Cort Arona 4 OPBR & Arona 5 BLK designed by Sandberg im Test

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Vier- und Fünf-saitiger Bass von Cort, stehend
(Bild: Dieter Stork)

 

Das sind doch zwei Bullet TMs von Sandberg, werden viele Bassisten bei oberflächlicher Betrachtung auf Anhieb denken. Nicht ganz richtig, aber auch nicht ganz falsch.

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Die Ähnlichkeit der Cort-Arona-Modelle mit Sandberg-Bässen ist zwar nicht von der Hand zu weisen, aber wenn man die beiden Instrumente übereinanderlegt, dann wird eines sofort klar: Hier handelt es sich um zwei unterschiedliche Entwürfe. Die Handschrift der Bassmanufaktur aus Braunschweig ist unverkennbar, aber alle Arona-Bässe werden zu 100% von Cort hergestellt und tragen natürlich auch auf der Kopfplatte den Cort Firmenschriftzug.

 

Konstruktion von Cort Arona 4 OPBR und Arona 5 BLK

Tonabnehmer mit dicken Polepieces, ein eleganter Body, das erinnert schon ein wenig an einen Sandberg Bullet TM. Das ist aber auch schon alles, denn die Unterschiede werden im folgenden schnell offensichtlich.

Konstruktion, Holzauswahl und Hardware sind bei beiden Arona-Bässen nahezu identisch. Die einzige Abweichung, neben der unterschiedlichen Saitenanzahl, bildet das Material der Bodys und deren uneinheitliche Oberflächengestaltung. Der Viersaiter hat einen zweiteiligen Korpus aus typisch stark gemaserter, bis zu 39,9 mm dicker Sumpfesche erhalten. Durch die offenporige Oberfläche wird die Esche-Maserung plastisch herausgearbeitet. Der mattbraune Lack wird zum Rand hin dunkler und geht schließlich in ein Schwarz über. Der Fünfsaiter hingegen hat einen bis zu 42 mm dicken Erlekorpus bekommen, und präsentiert sich mit einer schwarzen Hochglanzlackierung.

Dreistreifig, aus Canadian-Hard-Rock-Maple gebaut, besitzen die beiden seidig matt lackierten Hälse ein ca. 5,5 mm dickes, aufgeleimtes Palisandergriffbrett. Neben einem Nullbund haben beide Arona-Bässe 24 sauber entgratete und verrundete Medium-Bünde erhalten. Große weiße Kunststoffpunkte im Griffbrett, sowie kleinere Dots in der Griffbrettflanke dienen der problemlosen Orientierungshilfe.

Auf der leicht nach hinten abgewinkelten Kopfplatte sitzen bei dem Viersaiter in einer 2/2-, bei dem Fünfsaiter in einer 3/2- Anordnung gekapselte Stimmmechaniken, die ein präzises und tadelloses Feinstimmen sicherstellen. Beide Kopfplatten haben ein dunkles, ca. 3,6 mm starkes Holzfurnier erhalten, auf dem gut lesbar der Name des Herstellers platziert worden ist. Der Designer wird ebenfalls gewürdigt und ist auf der Abdeckplatte für den Spannstab verewigt worden. Eine vierfache Verschraubung mit dem Korpus ist nicht sonderlich erwähnenswert, doch hier fällt neben der exakten, sauberen Ausfräsung und Passgenauigkeit, auch die großflächige Ausführung der Halstasche auf. Eine präzise und obertonreiche Ansprache sollte der massive, von Sandberg entworfene Steg sicherstellen, bei dem jede einzelne Saite dreidimensional justierbar ist.

 

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Großflächiger Hals/Korpuskontakt = mehr Sustain (Bild: Dieter Stork)

 

Im Korpusholz der beiden Cort-Bässe sitzen zwei passive Tonabnehmer von Desonic, ein Entwurf des deutschen Herstellers Delano. In der Halsposition befindet sich ein Single-coil, in der Bridge-Position ein Humbucker. Jede einzelne Saite läuft dabei mittig über mächtige, 9,25-mm-Polstücke.

