Teil 5

Homerecording: Der Sequenzer

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Bevor wir in den nächsten Ausgaben zum eigentlichen Aufnehmen, Bearbeiten, Mixen, Klangfärben, Schneiden, Föhnen, … kommen, möchte ich in dieser Ausgabe noch auf das zentrale Element unserer computerbasierten DAW (Digital Audio Workstation) zu sprechen kommen: Die Sequenzer-Software.

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Im Gegensatz zu den schon besprochenen Bausteinen Monitore und Interfaces, ist die Artenvielfalt der Gattung Sequenzer relativ überschaubar. Deshalb bietet sich zum Vergleich der funktional umfangreichen aber sich immer mehr ähnelnden Software-Boliden diesmal eine kleine Marktübersicht an. Mit Sequenzer soll der Teil der Kategorie Audio-Software gemeint sein, welcher MIDI-Sequencing und Festplatten-Recording in einem Komplettpaket mit jeglicher benötigter Studiotechnik in virtueller Form bereitstellt.

Dabei wird fast immer das Prinzip der Mehrspurbandmaschine aufgegriffen, indem mehrere Spuren, Audio oder MIDI, entlang einer Zeitachse visualisiert werden. Im Gegensatz zum analogen Vorbild kann man beim Sequenzer die einzelnen Aufnahmen frei bewegen, kopieren, schneiden, in Ordner packen und vieles mehr. Zudem sind beim Sequenzer-Programm noch gleich das Mischpult, die FX und teilweise die Musikinstrumente enthalten. Sehr praktisch also, so ein Sequenzer!

Einige Programme wie z. B. Ableton Live bieten zusätzlich auch eine sogenannte Pattern-/Loop-basierte Ansicht, welche eine ganz andere Arbeitsweise ermöglicht bzw. fordert. Obwohl dieses Bedienkonzept von den alten Drum-Computern abgeleitet ist, erfreut sich diese Arbeitsweise besonders bei jüngeren Musikern. Ob das Track- oder eher das Pattern-basierte Arbeiten den eigenen Gehirnwindungen zusagt, muss man einfach ausprobieren. Egal welchen man benutzt, der Sequenzer ist die Steuerzentrale unserer Musikproduktion.

Je nachdem, wie gut wir mit diesem Tool zurechtkommen, werden wir mehr oder weniger Spaß und Erfolg bei unserem (Home-)recording haben. Hierbei stellen die heutigen Sequenzer die höchsten Anforderungen an unser technisches Verständnis (was natürlich besonders auf Musiker abschreckend wirken kann… ;-). Deshalb ist es wichtig, den persönlich passenden Sequenzer zu finden, denn keine Software kann alle Ansprüche und Vorlieben erfüllen.

Auch diejenigen, die schon mit einem Sequenzer arbeiten und sich dabei des öfteren bei gesellschaftlich verpönten Kraftausdrücken ertappen lassen, sollten mal einen Blick über den Tellerrand wagen. Dieser könnte erst einmal trocken auf die Fakten und Zahlen abzielen, um per Ausschlussverfahren geeignete Kandidaten einzugrenzen: Mac oder PC? Wie viel kann oder will ich ausgeben? Möchte ich Filmton machen und brauche ich dafür Surround-Funktionalität oder zumindest ein Video-Fenster? Brauche ich Notendruck? Gut, Letzteres ist zumindest für uns Gitarristen jetzt nicht so wichtig … Bin ich mit meinen Dateiformaten kompatibel zum Programm eines Kumpels, mit dem ich gerne zusammenarbeiten möchte?

Für einen schnellen und geschmeidigen Workflow ist die Möglichkeit zur sogenannten Personalisierung der Software ein entscheidendes Kriterium. Dabei kann man durch mehr oder weniger freies Editieren von Shortcuts, Snapshots und Layout die Software an die eigenen Bedürfnisse bzw. spezielle, sich wiederholende Aufgaben anpassen.

Natürlich sollte man sich von vorne herein möglichst intuitiv zurechtfinden, wobei der massive Funktionsumfang der meisten Sequenzer (zumindest in der Vollversion) dem etwas entgegenwirkt. Darum muss man einem neuen Sequenzer schon ein paar Stunden Zeit geben, um ein Gefühl für das Konzept zu bekommen. Um das gesamte (persönlich nützliche) Potential der Software beurteilen zu können, würde ich aber eher eine ganze Woche veranschlagen! Ein objektives Abwägen der guten und schlechten Programmeigenschaften ist sonst kaum möglich, sach ich jetzt mal so. Das ist zwar etwas zeitaufwendig, lohnt sich aber, da man ja wahrscheinlich eine jahrelange Bindung eingeht.

