Workshop

Hot Rod Mod: Boss CS-3 – Ross-Mod

Anzeige
Boss CS-3 (Bild: BOSS)

Ein Kompressor ist ein eher subtiles Werkzeug und nicht unbedingt das beste Beispiel, wenn man mit klangstarken Modifikationen überzeugen will. Genauso wie ein guter Kompressor auch den Klang nicht verbiegen, sondern lediglich unterstützen soll, werden Änderungen an Kompressor-Schaltkreisen eher zu geringen Verbesserungen oder, besser gesagt, Anpassungen an den persönlichen Geschmack beitragen. Aber „Kleinvieh macht auch Mist“, wie meine Großmutter zu sagen pflegte, und natürlich können auch kleine Optimierungen zum persönlichen Glücksgefühl mit einem Pedal beitragen.

HALLO, DU ALTER UNBEKANNTER

Diesmal geht es um den noch aktuellen Boss-CS-3-Kompressor – ein gutes und weit verbreitetes Standard-Pedal, das mich bisher aber noch nicht besonders interessiert hat. Vor allem die vielen Regler fand ich eher abschreckend. Das ist mir zu kompliziert, um schnell mal meinen Clean-Sound im Bandgefüge etwas nach vorne zu holen. Bei Kompressoren mag ich es am liebsten ganz einfach.

Anzeige

Boss CS-2
Vorgänger des CS-3 war der Boss CS-2. Angesichts der Tatsache, dass der CS-2 lange Jahre ein Spielgefährte David Gilmours war, scheint den Klangmeister der dem CS-2 vorgeworfene Höhenverlust aber nicht gestört zu haben. (Bild: BOSS)

Je weniger Knöpfe desto besser. Ein Orange-Squeezer-Klon, der mit lediglich einem Lautstärke-Poti auskommt, war recht lange auf meinem Pedalboard, bis er von einem Dyna-Comp-Klon abgelöst wurde. Auch der Dyna Comp ist mir mit seiner Beschränkung auf nur zwei Regelmöglichkeiten sehr sympathisch. Ihm wurden hier ja auch schon drei Beiträge gewidmet.

MXR Dynacomp
Dyna Comp und CS-3 haben mehr gemeinsam als man auf den ersten Blick sieht. (Bild: MXR)

Der Dyna Comp gefiel mir als Booster vor dem Zerr-Sound besser als der Orange Squeezer und als ich ihn dann noch mit wenigen Eingriffen auf die Schaltung des legendären Ross-Kompressors umgelötet hatte, fand ich ihn richtig gut. Heute wollen wir mal probieren, ob dem CS-3 mit ein paar Eingriffen auch ein etwas fetterer „Ross-Sound“ zu entlocken ist. Denn natürlich hat der CS-3 mit seinen zusätzlichen Tone- und Attack-Reglern seine Vorzüge und mit Recht auch seine Liebhaber.

Ross R-30
Der Kompressor von Ross ist selten und begehrt. Aber Achtung: In dem leicht modifizierten Dyna-Comp-Klon steckt vor allem viel Mojo (Bild: Ross Audibles)

ALLES EINE (RAUSCHENDE) FAMILIE

Wie kommt man denn dazu, einen schnöden CS-3 mit dem heiligen Gral der Kompressor-Pedale, dem Ross-Kompressor, zu vergleichen. Das ist ja mindestens Majestätsbeleidingung, wenn nicht sogar Mojo-Schändung. Aber Ironie beiseite. Das unterschiedliche Aussehen verschiedener Produkte sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass manche Dinge unter der Haube ziemlich ähnlich sind. Und so sind sich die amerikanischen Kompressoren von MXR und Ross und einige japanische Pedale, wie z. B. auch die von Ibanez und Boss, technisch so ähnlich, dass man hier getrost von einer Familie sprechen kann. Und ja, der Ross-Kompressor war übrigens der nahezu baugleiche Klon des Dyna Comp, nicht umgekehrt.

Die Dyna-Comp-Verwandten arbeiten alle mit einem IC als Herzstück und unterscheiden sich damit von anderen Kompressor-Familien, wie z. B. den optischen Kompressoren. Konstruktionsbedingt muss man bei der Dyna-Comp-Familie mit erhöhtem Rauschpegel leben. Das hängt vor allem mit der Arbeitsweise zusammen: Der Kompressor gleicht Lautstärkeunterschiede aus, indem er kräftige Signale dämpft. Da nach der Dynamikreduktion das Signal wieder verstärkt wird, werden leise Töne im Verhältnis zu den lauten Tönen besonders betont. Leider wird durch die Lautstärkeerhöhung aber auch der Rauschanteil mit verstärkt. Das ist in der Regel durchaus erträglich und auch der Boss CS-3 ist mir keinesfalls als Rauschgenerator negativ aufgefallen.

