die zugehörigen Potis sitzen auf einer Metallplatte, die sauber an das dreischichtige schwarz-weiß-schwarze Schlagbrett anschließt. Ein Blick unter die Platte zeigt die für dieses Niveau gängige Qualität und gute Verarbeitung. Einzig bei der Buchse würde ich nicht drauf wetten, dass die in zehn Jahren noch funktioniert, ein irgendwann fälliger Austausch ist aber schnell und günstig gemacht.
Bespielbarkeit, Sound und Resümee auf Seite 2 …
(Bild: Dieter Stork)
BESPIELBARKEIT & SOUND
Zunächst einmal funktioniert alles wie es soll. Auch die Werkseinstellung, mit der ich den Louisiana aus dem Karton nehme, ist akkurat gemacht. Einzig die Krümmung des für den Jazz Bass typisch schmal geschnittenen Halses ist mir ein bisschen zu stark, was aber witterungsbedingt völlig normal ist. Ich setze den Inbusschlüssel an, um den Stahlstab einzustellen. Dieser ist an der Kopfplatte zugänglich. Die Trussrodmutter lässt sich mit angenehmem Widerstand drehen und der Hals reagiert wie erwartet. Schon ist die Saitenlage richtig gut. Weiter runter geht es zumindest auf der G-Saite nicht, ich bin aber auch schon im flachen und damit sehr entspannt spielbaren Bereich.
Positiv fallen die Bundierung mit kompletter Schnarrfreiheit und die leicht abgerundeten Griffbrettkanten auf. Diese sogenannten „Rolled Edges” sollen das eingespielte Gefühl eines alten, ordentlich eingerockten Instruments simulieren. Das fühlt sich gut an, damit hätte ich in dieser Preisklasse nicht gerechnet. Ebenfalls eine positive Überraschung ist, dass es keine Deadspots gibt, also keine einzelnen Töne, die nach kurzem Abklingen in Obertöne kippen und/oder kaum ansprechen. Da macht schon das trockene Anspielen ohne Verstärker Spaß. Ein wenig spaßbremsend ist die für diese Bauart typische Kopflastigkeit. Die Kopfplatte zieht den Hals am Gurt nach unten, aber so milde, dass ein guter Gurt ausreicht, um dies zu kompensieren.
Die Pickups geben den Klang angenehm druckvoll wieder, mit eher weichen Höhen. Die von unten mit Keramik-Barren magnetisierten Polstücke kucken leider etwas aus den Gehäusen raus, und da die Konstruktion verklebt ist, ist das auch nicht mal eben zu ändern. Immerhin sind sie abgerundet. Trotzdem klackt es im Amp, wenn die Pickups bei heftiger Spielweise nah an den Saiten sind. Aber eigentlich ist das ist auch nicht nötig, denn schon ohne Anstrengung ist der Sound gut. Wenn alle Regler voll aufgedreht sind und somit beide Pickups in Betrieb sind, ist der Bass brummfrei und die Mitten sind etwas zurückgenommen. Die Höhen sind, wie gesagt, etwas weicher, geben aber ausreichend Definition, während die Bässe warm und füllig klingen. Wenn man die Volume-Regler zurückdreht, lassen sich über etwa ein Drittel des Regelwegs Mischungen einstellen; darunter sind nur noch die einzelnen Pickups zu hören. Sobald ein Abnehmer leiser gedreht wird, können sich Einstreuungen in Form von Brummen bemerkbar machen, was aber normal ist. Mehr Abstand oder ein anderer Winkel zu Verstärker oder Interface/Rechner können da helfen.
Klanglich gibt es ebenfalls das, was ich erwarte: einen raueren Charakter vom Halspickup mit mehr hohen Mitten, knödelige, knurrige Tiefmitten vom Stegpickup liefern den bekannten Jazz-Bass-Growl, vor allem bei etwas kräftigerem, stegnahem Anschlag. Die passive Tonblende verstärkt im Idealfall den Mittencharakter. Das funktioniert beim Louisiana nicht wirklich, dafür nimmt sie die Höhen auf dem ganzen Regelweg sehr gleichmäßig zurück, ohne den Sound dumpf und formlos werden zu lassen. Das ist wiederum sehr gut nutzbar.
RESÜMEE
Ich war skeptisch, als ich den Louisiana Bass von Arrow auspackte. Nie von der Marke gehört, die x-te Kopie aus chinesischer Fertigung – was soll das schon sein? Was es ist, ist ein wirklich guter Bass, den ich Anfängerinnen und Anfänger ebenso empfehlen kann, wie ich ihn mir als Schulausstattung vorstellen kann. Oder als Zweitbass für Sessions, bei denen das Instrument auch mal eine Macke abbekommen darf. Vorausgesetzt natürlich, alle Instrumente sind so gut eingestellt und einstellbar wie mein Testbass. Besonders gut gefallen haben mir die gerundeten Griffbrettkanten und die gleichmäßige Tonentfaltung, die von den Pickups angemessen wiedergegeben wird. Wie das so günstig geht, inklusive ordentlicher Qualitätskontrolle, ist mir ein Rätsel. Auf jeden Fall stellt dieser Bass einen Quantensprung gegenüber meinem ersten Bass dar und das bei einem Viertel des Preises, den der Diamond damals gekostet hat. Okay, wir wurden damals als Ahnungslose über den Tisch gezogen – der Arrow ist dagegen ein sehr reelles Angebot. ●
Plus
● Bespielbarkeit
● Sound
● Werkseinstellung
● Rolled Edges
● Gewicht
● Preis-Leistungs-Verhältnis

(erschienen in Gitarre & Bass 10/2025)