Zum Testen bieten sich die kostenlosen Demoversionen an, die bei den meisten, aber leider nicht bei allen Firmen verfügbar sind. Für die ersten Gehversuche sind die üblichen Demo-Videos ganz hilfreich. Für den Einblick in speziellere Features sind teilweise auch die zahllosen YouTube-Videos ganz aufschlussreich.

So, jetzt zur Marktübersicht: Im oberen Preisbereich gibt es die nicht zu verschweigenden Sequenzer „Magix Sequoia“, „Steinberg Nuendo“ und „Avid ProTools“. Diese sind preislich jedoch ziemlich „abgehoben“, und somit ausschließlich für den professionellen Bereich gedacht. Wer reich geheiratet hat, kann sich diese Sequenzer natürlich mal angucken, aber wenn man kein Filmton-, Post-, Pro- oder Mastering-Studio hat, wird man bei den erschwinglicheren Kandidaten nichts vermissen.

Die meisten Sequenzer gibt es in verschiedenen Ausbaustufen, oft eine stark limitierte Einsteiger/Demo-Version, eine abgespeckte aber zum ernsthaften Arbeiten gedachte Version sowie eine Vollversion, oft mit reichlich Content als Zugabe. Falls man sich für einen der Sequenzer besonders interessiert, kann es also gut sein, dass vielleicht auch eine etwas billigere Version ausreicht. Eventuell genügt dem ein oder anderen auch schon ein „Einsteiger/Hobby-Sequenzer“ wie Apples „Garage Band“ oder Magix „Music Maker“.

Solche Sequencer sind den Großen besonders in Sachen Editing deutlich unterlegen. Trotzdem kann man, je nachdem wie man Musik macht und aufnimmt, mit so einem Sequenzer schon einiges anstellen. Im Niedrigpreissektor soll noch das sehr interessante Programm „Reaper“ von Cockos erwähnt werden.

Zum Abschluss noch etwas zur sogenannten „Audio Engine“. Dieser internen Audioverarbeitung, die je nach Sequenzer anders programmiert und auch teilweise bezüglich der Wortbreite unterschiedlich dimensioniert ist, wird von einigen Spezialisten unterschiedliche Audioqualität nachgesagt. So lassen sich einige Leute zu Aussagen wie „Sequenzer A klingt flacher als Sequenzer B“ oder „Sequenzer XY klingt besonders seidig“ hinreißen.

Ich will hier natürlich keinem Schwindel oder Unzurechnungsfähigkeit unterstellen, aber inzwischen sind alle großen Sequenzer bei 32-Bit- oder gar 64-Bit-Fließkomma angekommen, und wer da einen Unterschied hört … Solange wir keine extrem dynamischen Orchesteraufnahmen mit 100 Spuren machen, sind die oft bemängelten truncation-Probleme selbst bei 24-Bit Audioverarbeitung (und ihren 144 dB Dynamikumfang) für Normalsterbliche jedenfalls kein Thema, meine Meinung!


Alle Folgen zum Homerecording: www.gitarrebass.de/thema/homerecording

Tiefergehende Informationen zur gesamten Bandbreite der Recording-Welt gibt es auf: www.soundandrecording.de

Die Workshop- & Community-Plattform für alle Recording-, Mixing- & Mastering-Engineers sowie Produzenten: www.studioszene.de

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Hallo,
    ich weiß nicht so genau, wann denn der Artikel geschrieben wurde (kommt ja aus dem Archiv), aber REAPER ist keine Open-Source Software. Sie ist allerdings im Vergleich zu anderen Systemen recht günstig. Kostenfrei gibt es meines Wissens Cakewalk by Bandlab.

    Auf diesen Kommentar antworten
    1. Hallo Thomas,
      der Original-Artikel ist in der Tat schon etwas älter. Open-Source trifft nicht mehr zu, allerdings ist Reaper noch immer vergleichsweise günstig. Der Text wurde angepasst, danke für den Hinweis!
      Beste Grüße aus der Redaktion

      Auf diesen Kommentar antworten
  2. Und wo ist die Marktübersicht? Allgemeiner und oberflächlicher gehts wohl kaum. Fühle mich vom Newsletter und der Überschrift verarscht… Sorry, das ist unseriöser (Fach!-)Journalismus und Bauernfängerei.

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    1. Hallo,
      der Artikel ist eine Folge aus einer 30-teiligen Serie und behandelt die absoluten Basics. Es geht darum, dass Einsteiger einen groben Überblick bekommen. Ausführlichere Artikel zu verschiedenen Themenbereichen kommen noch!
      Beste Grüße aus der Redaktion

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