Gericht ordnet Sicherungsmaßnahmen an – wie es für die Traditionsmarke weitergeht, ist offen
Höfner unter vorläufiger Insolvenzverwaltung
von Redaktion,
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(Bild: Dieter Stork)
Für viele ist Höfner „der“ Name hinter dem Violin Bass – für Gitarristinnen und Gitarristen steckt dahinter aber auch eine lange E-Gitarren- und Archtop-Historie. Jetzt steht der Hersteller unter vorläufiger Insolvenzverwaltung. Was bekannt ist – und warum das mehr ist als eine Randnotiz:
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Für die Karl Höfner GmbH & Co. KG wurde laut veröffentlichter Gerichtsmitteilung am 10. Dezember 2025 eine vorläufige Insolvenzverwaltung angeordnet.
Ein wichtiger Punkt für die Einordnung: In dieser Phase geht es zunächst darum, Vermögen zu sichern und die wirtschaftliche Lage zu ordnen – erst danach entscheidet sich, ob ein reguläres Insolvenzverfahren eröffnet wird und wie es weitergeht.
Was jetzt wichtig ist: Service, Verfügbarkeit, Markt
Für die Kundschaft der Marke wirft die Meldung einige Fragen auf:
Lieferketten & Ersatzteile: Wenn man auf Teile, Reparaturen oder Garantieabwicklung angewiesen ist, sollte man jetzt vorsichtshalber Rechnungen, Belege, Mails und Bestellnummern sichern.
Neugeräte & Serien: Gerade bei Marken mit mehreren Fertigungslinien können sich Verfügbarkeiten kurzfristig verschieben.
Gebrauchtmarkt: Erfahrungsgemäß reagiert der Markt auf solche News schnell – nicht immer rational. Wer kaufen/verkaufen will, sollte Preise und Zustände sauber vergleichen, statt aus Reflex zu handeln.
Wie es weitergeht
Das ist noch völlig offen. Ob aus der vorläufigen Verwaltung eine Verfahrenseröffnung wird und welche Lösung (Fortführung, Investor, Reorganisation) am Ende steht, ist aktuell offen. Klar ist nur: Das Thema betrifft eine Marke, die Gitarren- und Bassgeschichte nicht nur begleitet, sondern mitgeprägt hat.
History
Höfner ist kein „Ein-Produkt“-Hersteller, sondern historisch ein klassischer Instrumentenbauer, der sich über Jahrzehnte immer wieder auf neue Musiktrends einstellen musste. Ein kurzer Rückblick zeigt, warum diese Marke so tief in der Gitarrenwelt verwurzelt ist:
1887: Ursprung im Geigenbau Die Gründung geht auf Karl Höfner (1864–1955) zurück: Nach seiner Ausbildung im Geigenbau hat er 1887 erste Instrumente verkauft und den Aufbau eines Unternehmens in Schönbach (heute Luby, Tschechien) begonnen. Damals war Schönbach ein Zentrum des Streichinstrumentenbaus.
Frühes 20. Jahrhundert: Wachstum, Export und Familienbetrieb Höfner etwickelte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einem der prägenden Hersteller von Streich- und Zupfinstrumenten im deutschsprachigen Raum. Ab 1919/1921 stiegen die Söhne Josef und Walter ein; das Portfolio wurde erweitert, u. a. Richtung Gitarren. Für 1937 wird eine Größenordnung von rund 337 Beschäftigten genannt – für einen Instrumentenbauer dieser Zeit beachtlich.
1930er bis 50er: von „Schlaggitarren“ zu Archtops – und Neubeginn in Bayern In den 1930er Jahren entstanden Gitarrenmodelle mit Stahlsaiten sowie gewölbten Decken und Böden – ein Schritt in Richtung der späteren Archtop-Tradition. Der Zweite Weltkrieg bremste den Export stark aus. Nach 1945 kam es zu einem Einschnitt, da Schönbach nun in der Tschechoslowakei lag und sich die Eigentums- und Produktionsbedingungen grundlegend änderten. Der Neustart wird für das Jahr 1948 in Möhrendorf verortet, 1950 ging in Bubenreuth eine neue Fabrik in Betrieb.
Späte 50er/60er: E-Gitarren, Semiakustik – und ein Bass schreibt Popgeschichte Mit dem musikalischen Umbruch der 1950er-/1960er-Jahre wuchs die Gitarrenproduktion stark an. In diesem Zeitraum führte Höfner prägende Modellreihen ein. So wurden in den frühen 1960ern neben Archtops auch halbakustische Gitarren und später Solidbody-E-Gitarren sowie zahlreiche Bassmodelle gebaut.
Der Höfner 500/1 wurde zur weltweiten Referenz. Das Modell wurde Mitte der 1950er umgesetzt und wird bis heute produziert. Der internationale Beiname „Beatle Bass“ hängt eng mit Paul McCartney zusammen.
90er bis 2000er: Eigentümerwechsel, Modernisierung, wieder eigenständig In den 1990er Jahren erfolgte die Eingliederung in die Boosey & Hawkes Group, verbunden mit Investitionen in die Produktion. Später folgten weitere Eigentümerwechsel und 2004 ein Management-Buy-out, durch den Höfner wieder eine unabhängige Struktur erhielt.
Heute: Deutschland plus internationale Fertigung Neben in Deutschland gebauten Instrumenten existieren auch international gefertigte Linien (u. a. HCT/China und Ignition/Indonesien).