Ruhm & Pappel
Test: Fame JB Burl Top und PB Burl Top
von Jogi Sweers, Artikel aus dem Archiv
(Bild: Dieter Stork)
Ich schaue mir bei Testgeräten gerne auf der Webseite Features, Informationen und zu prüfende Werbeclaims an. Etwas erstaunt fand ich nach kurzer Zeit die beiden Fames nicht mehr auf der Music-Store-Seite. Habe ich hier etwa Bässe, die es gar nicht mehr gibt?
Die Lösung ist einfach: Die erste Rutsche war innerhalb kürzester Zeit ausverkauft, die nächste sollte zum Zeitpunkt des Erscheinens dieses Tests wieder verfügbar sein. Ein Erfolgsmodell also!
Diese beiden Fame-Bässe werden in Tschechien bei NBE hergestellt. Die fleißigen Mitarbeiter von New Bohemian Enterprises fertigen nicht nur die eigenen Marken Jolana, Esh und Clover, sondern bauen auch im Auftrag für Spector oder Peavey, von denen wir auch schon NBE-Instrumente im Test hatten. Das verspricht gute Qualität.
Welche Vorbilder sich die Fame-Designer da vorgenommen haben, ist nicht schwer zu erraten: JB und PB legen die Wurzeln schon im Namen offen. Basis des Bodies ist Erle, ein Material, das sich seit Langem bewährt hat und gerne verwendet wird. Das Besondere an den Bässen erscheint ebenfalls schon im Namen. „Burl” steht hier für Maserpappel – und gemasert sind die Decken, heidewitzka! So wie Formen, Farben etc. sind auch Holzmaserungen Geschmackssache.
Eigentlich bin ich kein großer Fan von zu auffälligen Mustern, aber die beiden Fames gefallen mir sehr gut. Beide Finishes sind absolut akkurat ausgeführt, die Lackierung stellt die Maserung schön heraus, ohne sie zu überbetonen. Der blaue JB weckt in mir Assoziationen an das Meer, während mich der PB in transparent charcoal mit seinen rotbraunen Bereichen an aus der Vogelperspektive gesehene Gesteinsstrukturen denken lässt.
Fame verspricht „Bookmatching” für die Decken, also wird die Maserpappel aufgeschnitten, auseinandergeklappt, mittig geteilt und exakt symmetrisch aufgeleimt. Ganz so exakt ist das bei beiden Bässen nicht, was mich aber nicht stört, im Gegenteil. Für mich sieht es so umso lebendiger aus.
Damit das Holz richtig zur Geltung kommt, verzichten die Bässe auf Schlagbretter, die Pickups sind direkt in saubere Fräsungen eingesetzt und die Potis sind durch die Decke montiert und über ein E-Fach von hinten zugänglich. Ebenfalls der guten Optik dient das „Runterziehen” der Decke über die Armablage, die dafür etwas milder ausfällt als sonst gewohnt – beim JB noch mehr als beim PB –, wodurch der ganze Korpus etwas „eckiger” erscheint.
(Bild: Dieter Stork)
Das Shaping auf der Rückseite hat dann wieder ganz reguläre Konturen. Wie bei den Vorbildern üblich, ist auch bei den beiden Fames der Hals mit vier Schrauben und Halteplatte angeschraubt, ohne Abschrägungen oder Ähnliches. Der Hals ist aus Ahorn, der bei beiden Bässen geröstet wurde, also unter Luftausschluss erhitzt, um eine höhere Stabilität zu erreichen und dem eigentlich hellen Holz einen karamelligen Farbton zu verleihen. Beim PB ist dieser Farbton etwas dunkler als beim JB.
Das Gleiche gilt für die Farbe des Palisander-Griffbretts, das ebenfalls beim PB einen Hauch dunkler ausfällt. Eine schöne Struktur haben beide und einen durchgehenden, modernen 10″-Radius. Entsprechend den Vorbildern hat der PB mit 41,5 mm Sattelbreite moderne Preci-Maße, der JB hat hier die typischen 38 mm.
Auf der parallel nach hinten versetzten und für meinen Geschmack gelungen geformten Kopfplatte befinden sich als Highlight echte Schaller-BM-Mechaniken in Schwarz, wie die gesamte Hardware auch. Das steht beiden Farben auch ausnehmend gut! Auch der Saitenniederhalter ist schwarz.
(Bild: Dieter Stork)
Er musste für den Schriftzug näher an den Sattel rücken, ist dem Einstellen des Truss-Rods aber nicht im Weg. Am anderen Ende der Saiten befindet sich eine stabilere Vintage-Brücke, durch die die werksseitig aufgezogenen D’Addarios gefädelt sind. Saitenlage und Oktave können eingestellt werden, der Saitenabstand ist fest. Im Marketing besonders herausgestellt werden auch die Pickups. Die Quarter-Pound-Abnehmer von Seymour Duncan haben ihren Namen von den bereits optisch prägnanten, viertelzölligen AlNiCo-5-Magneten und sind zusätzlich noch heißer gewickelt.
Das Ergebnis ist ein hoher Output und sowohl beim Jazz-Set als auch beim Splitcoil ein kraftvoller Bass- und Höhenbereich mit im Verhältnis zurückgenommenen Mitten. Wie das konkret klingt, hören wir gleich. Geregelt wird über die üblichen passiven Regler, also Volume und Tone beim PB und zweimal Volume plus Tone beim JB. Das Signal muss ja auch noch an den Amp, und um die Optik der Decke möglichst „sauber” zu halten, ist die Buchse in die Zarge gewandert.
Beim JB zeigt sie aus der metallenen Buchsenplatte direkt nach unten, was eine Winkelklinke praktisch zur Pflicht macht. Beim PB ist sie etwas weiter nach hinten versetzt, was mir das Handling angenehmer macht. Reguläre Gurtpins komplettieren die Ausstattung.
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