Das Bedienfeld der Cort-Bässe ist mit vier Potiplätzen übersichtlich ausgefallen. Die beiden Tonabnehmer der Arona-Bässe lassen sich über ein Überblend-Poti stufenlos mischen. Aktive Klangregler für Bässe und Höhen ermöglichen zusätzliche Variationen. Der Knopf für den Master-Volume-Regler fungiert hier gleichzeitig als Zugschalter, mit dem man den aktiven Zweiband-EQ abschalten kann. Der Strombedarf der Arona-Aktiv-Schaltung ist mit etwa 1 mA recht moderat ausgefallen, das sollte mit einem Alkaline-Block für etwa 500 Betriebsstunden ausreichen. In einem separaten Klappfach auf der Korpusrückseite ist die 9-Volt-Batterie untergebracht. Die Elektronik hat ebenfalls auf der Korpusrückseite ein eigenes Fach erhalten. Die Zwischenprüfung haben die beiden Testkandidaten bislang mit guten Noten bestanden. Eine Verarbeitung ohne Fehl und Tadel, gute Hölzer und eine kompetente Hardware, zu der natürlich auch arretierbare Gurthalter gehören, weisen schon darauf hin, diese Bässe können was!

 

Cort Arona 4 OPBR und Arona 5 BLK designed by Sandberg in der Praxis

Der Arona von Cort ist ein handliches und ergonomisch ausgetüfteltes Modell. Obwohl beide Instrumente relativ leicht sind, zeigt selbst der Fünfsaiter mit seinem breiteren Hals und einem zusätzlichen Tuner keine Tendenz zur Horizontalen auf. Dies dürfte vor allem an dem langgezogenen oberen Korpushorn liegen, das zwischen dem 18. und 19. Bund bis zur Höhe des 12. Bundes hinausragt. Das untere Korpushorn ist kleiner und dazu tiefer angesetzt, sodass ein problemloser Zugang bis zum 24. Bund kein Problem darstellt. Ausgewogenheit am Gurt, ein ergonomisch durchdachter Body und ein angenehmes Gewicht sind für das Wohlgefühl sehr wichtig, aber der entscheidende Faktor für das Spielgefühl ist vor allem der Hals. Wer Sandberg kennt, der wird das typisch flache C-Profil der in Deutschland hergestellten Instrumente auch bei den Cort-Bässen sofort wieder erfühlen. Beide Hälse schmeicheln der Greifhand und liegen dementsprechend Sandbergmäßig in der Hand. Durch eine sorgfältige Bundierung und der daraus resultierenden niedrigen Saitenlage, kann man hier direkt loslegen und ohne Einschränkungen der Spielfreude freien Lauf lassen.

Die bei den Arona-Bässen verwendeten Hölzer sind klassisch und bewährt. Der Erlekorpus des Fünfsaiters und der Sumpfeschebody des Viersaiters unterscheiden sich zwar durch ihre Hölzer, signifikante Unterschiede sind jedoch kaum zu hören. Beide leisten mit einem gutmütigen, etwas weicheren aber dennoch sauberen Sound ihren Anteil am Gesamtklang, wobei der Viersaiter mit dem Sumpfeschekorpus die vielleicht etwas klareren Konturen aufweist. Der dreistreifige Hals aus Canadian-Hard-Rock-Maple, mit stehenden Jahresringen, ist betont auf Stabilität und Standfestigkeit hin gebaut. Dies sorgt für ein reiches Obertonspektrum und eine präzise und direkte Tonansprache. Auffällig ist bei den beiden Arona-Tieftönern die Verbindung zwischen Korpus und Hals. Durch die großen Halstaschen, in denen die Hälse jeweils sehr passgenau sitzen, wird das Ansprechverhalten optimiert und ein sehr ausgewogenes Sustain erreicht, sodass die Arona-Bässe auch auf feine spieltechnische Nuancen umgehend eingehen. Durch die größere Masse des Halses und der stattlichen Korpus/Hals-Verbindung, ist das Sustain-Verhalten des Fünfsaiters noch einen Zacken intensiver, als das des Viersaiters. Die oft problembehaftete H-Saite ist zudem flatterfrei und zeigt selbst in den tiefsten Lagen eine klar definierte Tonartikulation.

Jeweils zwei Tonabnehmer von Desonic sorgen für angemessene Klangergebnisse bei elektrischer Verstärkung. Die Singlecoils in der Halsposition übertragen einen warmen, vollen und definiert klaren Holzton in typischer Vintage-Note. Auch die höheren Frequenzbereiche werden detailfein und gutmütig dargestellt, und so eignet sich dieser Tonabnehmer sehr gut für solistische Einlagen. Konstruktionsbedingt neigen die Singlecoils beider Instrumente allerdings dazu, anfällig für Störgeräusche zu sein.

