Who‘s bad?

Der EVH 5150III 100S Black Stealth im Test

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5150 III Stealth

Der Meister war wieder auf Tour. Hat sich vorher schnell noch sein Amp-Schätzchen updaten lassen. Und wie nett, den kann auch der Normalo haben. Rundum schwarz die Kiste, und eine limitierte Ausgabe. Wer den will, muss sich ranhalten. 100 Stück weltweit, 40 in Europa, wer weiß wie lange das Kontingent reicht.

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Als das dreikanalige Muscle-Topteil herauskam, haben wir es uns natürlich gleich vorgeknöpft und einem eingehenden Test unterzogen (Ausgabe 01/2008). Damalige Erkenntnis: eine absolut beeindruckende Tonmaschine für den Hard- und Heavy- Rock. Allerdings nicht ohne Schwächen. Deutlich vernehmbares Schaltknacken beim Wechseln zwischen den drei Kanälen und zweifelhaft schwache Signalpegel im FXWeg. Stellt sich die Frage, ob dies nun in dieser neuen Version beseitigt ist. Werden wir sehen. Darum geht es in erster Linie allerdings nicht. Die limitierte Edition wurde tonal überarbeitet und tritt mit neuen Features auf. Erfreulich: Der Preis ist nur unwesentlich höher als beim Urmodell.

k o n s t r u k t i o n

Bevor wir auf die Neuerungen eingehen, rufen wir uns noch mal das eigentlich schlichte Konzept in Erinnerung. Der 5150III hat drei identisch ausgestattete Sound-Kanäle zu bieten, die auf verschiedenen Gain-Niveaus arbeiten. Als Extras gibt es den besagten seriellen Einschleifweg, einen Preamp-Out und je Kanal ein eigenes Presence-Poti. Zum Lieferumfang gehört damals wie heute ein Vierfach-Schaltpedal für die direkte Anwahl der Kanäle und FXOn/ Off. Diodenstecker an beiden Seiten, das hochwertige Verbindungskabel ist knapp acht Meter lang und damit praxisfreundlich dimensioniert. Dem 5150III liegt eine Vollröhrenschaltung zu Grunde. Acht ECC83 sind hier am Start, und vier 6L6 (die hervorragenden Svetlanas, Winged-C).

Frontpanel

Und was haben die Techniker dem bulligen Raubtier an neuen Kunststücken beigebracht? Dies sagen die offiziellen Infos: 1. Channel 2 hat mehr Gain für mehr Sustain und wurde im Klang verfeinert, damit die Tiefmitten präziser definiert sind. 2. Auch Channel 3 liefert nun mehr Gain mit einem verbesserten Regelbereich am Low-Poti (Bässe). 3. Nicht nur Presence ist je Kanal abstimmbar, sondern nun auch Resonance. Das heißt, der Nutzer hat jetzt auch die Dynamik der Bassfrequenzen in der Hand. Die betreffenden Regler sind an der Rückseite zugänglich (muss ja, vorne ist kein Platz dafür). 4. Zeichen der Moderne, man sieht es in letzter Zeit häufiger, am 5150III-Black kann man den Bias-Ruhestrom der Endstufenröhren von außen kontrollieren und justieren. Dafür sind zwei Bananenbuchsen vorgesehen und ein mit einer Abdeckung gesichertes Trimmpoti. Alle weiteren Details zur Ausstattung bitte ich der Übersicht zu entnehmen.

Backpanel

p r a x i s

Okay, heiteres A/B-Checken. Genau, wir haben beide Modelle herzitiert, den neuen und den alten. Wenn schon machen wir das richtig. Aber mit „heiter“ hat so was nur bedingt zu tun. Solche Kraftpakete in artgerechter Lautstärke nicht nur zum Spaß zu spielen, sondern präzise im Detail die Unterschiede herauszuarbeiten ist anstrengend. Ganz ehrlich? Das halten die Ohren (und das Gehirn) nicht lange aus. Das ist ziemlich schnell ermüdend und die notwendigen Pausen legt man gerne ein (was ist das für ein Pfeifen in den Ohren?). Na gut, ich übertreibe ein bisschen, ganz so herb ist es nun auch wieder nicht. Schließlich zählen hier nicht Pippettentropfen im Teich. Anders ausgedrückt: Was man mit der Lupe im Ton suchen muss, kann nicht wirklich relevant sein. In einem Playback oder Band- Kontext sind die extremen feinsten Feinheiten doch gar nicht mehr ortbar.