BOSS CS3 Platine
An den älteren Boss-Pedalen lässt sich wunderbar arbeiten: Die einseitigen Platinen sind weitläufig bestückt und eindeutig beschriftet, und in den Gehäusen ist meist massig Platz. (Bild: Richter)

Wer hier aber noch das Optimum herausholen will, kann an vier klangrelevanten Stellen (C4, C6, C14, C17) die 1uF-Elkos gegen etwa zehnmal so teure 1uF-Metallfilm-Kondensatoren tauschen. Auch wenn sich das „zehnmal teurer“ dramatisch anhört: Wir sprechen hier von ca. 40 Cent für einen Metallfilmkondensator. Das ist auch angesichts des überschaubaren Lötaufwandes einen Versuch wert, wenn das Rauschen zu sehr stört. Vermutlich könnte man mit einem moderneren IC noch deutlich mehr Nebengeräusche bannen. Aber mir sind weder für den klassischen CA3080 aus dem Dyna Comp noch für den von Boss weiterentwickelten BA718 passende Alternativen bekannt. Auch ein aufwendiger Austausch der in den Boss-Pedalen meist verwendeten Kohleschichtwiderstände durch rauschärmere Metallschichtwiderstände steht meines Erachtens in keiner Relation zum Ergebnis.

MEHR BUMS VON UNTEN!

Neben dem Rauschen ist vielleicht der etwas bassarme Klang ein zweiter Kritikpunkt am CS-3. Und da gerade die Fülle und Klangtiefe im Bassbereich den Ross-Kompressor so beliebt (und legendär) gemacht haben, liegt es nahe, in diese Richtung Hand an den CS-3 zu legen. Denn auf der anderen Seite des Frequenzbandes kann man ihm – im Gegensatz zum Vorgängermodell, dem CS-2 – nichts vorwerfen.

Um auch dem Bassanteil auf die Sprünge zu helfen, kursiert im Netz die sogenannte „Ross-Mod“, die wir heute ausprobieren wollen. Entgegen meiner bisherigen Praxis werde ich die Mod diesmal nicht schaltbar machen, sondern einfach durch Umlöten der Bauteile durchführen. Schaden wird die Mod definitiv nicht und einen Mehrwert von weiteren schaltbaren Sounds kann ich bei einem Kompressor für mich nicht erkennen.

Beim direkten Umlöten ist der Aufwand sehr überschaubar und in wenigen Minuten erledigt. Die Mod setzt nur an fünf Stellen an. Allerdings liegt ein Bauteil etwas ungünstig auf der kleinen Poti-Platine. Deshalb müssen neben der Bodenplatte, die die Hauptplatine freigibt, auch die vier Potis gelöst werden, um an den Kondensator auf der Hilfsplatine zu kommen. Die eigentlichen Lötarbeiten sind Boss-typisch einfach zu bewerkstelligen – vorausgesetzt, dass man noch ein altes Pedal mit konventionellen Bauteilen vor sich hat.

BOSS CS3 Modplatine
Hier sind schon mal vier der fünf Änderungen zu erkennen: Die blauen Metallschichtwiderstände R36 (liegend am linken Bildrand) und R5 (stehend am rechten Bildrand) sowie die roten Wima Folienkondensatoren (2,2 uF links neben R5 und 100 nF am oberen Bildrand) unterscheiden sich deutlich von den üblichen Boss-Bauteilen. (Bild: Richter)

Folgende Schritte sind für die Ross-Mod am CS-3 durchzuführen: Durch die Änderung von R36 (10 k) auf 100 Ohm wird mehr Fülle und Effekttiefe versprochen. Wenn man C2 von 22 nF auf 100 nF erhöht, soll der Bassanteil erhöht werden. Noch stärker werden die unteren Frequenzen durch die Erhöhung von C1 von 27 nF auf 220 nF unterstützt.

BOSS CS3 Potiplatine
Der Kondensator C1 sitzt auf der kleinen Poti-Platine. Nach Lösen der Poti-Schrauben und entfernen der LED-Befestigung kann man auch die Hilfsplatine einfach zum Bearbeiten entnehmen. (Bild: Richter)

Die drastische Erhöhung von C13 (47 nF) auf 2,2 uF gibt nochmal etwas mehr Bass dazu. Da es 2,2-uFFilmkondensatoren nicht überall gibt, bzw. solch hohe Werte recht teuer sind, kann man sich auch mit zwei parallelverschalteten 1-uF-Kondensatoren behelfen. Abgerundet wird die „Fat Body Mod“ dann noch durch das Verringern von R5 (810k) auf 470 Ohm.

