Jil´s Jam

G&B-Classics: Vier Skalen für den Blues

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Das Thema des Blues-Solos ist so riesig und allumfassend wie das Thema Gitarrensolo selbst, und es würde Bände füllen, wollte man auch nur annähernd den Anspruch auf Vollständigkeit erheben.

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Jil Y. Creek

Deshalb möchte ich mich heute auf einige grundlegende Tonleitern fokussieren, die – ineinander geschachtelt – abwechslungsreiche, interessante, und vor allem typische Blues-Solo-Sounds garantieren. Allen voran steht natürlich die Moll-Pentatonik. Denn – und das ist die große Eigenheit des Blues – obwohl Dominant-7- Akkorde die Basis bilden (in unseren heutigen Beispielen A7 für einen Blues in A), die eine große Terz enthalten, funktionieren auch Skalen mit einer kleinen Terz, also Moll-Skalen.

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Jil´s Jam__Blues (1)

In Beispiel 1 findest du zunächst die einzelnen Töne der A-Moll-Pentatonik mit deren genauen Bezeichnungen. Die passende Skala am Griffbrett ist dann in Beispiel 2 schematisch dargestellt. Auch alle weiteren Tonleitern, die wir heute besprechen, sind in diesen beiden Beispielen enthalten. Die in einigen Diagrammen in Beispiel 2 wegen besserer verdoppelten Töne sind weiß eingezeichnet. Die zweite mögliche Tonleiter ist die A-Blues-Skala, welche ihre Verwendung schon im Namen trägt.

Sie besteht aus den Tönen der A-Moll-Pentatonik plus einem Ton, der sogenannten Blue-Note. Sie entsteht auf der verminderten Quinte (Eb). Noch mehr Farbe und modernen Klang fügt die A-Dorisch-Tonleiter hinzu. Sie enthält ebenso die Töne der A-Moll-Pentatonik, zusätzlich aber auch die None (= Sekunde) und die Sext. Diese beiden Töne sind nicht mehr so typisch für den Blues, stellen aber, überlegt eingesetzt und kombiniert mit gängigen Blues-Läufen, eine melodische Bereicherung dar. Solche erweiterten Sounds sind u.a. in den Soli von Robben Ford zu finden.

Ebenso A-Mixolydisch, unsere vierte Tonleiter, welche die gleichen Optionstöne None und Sext bietet und sich von Dorisch nur durch die große Terz unterscheidet. Wir haben also drei Skalen mit einer Moll- und eine mit einer Dur-Terz. Würde man alle Tonleitern auf eine große zusammenlegen, so fällt vor allem eines auf: Von der None bis zur Quinte entsteht eine lange, chromatische Reihe. In dem Foto-Diagramm sind alle Töne als „Skala“ zusammengefasst. Es ist jedoch wichtig, sie nicht einfach auf- und abwärts zu spielen, sondern die einzelnen Tonleitern in ihr zu sehen und gezielt einzusetzen, da sonst kein Blues mehr erkennbar ist.

Um dies zu meistern und mit dem neuen Material umgehen zu lernen, habe ich einige typische Anwendungen und Ideen für Blues-Läufe zusammengestellt. Die folgenden Beispiele befinden sich, ebenso typisch für den Blues, alle im Shuffle-Rhythmus.

Notenbeispiel
Zum vergrößern bitte auf das Bild klicken

Wir beginnen mit der Verwendung der oben erwähnten chromatischen Reihe, die in den Beispielen 3, 4 und 5 in mehreren Oktaven auf- und abwärts gespielt wird. Des Weiteren wird der Einsatz der kleinen und großen Terz genauer betrachtet, die in der Praxis meist miteinander kombiniert bzw. „vermischt“ werden, was ein besonders typisches Klischee für den Blues darstellt Betrachte dazu die Beispiele 6, 7 und 8. Die Beispiele 9 bis 13 enthalten dann bereits die None bzw. die Sext, und mischen diese immer wieder mit bekannten Blues- und Pentatonikläufen, oder mit den in den vorherigen Beispielen vorgestellten Ideen.

Versuche, nachdem du dich mit den Skalen und ihrer Anwendung vertraut gemacht hast, auch eigene Licks zu kreieren und diese im Blues-Solo anzuwenden. Ich wünsche dir viel Spaß! Über Fragen und Anregungen oder einen Besuch auf www.jilycreek.com freue ich mich!

Notenbeispiel
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Hier die Soundfiles zum reinhören und nachspielen:


G&B-Classics

Oft nachgeschlagen, kritisch hinterfragt, heiß diskutiert – Die G&B-Classics sind die beliebtesten Artikel der Gitarre & Bass-Geschichte. Da sie immer wieder neue Leser*Innen erreichen und für lebhafte Debatten sorgen, holen wir sie für euch regelmäßig aus dem Archiv hervor.

Produkt: Orianthi – die Queen of Shredding
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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Sehr gut gemacht und gut erklärt. vor allem das man noch die Tabs und Noten anschaulich sehen kann.
    Macht weiter so und ein gutes gelingen für dieses Jahr.

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  2. Mir gefällt das auch sehr gut, zumal es kleine Segmente sind die man üben kann.

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  3. Im Artikel erwähnt: die None und die Sexte. Jeder Blueser kennt den 9-er Akkord. Weniger die Sext-Akkorde. Denn im Blues kommen öfter die 7er-Akkorde zum Einsatz als die 6er. Diese sind aber im Rock’nRoll sehr verbreitet anstelle von 7ern. Zusammen mit sehr ungewöhnlichen Akkorden geben sie der Rock’nRoll-Gitarre eine ganz eigentümliche Farbe, die man sonst ähnlich vor allem auch im Gypsy-Stil findet.
    Hinweis: mit “Rock’nRoll” meine ich natürlich den “echten” und nicht ein Synonym für “Rock”. Oft habe ich beobachtet, dass Rockgitarristen vermeintlich Rock’n Roll spielen, aber in Wirklichkeit wenig Ahnung vom Rock’nRoll haben. Gitarristen, die ihre Rock-Kenntnisse erweitern möchten, bietet sich das Studium dieser echten Rock’nRoll-Gitarre an. Namen und Sounds und Spielweisen von Leuten wie Cliff Gallup, Scotty Moore, Carl Perkins, Brian Setzer und vielen mehr sollte man kennen.

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