Workshop
Solo Basics: Chord Tones
von Wolfgang Kehle, Artikel aus dem Archiv
(Bild: Shutterstock / Gansstock)
In der heutigen Folge wenden wir uns einem sehr wichtigen Thema zu, das für das Solieren von überragender Bedeutung ist. Der Begriff „Chord Tones“ lässt sich am besten mit „Akkordtöne“ übersetzen. So besteht z.B. der Akkord Dm7 aus den Tönen D, F, A, C. Stapelt man noch mehr Terzen übereinander, kommen zu den Akkordtönen 1, b3, 5, und b7 noch E (9), G (11) und B (13) hinzu. Die wichtigsten Töne sind die Terz (3/b3), die über das Tongeschlecht entscheidet und die Septime (∆7/b7). Heute wollen wir aber vor allem lernen, wie Chord Tones klingen, und was wir mit ihnen machen können.
Dazu dehnen wir die VI-II-V-I-Verbindung aus der letzten Folge noch weiter aus:
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Die ersten fünf Akkorde entstammen der C-Dur-Tonleiter, die letzten zwei gehören zu E-Dur.
Diese acht Takte entsprechen den ersten acht Takten des bekannten Jazz-Standards ‚All The Things You Are‘, nur wurden sie von Ab-Dur nach C-Dur transponiert. Schluss mit der Theorie, kommen wir zur Praxis:
Beispiel 1 stellt drei gut klingende Akkord-Varianten mit Notation und Diagrammen vor. Wer sich die Zeit nimmt und diese übt, lernt etwas Gutes, garantiert. Und mit dem Backing Track macht das gleich mehr Spaß.
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In Beispiel 2 findet ihr dann einige Chord Tones über unsere achttaktige Akkordfolge – zunächst Terzen, dann Quinten, Septimen und Nonen. Ihr könnt wie im Audio-File einen fetten Lead-Sound einstellen und dann die Chord Tones nacheinander zum Backing Track spielen. Technische Anforderung: gar keine! Gut klingen ist schon viel eher eine Herausforderung. Lasst den Sound der Chord Tones auf euch wirken, jeder klingt anders und hat eine komplett unterschiedliche emotionale Qualität.
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Beispiel 3 zeigt, wie sich die Terzen aus Beispiel 1a, immer auf Zählzeit 1 gespielt, durch ein sich wiederholendes zweitaktiges Motiv miteinander verbinden lassen. Terzen bestimmen, wie schon erwähnt, das Tongeschlecht und sagen so – mit der Ausnahme des Grundtons selbst – mehr über einen Akkord aus als alle anderen Chord Tones. Und durch die Wiederholung des Motivs holt man den Zuhörer ab.
In Beispiel 4 verbinden wir wieder die Terzen aus Beispiel 1a mit einem zweitaktigen Motiv, dessen jeweils höchster Ton durch ein Bending angesteuert wird. Das klingt sofort nach Gary Moore. Melodische Spieler wie Gary, David Gilmour oder Carlos Santana benden sehr oft hin zu Chord Tones.
Auch sehr wirksam ist es, Chord Tones mit Scale Approaches wie in Beispiel 5 von oben und unten quasi einzurahmen. Über C∆7 rahme ich den Grundton C auf Zählzeit 3 mit der gleichen Methode ein. Die letzte Achtelnote über F∆7 ist ein C#, das ja nicht zur C-Durtonleiter gehört. Weil ich aber die Terz von B7, D#, einrahmen will, klingt es hier besser, C# statt C zu spielen und so den Tonartwechsel quasi zu antizipieren.
In Beispiel 6 sind die Quinten unsere Target Notes (Zieltöne). Die Quinte von Dm7 (= A), steuere ich hier über einen sogenannten verkürzten Nonen-Akkord an. Über Am7 spiele ich ein C∆7- Arpeggio, das mit C, E, G und B die b3, 5, b7 und 9 von Am9 erklingen lässt. Weil hier der Grundton A fehlt, spricht man von einem verkürzten Nonen-Akkord. Von der None B führt ein Ganzton nach unten zur Quinte A von Dm7.
In Beispiel 7 geht es um Chord Tone Pairs. Die Idee dazu verdanke ich dem US-Tenorsaxophon-Giganten Jerry Bergonzi. Sie lässt sich aber auch für Rock-Soli verwenden. Ausprobieren und Dahinschmelzen!
(erschienen in Gitarre & Bass 03/2024)
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