BOSS CS3 Mod-Potiplatine
Nach Entfernen der Hilfsplatine mit den Potis kommt man auch prima an den Kondensator C1 heran. (Bild: Richter)

DIE LÖSUNG DES ACA-MYSTERIUMS

Hier noch einmal der wichtige Hinweis, dass Boss seine Pedale sukzessive mit den winzigen SMD-Bauteilen ausstattet, weshalb neue Boss-Pedale nicht mehr so einfach zu reparieren oder modifizieren sind. Also, wer die Mod selber ausprobieren will, sollte auf dem Gebrauchtmarkt nach älteren Pedalen Ausschau halten. Ich habe mir extra ein Modell besorgt, das noch den Sticker mit dem Warnhinweis „Use Boss ACA Adaptor only“ aufwies. Der Hinweis auf das alte, heute gar nicht mehr erhältliche, unstabilisierte Boss-Netzteil ist nämlich ein Indiz dafür, dass das Pedal noch aus dem alten Jahrtausend stammt.

ACA-Sticker
Wer Boss-Pedale modifizieren möchte, muss darauf achten, ein älteres Gerät vor sich zu haben. Wer noch ein Pedal mit dem „ACA-Sticker“ hat, ist hier schon mal auf der sicheren Seite. (Bild: Richter)

Erst seit 1997 weisen alle Boss-Pedale darauf hin, dass sie gerne Strom über das stabilisierte PSA-Netzteil beziehen möchten. Wer den Wunsch eines alten Boss-Pedals nach einem ACA-Netzteil übrigens ignoriert und das Pedal mit einem stabilisierten 9-Volt-Netzteil betreibt, kann durchaus ein unschönes Klangerlebnis bekommen. Auch mein CS-3 reagierte sehr pikiert auf ein stabilisiertes 9-Volt-Netzteil und verzerrte unschön. Das zickige Verhalten liegt daran, dass die alten Boss-Pedale die Stabilisierung über eine Diode und einen Widerstand im Pedal selbst vornehmen. Weil das aber ein paar Volt kostet, erwarten die ACA-kompatiblen Pedale eigentlich 12 Volt und quittieren den ordnungsgemäßen Dienst, wenn sie „nur“ 9 Volt bekommen.

Wer sein ACA-Pedal über ein hochwertiges Netzteil mit isolierten Ausgängen betreiben will, muss entweder einen 12-Volt-Ausgang nehmen oder die Widerstand/Dioden-Kombination in dem Pedal selbst entfernen. Entfernen heißt übrigens nicht, dass die Bauteile tatsächlich ausgelötet werden müssen. Es genügt schon, wenn man die Minischaltung überbrückt. Dazu sucht man das masseführende Kabel, das von der DC-Buchse kommt – also am Centerpin angeschlossen ist – und das Kabel, das an den mittleren Pin (Ring) der Inputbuchse geht. Eine Drahtbrücke, also ein Jumper, auf der Platine, die beide Kabel an den Lötpunkten verbindet, genügt, um die interne Stabilisierung auszuhebeln. Bei meinem CS-3 müssen dazu nur die benachbarten Lötpunkte 13 und 14 verbunden werden.

Nachdem der CS-3 nun auch mit stabilisierten 9 Volt zurechtkommt und mir der bassigere, wärmere und rundere Sound gut gefällt, bin ich zufrieden. Aber wie schon gesagt, sollten von der Mod keine Wunder erwartet werden. Wie ich eingangs bereits erwähnte: Kompressoren arbeiten subtil.

(erschienen in Gitarre & Bass 09/2021)

Produkt: Gitarre & Bass 2/2024
Gitarre & Bass 2/2024
IM TEST: Charvel Pro-Mod So-Cal HSS +++ Engl E670FE Special Edition +++ Ortega Guitars Tour Player +++ Ampeg Venture V3, VB112 und VB115 +++ Ibanez Iceman IC420FM +++ Walrus Audio Fable +++ Meta Guitars Veil Bass +++ Fender CS Early 55 Strat Trem & Hardtail +++ Lakland Skyline Decade

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Diese technischen Berichte in G&B liebe ich sehr. Selbst habe ich einen CS3, allerdings relativ neu, also schwer zu modden. Der hängt an einem Fender Hot Rod Deluxe IV. Es ist richtig, den Sweet Spot zu finden bei 4 Reglern, ist etwas fummelig. Insbesondere wenn man verschiedene Gitarren benutzt. Trotzdem lohnt es sich soundtechnisch, solch ein Gerät einzusetzen.

    Auf diesen Kommentar antworten

Schreibe einen Kommentar zu HoWü Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Das könnte dich auch interessieren