Also suchen wir hier nach wirklich deutlich wahrnehmbaren Sound-Details. Und arbeiten sie Punkt für Punkt ab. Volle Zustimmung im Channel Two. Er produziert erheblich mehr Gain. Auch das Sustain ist intensiver, was mit daran liegt, dass sich die Sound-Balance geändert hat. In den Hochmitten ist die Tonformung dichter und tragfähiger geworden, sodass die Töne in obersten Lagen der Gitarre mehr Kraft entfalten. Der Channel Two giert jetzt förmlich danach in Obertöne umzukippen. Er geht auch eine Spur harmonischer mit Akkorden um. Gedämpft gespielte Noten auf den tiefen Seiten haben mehr Impulskraft, schieben mehr. Der alte 5150III wirkt in der Hinsicht nicht schlapp, hat aber einfach nicht so viel Energie und Präzision. Was für den Channel Three versprochen wird, manifestiert sich ebenfalls in der Realität.

Innen

Und zwar nachhaltig. Die Gain-Reserven haben schier irrwitzige Ausmaße angenommen, ohne dass das Handling darunter leidet. Man sollte es natürlich drauf haben, mit so viel „Dampf“ im Ton umzugehen (deswegen heißt es ja auch Saiten dämpfen … huaah, Karl Auer). Auch hier wirkt die Tonformung tragfähiger, hilft dem Spieler mehr, hält nicht mehr so stramm dagegen wie es der alte 5150III tut, und tönt obendrein plastischer. Moderner ist das Klangbild ebenfalls. Verbesserter Regelbereich am Low-Poti? Allerdings! Kunststück, am alten 5150III tat sich in der Hinsicht ja nur wenig. Dass die sehr gut dosierbaren Resonance- Regler einen klaren Fortschritt darstellen, müssen wir nicht weiter diskutieren.

 

Übersicht

Es gibt darüber hinaus aber noch eine wesentliche funktionale Veränderung. EVH erwähnt es gar nicht in den offiziellen Infos. Der Channel One hat im Zuge der Gain-Erhöhung auch seine Manieren geändert. Er zerrt nun schon viel früher und ist damit dem alten Channel Two näher als dem Channel One. Cleansounds in höherer Lautstärke sind damit quasi ad acta gelegt. Der Low- Mid/Bass-Bereich ist fetter, die Wiedergabe im Allgemeinen kraftvoller. Aber Vorsicht, man sollte die vorherige Version des Amps deswegen nicht abklassifizieren. Sein offener, luftiger Ton hat einen eigenen Charme. Fehlt noch das Statement zu den Schaltgeräuschen und FX-Pegel. Nein, sie wurden nicht optimiert. Abschließend ist es mir wichtig anzumerken, dass die Angaben zu den Klang-unterschieden sich nicht allein auf Erkenntnisse bei gleicher Einstellung der Potis beziehen. Vielmehr gilt das Gegenteil, die Unterschiede lassen sich nicht durch Nachregeln egalisieren. Was schließlich und endlich bedeutet, dass die Sound-Anlagen der Black- Version grundsätzlich anders sind als beim weißen Vorgänger.

r e s ü m e e

Das ist nicht nur Feinschliff, was der Black- Version des 5150III zuteilwurde. Mit der Erhöhung des Gain-Grundpegels hat die Klangformung regelrecht neue Dimensionen erreicht und den Schritt in die Moderne gemacht. Das ist der Unterschied: Das weiße Modell klingt irgendwie noch urig nach Marshall, mit ihrer Eleganz im Ton ist die Black-Version viel weiter davon entfernt. Was den Amp so reizvoll macht, ist die Art wie er Gegensätzliches unter einen Hut bringt. Eigentlich ist der Ton nach wie vor roh und offensiv, aber es liegt gleichzeitig viel Geschmeidigkeit im Sound und seiner Ansprache. Monster, das Ding muss man erlebt haben! Fazit: Nur € € 100 mehr als bisher, dafür viel Zugewinn in der Funktionalität. Trotz der nicht kurierten Schwächen, der Preis geht schon in Ordnung.

 

P l u s
• Sound, Variabilität
• Dynamik/Transparenz, präzises Ansprechverhalten, obertonfreundlich
• sehr harmonisches Zerrverhalten
• individuelle Presence-Regler für jeden Kanal
• hoher Schalldruck
• Funktion d. FX-Weges (aber konzeptbedingt relativ niedriges Pegelniveau)
• Schaltpedal wird mitgeliefert
• Verarbeitung, Qualität der Bauteile

M i n u s
• Geräusche bei den Umschaltvorgängen

 

Aus Gitarre & Bass 09/2015

Produkt: Testbericht: Yamaha SG1801PX Phil X Signature
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