Ein sehr reelles Angebot
Deep down in Louisiana: Arrow Louisiana 4 im Test
von Jogi Sweers, Artikel aus dem Archiv
(Bild: Dieter Stork)
BESPIELBARKEIT & SOUND
Zunächst einmal funktioniert alles wie es soll. Auch die Werkseinstellung, mit der ich den Louisiana aus dem Karton nehme, ist akkurat gemacht. Einzig die Krümmung des für den Jazz Bass typisch schmal geschnittenen Halses ist mir ein bisschen zu stark, was aber witterungsbedingt völlig normal ist. Ich setze den Inbusschlüssel an, um den Stahlstab einzustellen. Dieser ist an der Kopfplatte zugänglich. Die Trussrodmutter lässt sich mit angenehmem Widerstand drehen und der Hals reagiert wie erwartet. Schon ist die Saitenlage richtig gut. Weiter runter geht es zumindest auf der G-Saite nicht, ich bin aber auch schon im flachen und damit sehr entspannt spielbaren Bereich.
Positiv fallen die Bundierung mit kompletter Schnarrfreiheit und die leicht abgerundeten Griffbrettkanten auf. Diese sogenannten „Rolled Edges” sollen das eingespielte Gefühl eines alten, ordentlich eingerockten Instruments simulieren. Das fühlt sich gut an, damit hätte ich in dieser Preisklasse nicht gerechnet. Ebenfalls eine positive Überraschung ist, dass es keine Deadspots gibt, also keine einzelnen Töne, die nach kurzem Abklingen in Obertöne kippen und/oder kaum ansprechen. Da macht schon das trockene Anspielen ohne Verstärker Spaß. Ein wenig spaßbremsend ist die für diese Bauart typische Kopflastigkeit. Die Kopfplatte zieht den Hals am Gurt nach unten, aber so milde, dass ein guter Gurt ausreicht, um dies zu kompensieren.
Die Pickups geben den Klang angenehm druckvoll wieder, mit eher weichen Höhen. Die von unten mit Keramik-Barren magnetisierten Polstücke kucken leider etwas aus den Gehäusen raus, und da die Konstruktion verklebt ist, ist das auch nicht mal eben zu ändern. Immerhin sind sie abgerundet. Trotzdem klackt es im Amp, wenn die Pickups bei heftiger Spielweise nah an den Saiten sind. Aber eigentlich ist das ist auch nicht nötig, denn schon ohne Anstrengung ist der Sound gut. Wenn alle Regler voll aufgedreht sind und somit beide Pickups in Betrieb sind, ist der Bass brummfrei und die Mitten sind etwas zurückgenommen. Die Höhen sind, wie gesagt, etwas weicher, geben aber ausreichend Definition, während die Bässe warm und füllig klingen. Wenn man die Volume-Regler zurückdreht, lassen sich über etwa ein Drittel des Regelwegs Mischungen einstellen; darunter sind nur noch die einzelnen Pickups zu hören. Sobald ein Abnehmer leiser gedreht wird, können sich Einstreuungen in Form von Brummen bemerkbar machen, was aber normal ist. Mehr Abstand oder ein anderer Winkel zu Verstärker oder Interface/Rechner können da helfen.
Klanglich gibt es ebenfalls das, was ich erwarte: einen raueren Charakter vom Halspickup mit mehr hohen Mitten, knödelige, knurrige Tiefmitten vom Stegpickup liefern den bekannten Jazz-Bass-Growl, vor allem bei etwas kräftigerem, stegnahem Anschlag. Die passive Tonblende verstärkt im Idealfall den Mittencharakter. Das funktioniert beim Louisiana nicht wirklich, dafür nimmt sie die Höhen auf dem ganzen Regelweg sehr gleichmäßig zurück, ohne den Sound dumpf und formlos werden zu lassen. Das ist wiederum sehr gut nutzbar.
RESÜMEE
Ich war skeptisch, als ich den Louisiana Bass von Arrow auspackte. Nie von der Marke gehört, die x-te Kopie aus chinesischer Fertigung – was soll das schon sein? Was es ist, ist ein wirklich guter Bass, den ich Anfängerinnen und Anfänger ebenso empfehlen kann, wie ich ihn mir als Schulausstattung vorstellen kann. Oder als Zweitbass für Sessions, bei denen das Instrument auch mal eine Macke abbekommen darf. Vorausgesetzt natürlich, alle Instrumente sind so gut eingestellt und einstellbar wie mein Testbass. Besonders gut gefallen haben mir die gerundeten Griffbrettkanten und die gleichmäßige Tonentfaltung, die von den Pickups angemessen wiedergegeben wird. Wie das so günstig geht, inklusive ordentlicher Qualitätskontrolle, ist mir ein Rätsel. Auf jeden Fall stellt dieser Bass einen Quantensprung gegenüber meinem ersten Bass dar und das bei einem Viertel des Preises, den der Diamond damals gekostet hat. Okay, wir wurden damals als Ahnungslose über den Tisch gezogen – der Arrow ist dagegen ein sehr reelles Angebot. ●
Plus
● Bespielbarkeit
● Sound
● Werkseinstellung
● Rolled Edges
● Gewicht
● Preis-Leistungs-Verhältnis

(erschienen in Gitarre & Bass 10/2025)
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