Mit diesem Problem sind die Humbucker in der Stegposition nicht behaftet. Mit drahtiger Offensivkraft und einem kräftigen tiefbassigen Pfund bieten sie sich in bester MM-Manier für eine durchsetzungsstarke und tragkräftige Anwendung im Band-Kontext an. Die Ausgangssignale der Tonabnehmer können von der rauscharmen Aktiv-Elektronik zusätzlich bearbeitet werden. Die beiden Klangpotis besitzen eine definierte Neutralstellung von der aus ein Umschalten von passiv auf aktiv ohne Pegelsprung möglich ist. In der aktiven Einstellung lassen sich mit dem Höhenregler reichlich Drahtanteile in den Vordergrund stellen und der Bassregler liefert wummerfreie Druckbässe bis hin zum Potianschlag. Dank einer Mischung aus Effektivität und Gutmütigkeit bleibt der EQ auch bei extremen Anhebungen und Abdämpfungen immer praxisorientiert und liefert einen stimmigen musikalisch nutzbaren Sound.

 

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Auch das Hardware-Design stammt von Sandberg (Bild: Dieter Stork)

 

Resümee

Wer jetzt glaubt, man könne hier einen echten Sandberg zum Schnäppchen-Preis ergattern, der dürfte enttäuscht sein. Die beiden Arona-Testgeräte überzeugen jedoch durch gute Verarbeitung und eine sinnvolle Hardware. Cort Instrumente waren schon immer für ihre durchgehend überdurchschnittliche Qualität bekannt. Hier weiß man, was man bekommt, nämlich grundsolide Instrumente zu einem fairen Preis. Die Zusammenarbeit mit Sandberg hat zudem jede Menge positive Spuren hinterlassen, nicht nur im optischen Bereich. Beide Cort-Arona-Bässe weisen eine leichtgängige Bespielbarkeit auf, sind ergonomisch ansprechend und wiegen nicht viel. Von der Hardware bis zu den Hölzern, hier ist alles stimmig und praxisgerecht auf ein gut funktionierendes Arbeitsgerät ausgerichtet. Genaue Kontrollierbarkeit, klangliche Variabilität und ein kräftiges Pfund sind Eigenschaften des Arona, die man auch von einem originalen Sandberg erwarten würde.

 

Extra: Cort/Sandberg/Delano

Seit vielen Jahren nutzt der in Südkorea ansässige Konzern Cort das Know-how und die ästhetischen Ausformulierungen von weltweit ausgesuchten und renommierten Instrumentenbauern für die eigene Produktion. Schon 1996 wurde eine Zusammenarbeit mit Jerry Auerswald initiiert. Die Besten der Besten waren und sind gerade gut genug für Cort und so sorgten in den folgenden Jahren respektable Namen wie etwa Jim Triggs, Robert Elrick, Claudio Pagelli und der im Jahr 2005 verstorbene Greg Curbow für außergewöhnliche Designs. Holger Stonjek gehört mit seinen Sandberg-Instrumenten schon länger zu den großen Namen im Instrumentenbau und so verwundert die Zusammenarbeit Sandberg/Cort auch nicht sonderlich. Unverkennbar tragen die Arona-Entwürfe die europäische Sandberg-Handschrift. Nicht nur das äußere Erscheinungsbild, auch die Hardware ist von Sandberg entworfen. Bei der Elektronik sind Güte und Frequenzbereich ebenfalls von Sandberg für dieses Modell genauestens festgelegt worden. Die komplette Produktion der Instrumente liegt allerdings alleine in den Händen von Cort. Dies gilt auch für die Desonic-Tonabnehmer, welche eigens für dieses Modell von Delano entwickelt wurden. Stichprobenhaft werden Arona-Bässe sowohl von Delano als auch von Sandberg einer Qualitätsprüfung unterzogen. Eine gleichbleibende Güte sollte somit sichergestellt sein. Konkurrenz für die eigenen Produkte muss hier allerdings nicht befürchtet werden, denn sowohl Tonabnehmer als auch Elektronik von einem original Sandberg sind schon etwas raffinierter und ausgeklügelter, die Hardware wertiger und auch die Qualität der Hölzer ansprechender, dafür ist aber auch der Preis eines Original-Sandbergs um einiges höher.

 

cort_arona_4_opbr_5blk_uebersicht

 

Plus

  • Verarbeitung
  • Klangverhalten
  • Bespielbarkeit
  • Ausstattung
  • Sound-Möglichkeiten
Produkt: Gitarre & Bass 6/2022 Digital
Gitarre & Bass 6/2022 Digital
IM TEST: Eastman Romeo LA +++ ESP/LTD Mike Schleibaum Signature +++ Mayones Caledonius Classic 5 +++ Hughes & Kettner StompMan +++ Darkglass Exponent 500 +++ Line 6 Catalyst 100 +++ D'Addario XS Nickel Plated Steel Electric Strings +++ JHS Preamp Overdrive +++ Mooer Preamp Model X & Cab X2

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